Peter ist im Fernsehen
Kirby ist hungrig gewesen und demonstrativ in seinen Hochstuhl geklettert. Er hat den Lagerkoller nicht kompensieren können, also haben wir gedacht wir tun Ihm einen „Gefallen“ und er bekommt ein zweites Mal in dieser Woche Weißbrot. „Möchtest Du eine Scheibe Toast?“ fragte ich Ihn. „Mhmmm“ – seine Antwort wenn er etwas auch essen möchte. Beim Teller holen dachte ich mir „Probier es einfach.“ und fragte „Wie sagt man noch?“ Dann passierte, womit ich nie gerechnet hätte: Kirby sagte klar und laut „Bitte“.
Vormittags lassen wir die Frau in Ruhe arbeiten. Wir bauen eine Bahnstrecke, werken in der Puppenküche – so wie es scheint, muss ich einen funktionierenden Abfluss in das Möbel zimmern – und wir schauen uns Bücher an. Kirby kennt sie alle auswendig, aber er wird ihrer nicht müde – und ich seinem Enthusiasmus nicht. Bei den Büchern von Benji Davies gefallen mir die Illustrationen, da werde ich wohl noch welche auftreiben.
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Die Frau hat sich selbst Homeoffice erteilt. Ihr Arbeitgeber ist sehr wankelmütig in Bezug auf die Form der Weiterführung Ihrer Tätigkeit. Da viele Eltern nun mit Ihren Kindern – welche spezielle Bedürfnisse haben – zu Hause sitzen und überfordert sind, hat Sie sich hingesetzt und Aktivitäten zusammengeschrieben, Checklisten erstellt und Ihr Firmentelefon für Fragen aktiviert.
Es hat sich gut angefühlt, Sie bei der Arbeit zu sehen – hat mir ein Gefühl von Sicherheit gegeben.
Ich „sitze“ da und warte auf einen Anruf.
Je mehr Distanz ich zu meinem Job bekomme, desto absurder wird er. Jeden Tag fragen wir in der Messengergruppe wie es uns geht. Die Väter „schimpfen“ die Singles wegen deren Beschwerden über die aufkommende Langeweile, man scherzt über dies und das – doch am Ende bleibt immer die unausgesprochene Frage: wie lange kann es so weitergehen?
Bester Satz des Abends:
Hopkins, dei Oaschloch is im Fernsehn.
ein Liebhaberkollege
Dazu muss man wissen: als ich einmal das Wort „Anus“ vergessen habe, habe ich im Rahmen der Unterhaltung den Namen „Peter“ als Synonym benutzt. In den Nachrichten hat ein Peter geredet, und dem Liebhaberkollegen hat die Stimmung erdrückt.
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Beim Mittagsschlaf lässt Kirby mir den Platz zum lesen.
Ich habe mich für die letzten paar Hefte von Jason Aaron’s Thor entschieden. Die schiebe ich schon lange vor mir her.
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Der Guardian veröffentlicht ein Video, in dem eine Covid19 Patientin von Ihrem Leid berichtet. Sie ist jünger als ich.
Ein Video aus einer Intensivstation in Italien erreicht mich. Die Ruhe in dem Video ist schrecklich, nur die Maschinen sind zu hören. „We rage against the darkness.“ fällt mir ein – hat einer der Gitarristen in der Band gesagt.
Bei dem abendlichen Applaus für all die Menschen, die uns das moderne Leben erhalten, sind überraschend viele und laute Hände und Stimmen dabei.