Zuerst etwas positives: die ersten drei Staffeln von Midnight Diner1 sind auf Netflix verfügbar! Jetzt noch die Filme und es ist beinahe perfekt.
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ich werde an dem Sprecherseminar nicht teilnehmen. Mir fehlt es an Selbstbewusstsein, um vor anderen Menschen zu sprechen/vorzulesen—selbst mit Skript im Gwandkasten fällt es mir schwer—, und ich möchte mir nicht schon wieder anhören können, Talentbefreit zu sein bzw. Lob für etwas bekommen, dass mich nirgens hinführt.
Außerdem ist mein Kind jung und braucht das Geld.
ich kann meine Schwiegermutter hören…aber sie versteht auch nicht: es ist ein Kraftakt für mich, aus dem Bett aufzustehen. Und neben der Aufgabe, eine Stunde zum Kursort zu fahren, sich dort zu konzentrieren und wieder zurückzufahren, fürchte ich mich vor den anderen Kursteilnehmern—vor deren Sozialisierung.
„Und was machst du so?“
„Das Wetter ist schon…“
„Coronafall in der Familie gehabt?“
„Politik blablabla“
„Also ich…“
usw.
ich möchte im Moment so wenig menschlichen Kontakt wie möglich haben…
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ich habe Raina Telgemeiers Guts2 gelesen. Liest sich wie ein Teil meiner Vita. In dem Comic beschreibt die Autorin/Zeichnerin, wie sie in ihrer Kindheit auf ihre Angsterkranung aufmerksam geworden ist, und mit der Zeit einen Umgang damit gefunden hat. Man kann es als Werk für Kinder abtun, aber da können sich auch Erwachsene etwas abholen. ich verstehe jetzt, wieso die Frau so eine große Leserschaft hat, denn ich kenne nichts, dass derart mit dem Thema und dem Leser umgeht.
Ein wichtiger Satz darin ist: Sei dir und anderen gegenüber ehrlich.
Dann bin ich das einmal:
ich habe permanente Angst davor, mein Magen oder mein Darm würden sich spontan entleeren.
ich schäme mich für die Geräusche und Gerüche die meine Verdauung erzeugen. Ein Faktor, der mir Angst vor Essen macht.
Der Umgang der Ärzte und meiner Eltern mit der in meiner Familie vorhandenen Stoffwechselerkrankung, was mir auch Angst vor dem Essen bereitet.
Verdauen macht mich langsam, was mir in der Arbeit und jetzt mit Kind Schwierigkeiten bereitet. Niemand scheint begreifen zu wollen, dass ich nach dem essen zuminderst eine halbe Stunde ruhig sitzen oder liegen möchte.
ich finde es wiederlich, andere beim essen zu sehen, aber besonders sie dabei zu hören.
Seit sechs Jahren ist es schlimm.
ich lebe von Käse Sandwiches. Manchmal—zwei Mal im Jahr—ein Stück Paprika.
ich habe das Pech, kein Vertrauen zu meinem Therapeuten zu haben, und wie ich oben erwähnt habe: derzeit scheint mir ich wäre eine Art Verkehrter König Midas: alles was ich berühre wird scheiße.
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Laut Urban Dictionary gibt es den Sidam Touch3 sogar.
1 —netflix.com
2 —goodreads.com
3 —urbandictionary.com
153-2019 | 153-2018
Hi! Das ist schade, dass du den Kurs nun doch nicht antreten willst, das klang nach etwas, was dir wichtig war. Aber wenn es so viel Kraftaufwand kostet und dir nicht machbar erscheint, ist es natürlich derzeit nicht das Richtige.
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Danke!
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Dein Eintrag ist bei mir hängen geblieben. Du schreibst, Du magst keine Essgeräusche. Sowas kenne ich auch. Ich höre das manchmal wirklich ungern. Aber dann fällt mir ein, wie meine Schwester sich früher immer geekelt hat, wenn ich gegessen hab, vor den Geräuschen, und dass ich daraus später auch ne Soziale Phobie mit Essen entwickelt habe – und dann gehts wieder.
Manchmal denke ich noch an die Zeit, als ich viel Angst hatte, die Soziale Phobie. Bei mir war es glaub einfach ne Phase, die auch irgendwann wieder aufgehört hat, auch wenn es paar Jahre lang ging. Ich hoffe, das ist bei Dir ähnlich, und Du kannst irgendwann wieder das Essen genießen. Ich denke mal, das hat auch was mit Wohlfühlen zu tun…
Das mit den Gerüchen vom Essen kenne ich auch. Früher habe ich vieles nicht vertragen und hatte ständig Blähungen. Inzwischen meide ich diese Dinge einfach und esse sie nur, wenn ich frei habe. Knoblauch und Zwiebeln inklusive. Magengeräusche beim Essen sind glaub umso lauter, je dünner man ist. Ich schätze mal, die Haut ist dünner. Bei meiner derzeitigen Figur hört man nicht mehr viel, ich würde mir aber wünschen, man könnte mehr hören…
Wünsche Dir jedenfalls Gute Besserung mit Deinem seelischen Befinden!
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Vielen Dank!
Du kannst mir gerne Haut abgeben :-)
Mein Vater hat eine Zeitlang mit dem
Kiefer geknackt wenn er gekaut hat. Er hat das nicht mitbekommen, ich war froh, als ich in der Schule essen konnte.
Schön, dass die soziale Phobie eine Phase gewesen ist; ich hoffe die Welle bleibt oben.
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Ja, das mit dem Kieferknacken ist bei mir auch das unangenehme Geräusch… 😄
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Außer man fühlt die Spannung im Kiefer selbst, und dann entspannt es sich endlich nach einem genüsslichen Knacken :-)
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