Uringlas?!

journal

Im vorbeigehen sah ich an der Tür des hiesigen Flagship Stores eines Anbieters für Pyrotechnik den gesamten Gesetzestext für die Abgabebestimmungen seiner Waren aushängen. Am Ende war ein Handgeschriebener Zettel angebracht der die Seiten an Kleingedrucktem zusammenfasste: Kein Ausweis, keine Ware.

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Der Vertreter meiner Sterbeversicherung meldete sich. Das Angebot müsse dringend überarbeitet werden. Einen Termin zu finden, an dem man zumindest eine halbe Stunde Luft hat ist nicht mehr so einfach, vor allem, wenn man nicht mehr gewillt ist, Versicherungsleute in seine Wohnung zu lassen.
Umso mehr ärgerte mich, dass es am Ende nur darum ging, meine Beiträge zu erhöhen. Menschlich meinte der Vertreter es sicher gut mit mir, er wollte aber auch nicht verstehen, wie ernst es mir damit ist, dass meine Überreste so billig wie möglich entsorgt werden sollen, und ich es mir sehr ernst ist, Anonym auf einer der dafür gewidmeten Wiesen verscharrt zu werden.
Nach Rücksprache mit einem Bestattungsunternehmen, welches dies Anbietet stellte ich fest, meine Versicherungssumme deckt knapp drei Begräbnisse dieser Art ab. Die Leich[1] ist also auch schon bezahlt.

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Ein Kollege kam auf die Idee, ein Dosimeter in sein geerbtes Uranglasgeschirr zu stecken. Auch wenn die Werte nicht gefährdend hoch waren brachte er das Geschirr zur Entsorgung. Davor durften wir es freundlicherweise mit einer Schwarzlichtlampe beleuchten.

[1] Leich = Leichenschmaus

Trotzdem: zach


[ journal ]

Das Begräbnis meiner Oma wäre erledigt. Wider erwarten war die Rede beim … ersten Hören ideologiebefreiter als ich annahm. Beim „nachhören“ erkannte man, dass der Text locker genug gestrickt war um der jeweiligen Färbung Platz zu machen. Dazu war der Trauerredner gut, und zusammen mit dem Ritus wurde ich daran erinnert, wie tröstlich ein Begräbnis sein kann. Da ich meine Oma im Sterbebett sah, hatte ich hier erst den Eindruck, ein leerer Sarg wurde betrauert; erst als der Sarg im Grab lag realisierte ich „Hier liegt meine Oma.“
Und dabei musste ich an den Fahrer aus der alten Firma denken—der arbeitete als Friedhofsgärtner, und erzählte davon, dass er regelmäßig auf LSD versehentlich in offene Gräber fiel. Oder im Winter vor den Krähen flüchtete.
Was mir aber immer wieder vor die Aufmerksamkeit rutscht, ist die Tatsache, dass Kirby nicht unsterblich ist, und ich nur hoffen kann, dass er am Ende einen lieben Menschen an seiner Seite hat.
Meine Oma hatte kein leichtes Leben—sie profitierte vom Aufschwung in den 60er Jahren, aber die westliche Definition von Luxus wurde Ihr nie zuteil. Und am Ende starb sie alleine in einem
Krankenhausbett. Es war am Ende egal, wie aufopfernd und liebevoll Sie war, sie ertrug Ihr Leid mit stählernem Willen und starb alleine. Es schien, als hätte es im Schlaf stattgefunden, und um jemand von der Familie davon verständigen zu können, hätte einer Ankündigung bedurft, was wahrscheinlich mit mehr Leid als Sie ohnehin schon ertrug verbunden gewesen wäre.
Die Rede gestern erinnerte mich daran: Auch wenn ich nicht an ein Leben nach dem Tod glaube, die DNA meiner Oma lebt in mir, sie lebt in Kirby, in meinem Bruder, und in der älteren Nichte. Ihre Spuren verschwinden aus dem Sand, aber vorerst, bleibt Sie im Meer.

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Natürlich wuchs der Umfang des Umbaus am aktuellen Arbeitsplatz. Prinzipiell kein Problem, nur wird die Arbeit umständlicher durchzuführen sein, weil die Kollegen die leichtere Route nahmen. Aber ich muss Ihnen auch zugute halten: Sie erledigten den Großteil der Umbauarbeiten. Trotzdem: zach. Man hätte es ja gleich modular bauen können.

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Kirby singt seit kurzem alle Lieder nach, welche wir mit Ihm beim Zähneputzen sangen. Natürlich, er hörte sie ja beinahe jeden Abend. Trotzdem glaubt man es im ersten Moment nicht.

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Marc Maron’s Gespräch mit Stanley Tucci war … beruhigend. Wo bleibt der Muerte Film?