weil er blau ist

Journal; Teil der Blogreihe Was machst du eigentlich den ganzen Tag?

Der Wecker ratschte um 04:30. Ein Blick auf meine Weckeruhr zeigte mir aber an, dass es schon 04:50 war. Aus welchem Grund auch immer sprang ich nicht auf, um mir schnell eine Zehnbürste durch das Kauzubehör zu schieben um mit einem Zeitpolster den Weg in den professionellen Alltag anzutreten. Ich richtete mir ein Frühstück, und während ich auf das Signal des Wasserkochers wartete, warf ich einen zweiten Blick auf die Uhr. Dabei stellte ich fest: aus irgendeinem Grund schaltete ich gestern nicht zurück zur Ist Zeit, sondern blieb bei der Sonderzeit hängen—die Uhr hat diesen Menüpunkt an dem man sich einfach eine zweite Uhrzeit einstellen kann, die parallel zur Ist Zeit mitläuft.

Beim Frühstück fiel mir auf: meine Erkältung wurde wieder schlimmer. Der Krankenhaustermin heute wurde letzte Woche bereits wegen Rotznase und Gürtelrose abgesagt, Sonntag Nachmittag wirkte es aber so, als würde sich die vom Arzt prophezeite Krankenzeit tatsächlich ausgehen. Montag Abend kratzte es wieder ein wenig im Hals, und siehe da, ich stand wieder am Start—nur anders. Der Rotz bildete einen Sekundären Schädel, der auf den bestehenden drückte und sich in den Nebenhöhlen festhielt, und meine Stimme funktionierte nur in rauchigen Lagen in fünf Minuten Intervallen alle 15 Minuten.

Der Weg in den professionellen Alltag war überraschend schlecht besucht—ebenso der Weg nach Hause—, es nutzten wohl ein paar Menschen den Feiertag am Freitag aus.
Am Arbeitsplatz angekommen, begrüßte man mich mit «Was machst du hier?» Man rechnete nicht damit, dass ich auch tatsächlich komme. Einen Moment lang suchte ich nach der versteckten Kamera.
Der Arbeitstag war relativ angenehm, lediglich ein paar kleinere Probleme, von denen sich am Ende Eines als großes Problem herausstellte. War wohl in die Knie gegangen und hatte sich das Oberteil über die Beine gezogen. Wir versuchten, aus alter Technik ein Notfall Lösung zu basteln, aber am Ende standen wir vor dem Umstand, dass das beinah defekte Gerät einen anderen Dialekt spricht, als die Technik von vor 20 Jahren.
Frustriert bauten wir alle Gutstunden ab.

Während ich im Serverschrank hing, rief mich die Frau an. Der Kinderarzt stellte die Integrität von Kirbys Trommelfellen fest, und gab sein Daumen hoch für die Wochenendpläne der Frau. Da fiel mir ein Stein vom Herzen; nur die Wochenendpläne sind momentan ein paar Kiesel… Kirby schlief auch länger und ruhig, was mich ebenfalls erleichterte.

Die Mittagspause verbrachte ich in der Bibliothek. Nahm zwei Bücher für Kirby mit, holte einen Billy Bat Band ab und lief einem Popeye Sammelband um den Weg—leider auf Deutsch. Wenn ich bedenke was es gekostet hätte, die in den letzten Wochen entliehenen Bücher zu kaufen, ist das ein guter Kompromiss—trotzdem sticht es.
In der Bibliothek fiel mir auf, dass ich wieder laut denke. Was müssen sich die Leute gedacht haben…

Auf dem Weg hörte ich einen deutschen Podcast in dem Shin Ultraman besprochen wurde: Dinos, Dämonen & Doktoren 106: Shin Ultraman. Aufmerksam wurde ich darauf, weil Youtube Persönlichkeit Tricerablue dabei war, mit dem ich mich einmal virtuell austauschte. Komisch ist, ich kann Besprechungen von Popkultur nur bedingt «ernst» nehmen, wenn sie auf Deutsch geführt werden. Ist nicht negativ dem Podcast gegenüber gemeint, irgendwie will ich das in Englisch hören.

