Archiv der Kategorie: professioneller Alltag

die Rettung naht…lauft!

– 1apr20 –

aus dem Intro von Ultra Q ep.3: The Gift From Space (宇宙からの贈りもの, Uchū kara no Okurimono)

Der Maskenball hat begonnen. Ich habe in meiner privaten Werkzeugtasche noch ein paar FFP3 und FFP1 Masken gefunden – die Anzahl kann man an zwei Tischlerhänden abzählen.
Wir haben unsere selbst genäht, und die FFP Masken haben wir dem Spital in dem die Schwiegerfamilie arbeitet überlassen.

Es ist erschütternd wie die Leute gerade mit Rettungsautos umgehen. Einer der Nachbarn für die wir die Einkäufe erledigt haben ist letzte Woche per Rettungsauto ins Spital geführt worden. Ein Leiden, welches man im letzten Jahr beseitigt glaubte ist mit neuem Elan zu Werk gegangen, und er brauchte Hilfe. Heute haben uns Nachbarn darauf angesprochen, ob wir wegen des Covid19 Falls im Haus bescheid wissen.
„Nein, wieso auch? Wird ja keiner ankündigen.“
„Eh klar, aber einen der Bewohner von Tür X hat man mit der Rettung geholt.“
„Wissen wir.“
„Und dann sagen sie uns nix?!“
„Bewohner X hat es beinahe das Y z’rissen – des bikt[1] man sich auch nicht auf die Stirn.“
Ruhe.
„Das würde ich auch sagen, wenn ich’s vertuschen wollen würde.“
Alles klar, und die Chinesen haben’s erfunden, damit sie ihren größten Abnehmer hamdrahen[2].

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Meine Eltern haben Kirby einen Zug für seine nicht-Brio Bahn vorbeigebracht.
Es ist komisch wenn man gerade Sachen auf Autos oder vor Haustüren abstellt.
Jedenfalls leigt der Zug seit ein paar Monaten auf Lager, und wir dachten: Je nachdem wie er die Grundausstattung annimmt, können wir weitere Dinge dafür anschaffen.
Der Zug ist einerseits großartig, andererseits hat er mich zu Beginn einiges an Nerven gekostet – das gute Stück macht auch Geräusche.
Für die ersten 20 Sekunden.
Puh.
Und nach 10 Minuten bleibt er einfach stehen und wartet auf seinen nächsten Auftrag.

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Fürs erste bin ich zwangsbeurlaubt.
Ich darf nirgends anders arbeiten, sonst gibt es keine Ausgleichszahlung.
Ein Kollege hat uns Kursangebote geschickt, die einer unserer Externen für eine Spende online gestellt hat – gegen die Langeweile. „Der Luxus der Kinderlosen.“ haben wir ihm geantwortet.

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In meiner Mittagspause habe ich Tokyo Godfathers[3] geschaut. Großartiger Film.
Ich habe mir ja vorgenommen, mehr kurze Kritiken zu schreiben…aber mit den knapp drei Stunden Freizeit am Ende jedes Tages gestaltet sich das schwerer als erwartet.
Und für die Mittagspausen scheine ich mich wieder als Kuschelzubehör von Kirby etabliert zu haben, was mir nur eine Hand – meine nicht dominante – zum fuchteln übrig lässt. Tippen ist damit beinahe unmöglich – und mir fällt regelmäßig die Mother Box[4] ins Gesicht…
Tokyo Godfathers – kann man auf die Liste der Weihnachtsfilme setzen.


fußnoten

[1] bikn = kleben
[2] hamdrahen = umbringen
[3] Tokyo Godfathers
[4] Mother Box
–en.wikipedia.org

25mar20

Alles im Maßstab

Neuigkeiten von der Firma – solche, die einen Nachdenken lassen. Aber es ist ja noch nichts entschieden.
Was schön ist, aber aus einer Idee kann auch ein Baum wachsen.

Das ungute Gefühl, die Zukunft der Gesellschaft – in allen Maßstäben – betreffend ist eine Facette reicher. Wohnen „Grease Monkeys“ wie ich bald wieder im Keller des Arbeitgebers?

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Zu etwas vollkommen anderen:
Ich schaue gerade Ultraman Taiga – die aktuelle Serie aus dem japanischen Franchise – und seit ich bei Ginga wieder eingestiegen bin, ist mir die Qualitativ immer besser werdenden Effektarbeit aufgefallen. Und seit R/B ist mir aufgefallen, dass die Kameras mitten in die Modelle stellen, um dem Zuschauer ein Gefühl für den Maßstab zu geben, welches erst seit ein paar technischen Verbesserungen vermittelbar ist. Und ich kenne den Maßstab der Vordergründe nicht, aber groß kann der nicht sein, und trotzdem hat man daran gedacht Mistsackln in die Kübel zu geben!

