Mainstream Mülleimer

Das Aquarium entwickelt sich. Ich dachte, dass die Flora schwerer vom Co2 «Schock» betroffen war als wir erst annahmen, aber die Frau zeigte mir dann die Fortschritte. Ich bin anscheinend zu ungeduldig bzw. denke im falschen Maßstab.
Es sind momentan 16 Schnecken unterwegs—in allen Größen. Bei einer nahm ich erst an, sie sei ein Fleck auf der Scheibe; ein Blick durch die Lupe korrigierte mich.
Durch ihre transparente Art werde ich aus den Garnelen nicht schlau. Zwei der Tiere häuteten sich. Da könnte man meinen, ein Geist sitzt an der Stelle.
Trotzdem, so schön es auch ist zu beobachten was sich im Aquarium abspielt, ich spüre dabei auch einen Druck—das Leben da drinnen verlässt sich auf uns.

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Kirby ist in den letzten Tagen sehr selbstständig geworden. Wir wussten ja, dass er Dies und Das kann, aber er ließ sich auch gerne … manchmal bedienen, oft braucht er jemanden, der bei ihm ist. Jetzt will er oft nicht einmal mehr in der Früh aus dem Bett gehoben werden. Wann werden wir ihm peinlich?

Beim stöbern in meinem Spielzeuglager fand er eine der Teenage Mutant Ninja Turtles die Revoltech zur Animationsserie von … 2012 herausbrachte – und, wie beinahe alles von Revoltech, auf Pressebildern großartig ist. Und da fragte er, was es damit auf sich hat usw.; und natürlich auch, ob ich die anderen Figuren habe. Zwei Kisten weiter lag noch ein Set mit Verpackten Figuren von Playmates, ebenfalls aus der Reihe. Und die begleiten ihn momentan. Außerdem setzte er mit ihnen sein «Ich erkläre mir die Welt, indem ich anderen davon erzähle» Spiel fort.
Und wir feierten Leonardos Geburtstag. Dazu gab es Salat und Kuchen.

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Wir brachen nun endgültig aus dem hiesigen Mainstream aus, wir wechselten den Stromanbieter. Meine Eltern fassten die Reaktion des durchschnittlichen Österreichers zusammen. Wieso machst du das? Ist das nicht viel umständlicher, weil man die Kosten des Netzanbieters gesondert bezahlen muss?. Die beste Frage aber war Wie geht’s jetzt weiter? Sollte mich eigentlich nicht wundern, es gibt so vieles, dass mir momentan Mental verbaut ist weil ich Österreicher bin. Von der Intensität der Reaktion war ich überrascht.
Jetzt noch den Fermwärmeanbieter tauschen—können, in Wien gibt hat die WienEnergie das Monopol.

Kleine Dinge, große Änderung: Bisher benutzten wir ein nicht-Tupper Geschirr als Biomistkübel, welches mit der Zeit grauslich anzugreifen wurde—ein Deckel der über einen Dichtungsring im Gefäß hält, und mit Nageleinsatz abgehoben wird. Wir kauften einen eigens dafür entworfenen Tischmülleimer, und ich fühle mich nun erwachsener und reifer. Und wir haben nun mehr Platz, und im Müllraum steht seit kurzem eine große Biotonne.

Der Liebhaberkollege gestand mir, dass das Klopapier Video vom Browser Ballett ihm half, seine Angst vor dem Klopapierkauf zu therapieren; sie ist noch da, aber er kann meist damit leben.

Fesch sind sie ohnehin

#kirbyshaustier

Den Tod seiner Garnelen verkraftete Kirby—bisher—gut. Er ging die Sache logisch an: ich kann es nicht mehr ändern, aber ich kann mir die Mechanismen ansehen: Was kann der Grund sein; wenn sie so ein einfaches Nervensystem haben, hatten sie dann Schmerzen; wie funktioniert sterben; was macht man mit den Körpern?

Wie wir weiter damit umgehen steht noch offen—so wie ich die Situation wahrnehme. Zuerst müssen die Wasserwerte wieder passen, aber ob es «gut» ist, danach gleich wieder Tiere anzuschaffen?
Wieso stimmte ich Haustieren zu? Man holt sich Arbeit nach Hause welche am Ende ohnehin im Tod mündet. Ja, Tiere geben einem viel zurück—abseits vom verdauten Essen—; wenn man nicht wie ich in ein brennendes Gebäude flüchten würde, um der Interaktion mit Menschen zu entkommen.