Zu Hause angekommen, zeigte mir Kirby das erste Spielzeug, welches er sich um sein Taschengeld kaufte, gezeigt. Natürlich von Paw Patrol. Schade ist, dass unsere Versuche ihm zu zeigen es ist ok, zu mögen was man mag anscheinend fehlschlugen; er wählte eine Figur von Chase, obwohl die Rocky Figur das spannendere Zubehör hatte, aber Chase gewann weil er blau ist.

Nach einer Mahlzeit spielten wir mit der neuen und den alten Figuren; bastelten zusammen mit der Frau an einer Paw Patrol Zentrale aus Karton und Papiertellern; und ärgerten uns darüber, dass das Medikament in einem Quetschi aufgelöst immer noch scheiße schmeckt. Also zurück zum Joghurt.
Und dann las ich ihm ein paar Geschichten aus ein paar Lustigen Taschenbüchern vor[1]. Dabei landeten wir bei einer moderneren, in der das schwarze Phantom seinen Platz im Gefängnis mit Mickey Mouse tauscht. Die war für uns beide spannend, weswegen wir nachschlugen, ob die Geschichte fortgesetzt wurde—was sie anscheinend wurde, und mein Vater hat die betreffenden Taschenbücher im Regal, und erklärte sich bereit sie uns zu leihen.

aus Lustiges Taschenbuch 575 (2023)
Bildrechte liegen bei den Inhabenden

Als Kirby das Popeye Comic sah, erkannte er ihn, und wollte die Figur von Mezco sehen, die bei mir im Regal steht. Er fragte, ob das ein echter Mensch sei, und da konnte ich mit unnützen Wissen glänzen: E.C. Segar borgte das Aussehen von Popeye bei einem Mann in seiner Heimatstadt, Frank «Rocky» Figel. Es gab da einmal ein Foto, welches ihn zeigen soll, inzwischen aber als Foto eines Popeye Cosplayers entlarvt wurde. Herr Fiegel dürfte ein permanent betrunkener Zeitgenosse gewesen sein, der sich aber auch um das Wohl seiner Mitmenschen kümmerte—meist wie Bud Spencer[2].

Ich brachte Kirby ins Bett. Er schlief mit dem Kopf auf meiner Schulter ein, und sein regelmäßiger Atem wiegte mich in den Schlaf. Die Frau holte mich, als das Babyphon so leise war, dass sie meinte es sei kaputt.

Die Frau war sehr müde—sowohl im pädagogischen als auch im therapeutischen Bereich geht es Personaltechnisch im Moment rund—, und verabschiedete sich gleich ins Bett. Mein Plan war, ihr ein paar Minuten später zu folgen; aber die Kleinigkeit die ich ein paar Minuten davor aß, irritierte meine Verdauung. In den letzten Tagen aß ich wieder mehr, und vor allem, über den Tag verteilt; gestern jedoch fand nach dem Frühstück lange nichts auf meinem Teller statt, und nach dem Essen am späten Nachmittag überforderte ich meine ohnehin defekte Verdauung.
Dazu kam, dass der Rotzhelm eines meiner Ohren bedeckte, und ich meinen Herzschlag ebenfalls in meinem Kopf als unangenehmes Pochen wahrnahm.


Zur Ablenkung tausche ich die Batterien in meinen diversen Geräten auf Lithium Batterien; und schrieb der Frau und mir eine Erinnerung daran, an die Anschaffung eines neuen Druckers zu denken. Ein Kollege einer Fremdfirma schwärmte von seinem Brother Gerät, und die Frau und ich sind beide nicht begeistert von HP oder Epson. Canon sollten wir uns auch noch anschauen.


Um 23:00 rollte ich mich ins Bett.


