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ohne Luft liebt sichs schlecht

Versuche mich gerade von einem ambulanten Eingriff zu erholen—nichts wildes, aber es fühlt sich an, als hätte man mir in die Eier getreten, und der daraus resultierende Schmerz wird nie wieder verschwinden—und dachte mir, es ist die ideale Zeit zu lesen. Und wahrlich, da wurde mir wieder das Hirn angekurbelt.

aus The Anthropocene Reviewed von John Greene

Und ich lernte, dass ich relativ schmerzfrei lachen kann, als ich dies hörte.:

Im Kopfkino biegt Han Solo nackt mit seinem Sackerl ums Eck und fragt »Chewie, hast Du ohne mich angefangen?«

überraschende Geduld


[ journal ]

In den letzten Nächten „schlug ich mir den Schädel“ beim Überarbeiten des Fotobuches ein. An der Covergestaltung arbeitete ich mich einen gefühlten Tag ab.
Jetzt wo ich darüber nachdenke was ich alles veränderte, wieder zurücksetzte, adaptierte und wieder löschte, habe ich neue Ideen.
Beim sequenzieren fand ich bisher nach jeder Pause Entscheidungen, von denen ich sicher bin, dass mir falsche Erinnerungen eingepflanzt wurden diese getroffen zu haben.
Außerdem einigte ich mich auf zwei Schriftarten, die einerseits nicht zusammenpassen, aber für mich im Kontext der Publikation passen.
Ich fürchte, diese Version wird ewig und drei Tage auf Datenträgern herumliegen, und nur der erste Versuch wird es in die physikalische Welt geschafft haben.

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Es dauerte neun Jahre, bis man mich zum ersten Mal Eislaufen ließ. Die Frau meinte, Kirby sollte diese Erfahrung früher machen, also stellten wir Ihn auf Eis—natürlich in Eislaufschuhen.
Und das Kind bewegte sich mit überraschender Geduld und Kompetenz darauf. Fiel er hin, rappelte er sich wieder auf und setzte den Lauf fort. Trotz all des „Trubels“ rund um Ihn.
Da kommt er zum Glück nicht nach mir.

Momentan spielen wir oft „in Gedanken“. Kirby sagt etwas wie „Der Laster ist umgefallen. Wir brauchen einen Kran.“ Dann sage ich „Da kommt schon der Kran.“ und wir immitieren die Krangeräusche usw.. Und inzwischen wurde das Spiel auf Tiere und andere Familienmitglieder ausgeweitet. Was mich dabei überrascht ist die Kreativität und das Kausalitätsverständnis welches er dafür zeigt.

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Am Arbeitsplatz wurden wir gefragt, ob wir uns denn eine Impfung gegen Covid19 im Unternehmen abholen würden. Es war spannend zu sehen wie viele, und welche, Leute „Nein“ oder nichts sagten.
Und ich kann es verstehen, weil wir seit dem Wochenende ebenfalls das Thema „Privilegien für Geimpfte?“ besprechen. Bei dem Wort „Privilegien“ stößt es mir sauer auf; es ist eine Maßnahmenreduzierung. Und außerdem: Sind die Menschen, die sich „aus Gründen“ nicht Impfen lassen können, zum heimscheißen verdonnert?
Und das befeuerte wieder meine Ängste davor, dass wir als Gesellschaft schon länger verloren waren als angenommen, es fehlte nur der letzte Tropfen.

Aber bevor wir über eine Impfung am Arbeitsplatz spekulieren, muss dieser noch vorhanden sein.

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In meinen Mittagspausen hole ich derzeit bei Ultraman; der ersten Serie und deren Nachfolger Ultraseven auf. Es ist schön eine Genreproduktion zu sehen, die einfach arbeitete. Keine großartigen Referenzen oder Teppiche, welche unnötig weggezogen werden.

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Ich möchte über etwas schreiben, etwas persönliches, aber die—gefühlt—korrekte Formulierung fiel mir bisher nicht ein.

Etwas persönliches kann ich allerdings ausformulieren: Mich stört die „Verplattformung“ von Podcasts. Mir ist klar, es kostet Geld einen Podcast zu produzieren, aber nun sind auch hier Marktregeln, Statistiken und auch die Sprechenden wichtiger die Sache selbst.
Und bei YouTube sah man, wohin das führen kann.

Trotzdem: zach


[ journal ]

