Vorbereitungszeit

[ journal ]

Mein Chef scheint mir sehr zu vertrauen. „Ihr seid schon fertig?“ fragte er, nachdem wir einen Umbau statt in den geplanten zehn, bereits in vier Stunden erledigten. Er kam sogar vorbei, um sich von unserer Leistung zu überzeugen—er musste allerdings an Ort und Stelle etwas in die Wege leiten, also bleiben wir bei „Im Zweifel für den Angeklagten“.
Ich bin sicherlich auch leichter reizbar, weil wir in der Kurzarbeit ständig Anrufe und e-Mails erhalten in denen wir zu den selbstverständlichsten Dingen angehlaten werden.
In den kommenden Wochen ist wieder ein wenig mehr zu tun. Schauen wir einmal, ob es einmal wieder Theatervorstellungen und/oder Konzerte zu tun hat. Interessant wird, ob ich mich bei einem kommenden Auftrag daran erinnern werde, meine Erlaubnis zum betreten des öffentlichen Raumes nach 20 Uhr auch einstecken werde.

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Das Temperaturelemelnt unseres Ofens hat sich verabschiedet. 12 Jahre hielt es tapfer durch. Inzwischen verwendeten wir ein extra Thermometer, um die langsam aufgetretenen Temperaturschwankungen—zwischen fünf bis zehn Grad Celcius—auszugleichen.
Auf der Suche nach einem Nachfolgegerät verzweifelte ich. Inzwischen ist jeder Themenbereich für mich ein bodenloses Loch. Zum Glück bindet mir die Frau öfter ein Seil um, und bremst mich. Dem Rollenbild unserer Großeltern entsprechend, überließ ich Ihr das letzte Wort in der Entscheidung. Es wäre, wie oben erwähnt, wieder Zeit für ein paar Veranstaltungen, oder besser gesagt, das dadurch entstehende Einkommen. Vielleicht sollte ich auch endlich etwas anderes machen…aber ich bin kein Marktschreier und würde in meinen Interessensgebieten nicht funktionieren.

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Im vergangenen Dezember sagte ich im Gespräch mit meinen Eltern über den Gesunheitszustand meiner Oma, dass wir uns auf Ihren Tod im Jahr 2021 vorbereiten könnten.
Viel Vorbereitungszeit hatten wir nicht. Gestern früh verstarb Sie im Spital. Sie würde am Wochenende wegen starker Schmerzen und eines sehr besorgniserregenden Blutbefundes gleich dortbehalten. Zu Beginn der Woche wurde Sie in die Onkologie verlegt—der Blutbefund nahm es vorweg.
Der Gesichtsausdruck Ihrer Leiche wirkte verkrampft, allerdings nicht schmerzhaft, sondern nachdenklich. Man sagte uns, sie hätte Schmerzmittel bekommen, aber es wird ohnehin eine Obduktion durchgeführt werden, welche die Todesursache abklärt. Zum Zeitpunkt unseres Eintreffens war Schichtübergabe am Pflegerstützpunkt, und die neue Schichtleitung war überrascht darüber, das Oma verstarb.

Es macht mir Sorgen, wie effektiv ich in der Lage handelte. Ich füllte die Besucherunterlagen aus, fand die Station, erkundigte mich nach dem weiteren Vorgehen—dabei begleitete mich dann meine Mutter und ein Onkel. Aber ich konnte mich dem weinen nicht anschließen. Mein Bruder musste sich setzten, und als mein Vater erfuhr, dass es eine Obuktion geben würde rief er „Kann man die Frau nicht endlich in Ruhe lassen?“
Ich bin traurig, weil Kirby oft nach Ihr fragte, und wir Sie einmal zu den Schwiegergroßeltern mitnehmen wollten—wäre im vergangenen Sommer zwar möglich gewesen, Schwiegeropa ist allerdings Risikopatient, der auch ohne Pandemie wie ein Haftlmacher aufpassen musste. Und Kirby und Sie verstanden sich gut. Aber ich bin froh, dass Sie nicht mehr leiden muss. Bei meiner Urgroßmutter mussten wir zusehen wie sie im lokalen Pflegesystem verfaulte. Im Falle von meiner Oma, erlebten wir mit, wie die Medizin an ihre Grenzen geriet. Oder den Fall finanzieller Doktrin unterordnete? Ich könnte auch den Umgang meiner Verwandten mit deren Gesunheit und Medizin thematisieren, dass ist allerdings nurmehr für die Hinterbliebenen interessant, meine Oma hat nichts mehr davon.
Und es war wieder interssant zu sehen, wie schnell Menschen wieder in zur Religion abbiegen. Sollen sie, aber wenn mir dann gesagt wird „Wir müssen das jetzt machen, weil sie schaut uns ja zu.“, muss ich einen Schritt zurück machen.