Ich weckte die Frau durch mein Schnarchen auf. Anscheinend nahm ich dies auch wahr, und änderte meine Lage in eine, in der ich nur merklich durch den Mund atmete.

[1] … Walt Disney wird noch als Autor der Geschichten der Lustigen Taschenbüchern angeführt. Ja, dann ist es einfacher in der Datenbank zu finden, aber von den Geschichten hat er keine auch nur angeschaut.

[2] … Vor kurzem hörte ich den Satz: Die Friedensstiftende Kraft der Faust. Und jetzt fällt mir der Film Wilde Maus ein, in dem bei einer Schlägerei, der kompetentere/glücklichere Teilnehmer mit erhobener Faust auf seinem Gegner saß und laut «Frieden?» rief.

Hammer Time

Fr. Brüllen fragt wieder Was Machst Du Eigentlich Den Ganzen Tag? Hier meine Antwort.

Ausnahmsweise schlief ich wie ein Stein; bis halb neun. Das war notwendig nach den wenigen Stunden Schlaf in der Nacht von Freitag auf Samstag.
Der Druck im Kopf begleitete mich den rest des Tages, zusammen mit dem «Grundrauschen» meiner zerschossenen Verdauung.
Kirby und die Frau spielten Funkelschatz als ich ins Wohnzimmer kam. Kirby erzählte mir, dass er bereits gefrühstückt, und die Morgentoilette erledigt hatte. Er bat mich darum mit ihm zu spielen. Natürlich taten wir das, aber erst nach meinem Frühstück und Morgentoilette. Zweitere dauerte ein wenig länger, weil ich noch eine Dusche brauchte. Die Rasur ließ ich aus, fürs Kollegium wollte ich mich nicht hübsch machen.

Kirby will das klassische Spiel spielen: Die paar Paw Patrol Figuren die er hat leben im Playmobil Schloß, aus dem Rubble entführt wird, um von Skye und Chase rausgehauen zu werden. Dazwischen wird einem der Tierfiguren der Schatz gestohlen. Ich frage mich was er damit verarbeitet.

Als Kirby Hunger bekam reichten wir ihm eine kleine Obstplatte und ich las ihm ein paar Ariol Geschichten vor. Den ersten Band von Haus Nr.8—den fand ich gestern in der Bibliothek—hatte ihm die Frau bereits vorgelesen.

Ich legte die trockene Wäsche zusammen und hing die frisch gewaschene zum trocknen auf, bevor ich meinen Rucksack packte. Der war voller als sonst, musste Werkzeug und ein paar Bibliotheksbücher mitnehmen. Rückgabeautomaten sind eine gute Sache—sofern sie funktionieren; Spoiler: der Automat funktionierte.
In dem Aufwischer machte ich ein Buchpaket fertig, welches ich beim Versandautomaten der Post auf die Reise schickte.

Die Frau schickte mir eine Nachricht. Die Beiden entschieden sich dafür, einen Zirkus zu besuchen. Kirby war begeistert, sein letzter Besuch im Frühjahr war ihm nach 45 Minuten zu viel, aber dieses Mal lebte er mit.

Währenddessen kam ich am Arbeitsplatz an, und löste meinen Kollegen ab. Der bestätigte mir meine Befürchtung, dass der Nachtdienst nichts erledigte. «Die Jungen» gehen mir auf die Nerven. Der betreffende Kollege aus der Altersgruppe kam gestern Abend bereits mit der Ansage «Ich bin so müde, ich weiß nicht ob ich es schaffe um vier noch abzuräumen.» Und ich kann sein Leid nachvollziehen, aber 40 Meter Schukokabel aufzurollen sollte man in seinen späten Zwanzigern nach 10 Stunden Campingbett schaffen. Ein anderer Kollege war gestern besoffen im Dienst; es schien nicht aufgefallen zu sein. Fairerweise muss ich dazu sagen: der wirkt nie komplett nüchtern.

