#86-2019

die Allgemeinheit | professioneller Alltag | Flex Mentallo

Nach langem bin ich alleine in der Werkstatt gewesen, und nach langem habe ich mir wieder einmal den Fernseher im Hintergrund laufen lassen. Arte kann einen deprimieren. Mit einer kurzen Dokumentation über Mikrohäuser in Tokyo hat man mich an einen Teil meiner Schwiegerfamilie erinnert. Die haben über die letzten zwei Jahre alles unnötige abgelegt und sich eine Kleinstbehausung geschaffen. Mich hat deren Hingabe und Fleiss beeindruckt, was mich stört ist, dass Andere ihren „Fußabdruck“ mit der Verringerung des ihren verdient haben. Um das Geld für Grundstück und Haus, könnte man ein Haus für zwei Generationen zimmern lassen; ohne purzeln durchs Steigenhaus wenn das Lulu einmal fester drückt.

Apropos Neid: Nach langem habe ich wieder einmal das Reinigungspersonal getroffen und mit ihnen geplauscht. Eine Dame aus der Gruppe verabschiedet sich bald in den Ruhestand, und als Österreicher ist es Bürgerpflicht in dem Zeitraum seine Leistung und die unfaire Behnadlung welche man im Gegenzug erfährt, in jedem Gespräch zu erwähnen. Und als sei das nicht schon ermüdend genug, sudert man über jüngere Kollegen. In diesem Fall eine Dame die zwar ihre Jugend hinter sich gelassen hat, aber erst seit einem Jahr in der Partie arbeitet. Sie hat Morbus Chron[1] und ist heuer durch eine hohe Dichte an Schüben öfter ausgefallen, was natürlich eine Frechheit gegenüber den älteren Kollegen ist. Ich extrapoliere solche Sachen ja gerne auf die Gesellschaftsschicht und glaube gerne das ein nicht zu verachtender Teil dieser ihrem Nächstem die unheilbar chronische Scheißerei neidig ist.
Der Vater eines Liebhaberkollegen ist an Morbus Chron verstorben. Sein Darm war durch die Entzündungen bereits leck und es war an einem bestimmten Punkt nichts mehr zu machen. Eine Infektion hat ihn dann aus dem Leben entlassen.
Ich mache mir derzeit Sorgen darüber ob man die Welt überhaupt noch retten kann. Mir wird oft geraten, mich an die zu halten die auch etwas tun. Aber wenn man es realistisch sieht: tun wir genug?
Beim ablenken ist mir eine Analyse der Flex Mentallo mini-Serie[2] über den Weg gelaufen. Habe ich gelesen und ähnlich verstanden. Geholfen hat es nur bedingt.

Auf dem Weg nach Hause habe ich einem Blinden beim finden der Straßenbahn geholfen. Seine Verständigungs-App scheint nicht über die Fahrtverzögerung infomriert worden zu sein. Er hat mich darauf aufmerksam gemacht das wir uns ruhig schneller bewegen können. Ich habe ihm gesagt er sei mein erster Blinder, da möchte ich nicht hudeln[3]; davon bekommt man nur Kinder.

fußnoten

  1. Morbus Chron |de.wikipedia.org
  2. FLEX MENTALLO – Enlightenment through superhero comics |youtube.com
  3. hudeln = eine Tätigkeit schnell und ohne Sorgfalt erledigen