nach den Kerzenschluckern

vaterfreuden // die liebe familie

Die letzte Alternative für Kirbys Einschulung ist der esoterische Albtraum vor dem ich ihn bewahren wollte. Aber plötzlich entdeckte die Frau ihr Verständnis für die römisch katholische Lehre.
Ich denke ich habe das Handtuch geworfen, die Frau soll ihr Leben und das ihres Wunschkindes nach ihren Vorstellungen gestalten, und ich meines ebenso—erst einmal ohne Frau und Kind.

Gebetsmühlen

wmdedgt // vaterfreuden // rollenspiele // videospiele

Frau Brüllen fragt, was man den ganzen Tag so machte, hier meine Antwort:

Gegen 01:00 ging ich zum ersten Mal ins Bett. Der Schwindel, der mich bis dahin schon ein paar Stunden begleitet hatte, wurde im liegen leichter. Bis ich einschlief dauerte es eine Weile; jedes Mal wenn ich in den Schlaf glitt, zog der Körper mich wieder zurück.
Nachts rief Kirby, als ich saß merkte ich, dass die Frau bereits bei ihm war.

Um 07:00 ratscht der Wecker, in Form von Kirby und der Frau. Wir tratschten über den von mir versäumten Besuch von Bekannten am Vortag. Kirby war noch immer stolz darauf, dass Abendteuerbuch … durchgespielt—er bekam vor kurzem ein Choose your own adventure Buch von uns geschenkt, die scheinen jetzt wieder gefragt zu sein—zu haben. Die Frau ergänzte, er sei methodisch an die Lösung der Geschichte herangegangen, all das bisher erworbene Wissen um die Spielbedingungen, hatten zu einer reibungslosen Runde geführt.
Später lasen wir das Buch, und nun probierte Kirby aus. Mir schien, als wollte er «die Stabilität der Geschichte» austesten.

Ich frühstückte alleine, Kirby putzte sich im Hintergrund die Zähne, die Frau bereitete sich auf ihren Tag vor.
Nach einem kurzen Gespräch darüber was er machen wolle stand fest, dass ich Kirby zu Hause lasse.

Wir gingen einkaufen. Davor machten wir einen Abstecher zu einem Spielplatz. Dort trafen wir den vorsichtigen und den mutigen Raben.
Kirby zeigte mir, wie geschickt er auf der Seilrutsche ist. Du warst doch gerade noch ein Baby, dachte ich mir dabei nicht einmal. Manche der Kletterseile waren bereits so durchgewetzt, dass das Drahtgeflecht im inneren der Taue sichtbar war.
Auf dem Weg rollte der Wind ein paar Getränkedosen den Weg hinauf; deren Geräusch klang wie Gebetsmühlen für mich.
Ich hätte Kirby eine Badekugel mitgenommen, aber er wollte lieber einen Pudding. An der Kasse bekam er Sticker geschenkt. Die Rechnung nahm er von mir unbemerkt an sich, und warf sie in den Altpapiercontainer vor der Tür zu unserem Wohnhaus.
Eine Gruppe Parkssheriffs verwechselten wir mit Polizisten; nachdem sich das klärte, rannten wir eine der Rampen bei dem Haus hinunter, in dessen vor dem Wind schützenden Eingangsbereich die Sheriffs einen Plausch hielten.
Wir tratschten auch; über die Frühmenschenarten die ausgestorben sind, und wie die Wikinger sich Ressourcen beschafften—«Haben die sie tot gemacht?» Sanitäter in Pause ließen uns kurz in deren RTW schauen.

Zu Hause angekommen, erfuhr ich von einem Spediteur, dass er die Sendung, die er seit einer Woche bei mir abliefern möchte, nicht mehr zustellen kann, und diese nurmehr heute vom Flughafen zu holen sei. Mein Vater hätte Zeit und Lust, und nach einem Bitte Bitte von mir, ist auch Kirby bereit. Der Verkehr ist locker, die Stimmung gut, und im Büro brauchte ich nur «Ho…» zu sagen, und man hielt mir ein Paket unter die Nase. Sie immer mit ihren Sendungen aus Japan, sagte man mir beim durchsehen der Zollunterlagen. Da wurde anscheinend das Service geändert, was die Spedition daran hindert, Sendungen an eine der Abholstationen zu liefern, die in unserem Grätzl aufgestellt wurden.

Im Auto packten wir die Sendung aus, Kamen Rider 2+1 aus Bandais SH Figuarts Reihe. Kirby war enttäuscht davon, dass es kein Transformer war. Aber die Luftpolsterfolie wanderte gleich in die Bastelkiste.

Mein Vater raufte mit seiner Neurodermitis. Er fragte mich, ob ich schon einmal Balistol—das ich als Universalöl, welches vor allem bei Schusswaffen zur Anwendung kommt—gegen meine Neurodermitis verwendete. Anscheinend hat man Balistol als Alzweckmittel entdeckt; weil es Lebensmittelecht ist, trinken es manche Menschen sogar. Ich hoffte, dass mein Vater nicht auch auf die Idee kommt, aber ich dachte, es wird wohl nicht Schaden, des gegen den Juckreiz auf die Haut aufzutragen.