Beim sichern einer Trasse verdrehte sich das Stahlseil. In dem Haus ist es allerdings ein Horror eine bereits eingerichtete Trasse wieder auf Arbeitshöhe zu fahren, weil die Motoren nicht vollständig synchron laufen. Es wäre wahrscheinlich niemand aufgefallen, aber die Produktion war ohnehin in Verzug, also legte ich mich auf den Boden, und presste meine schmale Form durch den Schlitz im Dach um das Seil auszudrehen.
Danach bin ich lange in Bereitschaft. Erledigte Büroarbeit und schaute durch die Lager. Nebenbei läuft Local Heroes; der Film ist überraschend beruhigend.
Die Produktion rief ein früheres Ende aus, weil Material von einer anderen Baustelle gebraucht wurde, es aber nicht vor morgen Vormittag angeliefert werden kann.

Auf dem Weg nach Hause öffnete ich erst meine Jacke, dann meinen Pullover. Es muss wohl um die 14 Grad Celsius gehabt haben.
Es waren wenig Menschen unterwegs, aber die Wenigen machten genug «Lärm» um sie zahlreicher einzuschätzen. Beim warten auf die Straßenbahn sehe ich jemand zu wie er auf seinem Computer arbeitet; er sitzt im
ersten Stock des Hauses gegenüber, tief im Tippen versunken. Erst als die Bim einfährt, begreife ich, dass ich dem sieben Minuten zuschaute. Es ist mir jetzt noch peinlich. Im Ohrstöpsel sprach währenddessen The Hammer.
Auf den letzten Metern des Weges schlich sich wieder das komische Gefühl in meine Verdauung ein. Als ich mich zu Hause hinsetzte, waren wieder die Schmerzen unter den Rippenbögen da. Könnten es Angstsymptome sein?

Zu Hause schaute ich noch die letzte Episode Pluto. Die Übersetzung des Mangas ist leider nicht vollends geglückt. Die Serie lässt einem genug Zeit dazu, die Löcher in der Geschichte zu erkennen. Beim lesen konnte ich mich fallen lassen. Hier schaffte ich das nicht.

Gegen 23:30 warf ich einen Blick auf Kirby; der verwurschelt sich wieder gerne in seiner Decke, und bekommt dann Panik wenn er sich neu positionieren möchte, aber durch sein Werk festgehalten wird. Dieses Mal lag er «einfach» zugedeckt da.
Dann legte ich mich zum ruhen hin.

telefonfreier Vormittag

Teil von: Was machst du eigentlich den ganzen Tag?

Kirby rief nachts nach einem von uns. Die Frau ließ mich schlafen und legte sich zu ihm. Er hatte eine Hand zum halten gebraucht.
Der Tag begann für Kirby und mich um fünf Uhr. Er kam erst einmal zu mir ins Bett und wir kuschelten ein wenig. Die Frau und er machten sich flotter als üblich für den Alltag fertig; wir trödelten alle drei, nur hatte ich den Luxus der Krankmeldung auf meiner Seite.
Als die Beiden das Haus verlassen hatten, »reinigte« in Ruhe meinen Rachen mit einem Spray, röcheln, husten und lesen—Do no harm von Henry Marsh. Dem folgte die Niederschrift der Tagesnotizen.
Trotz des Schwindels und Druck im Kopf erledigte ich den Rest der Hausarbeit. Dabei ließ ich das Staubtuch wieder einmal durch die nicht leicht zugänglichen Ecken der Wohnung wischen lassen. Während der Tätigkeit rief meine Mutter an um zu fragen, ob wir jemanden brauchen, der beim anstehenden Streik der Pädagogen auf Kirby achtet. Es ist interessant, dass meine Eltern sich nicht trauen, die Frau mit solchen Fragen anzurufen. Eigentlich sollte ich wissen ob die Betreuung geregelt ist, mir lag die Antwort in dem Augenblick aber nicht in abrufbarer Form vor; wie bei so vieles, war da nur die Silhouette einer Information, deren Form sich ändert, wenn immer mein geistiges Auge sie ansieht. Außerdem beklagte ich mich bei meiner Mutter über meine letzte Erfahrung beim Hausarzt—»Ich vertrage diese Medikamente nicht.« »Sie wirken heute viel zu Gesund für Medikamente, erholen sie sich einfach.«—und das Gefühl … geschasst zu werden. Es geht mir momentan schlecht. Ich weiß nicht wo der Funken herkommt, der den Motor in Bewegung hält… Und es scheint auch niemanden zu interessieren bzw. soll ich mich einfach zusammenreißen. Das Übliche.
Das Gespräch riss ab, und ich konnte den restlichen Vormittag kein Telefonat mehr führen; das Gerät schaffte es, SMS zu versenden, telefonieren wurde mir bis in den frühen Nachmittag verwehrt.