In der Nacht davor, randalierte mein Bruder im Rausch, weil mein Vater dessen ex-Frau zuerst über Omas Zustand informierte. Die junge Nichte rief mich deswegen an, und fragte ob Sie die Polizei rufen sollte. Mit gut zureden brachten wir meinen Bruder zu einer Verhaltensänderung. Wahrscheinlich aber nicht zum überdenken seines Alkoholkonsums. Aber ich vergifte mich ebenso.

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Ich kam in die Lage, auf Kirby und ein weiteres Kind aus seinem Kindergarten aufzupassen. Anscheinend machte ich meine Sache gut, denn als es abgeholt wurde, sagte es „Papa“ zu mir.
Interessant zu beobachten war, wie besitzergreifend Kirby sein kann. Im Kindergarten scheint er nicht so zu handeln, aber wenn seine privaten Spielsachen betroffen sind, wird er laut und und handgreiflich.

slow tv: Spielzeug


[ die 10 Actionfiguren des Jahres 2020 ]

Dan Larson wählte seine zehn Actionfiguren des Jahres 2020. 32 Minuten lang dürfen wir dem Entscheidungsprozess beiwohnen; slow tv für den distinguierten Sammler.

Der Boba Fett schaut aber wirklich gut aus…den GI Joe Classified Snake Eyes darf ich nicht kaufen, sonst brach ich Scarlet ebenso.

wenns heller blitzt


[ journal ]

Meine Schwägerin, angestellt im Gesundheitswesen, macht gerade Werbung gegen mRNA Impfstoffe weil man damit durch 5G kontrollierbar wird.
Am Arbeitsplatz waren ein paar Kollegen begeistert darüber, dass sie am Samstag wohl mit Hilfe der anwesenden Polizei, die Regierung hätten stürzen können; wenn man sich denn getraut hätte.
Eine Bekannte verlor die Fassung, weil sie zwar Skifahren darf, aber keine Strumpfhose fürs Kind kaufen kann.
Sankt Sebastian macht wieder alle Anderen dafür verantwortlich, dass seine Regierung letzten Sommer keine Vorbereitungen für z.B. eine zweite Welle trafen. Wie oben erwähnt: 10.000 Menschen riefen am vergangenen Samstag nach seiner Absetzung, da war ihm
wohl auch anders zumute. Abseits erklärt er in einem Interview, dass am 8.02. nicht unbedingt Lockdown Ende ausgerufen werden muss—was in der momentanen Entwicklung ja logisch erscheint, aber den Souverän wohl nicht friedlicher stimmen wird.
Die Caritas in Oberösterreich meldet einen Anstieg an häuslicher Gewalt von 49%.

Ich habe mehr Angst vor dem ersten Stein, als vor Sars-Cov2—bitte nicht als Verharmlosung verstehen, ich habe einen Verwandten der momentan mit den Folgen ringt. Wir reden von Gesellschaft und Zivilisation, aber im Moment sieht man wieder: wenn es heller blitzt, sind wir bereit Jungfrauen zu opfern, damit es aufhört.
Ich fürchte, wir werden uns nicht mehr aus dem Haufen schaufeln können. Vielleicht werden wir wieder in der Rolle eines Gemeinschtsmitglied funktionieren, in die Augen werden wir uns aber nicht mehr schauen können.
In den Spiegel wohl auch nicht.

nur in Österreich…

Bei uns wird gegen die Covid19 Maßnahmen demonstriert. Und trotz Verstöße gegen die Auflagen wurde bisher nicht aufgelöst.
Aber die Gegendemo eingekesselt.
Wir haben es nicht anders verdient…

Es ist frustrierend; ich werde meinen Job auf kurz oder lang wohl auch verlieren—aber ich mache das nicht an den Maßnahmen fest, sondern am sorglos zu scheinenden Umgang mit der Krankheit.
Leider zeigt die Demonstration, wieso man im
Bildungsbereich nicht sparen sollte und das wir als Gesellschaft versagten. Die Leute die aus z.B. krankheitsbedingt nicht erwerbstätig sind, wurden von im Demonstrationsoersonal enthaltenen—durch Covid19 zu ehemaligen gemachten—Leistungsträgern als faul bezeichnet wurden, aber in ihrem Frust nicht laut wurden.
Ich warte nurmehr darauf, dass man versucht das Parlament zu stürmen, und sich über die Baustelle wundert…

Mein an Covid19 erkrankter Verwandter ist übrigens wieder im Spital. Dieses Mal wegen einer Lungenentzündung, PCR Test war negativ.