Habe ein langes Gespräch mit meinem Vorgesetzten über einen Kollegen geführt der seit dem Tod in seinem privaten Umfeld vor unseren Augen verfällt.
Ein Artikel in der Online Ausgabe einer Tageszeitung[1] hat uns darauf gebracht.
Ich habe gefragt ob er sich nach danach die Zeit zu trauern genommen hat; z.B. ein paar Wochen Krankenstand. Hat er nicht[2]. Über die letzten Monate ist uns aufgefallen das der Kollege öfter verschwindet und mit einer Fahne, lallend sowie geschwollene Hände hat wieder auftaucht. Außerdem sieht ihn in der Arbeitszeit nie essen und seit ein paar Wochen verliert er Zähne.
Hilfsversuche werden nicht angenommen. Gut, muss man auch nicht, vielleicht ist er ja bereits in Behandlung. Zu meiner Schande muss ich gestehen das ich ihm einmal gesagt habe das ich ihm nicht mehr zuhören kann. Es kommen viele Leute mit ihren Sorgen und Problemen zu mir, und mir geht langsam die Kraft aus um den gesunden Abstand zu halten.
Lange Rede, es stehen die jährlichen Mitarbeitergespräche an und der Chef denkt darüber nach dem Kollegen gleich mit Kündigung zu drohen anstatt das Gesundheitsprogramm des Unternehmens zu nutzen. „Dann weiß es ja ein jeder.“ ist seine Rechtfertigung. „Was ja jetzt nicht der Fall ist?“ Ich warte bis heute auf eine Antwort. Ich hoffe nur er wirft einen längeren Blick auf das Gesundheitsvorsorgeprogramm. Mir hat es damals geholfen.
[Update]
Angeblich verursacht eine Mundspülung den leichten Alkoholgeruch im Atem des Kollegen. Er hat seit Jahren den Besuch beim Zahnarzt ausfallen lassen, und versucht so mit den Schmerzen klar zu kommen.
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[1] derstandard.at – Tod und Trauer am Arbeitsplatz
[2] Später habe ich erfahren das eine ehemalige Kollegin wegen Arbeitsverweigerung entlassen wurde. Sie hat sich unerlaubt entfernt nachdem sie darüber verständigt wurde das ihr Vater im sterben liege.