Nach Erledigung der Hausarbeit gab ich der Depression nach, und legte mich auf die Couch. Hintergrundlärm ist dabei irgendein Fernsehfilm den ich mir auf einen Bildschirm lege. Die Gedanken kreisen ums kreative Schreiben und Löcher in einer der Geschichten mit denen ich schon seit Monaten schwanger gehe. Ich brach die Ruhephase frustriert ab, denn es stellte sich weder Ruhe, noch fielen mir Lösungen ein. Ich laß ein wenig bei Henry Marsh weiter.
Nach einer Mahlzeit machte ich mich bereit, Kirby abzuholen. Währenddessen kehrte der Schmerz unter dem rechten Rippenbogen zurück; etwas das mich gestern bei einem Spaziergang in die Knie zwang. Nicht mehr in der Intensität wie gestern, aber genug um meine Gedanken auf meinen verfallenden Körper zu konzentrieren.

Kirby zeigte mir sein neues Bild, welches er sogar unterschrieb. Er schrieb seinen Namen aus dem Gedächtnis! Er stellte mir eines der neuen Kinder vor, und beschwert sich dabei, dass es so oft weint. Ich erklärte ihm, dass es erst ein Jahr alt ist, und die Trennung von seinen Eltern dementsprechend schmerzhaft ist, etwas das Kirby erst erlebte als er älter bzw. unsere Beziehung gefestigter war.
Im Aufzug erzählte mir Kirby, er arbeitete bereits, als er in Mamas Bauch war.

Kirby bekam ein wenig Schokolade Eis, das er bei einer Episode Dora the Explorer aß.
Er wollte eine der Aquaperlen Figuren legen. Yoshi aus dem Super Mario Franchise wurde es. Ich musste ihn dabei Filmen, weil mich seine Geduld und Konzentration beeindruckte. In letzter Zeit ist er in Beidem sprunghaft, aber hier war er konzentriert wie ein Laserstrahl. Dafür gabs eine weitere Episode Dora.
Als die Frau nach Hause kam, buken die Beiden einen Schokolade-Bananen Kuchen.
Weil wir alle müde waren, spielten wir noch eine Runde Mario Kart—allerdings laß ich ihm davor noch ein Drache Kokosnuss Buch vor, die Konsole bestand darauf, dass deren Batterie einen Gewissen Ladestatus aufweisen muss, bevor sie ihren Dienst startet. Nach ein paar Runden, spielte Kirby noch eine paar Minuten Abzu.
Nach dem Abendessen laß ich ihm ein zweites Buch aus der Reihe vor.
Und eine Geschichte aus einem Ariol Comic bevor ich ihn ins Bett brachte.

Dazwischen erkundigte sich die tolle Kollegin nach meinem Gesundheitszustand. Bei der Gelegenheit brachte sie mich auf den neuesten Stand, was den Status am Arbeitsplatz angeht. Es ist kompliziert und deprimierend. Es wird heuer wieder Mitarbeiterfeedback Gespräche geben. Es wird schwer, positive Dinge zu finden, die man erwähnen kann … das Gehalt kommt pünktlich. Immerhin.
Der ernste Kollege scheint sich nach wie vor nicht für die Arbeitsabläufe zu interessieren, sondern möchten den Laden anzünden und nach seinen Vorstellungen neu aufbauen.

