mit Plastik

Übers Wochenende belichtete ich wieder eine Rolle Film aus. Beim entwickeln kam es mir vor, als hätte ich einen Rhythmus gefunden.
Den Film brachte ich zum Labor meines Vertrauens um die Negative scannen zu lassen. Dabei holte ich die letzten Negative wieder ab, und bin dabei überrascht worden. Obwohl ich „nur ein kleiner Kunde“ bin – beim letzten Film wohnte ich der Rechnungsstellung eines Profis bei, 15.000,— – erkennt man mich schon wenn ich auf der Straße daherkomme und bereitete alles vor. Ich durfte mir sogar selbst die Bezahlung mit Plastik einrichten.

Ich bin neugierig auf die neuen Scans. Dieses Mal habe ich mich dabei ausgelassen, die Dehnbarkeit des Belichtungsdreiecks1 herauszufinden. Film hat eine größere Latitüde als digitale Dateien, kommt mir vor. Aber „schlecht“ Belichtet – ausserhalb der Toleranz – lässt sich nicht retten.

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Kirby holte sich beim Besuch im Spielzeughandel einige Artikel aus den Regalen, die Overtüre für ein Schreikonzert, nahm ich an. Zu unserer Überraschung, stellte er Alles wieder an seinen Platz nachdem wir Ihn dazu aufforderten.
Dazu musste ich mich durchringen. Andererseits, in dieser Situation wäre ich sowohl das am Boden strampelnde, trotzige Kind und sein Erwachsener gewesen – und die Leute wirkten mir unangenehm interessiert an meiner Begeisterung für die Siege Transfomer Figuren mit den Farbdekos der Netflix Serie…

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Schwiegermutter hat sich eine Dunkelkammer eingerichtet…jetzt raufen wir um einen Termin an dem wir kichernd Fotopapier belichten können.

Dem Ex-Schwiegervater kauften wir einen digitalen Bilderrahmen ab – und Kirby ist begeistert. Seine Fotowand ist inzwischen voll, so kann er sich durch das Archiv arbeiten.

1– dofoto.de

wirklich vornehmen

Es beginnt mich zu nerven, Interviews mit erfolgreichen Unternehmern zu lesen/hören, deren Erfolg durchaus auch auf deren Fahnen zu verzeichnen ist, aber deren Unternehmen in einem bereits stabilen Zustand an sie überreicht wurde.
Sicher spricht da auch der Neid aus mir, und es gehört unternehmerisches Verständnis/Glück/Mitarbeiter dazu um ein Unternehmen stabil zu halten. Ich hörte zu lesen auf als „Meine Großeltern haben als erste Firma XY eröffnet, und mit dem Geld aus dem Verkauf deren Liegenschaften finanziert. Die hätten sich auf dem Geld hinlegen können, suchten aber die Herausforderung.“ erwähnt wurde. Da rückte der sozialistisch erzogene Arbeitersohn aus und polterte „Sicher, wenn wohlhabendere Leute beim Zocken auf die Goschn fallen, ist es Mut; wenn der Hackler verzweifelt seine Knöpfe investiert ist es Gier.“
Ich las das Interview dann doch noch fertig. Der Interviewte war kein unsymphatischer Kerl, hoffentlich auch im Alltag. Am Ende kam jedoch mein zweiter Lieblingssatz „Wenn man sich etwas wirklich vornimmt, schafft man es.“
Ich nahm mir daraufhin wirklich vor, nie wieder aufs Klo zu gehen.

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Vormittags habe ich Filme entwicklt.
Dazu trug ich die Krankenhauskleidung, welche mir meine Schwiegermutter als Arbeitskleidung überließ—und dazu fiel mir ein, dass die Nachbarn ja nicht an Covid19 glauben; wären die durchgedreht wenn die mich so erblickt hätten?
Der BwXX von Cinestestill1, den ich am Samstag ausbelichtet hatte, ist „etwas geworden“—die beiden Rollei Retro 400 nicht. Bzw. nicht ganz, drei Motive sind erkennbar. Die beiden Rollei Filme standen 12 Jahre herum, vielleicht hat sich da einfach die Emulsion verabschiedet? Mein Chemie Kung-Fu ist nicht stark genug um zu wissen, ob dies möglich ist.
Einmal nachschauen später: Kann sein, bei SW Film meistens aber kein Problem, wenn stabil gelagert.
Kann allerdings auch sein, dass der LOMO-LCA zu dem Zeitpunkt der unbemerkte Gehäusebruch wiederfuhr.
Für die beiden Rollei Filme benutzte ich den Paterson Entwicklungstank. In dem kann ich zwei Filmrollen einlegen. Und auch wenn der Tank und das Zubehör stabil gebaut ist, das aufrollen des Films fällt mir mit der Jobo Rolle leichter.

