zwischendurch

vaterfreuden / professioneller alltag / gelesen / die liebe familie

Ein Lebenszeichen:

In der Nacht von Samstag auf Sonntag soff der Keller meiner Eltern ab. Nach sechs Stunden Pumpen, Kübel tragen, Nasssaugen, Kehren und fluchen und staunen und verzweifeln, filmte ich einen der beiden Pumpenschläuche, als er entspannt über einer der Hecken hing.

Bei dem Grad unserer körperlichen Erschöpfung, ist es unvorstellbar was mein Schwager bei der freiwilligen Feuer in den 48 Stunden die er am Stück wach war leistete.

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Kirbys Schulalltag ist ein Mienenfeld. Da verschieben sich Zeiten, da ist schulautonomer Tag, da ist Dieses und Jenes usw.. Der Arbeitgeber dazu: «Kinder sind eine Privatangelegenheit.» Dementsprechend angefressen bin ich dieser Tage auf das Thema zu sprechen. Es ärgert mich, mit all meinen Argumenten gegen Kinder ins schwarze getroffen zu haben.

Der Schulalltag gibt sich allerdings Mühe, die Kinder auf Augenhöhe in diesen Abschnitt ihrer Lebensreise zu begleiten. Besonders die Gefühlsuhr der Schüler gefällt mir. Jeder weiß woran er ist, und ob eine Person Hilfe haben möchte, oder im eigenen Saft kochen oder mit der Glückseligkeit allein gelassen werden möchte. Kirby traf zum ersten Mal auf Gleichaltrige, die auch seinem Entwicklungsniveau entsprechen; man merkt, wie er sich langsam auf die Situation einstellt, und beginnt gefallen daran zu finden in der Menge zu verschwinden. Damit wurde auch das Bettnässen leichter. Ab und an kommt noch was aus, aber inzwischen können wir auch deuten wann eine Entleerung ansteht—in ~60% der Fälle.

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Die Frau hätte endlich am Fuß operiert werden sollen, am Operationstag gab es einen Unfall, und der dringende Eingriff, der innerhalb von drei Wochen hätte durchgeführt werden müssen, wurde um vier Wochen nach hinten verschoben. Da ging die Frau für ihre Verhältnisse durch die Decke, und bat um die angedrohte Amputation, damit die Scheiße endlich vorbei ist. Das wird nicht nur für sie logistisch eine Herausforderung, sondern auch für mich, da meine Dienstpläne voll sind.

Andererseits, mit der Diagnose Asperger Autist, fand in den vergangenen Wochen eine Angleichung statt. Womit die Anforderung an die Rolle des Herren Hopkins in der Öffentlichkeit umfangreicher wurden. Auf der einen Seite freue ich mich darüber, in einem bestimmten Set ab Parametern «normal» zu sein, auf der Anderen bringt es mir nichts, weil man Leute wie mich anscheinend nur in der IT oder sonstigen Jobs braucht. Aber es stehen noch Termine bei Psychiatern und Therapeuten an. Die finden ja immer die Worte.

Die Paartherapie … tolle Sache, ehrlich, aber sie machte mir auch klar, wie unnötig ich mich seit dem Ausspruch des Kinderwunsches durch die Frau fühle.

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Ilko-Sascha Kowalczucks Buch Freiheitsschock wurde von mir in zwei Tagen gelesen. Es beschreibt nicht nur Ostdeutschland, sondern zu bestimmten Teilen auch Österreich. Die Interviews bei Jung & Naiv—das drei Stunden dauert—oder WRINT—80 Minuten—sind empfehlenswert.

einmal um die Welt

vaterfreuden // foto

Nahm etwas im Taschen Ausverkauf für Kirby mit.

Eine Dokumentation über die Reise vom Nord- zum Südpol. Dachte mir, damit kann man ihm einen Überblick darüber verschaffen, wie anpassungsfähig das Leben ist, und wie unterschiedlich Menschen sind.

Elastizität

journal // bücher

Übers Wochenende laß ich Things become other Things von Craig Mod, worin er über seine Wanderungen auf der Halbinsel Kii und damit verbundene Gedanken schreibt.
Ich wünschte, so gut schreiben zu können wie er, nur ist mein Gehirn dafür nicht mehr elastisch genug. Sein Stil ist einfach und offen, hält das Interesse hoch, auch wenn die Sprache hier und dort »hochtrabend« wird.

weil ich schon dabei bin

journal // wmdedgt

Am fünften jedes Monats wird gefragt: Was machst du eigentlich den ganzen Tag? und hier ist meine Antwort.