Auf der Couch las ich durch einen Teil des dritten Bandes von Dead Dead Demon’s Dededede Destruction, ein—bisher—großartiger Manga von Inio Asano, über das tagliche Leben einer Gruppe japanischer Schülerinnen und der Menschen in deren Leben in einem Japan über dem ein UFO schwebt, gegen das ein »langsamer Krieg« geführt wird. Fühlt sich sehr aktuell an, da starten die Kinder gerade ins Leben, und im Hintergrund bauschen sich diverse Situationen weiter auf, die deren Leben stärker lenken könnten, als ihnen bewusst ist. Leider gibt es den Manga digital nur auf Deutsch.

Beim abendlichen Gespräch mit der Frau erschraken wir, als plötzlich eine Gelse an uns vorbeiflog. Wir versuchten sie nach draußen zu leiten, in dem Prozess verlieren wir ihre Spur.
Im Bett bildeten wir uns ein, das Fluggeräusch des Insekts zu hören. Unsere parallel auftretenden Vermutungen, einen Stich zu spüren, brachten uns zu dem Ergebnis, dass die Gelse uns wohl nicht ins Schlafzimmer gefolgt war. Im Anschluss erschrak ich noch einmal, weil ich vergaß Milch im Karton zu kaufen, weil Kirbys Kindergarten daraus Laternen bastelt. »Wir haben nur Milch im Karton.« erinnerte mich die Frau. Puh.
Vor dem umdrehen laß ich die Nachrichten. Dies verstärkte das Gefühl, die Familie zusammenzupacken und abzuhauen zu wollen. Aber wohin? Es scheint das die ganze Welt sich gerade wieder an den 1920ern orientiert, anstatt an den 2020ern. Mein Vater sagte einmal zu mir, dass die Leute viel zu intelligent wären für politische Blödheiten, und immer intelligenter werden. Er hatte nicht erwähnt wo dies der Fall sei.
Gegen halb zehn drehte ich mich zum schlafen um.

Utopien

Es heißt wieder «Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?»

Im professionellen Alltag etablierte sich eine Redewendung: «Ich habe eine seltene Krankheit, ich nehme kein/keine *fügen sie ihren Begriff hier ein* wahr.»
Ich wünschte ich könnte den Großteil des Kollegiums ignorieren.
Meinem Gehirn brachte ich ein Buch mit Konzeptarbeiten zu einem Film mit, von dem ich dachte, es könnte ihr gefallen. Wir waren den Rest des Arbeitstages damit beschäftigt, Liegengebliebenes der letzten Wochen—wir kehrten Beide erst diese Woche aus dem Urlaub zurück—aufzuheben. Keine einfache Aufgabe, wenn viele der Handgriffe mit Verspätung stattfanden; und dann war alles noch Futzelarbeit. Das ist zwar mein Spezialgebiet, es frustriert mich aber, wenn ich mich in Bereiche verbiegen muss, die ich nur per Tastsinn wahrnehmen kann.
Fünf Minuten nach Arbeitsbeginn kam über Dritte eine Beschwerde aus der Leitung darüber, wieso hier nichts fertig ist. Die Armen Boten hatten mit der Sache nichts zu tun, sie sind dem Krawattenständer zur falschen Zeit über den Weg gelaufen. Ich entschuldigte mich für die Sache, und hoffte, der Krawattenständer würde vorbeikommen um mich direkt zu kritisieren. Er war damit beschäftigt, die Absturzgefahr einer mobilen Treppe auszutesten.
Mein Gehirn und ich ließen die Mittagspause ausfallen. Dafür nahmen wir uns zwei Gutstunden und ließen den Arbeitstag früher enden. «Ist die Arbeit denn erledigt?» fragte der Chef. «Wennst mir nicht traust, teil mich fürs Heisl[1]—Telefondienst—ein.» war meine Antwort. Er schwenkte auf ein anderes Thema um, aber da hörte ich nicht mehr zu und packte mein Zeug zusammen.