Während ich Kirby das Mittagessen wärmte, schaute er eines der Hot Wheels Videos die er mag—aber die Frau nicht. Als er aß, schrieb ich ein paar Tagesnotizen auf, und vergaß dabei auf die Zeit, und das inzwischen das x-te Hot Wheels Video lief.


Wir schauten durch unser Kellerabteil, Kirby will unbedingt die Masterpiece Bumblebee—in der ersten Version—sehen. Das Abteil ist aber voll und er verlor die Geduld. Wir nahmen ein paar Dinobots und Lego Figuren mit. Unter den Lego Figuren befanden sich auf die Masters of the Universe Figuren von Megablocks. Die stellte er beim spielen in Laufposen.

Wir lasen zwei Asterix Bände, währenddessen kam die Frau wieder nach Hause.

Kirby fragte sie, ob er bei uns schlafen kann. Er schlief auf meiner Bettseite ein, das Kinn auf seiner Hand aufgestützt. Davor laß ich ihm ein paar Ariol Geschichten vor.

Die Frau legte sich zeitlich hin. Die Abklärung der Pläne für die restliche Woche verschoben wir auf morgen. Ihre Klienten hatten es heute in sich.

Ich blieb noch ein wenig wach. Sicherte die Fotos vom Jänner, und spielte eine Runde Death Stranding, die ich aus Panik abbrechen musste. Der Spielbericht wird jetzt eigenartig klingen, aber im Kontext des Spieles macht es Sinn. Ich arbeitete mich einen Hügel hinauf, bei starkem Gegenwind, und musste beim Abstieg feststellen, dass ich in eines der Gebiete geraten war, in denen sich ein paar gestrandete Seelen aufhielten. Ich dachte, die kann ich einfach umgehen, wurde aber eingekreist. Da begann auch noch das Baby, welches mich vor den Seelen warnt zu mautzen—und genau da setzte eine gewisse Beklemmung in mir ein, die mich dazu brachte abzubrechen.
Nach einmal durchatmen, räumte ich zusammen und ging zu Bett.

Nein, stimmt nicht, ich schaut mir noch die Das schwarze Auge Junior Bücher an, welche dir Frau gekauft hatte. Es sind Nachdrucke des Spiels von damals. Ein gemeinsamer Freund von meinem Bruder und mir hatte die, und wir spielten die als ich um die 15 Jahre alt war, nachdem unser Freund sie auf einem Flohmarkt fand. Ich meine mich daran zu erinnern, dass es uns Spaß machte, wohl weil es auch eine gute Abwechslung zu unserer üblichen Rotation aus Das schwarze Auge, AD&D, Shadowrun, Plüsch, Power & Plunder, und den diversen D20 Szenariobüchern war.

Kirby war im Schlaf gewandert, und ich bezog deswegen meinen üblichen Schlafplatz: zusammengerollt am Fußende. Dieses Mal aber mit Decke—die hatte ich mir für den Fall hergerichtet, manchmal lerne auch ich aus meinen Abenteuern.

& the Modern Lovers

journal

BB aus dem Videospiel Death Stranding

Eine passage aus dem letzten Journal Eintrag wurde von mir abgeändert. Mir wird oft vorgeworfen, dass ich sehr lieblos über mein Familienleben spreche/schreibe, und das hat einen Grund: ich entscheide was davon ich preisgebe. Da ich ohnehin mit Intimität Schwierigkeiten habe—ich vermeide Berührungen, spreche Leute nicht aktiv an, habe trainiert die Umgebung so gut wie möglich aus den Augenwinkeln wahrzunehmen um Blickkontakte zu vermeiden—, spreche bzw. schreibe ich nicht darüber. Es ist mir auch nicht wohl dabei, bei anderen Menschen über diese Themen zu lesen, weil ich mir dabei wie der Kerl im Baum mit dem Fernglas auf deren Wohnzimmer gerichtet vorkomme.

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Vor einiger Zeit hörte ich The morning of our lives von Jonathan Richman, weil der einem Auftrieb verleihen soll. Funktionierte nicht, beim
hören spielte die Regie Bilder von den schlimmsten Menschen ein, die sich ebenfalls ein wenig Lebensfreude damit abholen…

Sturm und Drang

journal

Als die Straßenbahn in der Unterführung wegen eines Schadhaften Zuges ein paar Stationen weiter halten musste, erinnerte mein Körper daran, dass unsere Blase seit 25 Stunden nicht geleert wurde. Dann wird’s aber Zeit, dachte ich, und begann damit, nervös die Zehen in meinen Schuhen zu bewegen.

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Der Sturm der letzten Tage schien, das Regenwasser aus den Lacken am Straßenrand zurück in die Wolken pressen zu wollen.

