die Hälfte

Die Frau «eröffnete» unseren Jahrestag mit der Ansage «Wir sind nun mein halbes Leben liiert.» Und erst dachte ich, wie super das nicht ist: meine Lebenspartnerin ist dies schon ihr halbes Leben lang—die arme Frau! Das muss man aushalten…

Später an dem Tag hatte ich die Möglichkeit, sie in Ruhe zu betrachten, und da erkannte ich—zu meiner Schande erst dann—was für ein Privileg es ist, jemand beim Leben zu begleiten und den Veränderungen beizuwohnen. Ich durfte die Frau bei ihrer … «Frauwerdung» begleiten, in einer intimen Rolle. Ich habe Kollegen in meinem Alter, die Häuser an ehemalige Partnerinnen «verloren», und danach drei andere Beziehungen samt Umzügen und Rosenkriegen in der Vita der letzten zehn Jahre haben.

Besonders in den letzten Jahren hatten/haben die Frau und ich unsere Probleme, und bei allem Frust bin ich froh, sie mit ihr zu haben. Und ich denke ihr geht es ähnlich.

Filmtipp

The Banshees of Inisherin ist auf Disney+ verfügbar. Einer meiner liebsten Filme des letzten Jahres über Depression, toxische Männlichkeit, gesellschaftliche Verhärtung, und viele andere Begriffe die einem den Abend verhauen können. Aber wunderbar festgehalten und durch die Bank sehr gut gespielt.

Filme 2023 – 29

Marcel the shell with shoes on (2021)

Ein Amateurfilmer, Dean, lernt in seinem Airbnb Haus Marcel und seine Großmutter kennen, zwei Schalen mit Auge und Schuhen. Die beiden verloren den Rest der Familie vor zwei Jahren. Dean dreht eine Dokumentation über Marcel, und hilft ihm dabei, «aus seiner Schale zu kommen».

Man meinte schon zu Beginn, wohin die Reise geht, aber der Weg mit Marcel ist ein einzigartiger. Der Kosmos rund um die Familie wird für diesen Film in eine Schale gepackt, und auf ein Haus mit Garten verkleinert, trotzdem fühlt es sich an, wie eine Reise durch einen Kontinent. Am Ende erinnert man sich wieder an das Echo des Gefühls, wenn man zum ersten Mal versteht, wie groß die Welt ist, und wie klein man selbst – und es als Chance begreift. «Ich möchte nicht verlieren, was mir geblieben ist.» ist ein Satz, der noch länger in meiner Erinnerung nachhallen wird.

Bildrechte liegen beim Inhaber

Erkenntnisse

Beim Konzert von Weird Al Yankovic erkannte ich nicht nur, dass der Mann inzwischen wohl schwer daran arbeitet noch immer so zu klingen wie zu Beginn seiner Karriere – das ist keine Kritik, Weird Al lernte über die Jahre mit seiner Stimme und seinem Talent umzugehen, und manchmal kam es mir so vor, als müsse er sich bremsen – sondern auch, dass er von meinem Platz aus wie Mikael Åkerfeldt aussah, der zusammen mit Steven Wilson als Storm Corrosion ein Album aufnahm, das unter manchen Hörern als Witz gilt.