Ich setzte mich nach langer Zeit wieder einmal auf mein Meditationskissen um es für seinen ursprünglichen Zweck zu benutzen: im sitzen einschlafen.
Seit meinem zwölften Lebensjahr praktiziere ich unregelmäßig diese Art der Entspannung in verschiedenen Methoden. Ich weiß nicht ob es hilft—ich sage einmal: eher nicht—, aber jedes Mal schaffe ich es, dabei einzuschlafen. Das war mir peinlich, bis ich an einer geführten Meditation mit ein paar Buddhisten teilnahm. Dort dämmerten ein paar Leute weg, nur waren sie durch Übung routinierter im Umgang—ich war der einzige der sein Antlitz in den Schotter tauchte, weil Ihn die Körperspannung verließ. Was schreibe ich, auch wenn kein böses Wort über mein Verhalten geäussert wurde, sehe ich es als Schwäche. Ich kann mich nicht einmal bewusst entspannen, ohne dabei zu versagen.
Zurück zum Thema:
Bei meiner letzten „Meditation“ ist mir nach langem—20 Jahren—wieder einmal, etwas neues dabei passiert. Damals versuchte ich Druck und Unruhe entgegenzuwirken, und als ich nach gefühlten fünf Minuten bis dahin unbekannter Ruhe die Augen öffnete, war mir dies auch gelungen. Im Gegenteil, ich fühlte mich, als wäre ich nach einer erholsamen Nacht aufgewacht. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, das ich fünfzig Minuten im Halblotus verbrachte. Natürlich wäre es möglich, dass ich diese Zeit lang gut geschlafen hatte, während mein Körper problemlos die Balance hielt. So oder so: Ziel erreicht, goldener Stern fürs Mitteilungsheft.
Und beim letzten Mal war es so, dass ich mein momentanes Programm fuhr: auf den Atem an der Spitze der Nasenlöcher konzentrieren; versuchen zu spüren, wie die Luft dort vorbeizieht.
Pünktlich wie immer erkannte mein Hirn, dass Reize fehlten, und legte ein Best Of auf. Da warf es mich das erste Mal aus der Bahn—das ist üblich, also noch einmal von Vorne. Einatmen, Ausatmen, Film ab, Atmen, einfach nur zuschauen, die kalte Lift kitzelte ein wenig, wärmere Luft strömte aus, die Bilder werden immer abstruser…und ich erschrak, weil ich am einschlafen war, und mein Körper sich dazu hinlegen wollte. Dritter Anlauf. Und da passierte es. Plötzlich wurde der Bildausschnitt in meinem Kopf größer; so wie es in manchen Filmen als Stilmittel eingesetzt wird. Ich kann es nur so beschreiben, als wäre das innere meines Schädels eine 360 Grad Leinwand gewesen, an die meine Vorstellung Kirby projizierte. Er stand anfangs mit dem Rücken zu mir gewandt, und drehte sich um. „Papa.“ sprach er, und hob seine fiktionalen Arme, und in dem Moment hob ich meine und wollte Ihn umarmen—denn ich war der Meinung er sei da. Sein Geruch war in meiner Nase und für eine Attosekunde meinte ich, sein Gewicht zu spüren. Ich griff ins Leere—und beendete die Sitzung.
Ich will damit jetzt nicht sagen „G…G…G…Geister!“ oder „Das war sicher die spirituelle Nabelschnur.“ Ich denke, ich bin eingeschlafen und es feuerten ein paar Neuronen quer. In Kombination mit der Mangelernährung und den Narben der Depression, erlebte ich wohl eine Halluzination ausserhalb der gesellschaftlich anerkannten Norm.
Solange sie so bleiben, werde ich mir wohl wieder öfter Zeit fürs Kissensitzen nehmen und „den Himmel abklopfen“ wie Jeff Bridges es als Kevin Flynn in Tron: Legacy bezeichnete.