Die gewonnene Zeit nutze ich, um Kirby früher aus dem Kindergarten abzuholen.
Auf dem Weg retourniere ich ein Comic in einer Zweigstelle der Wiener Bibliotheken—Mawils Kinderland. Mir hat’s gefallen. Aber das dauerte auch eine Weile, weil ich es mit bestimmten Erwartungen las. Viele Menschen in meinem direkten Umfeld sprechen von der DDR, als wäre es sie ein magischer Ort gewesen, ein Utopia in dem sie gerne gelebt hätten, während die ehemaligen tatsächlichen «Utopisten» sagen «Wenn ihr nur wüsstet…» Das Comic fängt den Zeitraum vor den Mauerfall ein, konzentriert sich aber nur in den Details mit dem Zerfall der DDR, im Vordergrund steht die Entwicklung von Mirko und Thorsten. Die Lernen miteinander zu leben, und als sie es dann können, «öffnet» sich die Welt für sie.

Auf der Fahrt muss ich einen Podcast vorzeitig beenden. Ich möchte ich mich nicht absichtlich provozieren lassen.

Kirby freute sich über die Überraschung, von mir abgeholt zu werden. Er vergaß darauf, wo er seinen Helm hingelegt hatte. Der Olympionike und Kirby scheinen sich wieder gut zu verstehen, zu unserem Missmut, denn dadurch bekommt er wieder viel Scheiße vom Olympioniken erzählt.
Auf dem Weg nach Hause kam es mir vor, als wäre Kirbys Fahrrad wieder nachzustellen. Man könnte ihn wieder einmal vermessen.

Nach einem Eis feierten wir Leonardos Geburtstag noch einmal; den der Leonardo Figur von den Teenage Mutant Ninja Turtles. Bei der gestrigen Feier vergaß Kirby auf die Muffins. Ich bastelte eine Geburtstagskrone für den Anlass.
Während des Essens ging die Wohnung—im Spiel—in Flammen auf, weswegen wir in die Küche evakuieren. Zwei Kokosnussschalen voll Wasser löschten die Flammen, ein wenig putzen machte die Muffins wieder essbar.
Mit der Frau fuhren wir ein paar Strecken in Mario Kart ab, und weil wir alle Müde waren, gab es vor dem Abendessen eine Episode Dora – The Explorer.
Kirby erledigte seine Abendhygiene wieder beinahe alleine, wir schauten im wehmütig zu. Zumindest durfte ich ihm noch ein wenig vorlesen bevor es ins Bett ging. Alleine einschlafen mag er noch nicht. Ich war dann doch schneller als er. Als ich mich aus seinem Zimmer schlich, wachte Kirby auf. Ein paar Streicheleinheiten später schlief er weiter.

Die Frau «drückte» mir ein Ziehen aus dem Rücken. Das konstante über Kopf arbeiten der letzten Tage half meinem Körper dabei sich daran zu erinnern, dass dieser defekt ist.
Sie erzählte mir von einem neuen Therapiekind—natürlich ohne auf irgendwelche Details einzugehen. Ihre Fähigkeit, Abstand zu schaffen ist beeindruckend. Wenn ich einerseits dabei helfe Empathie zu erlernen, um eine Stunde später jemand dabei zu helfen sie zu «verlernen», würde ich selbst Therapie brauchen.

Beim schreiben der Tagesnotizen brauchte ich mehr Zeit als sonst. Mir fehlte der Fokus. Ein Internetbekannter rauft gerade mit dem streng gläubigen Teil seines Freundeskreis, weil er darüber scherzte, dass sein Ditko Spider-Man Omnibus ja auch eine Art heilige Schrift sei. Das erinnerte mich an meine Indoktrination in der Volksschule. Uns wurden die diversen Geschichten aus der Bibel, und was man sich sonst noch ausdachte, erzählt, wie es heute die Marvel Verfilmungen werden. Mit dem Unterschied, dass einen das Höllenfeuer erwartet, wenn man an deren Echtheit zweifelt.