Interior shot from Ultraman Taiga The gigantic hero rises, while being filmed from the inside of an office floor. The furniture is wel crafted – i presume it is a miniature. There is even a liner in the bin.
aus Ultraman Taiga

Bei sowas verliere ich Soße in der Hose…

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Die Frau ist an Ihren Arbeitsplatz zitiert worden. Ein paar Eltern und Kinder brauchen ein Notfallprogramm, und die beste Beurteilung der Sitatuion findet auf neutralem Boden statt.
Kirby und ich haben den Vormittag alleine verbracht. Ein Horrorszenario für mich – da kommt mein Minderwertigkeitsgefühl durch. Beim Mittagsschlaf haben wir unsere Meinungen aneinanderkrachen lassen, und ich habe gelernt: toben und raufen findet am besten im Kinderbett statt. Außerdem ist es eine blöde Idee, eine Super Mario Fragenzeichenblock Lampe im Schlafzimmer aufzustellen.

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Das Ding – oben genannte Lampe – ist die Manifestation eines Rechtsstreits. Ich muss einmal nachschauen ob es die Firma noch gibt.

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Nachts habe ich damit begonnen, einen Nachruf auf mich zu schreiben. In der Selbsthilfegruppe ist die Idee einmal aufgekommen: Anstatt eine Liste mit Zielen zu formulieren, die man zu erreichen versucht, könnte man die Sache von der anderen Seite aufrollen. wie möchte man von einem bestimmten Menschen in Erinnerung behalten werde. Daraus ergibt sich ja von selbst eine Liste bzw. kann man vielleicht einfacher einen Weg finden um dem Nachruf gerecht zu werden.
Mein Nachruf kommt von Kirby.

24mar20

Erfolglos und schmerzhaft

Neues aus dem professionellem Umfeld: wir sind bis auf weiteres freigestellt. Für die versäumte Arbeitszeit im März wird alter Urlaub gegengerechnet, was bis 13ten April passiert, schaut man sich an wenn es soweit ist.
Uns wurde nahegelegt, von der Teilnahme an freiwilligen Diensten bei Blaulichtorganisationen abzusehen – falls wir morgen wieder antreten könnten, und dann erst einmal getestet werden müssten – und für jede andere karitative Tätigkeit müssen wir vorher eine Erlaubnis beim Arbeitsgeber einholen.
Meine Bewerbung als Vorleser ist dankend angenommen worden – fürs erste liegt sie allerdings bei den Akten.

Ich denke darüber nach einfach einen Podcast zu starten. Dieses Blog, nur zum hören. Niv hat keine Zeit, die Liebhaberkollegen keine Lust…und auch wenn ich derzeit trotz „Quarantäne“ keine Zeit habe: ich möchte etwas tun.

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Es ist gestern allerdings etwas aufgetreten, dem ich mehr Aufmerksam widmen könnte: Schmerzen im gesamten Hüftumfang. Verbunden mit Museklspasmen.

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Beim einkaufen haben wir zwei Vögel durch den Supermarkt fliegen gesehen. Kirby ist begeistert gewesen. Die Erwachsenen haben versucht die Beiden in die Freiheit zu lotsen.
Unsere Schicht ist dabei erfolglos gewesen.

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Disney+ hat mich enttäuscht. Die Serien die in den USA bereits vollständig ausgestrahlt worden sind, werden hier im wöchentlichen Rhythmus veröffentlicht. Was mich eigentlich nicht stören sollte, ich habe ein US Abo, nur seit dem Ende von The Mandalorian nurmehr für Clone Wars aufgedreht – und da sind die neuen Episoden nicht sonderlich gut.
Aber ich habe einmal durch den Katalog geschaut, und Willow[1] [2] gefunden. Hach, das war einer der Lieblingsfilme meiner Kindheit. Und auch wenn ich Ihn jetzt gesehen habe, ich möchte ihn mir auch physisch ins Regal stellen.


[1] Willow
–en.wikipedia.org
[2] Willow
–dieses Blog

23mar20

Verdünnen. Auftragen. Polier…trocknen lassen.

Das Kollegium macht sich Sorgen – man hat schon zwei Tage keine Informationen darüber bekommen, wie es weitergehen könnte.
Dazu wird die Meldung bestätigt, dass Daimond Distribution kommende Woche keine Comics ausliefern wird. Die digitale Situation ist noch nicht geklärt.

Ja, es gibt schlimmere Probleme um die man sich kümmern könnte – aber auch da sind wir dran: wir schneidern Atemschutzmasken.

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Kirby hat bei einem seiner Wieso? Weshalb? Warum?[1] Bücher eine Klappe eingerissen, und ich habe mich endlich daran erinnert, dass ich deren Reperatur angedacht habe. Zufällig habe ich in unserer Bastelkiste noch Yamato Kleber[2] gefunden. Den habe ich mit Wasser verdünnt – im Verhältnis 3:1 –, mit einem Pinsel aufgetragen und das Buch eine Stunde rasten lassen. Das Ergebnis ist besser geworden als ich angenommen habe. Allerdings haben wir die Klappe bisher sehr vorsichtig betätigt.