Mein Sicherheitswecker ratschte um 04:30. Meinen Handgelenkswecker bekam ich nicht mit. Es wird wohl Zeit dafür, an Arbeitstagen wieder früher ins Bett zu gehen.
Nach dem Frühstück wollte ich einen Teil meiner Tagesnotizen erledigen, da höre ich Kirby über das Babyphon rufen. Als ich in seinem Zimmer ankomme fragte er mich, ob er weiterschlafen könne, was ich ihm versichere. Ob ich mich zu ihm legen könnte, fragte er weiter. Ich holte meine Armbanduhr und legte mich zu ihm. Kirby schlief gleich wieder ein, davor legte er sich meine Hand auf die Brust.
Während ich dalag, die durchs einfallende Streuchlicht fahl ausgeleuchtete Zimmerdecke hypnotisierend, meine Gedanken über mein kreatives Schreiben, meine Gesundheit und was ich alles lesen möchte kreisend, begann plötzlich etwas hörbar zu rattern. Zu der Zeit schief Kirby bereits wieder sehr ruhig, also wagte ich es, meine Hand zurückzuziehen, um die Ursache für das Rattern zu finden. Mein Smartphone war es nicht, es parkte auch kein LKW vor dem Haus—was auf dem Esstisch stehendes Geschirr manchmal rattern lässt. Die Ursache war viel kleiner, aber effektiv: die Uhr der Frau. Die lag in ihrer Ladeschale, schräg gegen eine nicht-Tuppedose gelehnt, gegen die sie beim rattern schlug. Beeindruckend.
Ich erledigte also die Aufgabe der Uhr, und weckte die Frau. Ihre innere Uhr war bereits dabei, sie auf natürliche Art zu wecken, es reichte die Tür zu öffnen um sie endgültig aus dem Schlaf zu holen.
Wir klärten ihren Plan für das Wochenende ab, ich schrieb mir eine Einkaufsliste und erledigte die Morgentoilette—mit einer Nasenspülung um dem drückenden Gefühl in der Nase entgegenzuwirken, was half.
Wir verabschiedeten uns für das Wochenende, und ich machte mich auf den Weg an den Arbeitsplatz.

Es überraschte mich wieder, wie »früh« ich am Arbeitsplatz ankam. In den letzten Tagen probierte ich eine neue Route aus, mit einem längeren Fußweg zum öffentlichen Verkehrsmittel, und einem längeren Fußweg nach der Fahrt. Trotzdem bin ich je nach meiner Schrittgeschwindigkeit zehn bis zwanzig Minuten früher da. Ich fürchte, die Magie könnte verloren gehen, wenn die Feiertage vorbei sind.
Mehr als die Begrüßungsformeln wurden am Arbeitsplatz nicht ausgetauscht. Sehr gut. Es ist der letzte Tag, an dem wir ein wenig Ruhe hatten, weil drei Viertel des Hauses nicht anwesend sind. Die kleinen Arbeiten erledigten wir bereits in den ersten Wochentagen, alles was bleibt, ist ein paar Positionen für Motoren im Bühnenboden zu markieren. Später erledigen wir das auch, und obwohl wir nur fünf Motoren aufhängen müssen, beschweren wir uns dabei, dass die Mischung aus älterwerden und mangelnde körperliche Betätigung sich langsam auswirkt. Früher hingen wir 20 zum aufwärmen—nein, wir waren fertig, aber der Körper vergaß die Anstrengung schneller. Und ich trainierte jeden zweiten Tag und aß ausgewogener.

Während meiner Pause laß ich Die Einsamkeit der ersten ihrer Art von Matthias Gruber zu Ende. Es ließ mich ein wenig enttäuscht zurück, aber die Reise bis dahin war überraschend unterhaltsam, und ich kenne die Figuren aus dem Buch aus meinem Leben. Das Buch war für mich eine Art Spaziergang durch meine Erinnerungen und Teile meiner Gegenwart, aber mit einer Trennwand dazwischen—ein Besuch im Zoo.

Mittags nahmen wir uns alle eine Gutstunde, und läuteten das Wochenende ein.
Auf dem Weg nach Hause besorgte ich Lebensmittel und hole ein Paket aus der Abholstation, Kirbys Hot Wheels Streckenteile. Ich bin gespannt was er damit macht. Es ist spannend wie gut ihm die Autos gefallen, davor war er ein Autobetrachter, jetzt spielt er Verkehrssituationen nach; nicht komplett akkurat, da ist schon einmal ein fliegendes Auto dabei. Ich würde ihm ja gerne weitere Teile kaufen, das Cupcake Haus vielleicht. Aber es war erst Weihnachten, da schenkte man ihm ohnehin bereits mehr als ausgemacht war—zusätzlich zu den Sachen die er ohnehin bereits hat—, und Geld ausgeben ist ein Zeichen dafür, dass es mir nicht gut geht. Das Monat war außerdem bereits teuer genug.