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Die ältere Schwägerin fragte uns, wie die Schwiegermutter mit Kirby umging, denn wie sie mit dem älteren Neffen umgeht kann nicht so weitergehen. Ein Beispiel genügte mir bereits, um mich in ihrem Standpunkt einzumieten. Wir haben in den kommenden Tagen ein Treffen mit der Schwiegerfamilie, da wird das wohl angesprochen werden—müssen.
Daraufhin fragte ich Kirby wie es denn mit ihm und Oma sei. Er antwortete mir, sie hörte auf sein Nein. Der ältere Neffe ist leider nicht alt genug um sich entsprechend zu artikulieren … aber die anderen Anzeichen müsste man als Erwachsener wahrnehmen und interpretieren können? Oder? Mich mag der ältere Neffe nicht besonders, und es ist ok, wenn er diesen Blick bekommt, verabschiede ich mich und verlasse den Raum bzw. lasse ihm mehr Raum.

Apropos Schwiegermutter: Nach ihrem langen Aufenthalt in Indien, brachte sie Kirby eine kleine Figur mit. »Oh, Ganesha, da wird er sich freuen.«
»Du kennst ihn?«
»Ja, die Mahabharata liegt auf einer Festplatte, ich habe sie nur noch nicht ganz gelesen.«
Ich weiß nicht, wie ich den Gesichtsausdruck der Schwiegermutter nach meiner Antwort hätte deuten sollen. Sie war überrascht, aber ob positiv oder nicht war mir nicht klar.
Mein Wissen über Teile der indischen Mythologie setzt sich allerdings nur aus der popkulturellen Aufarbeitung dieser zusammen, die in Grant Morisson’s 18 Days stattfand—der Bildband war großartig, das Comic und die »Motion« Serie ließ einen … mehr erwarten.

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Es ist schwer, Kirby zu vermitteln wie privilegiert seine Weihnachtsfeiertage waren. Aber wie soll man es ihm beibringen? Urlaub im Kriegsgebiet? Es frustriert mich.

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Aber was mich viel mehr frustriert, ist das Spielzeug zum Paw Patrol Franchise. Kirby bekam davon ein paar Sachen im Herbst geschenkt, von Bekannten von uns, deren Kinder das Interesse daran verloren hatten. Die versammelte Großelternschaft schenkte ihm zwei Artikel zu Weihnachten.
Eines muss ich hier voranstellen: Ich bin mit Spielzeug zu Franchises aufgewachsen. Was Spin Master hier macht, ist ein Tritt ins Gesicht von Kindern und Eltern. Es gibt keinen Maßstab, der die Reihe verbindet, nur allen möglichen Krimskrams in verschiedensten Größen und Ausführungen, lieblos produziert. Wieso statte ich ein Spielset mit einer Arrestzelle aus, wenn dies in der Ganzheit der Serie nicht einmal vorkommt? Wieso ist diese Zelle nicht groß genug, um das Spielset wieder in seinen Ursprungszustand zu versetzen, wenn eine der mitgelieferten Figuren darin steht? Wieso sind die Betten in der Kajüte nicht groß genug, um eine Figur hineinzulegen? Wieso kann ich die Brücke des Schiffes nicht schließen, wenn ich eine der mitgelieferten Figuren hineinstelle? Beim Radargerät war wohl geplant, den Bildschirm
mittels eines Rades drehen zu können, am Ende wurde alles ein Teil auf dem eine Scheibe aus blauem, transparenten Kunststoff geklebt wurde.

Da bin ich von dem Hot Wheels Zeug positiv überrascht, dass wir ihm schenkten. Ja, es ist Plastikmüll, aber zumindest mit Details und in sich stimmig. Der Reifenstapel bei einer Auffahrt ist ein Detail, über dessen Betrachtung ich mich noch jedes Mal freute.

Sind sie nicht wunderschön?

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Kirby wünschte sich bereits im Herbst ein Buch von mir: Der Totenkopf. Über die Feiertage fragte er mich danach, es ihm vorzulesen. Anfangs dachte ich noch, dass es wohl eine unruhige Nacht werden würde, wenn er das vorgelesene im Traum verarbeiten würde, aber dann nimmt die Geschichte eine Wendung, und das Ende ist ein … für den Moment gutes Ende. Es ergibt sich eine Freundschaft, dass ist doch etwas gutes. Ich kann es nicht uneingeschränkt empfehlen, aber wenn man sich ein wenig gruseln möchte, und Spannung aushält, ist es geeignet.

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Aus welchem Grund auch immer lieh sich niemand die letzten fünf Bände von Billy Bat in den letzten Tagen aus, was mir die Möglichkeit gab, es in den Mittagspausen dieser Woche zu Ende zu lesen. Da werde ich hoffentlich noch Worte dazu finden.

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Ich hadere mit einer anstehenden Untersuchung—der Vorbereitung dafür. Ich sehe auch meinen Sinn mehr in dem Versuch meinen Zustand zu verändern, dafür wurde ich in den letzten Tagen wieder zu oft daran erinnert, dass es wohl besser wäre, ich würde weniger mit meiner Angst vor dem Selbstmord hadern.

Wenn ich dieser Tage kreativ schreibe, dann meist über Familien, immer mit einem fantastischen Kniff—das ist mein Schaden—aber immer über Väter die sterben.

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Der Soundtrack zu Parodius lief in letzter Zeit oft in meinem Hinterkopf.