Am Father—Will travel

In den letzten Monaten härtete eine Position im professionellen Alltag aus, von der ich nicht dachte sie je in diesem Umfeld einzunehmen: der professionelle Papa. Die Zahl der 19 bis 30 Jährigen im Unternehmen, mit denen ich direkten Kontakt habe, stieg erheblich, und aus … Gründen spannte sich eine Gruppe davon mich als eine Art Kompassnadel ein. In meiner Abwesenheit werde ich bereits «Papa» genannt. Und es ist mir doch unheimlich; es schmeichelt mir natürlich, aber es ist zum Großteil unheimlich.

Liegt es daran, dass ich versuche die Leute nicht so zu behandeln, wie man selbst in dem Alter behandelt wurde? Dass ich sie nicht dauernd die Scheissarbeit machen lasse, sondern sie mit ihnen mache—nicht, dass ich meinen Anwesenheitsbonus nie ausnutze, bin auch nur ein Mensch—; ihnen Pausen gönne, bzw. sage «Passt schon, mach ich.»; dass ich offen sage, in ihrem Alter ebenfalls der Meinung gewesen zu sein, alles besser zu wissen, und sie deswegen probieren lasse; weil ich zuhöre; ist es die Ehrlichkeit; meine Lust daran, in den Trümmern meines Scheiterns zu wühlen und die Ergebnisse für den Eigenbedarf Anderer aufzuarbeiten; dass ich offen darüber spreche, Spielzeug zu sammeln, und auf Zuruf meine beste Kamen Rider Den-O Imitation vorzuführen?

Das Zuhören ist anstrengend. Die Themen sind ähnlich: Liebeskummer, Orientierung im Leben, politische Einstellungen—zusammengefasst: Wer bin ich? Was soll das? Wie machst du es?
Und von meinem Aussichtspunkt im Leben kann ich da nur mit «Wer Du im Moment bist.», «Keine Ahnung.» und «Ich fliege entweder auf Sicht oder nur mit den Instrumenten, je nachdem was mir in dem Moment lieber ist.» antworten.

Vielleicht nutzt man mich aus.
Aber selbst wenn, «die Jungen» haben es schwerer, als ich in deren Alter. Deren Geschichten vom Dschungel der Ausbildung und die kompliziertere soziale Hierarchie die ihn durchzieht, treiben mir den Angstscheiß auf die Stirn. Wie bei jedem Anderen auch, ist es ja damit nicht getan, der Rucksack der Persönlichkeit den wir alle bei uns haben, enthält nicht nur nützliches Werkzeug. Denke da ist es ok, wenn man sich die Hand halten lässt. Mache ich ja auch.

Wahrscheinlich ist es ein gegenseitiges Nutzniesen; ich werde daran erinnert, was für ein Arschloch ich in der Zeit war, welche ihre Gegenwart ist. Ich mache mir keine Illusionen, da ist schon noch genug über, aber vielleicht kann ich Kirby dabei helfen, seine Fähigkeit der Selbstreflexion früher zu schärfen—nicht ganz uneigennützig, denn wenn er einmal mit mir so telefoniert, wie eine der Auszubildenden mit ihren Eltern, lege ich auf.
Die fiel vor kurzem in ein tiefes Loch, und ist sich nicht sicher, wie sie ihre Verletzungen versorgen soll. Sie betäubt noch anstatt zu verbinden oder nähen. Da zieht man Wände hoch.

Könnte die Freude am Konservatismus bei jüngeren Menschen daran liegen? Das die Wege dichter bewachsen sind, als noch zu meiner Zeit? Und wenn ich mich so umhöre, wirken deren Familien zerrissen, vielleicht sehnt man sich da nach einem Maß an Autorität—zumindest Orientierung—, einem Seil das einem Halt gibt, auch wenn es einem ins Fleisch schneidet weil man daran hinab rutscht.

Ich denke den Moment gefunden zu haben, an dem die ganze Sache startete: Als sie mich einmal fragten wie ich meine Kirby zu erziehen. «Wie einen Erwachsenen der von einem anderen Planeten kommt, auf dem es keine Probleme gibt.»
Vielleicht hörten sie in dem Satz etwas, das gefiel.

Der Titel dieses Eintrages ist eine Anspielung auf die Radio-/Fernsehsendung Have Gun—Will Travel.

3 Gedanken zu „Am Father—Will travel

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