Beim nachfüllen der Co2 Anlage «flog» mir das Zitronensäure/Natron-Gemisch «um die Ohren». Habe wohl das Wasser zu langsam hinzugefügt. Wenigstens passierte das ganze in der Badewanne, und ich verschloss den Behälter schnell genug um 40bar an Druck zu behalten. Das nächste Mal richte ich die Flasche mit einem Winkelmesser aus.

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Die Frau und ich Bouldern nun regelmäßig—sie in kürzeren Intervallen als ich. Sie wirkt dabei so kompetent, dass ich mich frage, was sie eigentlich noch an mir findet. Vor allem weil in der Halle nur hübschere, V-förmige Gesellen mit vollem Haar und ohne Narben im Gesicht unterwegs sind. Und dann koffere ich im Flanellhemd und Haube herum. Ich fühle mich dort wie ein Hochstapler. Letztens musste ich «nur» im T-Shirt klettern, da war ich vom herumstehen bereits fertig. Dabei wirkt es so, als würden Beobachter in Gedanken mit dem Mensch an der Wand mitklettern. Klar, fesch sinds ja ohnehin alle.

Hoffe, auch in der Saison Platz zum Bouldern zu haben. Ob ich es alleine schaffe…

spontane Schnecken

Teil der Blogaktion «Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?».

Um 7:30 begann ich den Tag.
Die Frau und Kirby waren um 7:15 aufgewacht. Ich hatte die Beiden nicht mitbekommen, es war die erste Nacht seit langem, in der ich durchschlief.

Der ursprüngliche Plan — ein Besuch des technischen Museums — fiel aus; Kirby wollte nicht ohne einen Abstecher ins miniXplore dort hin, und der erste freie Termin war gegen 16:00.
Wir sattelten um. Kirby vermisst Kontakt zu anderen Kindern, wir hatten einen Einkauf zu erledigen und der Ikea hat eine … Kinderverwahrung die Kirby seit einiger Zeit besuchen will.
Wir verabschiedeten ihn und suchten unser Zeug zusammen.

In einem Schaufenster fand ich ein Verpackungsmotiv für einen Tee, das mir gefiel: ein Hahn, der mit einer Tasse in den Flügeln auf seinem Hügel sitzt und mit … melancholischer Zuversicht am Betrachter vorbeischaut.
Ich war froh darüber, nicht alleine einkaufen zu müssen. Beim betreten eines Bekleidungshändlers bin ich desorientiert, und seit die dort Angestellten Dresscodes haben — wenn das Flashdance/Road Warrior Ensemble der einen Dame ihre tatsächliche Kleidung war, dann hätte ich gerne nur ein μ ihres Selbstbewusstseins —, möchte ich nur in einer Ecke stehen, und diese beobachten.
Bei der Gelegenheit kaufte ich Kirby ein Super Mario T-Shirt. Das kann er beim Mario Kart spielen tragen. Ich bin neidisch auf die Jugend, was deren Angebot an Pop-Kultur referenzierende Kleidung angeht. Wir mussten unsere He-Man Pullover noch selbst stricken, und Spider-Man T-Shirts waren Bastelprojekte.

Als wir Kirby abholten, sahen wir durch das «Schaufenster» des Kinderbereiches alle Kinder auf einen Punkt schauen, den für uns nicht einsehbar war. Im Kopfkino lag dort ein abgetrenntes Körperteil eines anderen Kindes, während die Betreuenden um das Weiterleben des restlichen Kindes rangen.
Die Realität war ähnlich erschreckend: es lief Paw Patrol auf einem Fernseher, der in einer uneinsichtigen Ecke hängt. Ich hätte kontrollieren sollen, ob der Raum durch Spiegel und die Perspektive verschiebende Aufbauten so groß wirkt.
Für Kirby war es natürlich großartig, Chase wurde entführt, und sie schlafen in Kojen, Und Marshall hat ein neues Auto, und Zuma hat ein Beil mit dem sie eine Wand einschlug.