Das Begräbnis meiner Oma wäre erledigt. Wider erwarten war die Rede beim … ersten Hören ideologiebefreiter als ich annahm. Beim „nachhören“ erkannte man, dass der Text locker genug gestrickt war um der jeweiligen Färbung Platz zu machen. Dazu war der Trauerredner gut, und zusammen mit dem Ritus wurde ich daran erinnert, wie tröstlich ein Begräbnis sein kann. Da ich meine Oma im Sterbebett sah, hatte ich hier erst den Eindruck, ein leerer Sarg wurde betrauert; erst als der Sarg im Grab lag realisierte ich „Hier liegt meine Oma.“
Und dabei musste ich an den Fahrer aus der alten Firma denken—der arbeitete als Friedhofsgärtner, und erzählte davon, dass er regelmäßig auf LSD versehentlich in offene Gräber fiel. Oder im Winter vor den Krähen flüchtete.
Was mir aber immer wieder vor die Aufmerksamkeit rutscht, ist die Tatsache, dass Kirby nicht unsterblich ist, und ich nur hoffen kann, dass er am Ende einen lieben Menschen an seiner Seite hat.
Meine Oma hatte kein leichtes Leben—sie profitierte vom Aufschwung in den 60er Jahren, aber die westliche Definition von Luxus wurde Ihr nie zuteil. Und am Ende starb sie alleine in einem
Krankenhausbett. Es war am Ende egal, wie aufopfernd und liebevoll Sie war, sie ertrug Ihr Leid mit stählernem Willen und starb alleine. Es schien, als hätte es im Schlaf stattgefunden, und um jemand von der Familie davon verständigen zu können, hätte einer Ankündigung bedurft, was wahrscheinlich mit mehr Leid als Sie ohnehin schon ertrug verbunden gewesen wäre.
Die Rede gestern erinnerte mich daran: Auch wenn ich nicht an ein Leben nach dem Tod glaube, die DNA meiner Oma lebt in mir, sie lebt in Kirby, in meinem Bruder, und in der älteren Nichte. Ihre Spuren verschwinden aus dem Sand, aber vorerst, bleibt Sie im Meer.

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Natürlich wuchs der Umfang des Umbaus am aktuellen Arbeitsplatz. Prinzipiell kein Problem, nur wird die Arbeit umständlicher durchzuführen sein, weil die Kollegen die leichtere Route nahmen. Aber ich muss Ihnen auch zugute halten: Sie erledigten den Großteil der Umbauarbeiten. Trotzdem: zach. Man hätte es ja gleich modular bauen können.

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Kirby singt seit kurzem alle Lieder nach, welche wir mit Ihm beim Zähneputzen sangen. Natürlich, er hörte sie ja beinahe jeden Abend. Trotzdem glaubt man es im ersten Moment nicht.

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Marc Maron’s Gespräch mit Stanley Tucci war … beruhigend. Wo bleibt der Muerte Film?

überfällig


[ journal ]

Nach diesem Wochenende ist klar: der Rücktritt der lokalen Regierung ist Überfällig.
Auf der einen Seite stehen eine genehmigte und eine untersagte Demonstration an zwei Wochenenden statt—beide fanden ohne Einhaltung der Covid19 Vermeidungsmaßnahmen und der zu schau Stellung der Fließenhöhe statt, und wurden von der Exekutive durchgewunken. Die Gegendemos wurden zerschlagen.
Und dazwischen wurden Kinder unter Beaufsichtigung der Wega und Polizeihunden abgeschoben. Der Vorgang ist rechtlich gedeckt, die Mutter der Kinder hat es darauf angelegt; aber legt es ein Österreicher darauf an, zeigt man uns auch dessen Rehäuglein und bittet um unser Mitgefühl—sofern es den Medien Gewinn bringt.
Das Land wurde 1938 tatsächlich in Bernstein gegossen. Dazwischen sagte man Miar san Opfa. Hobts gföligst a Mitleid mit uns! Jetzt darf man wieder Täter spielen, und gleichzeitig mit dem Finger auf die USA, Ungarn, Polen, Russland und die Anderen zeigen, während die eigene Scheiße aus dem Kanal austritt.
Es wäre interessant zu sehen, wie Manfred Deix das aktuelle Geschehen karikieren würde.

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Die Druckvorlage für das Fotobuch ist beim Drucker. Mitte Februar weiß ich mehr.

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Kirby spürte, dass ich mich mental auf mehr Arbeit als üblich vorbereite. In den letzten Tagen durfte ich Ihm viele Bücher vorlesen, die wir schon lange nicht mehr in Händen hielten.
Ich schrieb absichtlich „durfte“, denn mir viel auf, das meine Beziehung zu Kirby nicht dieselbe ist, die andere Väter zu deren Kindern haben. Damit sollen diese nicht abgewertet werden, aber es ist nicht normal, dass die Mutter eine solch kleine Rolle spielt, sobald der Vater in Reichweite ist.

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Ein Verwandter hat bereits verlautbart, er würde die Maßnahmen zur Minimierung einer Sars-Cov2 Infektion beim Begräbnis meiner Oma boykottieren. Nachdem die ersten Na dann stell dich halt weiter nach hinten. Beschwichtigungen kamen, zog ich meine Zusage an der Teilnahme zurück.
Aber das letzte Wort sei noch nicht gesprochen, wurde mir gesagt.

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Ich versuchte, nach mehrfacher Empfehlung, einem deutschen Genre Podcast zwei Chancen zu geben. Aber es tut mir leid, ich kann die meisten nicht ernst nehmen. Liegt es an der Sprache? Wenn—subjektiv—jedes vierte Wort ein Anglizismus ist, und man am Ende davor warnt, das besprochene Ding sei nur in englisch erhältlich, kann ich die Leute nicht ernst nehmen.
Andererseits: mach es besser, Hopkins … jucken würde es mich, aber ich rede ohnehin schon zu viel mit mir selbst.


Die türkis/grüne Regierung ist seit dem 31-Jan-2021 endgültig rücktrittsreif.