Yamato Kleber ist so eine colle Sache, dass ich mir zum einkleben von Ausschnitten einen derer Gluesticks bestellt habe. Die Tube die wir haben, hat mir Dean vor ein paar Jahren aus Japan geschickt. Hat man dem Inhalt nicht angemerkt.
Hach, waren das noch Zeiten als die Frau und ich eine Art Zibaldone[3] geführt haben.

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Beim Bau der nicht-Brio Strecken gehen mit die Ideen aus. Langsam stößt man auf die Grenzen, die einem durch die Anzahl an verfügbaren Streckenteilen vorgegeben wird. Aber; dadurch sind wir draufgekommen, dass wir Bücher als Trassenpfeiler verwenden können. Die heutige Strecke hat mich an die Tage erinnert, an denen wir mit Büchern und Möbelstücken Gelände für Warhammer 40k[4][5] Partien improvisiert haben.

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Scheiße, nach zehn Jahren ist meine Foto Festplatte vollends befüllt…


[1] Wieso? Weshalb? Warum?
–ravensburger.de
[2] Yamato Nori
–yamato.co.jp
[3] How to keep a Zibaldone
–atlasobscura.com
[4] Warhammer 40.000
–en.wikipedia.org

21mar20

Peter ist im Fernsehen

Kirby ist hungrig gewesen und demonstrativ in seinen Hochstuhl geklettert. Er hat den Lagerkoller nicht kompensieren können, also haben wir gedacht wir tun Ihm einen „Gefallen“ und er bekommt ein zweites Mal in dieser Woche Weißbrot. „Möchtest Du eine Scheibe Toast?“ fragte ich Ihn. „Mhmmm“ – seine Antwort wenn er etwas auch essen möchte. Beim Teller holen dachte ich mir „Probier es einfach.“ und fragte „Wie sagt man noch?“ Dann passierte, womit ich nie gerechnet hätte: Kirby sagte klar und laut „Bitte“.

Vormittags lassen wir die Frau in Ruhe arbeiten. Wir bauen eine Bahnstrecke, werken in der Puppenküche – so wie es scheint, muss ich einen funktionierenden Abfluss in das Möbel zimmern – und wir schauen uns Bücher an. Kirby kennt sie alle auswendig, aber er wird ihrer nicht müde – und ich seinem Enthusiasmus nicht. Bei den Büchern von Benji Davies gefallen mir die Illustrationen, da werde ich wohl noch welche auftreiben.

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Die Frau hat sich selbst Homeoffice erteilt. Ihr Arbeitgeber ist sehr wankelmütig in Bezug auf die Form der Weiterführung Ihrer Tätigkeit. Da viele Eltern nun mit Ihren Kindern – welche spezielle Bedürfnisse haben – zu Hause sitzen und überfordert sind, hat Sie sich hingesetzt und Aktivitäten zusammengeschrieben, Checklisten erstellt und Ihr Firmentelefon für Fragen aktiviert.

Es hat sich gut angefühlt, Sie bei der Arbeit zu sehen – hat mir ein Gefühl von Sicherheit gegeben.
Ich „sitze“ da und warte auf einen Anruf.
Je mehr Distanz ich zu meinem Job bekomme, desto absurder wird er. Jeden Tag fragen wir in der Messengergruppe wie es uns geht. Die Väter „schimpfen“ die Singles wegen deren Beschwerden über die aufkommende Langeweile, man scherzt über dies und das – doch am Ende bleibt immer die unausgesprochene Frage: wie lange kann es so weitergehen?
Bester Satz des Abends:

Hopkins, dei Oaschloch is im Fernsehn.

ein Liebhaberkollege

Dazu muss man wissen: als ich einmal das Wort „Anus“ vergessen habe, habe ich im Rahmen der Unterhaltung den Namen „Peter“ als Synonym benutzt. In den Nachrichten hat ein Peter geredet, und dem Liebhaberkollegen hat die Stimmung erdrückt.

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Beim Mittagsschlaf lässt Kirby mir den Platz zum lesen.
Ich habe mich für die letzten paar Hefte von Jason Aaron’s Thor entschieden. Die schiebe ich schon lange vor mir her.

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Der Guardian veröffentlicht ein Video, in dem eine Covid19 Patientin von Ihrem Leid berichtet. Sie ist jünger als ich.
Ein Video aus einer Intensivstation in Italien erreicht mich. Die Ruhe in dem Video ist schrecklich, nur die Maschinen sind zu hören. „We rage against the darkness.“ fällt mir ein – hat einer der Gitarristen in der Band gesagt.

Bei dem abendlichen Applaus für all die Menschen, die uns das moderne Leben erhalten, sind überraschend viele und laute Hände und Stimmen dabei.