Auf dem Weg zurück kommen wir ‚drauf, dass wir auf den Wocheneinkauf vergaßen.
Weil wir es pädagogisch eh schon durchverschissen hatten, nahmen wir eine Tiefkühlpizza für Kirby und die Frau mit. Sie sagte später, dass die überraschend gut war. Kirby war begeistert davon Pizza zu essen.
Zur Nachspeise gab es selbstgemachtes Ananaseis.

Nach einem Bad für Kirby, währenddessen ich die Tagesnotizen aufholte, kümmerten wir uns ums Aquarium. Bei den Pflanzen schienen Schneckeneier gewesen zu sein, anders können wir uns die Beiden ungeplanten Bewohner nicht erklären. Das Co2 Ventil stand wieder einen Deut zu weit offen, und die Zeitschaltuhr schaltete wieder nicht ein. Der Grund war schnell gefunden: ich bin zu blöd um eine Anleitung zu verstehen; man muss die Tage, an den die Uhr schalten soll sowohl für die Ein- UND Ausschaltzeit einrichten.
Die Wasserwerte waren überraschend gut, noch die Nitritspitze abwarten, dann der erste Wassertausch und wir können uns nach Fischen umschauen.
Hier muss ich erwähnen, wie Kirby mich mit seiner Geduld begeistert. Ich würde verstehen, wenn er jeden Tag fragen würde, wann denn nun die Fische kommen.

Der Nachmittag war dunkel und verregnet.
Kirby malte ein Bild für den Geburtstag meines Bruders. Ich verpackte ein ungelesenes Exemplar von Sterankos[1] Nick Fury – Agent of SHIELD für ihn.

Wir spielten ein paar Spiele — Schneckenrennen; Tierestapel; Kugelbahn, wobei jede Kugel eine Persönlichkeit hatte und von den Wäscheklammern gerettet wurden, wenn sie in eine Schachtel rollten —, und danach hockten wir Drei mit Buntsriften auf allen vieren vor einer «Endlosrolle» mit nautischen Ausmalbildern.

Ich erglatzte wieder.

Die Frau braucht ein Medienabspielgerät, ich habe noch ein wenig Spielgeld, und ließ damit ein Gerät reservieren; das sollte ich kommende Woche unbemerkt abholen können, und sie damit überraschen.

Als Kirby durch sein Vulkanbuch schaute, hörten wir uns im Schnelldurchgang eine Reportage über den Umgang mit den steigenden Stromkosten an. Die Experten sagen durch die Blume: Wechselt halt zum billigsten Anbieter, aber darauf achten, dass im kommenden Juni die Strompreisbremse ausläuft. Dann werden wir uns da wohl einmal durch die Preise und Modalitäten arbeiten … müssen.

Vor dem Abendessen lasen Kirby und ich ein paar Geschichten aus den Ariol Comics. Inzwischen kennen wir die einzelnen Geschichten schon so gut, dass wir diese durcheinander lesen als einen Band nach dem anderen.

Kirby brauchte ein wenig Zeit um einzuschlafen.

Die Frau und ich schauten uns die Disney Version von Robin Hood an. Weil wir den vor Ewigkeiten das letzte Mal sahen, und Filme für Kirbys «Kinonachmittag» suchen. Die Geschwindigkeit des Films wird ihm wohl zu gemütlich sein. Wir waren überrascht zu erfahren, dass Peter Ustinov Prince John im englischen Original, als auch in der deutschen Synchronfassung sprach.

Der Kaiju — das Kaiju? — aus der aktuellen Ultraman Blazer Episode[2] gefiel mir gut, die Ultra Monster Figur dazu … naja, ist halt keine X-Plus oder CCP Qualität für den Preis zu erwarten. Aber Canaan hat was.

Ich verlief mich in einem Fachartikel über den Umbau von Kopfhörern für symmetrische Ausgänge, der mich bis weit nach Mitternacht beschäftigte. Die Frau schlief neben mir auf der Couch ein.
Ich wollte noch bei Foundation aufholen, aber die Serie fühlt sich in der zweiten Staffel mehr Science Fantasy an. War das in den Büchern auch so? Ist schon lange her…

1 … Ja, ohne Jim Steranko wäre das Ding optisch weniger opilent gewesen, aber der Vollständigkeit halber möchte ich erwähnen: er arbeitete nach Jack Kirbys Layouts.

2 … Bitte nicht in der englischen Synchronfassung schauen. Die ist … freudlos.