da bist du, Blatt

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Die Gehmaschine ist eines von Kirbys—momentan—liebsten Büchern, auf diesem Foto wirkt die Illustration aggressiver als sie in der Geschichte ist.

Als wir mit den Playmobil Figuren von Asterix und Obelix spielten, fragte mich Kirby plötzlich, ob ich die Pyramide davon schon gesehen hätte. Ein Kind in der Vorschule hätte diese als Weihnachtsgeschenk bekommen, und Kirby wollte sie sich anschauen. Nach einem Besuch der offiziellen Playmobil Homepage, fanden wir einen französischen YouTube Kanal, der das Ding vom öffnen der Verpackung an bespricht.
Mir gefallen die Hieroglyphen bzw. Wandbilder—dürfte mein neuer Spleen sein: Details.

Und weil YouTube einen nicht gleich gehen lassen will, schauten wir noch den uns empfohlenen Rundgang durch ein Playmobil Diorama an.

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Apropos Gehmaschine: Beim warten an der Ampel, viel mir die Körperhaltung einer Dame auf der anderen Straßenseite auf, sie lehnte sich nach vorne, als wäre sie im Begriff zu kippen. Ein zweiter Blick zeigte, ihr fehlten beide Unterschenkel. Als Prothesen kam die Art … die »nur« aus einer Stange zu bestehen scheint, zum Einsatz. Der Anblick erinnerte mich daran, wie weit wir es als Menschen bisher gebracht haben, zwar nicht in allen Bereichen, aber dass diese junge Frau—ich glaube ich habe 20 Jahre Vorsprung auf ihr Alter—sich trotz fehlender Körperteile so bewegen konnte freute und beeindruckte mich. Gleichzeitig stelle ich mir die Prothesen unangenehm zu tragen vor, besonders bei den momentanen Temperaturen—und natürlich deren Gegenpol.

Ein paar Minuten später, meinte ich im Zwielicht der frühen Morgenstunde eine Maus erkannt zu haben, die über den Gehsteig zu einem Blumenkübel lief. Als sie von einem Windstoß angehoben wurde, war ich überrascht. Als der Wind sie in meine Richtung trug besorgt—es gab da einmal eine Maus die durch meine Gegenwart die Flucht nach Vorne wählte, und nur durch ausziehen dieser aus meiner Hose kam—, und erleichtert, dass es doch ein Blatt war, welches mein Gehirn als Maus erkannte.

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Ob schon jemand einschlägig damit Beschäftigter vorschlug, gesunde bzw. vorhandene Gliedmaßen als »Antithesen« zu bezeichnen?

Sturm und Drang

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Als die Straßenbahn in der Unterführung wegen eines Schadhaften Zuges ein paar Stationen weiter halten musste, erinnerte mein Körper daran, dass unsere Blase seit 25 Stunden nicht geleert wurde. Dann wird’s aber Zeit, dachte ich, und begann damit, nervös die Zehen in meinen Schuhen zu bewegen.

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Der Sturm der letzten Tage schien, das Regenwasser aus den Lacken am Straßenrand zurück in die Wolken pressen zu wollen.

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Die ältere Schwägerin fragte uns, wie die Schwiegermutter mit Kirby umging, denn wie sie mit dem älteren Neffen umgeht kann nicht so weitergehen. Ein Beispiel genügte mir bereits, um mich in ihrem Standpunkt einzumieten. Wir haben in den kommenden Tagen ein Treffen mit der Schwiegerfamilie, da wird das wohl angesprochen werden—müssen.
Daraufhin fragte ich Kirby wie es denn mit ihm und Oma sei. Er antwortete mir, sie hörte auf sein Nein. Der ältere Neffe ist leider nicht alt genug um sich entsprechend zu artikulieren … aber die anderen Anzeichen müsste man als Erwachsener wahrnehmen und interpretieren können? Oder? Mich mag der ältere Neffe nicht besonders, und es ist ok, wenn er diesen Blick bekommt, verabschiede ich mich und verlasse den Raum bzw. lasse ihm mehr Raum.

