Die Allergien sind heuer besonders störend. Sie traten von einem auf den nächsten Tag auf, und erst nach einer Woche, stellte die Medikation einen Zustand her, den man als »bemerkbar« beschreiben konnte. Von Zeit zu Zeit brauche ich sogar ein Nasenspray, welches ein abschwellen der Schleimheute erzwingt, und damit auch die Kopfschmerzen lindert.
Drecks Sommer.
Scheiß Natur.
Alles zubetonieren.
So, jetzt ist mir leichter.
Nein, ist es nicht…
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Der Nachbar unter uns schaffte einen Gasgrill an—ein Schmuckstück aus der Weber’schen Ecke, die Frau beschrieb das Gerät mit »Wäre Liberace Grillfluencer gewesen, wäre das sein Signature Grill.«.
ABER: Obwohl die Nachbarn seit der Anschaffung einen Schlachthof über den Rost schickten, liefen die Zusammenkünfte sehr ruhig ab. Es ist komisch, wenn man die Fenster wegen des Geruchs schließt, nicht wegen des Lärms.
Die erwähnten Zusammenkünfte bringen andererseits wieder eine meiner Sorgen zum Ausdruck: Auch wenn der Bundeskanzler meint, es sei vorbei, erzählt mir die Verwandtschaft aus dem Gesundheitssystem, dass der Ball zwar nicht mehr so hoch fliegt, aber das Publikum im durchschnitt jünger ist und schwerer erkrankt. Das ist nur ein Stück aus dem Situationskuchen, aber auch mein professioneller Alltag scheint bis 2022 keine Rückkehr zur Normalität anzubieten.
Vielleicht bin ich zu verbrannt—allerdings auch chronisch krank—, fürchte aber die eventuellen Folgen einer Maßnahmenlockerung, wie sie für Ende Juli angekündigt wurde.
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Alice im Wunderland wurde in die klingonische Sprache übersetzt. Ob die Version auch besser ist, wie bei Shakespeare?
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Kirby hat seine Arzttasche entdeckt. Nun müssen wir zumindest einmal am Tag für eine Untersuchung durch »Doktor Kirby« innehalten. Dabei ergeben sich witzige Dialoge:
Kirby: »Ich muss dich abhören.«
ich: »Wird es weh tun?«
»Ja.«
»Du brauchst eine Spritze.«
»Bein oder Arm?«
»Nasenloch.«
»Höre Herz nicht.«
»Ist das schlimm?«
»Nur wenn man es weiß.«
Momentan schläft Kirby wieder ruhiger, steht dafür aber früher auf als üblich. Und er bittet mich oft darum, bei Ihm zu übernachten—immer mit dem Zusatz »Bitte leg dich heute ins kleine Bett.« Er schläft zwar ruhig, Sorgen mache ich mir dafür über eine andere Baustelle: die Gefühle. Ich nehme an, dass ist ein Teil des Prozess der Selbstfindung; ein anstrengender Teil. Ich lese mich nebenbei durch ein paar Bücher der Frau, und in einem stand vollkommen richtig, aber mir nicht bewusst, dass Frust zum Großteil durch fehlende Ausdrucksmöglichkeiten entsteht. Ich versuche seitdem, zu interpretieren was Ihn beschäftigt, und was der Ursprung dafür sein könnte. Damit hatte ich einmal einen Volltreffer. Auf dem Altpapierstapel lag ein Buch mit einem Außerirdischen auf dem Cover, mir viel allerdings erst später ein, dass es der Grund sein könnte, wieso er in letzter Zeit an der Hand durchs Vorzimmer begleitet werden möchte. Wir unterhielten uns darüber—ohne ein »du brauchst keine Angst zu haben«, sondern mit einem »Kein Problem, kommt außer Sichtweite.«—und am nächsten Tag blätterte er durch das Buch, und fragte, ob ich es auf seinen Bastelstapel legen kann.
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