Auf dem Weg nach Hause holte ich eine Sendung aus der automatisierten Paketaufbewahrung. Der Automat ist in die Wand eines Wohnhauses eingelassen, dessen Eingang um die Ecke liegt, und von mir passiert werden muss, wenn ich den direkten Weg nach Hause nehme. Der Grünstreifen vor dem Hauseingang hat sich in den letzten Jahren von der sorgfältig geplanten Auflockerung der Betonlandschaft zu einem Stück Gegenentwurf entwickelt; mit Bäumen deren Äste in den Weg ragen, hohem Gras und Wildblumen. Als Allergiker meide ich diesen Weg, aber dieses Mal bildete ich mir ein, die zwei Minuten mehr Wegzeit nicht über zu haben, und bog um die Ecke. Siehe da, man kürzte die Äste und brachte die Wiese und Pflanzen wieder zurück an den Rand ihres Beetes—was mich störte, denn auch wenn es mich mir juckende Schleimhäute bescherte, war es schön anzuschauen—, und stellte eine Tiertransportbox vor die Postkästen.
Eine Tiertransportbox? Hmm, ist da etwa … eine Katze ist drin. Scheiße, auf die bin ich auch allergisch, intensiver als auf die Natur. Das Tier sah auf den ersten Blick in Ordnung aus, nur unsicher darüber was sie hier macht und wer ich bin—was wahrscheinlich eine Projektion meiner momentanen Unsicherheit auf das Tier war. Ich sah mich um—weit und breit kein Mensch, jedenfalls keiner der Interesse an dem Tier hatte.
Ich setzte mich daneben aufs Trottoir, und fragte das Internet nach der Nummer der Tierrettung. Dann stellte ich mir einen Wecker für in 15 Minuten, wenn die Situation bis dahin dieselbe blieb, würde ich die Tierrettung verständigen.
Ich dachte über mein Vorgehen nach, wenn das Tier nun tatsächlich ausgesetzt wurde nach. Vor Jahren lief mir ein Hund nach, dessen Halsband einen QR Code hatte, über den ich den Besitzer erreichte. Die Katze hatte ein Halsband, vielleicht waren da Informationen drauf. Wie lange würde die Tierrettung wohl brauchen? Soll ich das Tier dazu zu uns bringen? Wegen des unbeständigen Wetters.
«Sie wurde nicht ausgesetzt.» wurde mir nach ein paar Minuten Wartezeit zugerufen. Eine Frau mit zwei weiteren Tiertransportboxen marschierte in meine Richtung. «Sehr gut. Ich bin allergisch.» antwortete ich, und setzte meinen Weg fort.
Puh – Gott sei Dank! War das die Tierrettung, die Frau mit den beiden Boxen, oder war das die eigentliche Katzenhalterin? Ist ihr ursprünglich das Geschleppe wohl zu viel geworden?
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Es die Halterin, der war das wohl zu viel tragen. Das Vertrauen in die Mitmenschen muss man auch erst einmal haben, sein Tier da so ganz alleine stehen zu lassen.
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Genau – und das Tier erleidet ja auch Angst.
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