widersprüchliche Ansichten

journal

Egal wie es sich ließt, die Notizen müssen raus.

+++

Nach dem ausdünnen des Haupthaares erreichte ich die nächste Wegmarke auf meinem Weg zum Ende: eine Gleitsichtbrille. Seit einer Woche trage ich nun bifokale Gläser in einem schmäleren Gestell. Prinzipiell eine tolle Sache, vor allem wenn ich unter den ungünstigen Lichtverhältnissen in Kirbys Bett vorlese, da bessert der Nahbereich einiges aus. Bewusst benutze ich die Nahzone derzeit nur beim lesen und schreiben. Die Verzeichnung an den Rändern wurde mit der Zeit weniger störend, und wird inzwischen nurmehr von mir wahrgenommen, wenn ich daran denke—so wie jetzt, verdammt. Was aber noch immer ein großes Minus ist, ist die Gewöhnungszeit, die lag früher bei zwei Tagen; bei dieser Brille bin ich ab Mittag «optisch ermüdet». Ich bilde mir aber ein, dass es besser wird.
Jetzt brauche ich noch eine Arbeitsbrille—sage ich jetzt, wenn dann die ersten Fahrlässigkeitskratzer ‘drauf sind, schaffe ich sie an.

+++

#kirbyshaustier

Kirby möchte schon seit längerem ein Haustier. Eine Katze kommt wegen meiner Allergie nicht in Frage; ein Frosch kommt nur in Frage wenn er ohne Vater leben möchte—Kaulquappen hätte er schon gesammelt gehabt; Hunde sind keine Option; und ich bin nicht begeistert davon, Tiere einzusperren und … ich will mir nicht noch mehr Freizeitstress schaffen.
Die Frau setzte sich mich Kirby zusammen, und besprachen Möglichkeiten der Tierhaltung. Eine Patenschaft wäre mir sympathisch gewesen, aber es geht auch darum, Kirby Verantwortung spüren zu lassen.

Das letzte Aquarium mit dem ich zu tun hatte, fand vor 30 Jahren statt. Unser Cousin bekam eines, und mein Bruder und ich halfen beim einrichten. Jetzt verstehe ich, wieso dort regelmäßig ein Massensterben stattfand: Keiner von uns wusste was er tat, nicht einmal der Fachhändler. Der Prozess den wir seit drei Wochen am laufen haben—und noch nicht abgeschlossen ist—fand damals in zwei Tagen statt unter Einsatz von Chemie und «wird scho passn» statt.
Heute stellt man sich zum Beispiel eine Co2 Anlage neben das Aquarium um die Wasserqualität zu regulieren und die Flora zu unterstützen. Als die Frau fragte was denn mit dem Co2 wäre, sagte ich noch «Wieviel brauchst‘?» und atmete ein paar Mal schnell ein und aus… Jetzt steht da ein Edelstahlbehälter, in dem Zitronensäure mit Natron reagierte, und das dabei entstandene Kohlendioxid nun ins Wasser entlässt. Prinzipiell eine coole Sache, aber der Behälter steht unter 60 Bar Druck. Den wird es schon nicht zerreißen, aber zusammen mit den Litern an Wasser die neben unseren Büchern Platz nahmen, entstand eine Unruhe in mir, die im Hinterkopf einen Büroraum bekam.

Die ersten Bewohner bezogen das Aquarium ohne unser Wissen. Da waren wohl ein paar Schneckeneier bei den Pflanzen, jedenfalls zählten wir am Tag nach dem aufstellen drei Schnecken. Eine Gruppe Garnelen zog vor ein paar Tagen ein. Mit denen stieg die Wasserqualität noch einmal eine Stufe, und in den nächsten Tagen wird es wohl Zeit, sich nach Fischen umzuschauen.

Kirby ist derzeit begeistert dabei, sich um den separaten Lebensraum im Wohnzimmer zu kümmern. Sogar die Tätigkeitslisten führt er gewissenhaft. Bei der Regulierung der Co2 Anlage schaue ich ihm noch über die Schulter, deren Ventil verändert den Gasfluss bereits wenn man es länger betrachtet—ich gehe sogar so weit, dass es in diesem Moment, wo ich es erwähne wieder ein Stück weiter öffnet, und dass es jedes Mal wieder geschieht, wenn diese Worte gelesen werden.

Den Effekt eines Aquariums kann ich nicht abstreiten. Man setzt sich hin, schaut den Pflanzen dabei zu, wie sie sich in der Strömung des Filters wiegen, und lässt die Gedanken ziehen. Eine Aquascape, eine Wasserlandschaft, wäre mir lieber als ein klassisches Aquarium; ein kleiner Ort, den man zwar einrichtet, aber trotzdem komplett unbekannt wirkt und in dem die Natur vor sich hinwächst.
Mit Gedanken der Entspannung wird mir aber auch eingespielt, wie man die Garnelen aus deren Becken im Zoohandel fischte. In den letzten Monaten ersetze ich die Tiere in diesen Situationen mit Menschen.
Sagt der Mann, der eine Jahreskarte für den Zoo hat…

+++

Blasphemous 2, ein Videospiel auf das ich mich schon lange freue—erschien vor kurzem. Man rauft sich dabei durch eine Welt, in der ein «Wunder» vieles durcheinandergewüefelte, und seitdem keiner mehr ein komplettes Teeservice im Kasten hat—nebst allerlei körperlichen Nebenerscheinungen. Genau gemacht für Leute wie mich, die ihr Geschirr vor langer Zeit veräusserten.

Bildrechte liegen bei den Inhabern.