Für mich kam ein nicht-Transformer an: Magic Squares Deadly, der Perceptor aus dem Transformers Kanon ähnelt. Die Figur ist sehr klein, aber im Detail brobdinagisch. Die Benutzung des Wortes auf der Packung gefiel mir, und wird mich wie der Reifenstapel auf Kirbys Hot Wheels Garage lange verzücken. Die Figur ist allerdings wirklich gut. Kirby möchte deren nicht-Optimus Prime haben … und ich deren nicht-Hound und nicht-Jazz. Hach, und nicht-Ratchet weil ich schon dabei bin.


Weil ich an Perceptor denken musste, schaute ich Abends die Transformers Episode aus The Toys that made Us—verfügbar auf Netflix—, nur wegen der Szene am Ende, in der Hideaki Yoke, der Vater der Mechanik dahinter, ganz Stolz sein Ruhestandsgeschenk zeigt: eine Perceptor Figur, in dessen Mikroskop das Wort »Arigato«, japansich für Danke, gefräst wurde.

Auf dem Weg nach Hause leiß mich die Frau wissen, dass sie und Kirby nun auf dem Weg zu den Schwiegergroßeltern war. Kirby wollte bereits nach dem finalen aufwachen losfahren. Zwei Stunden später kamen sie an, und Kirby hatte, wie angekündigt, hörte nur Hörspiele während der Fahrt.
Wegen des Wetterberichts packten sie die anwesende Verwandtschaft zusammen, und besuchten einen Dinosaurier Park. Der war allerdings nicht an der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Themas interessiert, sondern hatte Dinos, die gegen Geldeinwurf ein Ei ausgaken und einer animatronischen Band die schlechter ist als HeavySaurus.

Ich hielt einen Nachmittagsschlaf.
Den Rest des Tages ließ ich ruhig angehen. Schaute Jules—der gut ist, aber sich am Ende zu sehr in seinem Twist verwickelt, und nicht mehr herausfindet.
Kümmerte mich um die Datensicherung, die ich seit Wochen aufschob. Es wird Zeit, »die Speicherstadt« endlich fertig zu bauen. Eine Festplatte fehlt noch. Dann könnte ich damit anfangen, Daten für die längere Aufbewahrung auf Blu-Ray zu brennen. Wann kommen denn nun die Speicherkristalle aus Star Trek?
Las weiter in Craig Mods Things become other Things, was mich ebenfalls an Menschen aus meinem Leben erinnerte, aber nicht in der Intensität wie Mod sie erlebte. Im Hintergrund liefen dazu irgendwelche deutschen Fernsehfilme, die entspannen mich, die sind sicher. Immer wenn mir etwas einfiel, erledigte ich eine Kleinigkeit, Dokumente zum Scannen vorbereiten, Dinge nachschlagen die ich mir notiert hatte, versuchte mein englisches Blog wieder in Betrieb zu nehmen. Dazwischen schaute ich die oben erwähnte Episode von The Toys that made Us.

Im Hintergrund baute sich dabei eine »Panikattacke« auf. Der Schlaf verschob sich deswegen weiter nach Mitternacht als gedacht. Davor laß ich ein paar der aktuellen Batman Comics von Autor Chip Zdarsky nach. Die sind gut, aber an seine großartigen ersten paar Hefte kommt er momentan nicht heran. Ich dachte gleichzeitig, dass trotz dieses Umstandes, das Gesamtwerk am Ende gut sein wird. War bei Grant Morissons Batman dasselbe, da stieg ich auch dazwischen geistig aus, und als ich es dann in seiner Gesamtheit nachlas, verstand ich nicht wieso.

Vaterfreuden

journal

Kirby widersprach einem häufig in den Asterix Comics geäussertem Spruch:
»Der Häuptling braucht keine Angst haben, der Himmel wird ja von dem Mann gehalten.«
Vor kurzem sprachen wir über Atlas, weil dessen Version aus den DC-Comics in Danger Street vorkam, dessen ersten Sammelband er sich aus dem Regal holte—darin räumt unter anderem Atlas seinen Posten.

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Empört stellte Kirby fest: »Papa hat ein Buch, da sind keine Bilder drin.«

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Vor dem einschlafen fragte er mich ob es noch Piraten gibt. Ich erklärte ihm moderne Piraterie—Geiselnahme und Bootsentführung als Brotjob, den Menschenhandel ließ ich fürs Erste aus—und er schlief ein.