Apropos Schwiegermutter: Nach ihrem langen Aufenthalt in Indien, brachte sie Kirby eine kleine Figur mit. »Oh, Ganesha, da wird er sich freuen.«
»Du kennst ihn?«
»Ja, die Mahabharata liegt auf einer Festplatte, ich habe sie nur noch nicht ganz gelesen.«
Ich weiß nicht, wie ich den Gesichtsausdruck der Schwiegermutter nach meiner Antwort hätte deuten sollen. Sie war überrascht, aber ob positiv oder nicht war mir nicht klar.
Mein Wissen über Teile der indischen Mythologie setzt sich allerdings nur aus der popkulturellen Aufarbeitung dieser zusammen, die in Grant Morisson’s 18 Days stattfand—der Bildband war großartig, das Comic und die »Motion« Serie ließ einen … mehr erwarten.

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Es ist schwer, Kirby zu vermitteln wie privilegiert seine Weihnachtsfeiertage waren. Aber wie soll man es ihm beibringen? Urlaub im Kriegsgebiet? Es frustriert mich.

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Aber was mich viel mehr frustriert, ist das Spielzeug zum Paw Patrol Franchise. Kirby bekam davon ein paar Sachen im Herbst geschenkt, von Bekannten von uns, deren Kinder das Interesse daran verloren hatten. Die versammelte Großelternschaft schenkte ihm zwei Artikel zu Weihnachten.
Eines muss ich hier voranstellen: Ich bin mit Spielzeug zu Franchises aufgewachsen. Was Spin Master hier macht, ist ein Tritt ins Gesicht von Kindern und Eltern. Es gibt keinen Maßstab, der die Reihe verbindet, nur allen möglichen Krimskrams in verschiedensten Größen und Ausführungen, lieblos produziert. Wieso statte ich ein Spielset mit einer Arrestzelle aus, wenn dies in der Ganzheit der Serie nicht einmal vorkommt? Wieso ist diese Zelle nicht groß genug, um das Spielset wieder in seinen Ursprungszustand zu versetzen, wenn eine der mitgelieferten Figuren darin steht? Wieso sind die Betten in der Kajüte nicht groß genug, um eine Figur hineinzulegen? Wieso kann ich die Brücke des Schiffes nicht schließen, wenn ich eine der mitgelieferten Figuren hineinstelle? Beim Radargerät war wohl geplant, den Bildschirm
mittels eines Rades drehen zu können, am Ende wurde alles ein Teil auf dem eine Scheibe aus blauem, transparenten Kunststoff geklebt wurde.

Da bin ich von dem Hot Wheels Zeug positiv überrascht, dass wir ihm schenkten. Ja, es ist Plastikmüll, aber zumindest mit Details und in sich stimmig. Der Reifenstapel bei einer Auffahrt ist ein Detail, über dessen Betrachtung ich mich noch jedes Mal freute.

Sind sie nicht wunderschön?

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Kirby wünschte sich bereits im Herbst ein Buch von mir: Der Totenkopf. Über die Feiertage fragte er mich danach, es ihm vorzulesen. Anfangs dachte ich noch, dass es wohl eine unruhige Nacht werden würde, wenn er das vorgelesene im Traum verarbeiten würde, aber dann nimmt die Geschichte eine Wendung, und das Ende ist ein … für den Moment gutes Ende. Es ergibt sich eine Freundschaft, dass ist doch etwas gutes. Ich kann es nicht uneingeschränkt empfehlen, aber wenn man sich ein wenig gruseln möchte, und Spannung aushält, ist es geeignet.

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Aus welchem Grund auch immer lieh sich niemand die letzten fünf Bände von Billy Bat in den letzten Tagen aus, was mir die Möglichkeit gab, es in den Mittagspausen dieser Woche zu Ende zu lesen. Da werde ich hoffentlich noch Worte dazu finden.

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Ich hadere mit einer anstehenden Untersuchung—der Vorbereitung dafür. Ich sehe auch meinen Sinn mehr in dem Versuch meinen Zustand zu verändern, dafür wurde ich in den letzten Tagen wieder zu oft daran erinnert, dass es wohl besser wäre, ich würde weniger mit meiner Angst vor dem Selbstmord hadern.

Wenn ich dieser Tage kreativ schreibe, dann meist über Familien, immer mit einem fantastischen Kniff—das ist mein Schaden—aber immer über Väter die sterben.

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Der Soundtrack zu Parodius lief in letzter Zeit oft in meinem Hinterkopf.

Symbolik

Natürlich trägt der Gegenspieler von Meisterdetektiv Parcival Po eine Maske in Form eines Gackhaufens.

Aber da hörts nicht auf.

Wieso laufen wir momentan der «Normalität» nach, wenn der Spaß genau daneben liegt?

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