man nennt es „verbittert“


[ journal ]

Die Frau erhielt eine Nachricht von einem ehemaligen „Patientenkind“. Inzwischen kann es schlittenfahren, als Sie begann damit zu arbeiten, konnte es mit seinen vier Jahren gerade einmal krabbeln.

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Kirby bekam ein „Wimmelbuch“ von mir geschenkt—Alles Rollt!—, weil diese Ihm im Moment am meisten Spaß machen. Und in dem habe ich auch ein paar Sachen nach denen ich Ausschau halte, seit mir die Akira Referenz auf Kaneda auffiel.

Wir nutzten die Öffnung der Museen, um einen Ausflug mit Kirby ins naturhistorische Museum zu unternehmen. Er freute sich wieder darüber, die stillen Tiere betrachten zu dürfen. Den Dinosaurierbereich mussten wir auslassen, Er wollte Ihn zwar sehen, aber die Lautstärke des Rufes des animatronischen Dinosauriers war Ihm zu viel. In dem Bereich standen wir vor einem Dilemma: Die Toiletten sind in der Nähe. Der Gang in dem sie sich befinden wird durch ein Zelt aus Mamuttfell, umringt von den Knochen des Tiers, geteilt. Am einen Ende des Gangs liegt der Dinosaurierraum, auf der anderen Seite wartet das zusammengesetzte Skelett eines Elchs. Zum Glück glaubte er mir, dass ich Ihn zurück ins Treppenhaus trage, wenn er die Augen schließt und von mir tragen lässt.
Später, beim Elefantenraum, „brillierte“ er. Er mag es, Elefanten in Bewegung zu sehen, Bilder von Elefanten mag er nicht. Ebenso mit den präparierten Exemplaren im naturhistorischen Museum. Ich rechnete damit, Ihn durch den Raum tragen zu müssen—wie wir es bisher taten—, verstärkt dadurch, dass er bereits am Beginn des Gebäudeflügels—ein Elefantenpräperat ist durch die Verbindungsgänge zwischen den Ausstellungsräumen zu sehen—davon sprach. Im Raum selbst stellte er sich an den Eingang und beobachtete. Ich setzte mich zu Ihm, und fragte Ihn danach, was er sieht. Und er erzählte mir von den Giraffen, dem Flusspferd, den Okapis und den Walknochen. „Soll ich dich tragen?“ fragte ich. „Hand nehmen.“ sagte er, und maschierte mit mir durch den Raum. „Was ist mit Giraffe los?“ fragte er als wir an deren Skelett vorbeikamen. „Die wurde zu heiß gewaschen und jetzt passt ihr die Haut nicht mehr.“ antwortete die Oma. Wenn er die Aussage einmal in Kontext setzten kann, werden die abstrakten Ängste interessant anzusehen sein.

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Ich bin eifersüchtig. Die Frau hat einen Kollegen, dem Sie—meiner Meinung nach—zu viel Ihrer Freizeit bereitstellt. Ich sprach es an, wurde—meiner Meinung nach—beschwichtigt, und durfte mir ein paar Stunden später wieder anhören das seine Fürze wie Eichhörnchenseufzer klingen… Deswegen bin ich momentan „ruhig“. Ich spreche mit der Frau, aber ich halte alles so kurz wie möglich. Meine Gedanken wurden ausgesprochen, jetzt sind Andere am Zug.
Es wäre mir aber klar, wieso sie eventuell eine intime Beziehung mit jemand Anderem führen würde. Mit mir kann man nicht viel anfangen. Wegen der stärker werdenden Symptome meiner chronischen Erkrankung, dem steigendem Druck am Arbeitsplatz, wegen dem ich in der Freizeit mehr Zeit zum alleine Ausatmen brauche und seit Kirbys Auftritt auf unserer Bühne stehe ich ohnehin unter permanentem Druck.

Es würde ja passen, im Kreis der bekannten Eltern stürtzt man sich gerade ebenfalls in frische Lieben. Am Ende ist man ein Mensch.

Es hängt wahrscheinlich auch damit zusammen, dass ich in einem sozialen Medium nach einer von mir verfassten Meldung nach meinem Zustand gefragt wurde, und auf mein „Es geht mir schlecht.“ keine Antwort mehr bekam. Darüber bin ich enttäuscht. Da sind Leute dabei, die ich bei Krisen unterstützte, emotional und finanziell.
Ich stellte seitdem meine Aktivität ein.

Was die Nabelschau im Internet angeht, bin ich derzeit am zweifeln. Wenn Menschen schon um Unterstützungen bitten, obwohl sie ein paar Zeilen weiter oben anführten, Werkstätten im Haus zu renovieren, stelle ich deren Perspektive über ihr tun in Frage. Soll ich, einfach weil ich es kann, auch einen Unterstützungsaufforderung unter jeden Eintrag kleben? Wenn dies jemand, der seine Werkstatt durchs Homeoffice endlich einmal renovieren kann, aber deswegen den Tesla schweren Herzens vor die Tür stellen muss, macht, ist es mit einer Wohnung—mit undichten Fenstern—im Arbeiterviertel und einem gebrauchten Kleinwagen auf der Straße doch auch zulässig.

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Es wurde beschlossen, die Kurzarbeitsregelung um ein Quartal zu verlängern. Wenn man sich die Stimmen in der Branche anhört, schaut es derzeit nicht so aus, als würde man vor 2022 volle Spielpläne haben. Noch sind wir da flexibel; noch stehen wieder Kontrolltermine und Servicearbeiten auf dem Plan. Dazu hört man schon Kritik: Wieso im Vorjahr geprüfte Anlagen, welche sich bisher nicht bewegten, wieder überprüft werden müssen. „Wer rastet, der rostet.“ Lager- und Standschäden sind Alltag, und ich kann den Standpunkt der Kundschaft verstehen…eine erwähnte, wir seien Nutznießer weil das Gesetzt die Arbeiten vorschreibt—in dem Fall mit einem Zwinkern.
Zurück zum Thema: Die Kultur liegt am Boden. Sie ist bei Bewusstsein, atmet schwer, und es scheint, als wäre dieser Zustand zum Alltag geworden. Für mich scheint es, dass man die Öffnung der Gastronomie mit größerer Freude herbeisehnt, als die der Kulturstätten.

Andererseits, bei den Dingen, die im poltischen/wirtschaftlichen/gesellschaftlichen Alltag gerade so „passieren“ frage ich mich ohnehin, wie etwas besser werden soll.

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