Die endtgültige Antwort auf die Frage „Wie digitalisiert man Negative?“ hat sich mir noch nicht gezeigt. Im Gegenteil, meine Recherche führte mich sogar zu einer Internetpräsenz, welche an keiner Lösung ein gutes Haar lässt. Warhscheinlich legte ich meine Ansprüche zu hoch, und finde deswegen keine einfache Lösung.

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Ich könnte mich hinsetzten, um eine neue Therapiemöglichkeit zu ermitteln. Da liegt die Latte tiefer: Bitte hör mir einfach zu…

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Star Trek ist für mich gestorben. Wenn ich Rick and Morty sehen möchte, dann schaue ich mir Rick and Morty an. Oder in diesem Fall: The Orville.

1– BwXX (double-x) Black & White Film, 35mm 135/36exp. (ISO 250) —cinestillfilm.com
2– Star Trek – Lower Decks trailer —youtube.com

Durchschuss

Es ist interessant anzuschen, wie schnell Kinder über Sprachen/kulturellen Hintergrund/Hautfarbe hinweg Gemeinschaften bilden. Auf einem Spielplatz hat Kirby zuerst ein Kind asiatischer Herkunft kennengelernt, welches nur englisch sprach. Ein Blick, einmal lachen und die zwei waren Spielkumpels. Und das selbe Spiel hat sich mit anderen Kindern noch ein paar Mal wiederholt, bis ein lachendes Bündel aus Kindern über den Spielplatz tobte.
Ein Elternteil fragte die Anderen „Did they make a playdate without us knowing?“ Für Aussenstehende lautete die Antwort wohl „Oui“.

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Bei der Gelegenheit belichtete ich eine Rolle AcrosII, mit Push um zwei Blenden. Und jetzt fürchte ich mich davor, die Entwicklung zu verhauen.

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Ich stand vor einem Asimo1—ein von Honda entwickelter Roboter. Bis dahin, war die Idee davon, einmal einen aus der Ferne zu sehen, in dem Ordner für „unrealistische Annahmen“ abgelegt.
Und dann war er da—lief in einem Präsentationsmodus auf und ab, stieg eine Treppe hinauf und winkte. Er veranstaltete sicher noch mehr, aber dann waren mir zu viele Leute in meinem Umfeld, und ich zog meinen Hut—ich wäre zu dem Zeitpunkt auch ohne Covid19 gegangen.
Roboter sind…für mich eine Art „Kinder der Menschheit“. Leben aus „dem nichts“ zu erschaffen, und zu versuchen, dieses Leben mit mehr als Funktion zu erfüllen.
Aber unsere Körper alleine sind schon wahnsinnige Konstruktionen. Auf zwei Beinen zu gehen allein ist Irrsinn weil es viel Rechenleistung erfordert, den Körper im Gleichgewicht zu halten. Und dann verändert man noch seinen Schwerpunkt durch Kleidung oder andere Lasten. Das ist nur eine Sache die unseren Körper so außergewöhnlich macht. Und dann kommen wir daher und sagen: So, wir bauen jetzt Maschinen die das so gut können wie wir. Und mit Atlas2 haben wir einen Roboter, der Asimo „stehen lässt“ und sich beinahe menschlich bewegt, aber Asimo erweckt durch seine technische Limitierungen ein Gefühl von „Bewusstsein“. Man möchte den Roboter nicht anschreien „GEMA GEMA, ZAH AU!3„. Ich muss dazu sagen, ich sah eine ältere Version von Asmio, die aktuelle Iteration ist auch schon flotter unterwegs.
Es ist einfach spannend diese künstliche Evolution zu beobachten, wie man auf der einen Seite Roboter baut, deren Körper auf deren Funktion beschränkt sind; und auf der anderen Seite versucht etwas menschenähnliches zu bauen.
Boah, da komme ich wieder nicht zum Punkt…ich denke das ist so ein Kindheitsding—ich möchte einen Roboternachbarn oder Roboterarbeitskollegen. Der heiratet dann, und man ist Trauzeuge, und hilft beim Nachwuchs bauen, und bei einem Baseballspiel schießt er einem versehentlich das Schienbein durch und man entscheidet sich dafür, auf Softball umzusteigen.
Lassen wir das…ich habe mich gefreut Asimo zu sehen und hoffe, dass er nie nach meiner Kleidung fragt.

1– Asimo —asimo.honda.com
2– Boston Dynamics‘ Atlas can do parcour —youtube.com
3– SCHNELLER SCHNELLER, GIB GAS!

zurück in den Wechselsack

Ich setzte mich noch einmal ans Film entwickeln. Eine Rolle Kodak Tmax 4001 wurde von mir für diesen Versuch als Testobjekt ausgewählt.
Meinen Prozess müsste ich optimieren bzw. mich besser vorbereiten. Trotzdem ist die Rolle am Ende „etwas geworden“. Ich rechnete damit, dass es wieder nichts wird, weil das Aufrollen des Films trotz Wechselsack und Handschuhen—ich habe vergessen sie abzunehmen, das muss wegoptimiert werden—schnell erledigt war.
Ich könnte mich freuen—es ist ein komisches Gefühl, plötzlich Bilder auf der Filmrolle zu sehen—, wäre da nicht die letzte Hürde: Wie bekomme ich Scans von den Negativen? Bis der Pixl-latr2 erscheint, werden wohl noch hundert Jahre vergehen—ja, Kickstarter, ich weiß—und ich habe kein Vertrauen in Flachbrettscanner. Bzw. um einen Scanner effektiv nutzen zu können, braucht man wieder Zusatzsoftware…darüber haue ich mir wohl übers Wochende den Kopf ein.

Kirby hat die Frau auf einem Negativ erkannt.

1– Kodak Tmax 400 Datasheet | imaging.kodakalaris.com
Ein Einblick in meine momentane Lektüre, wenn Kirby seinen Mittagsschlaf hält.
2– Pixl-latr | kickstarter.com

185 :: aus dem Wechselsack

Ich habe mich hingesetzt und einen Testfilm entwickelt.
Zuvor machte ich ein paar Übungen im Trockenen. Film aufspulen, Filmdosen öffnen und mit dem Filmrückholer arbeiten. Überraschenderweiße habe ich es jedes Mal geschafft, mehrere reproduzierbare, positive Ergebnisse mit dem Filmrückholer zu erzielen.

Im Wechselsack1 zu arbeiten ist nicht so schwer wie ich es mir vorgestellt hatte, aber angenehm war es auch nicht—besonders wenn man mit der Schere darin arbeitet, man fühlt dann nur, dass man sich verletzt. Und man schwitzt sehr schnell darin.

Den Film zu entwickeln war ebenfalls leichter als gedacht.
Dumm war nur, das auf dem Negativstreifen am Ende nichts zu sehen war.
War die Temperatur zu hoch? Cinestill sagt, DF96 wird bis 27°C normal verarbeitet.
Habe ich zu lange bewegt, und damit überentwickelt?
Habe ich nicht genug Zeit zum fixieren gelassen?
War überhaupt etwas auf dem Film?

Kommende Woche bringt mir ein Vaterkollege Rodinal2, sowie Fixierer mit. Schauen wir einmal, ob ich damit etwas zusammenbringe.
Zuversichtlich bin ich nicht…

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Kirby betrat eine Grünfläche ohne Schuhwerk oder Socken. Das muss Überwindung gekostet haben—er mag das Gefühl von Gras unter den Füßen nicht.

1– Ein Lichtdichter Beitel Beutel, mit zwei Eingriffmöglichkeiten.
2– Einer der ältesten Entwickler, ursprünglich von Agfa erfunden, ist das Patent inzwischen ausgelaufen, und man bekommt diverse Nachbauten.

185-2019 | 185-2018