Die letzten beiden Monate waren teuer. Es würde helfen, wenn ich es öfter schaffe das Loch in mir nicht mit Konsum zu stopfen.

Vor dem zu Bett gehen erreichte mich eine Nachricht meiner Schwiegermutter; sie legte mir eine Rutsche zu einem Arzt, der sich meine Verdauung gerne einmal anschauen würde. Ich nahm das Angebot an, mehr als dass er sich auch nicht mehr meldet, kann nicht passieren.

[1] … Heisl = Toilette; wir nennen Telefondienste so, weil man ein Klo in der Nähe hat

spontane Schnecken

Teil der Blogaktion «Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?».

Um 7:30 begann ich den Tag.
Die Frau und Kirby waren um 7:15 aufgewacht. Ich hatte die Beiden nicht mitbekommen, es war die erste Nacht seit langem, in der ich durchschlief.

Der ursprüngliche Plan — ein Besuch des technischen Museums — fiel aus; Kirby wollte nicht ohne einen Abstecher ins miniXplore dort hin, und der erste freie Termin war gegen 16:00.
Wir sattelten um. Kirby vermisst Kontakt zu anderen Kindern, wir hatten einen Einkauf zu erledigen und der Ikea hat eine … Kinderverwahrung die Kirby seit einiger Zeit besuchen will.
Wir verabschiedeten ihn und suchten unser Zeug zusammen.

In einem Schaufenster fand ich ein Verpackungsmotiv für einen Tee, das mir gefiel: ein Hahn, der mit einer Tasse in den Flügeln auf seinem Hügel sitzt und mit … melancholischer Zuversicht am Betrachter vorbeischaut.
Ich war froh darüber, nicht alleine einkaufen zu müssen. Beim betreten eines Bekleidungshändlers bin ich desorientiert, und seit die dort Angestellten Dresscodes haben — wenn das Flashdance/Road Warrior Ensemble der einen Dame ihre tatsächliche Kleidung war, dann hätte ich gerne nur ein μ ihres Selbstbewusstseins —, möchte ich nur in einer Ecke stehen, und diese beobachten.
Bei der Gelegenheit kaufte ich Kirby ein Super Mario T-Shirt. Das kann er beim Mario Kart spielen tragen. Ich bin neidisch auf die Jugend, was deren Angebot an Pop-Kultur referenzierende Kleidung angeht. Wir mussten unsere He-Man Pullover noch selbst stricken, und Spider-Man T-Shirts waren Bastelprojekte.

Als wir Kirby abholten, sahen wir durch das «Schaufenster» des Kinderbereiches alle Kinder auf einen Punkt schauen, den für uns nicht einsehbar war. Im Kopfkino lag dort ein abgetrenntes Körperteil eines anderen Kindes, während die Betreuenden um das Weiterleben des restlichen Kindes rangen.
Die Realität war ähnlich erschreckend: es lief Paw Patrol auf einem Fernseher, der in einer uneinsichtigen Ecke hängt. Ich hätte kontrollieren sollen, ob der Raum durch Spiegel und die Perspektive verschiebende Aufbauten so groß wirkt.
Für Kirby war es natürlich großartig, Chase wurde entführt, und sie schlafen in Kojen, Und Marshall hat ein neues Auto, und Zuma hat ein Beil mit dem sie eine Wand einschlug.

Auf dem Weg zurück kommen wir ‚drauf, dass wir auf den Wocheneinkauf vergaßen.
Weil wir es pädagogisch eh schon durchverschissen hatten, nahmen wir eine Tiefkühlpizza für Kirby und die Frau mit. Sie sagte später, dass die überraschend gut war. Kirby war begeistert davon Pizza zu essen.
Zur Nachspeise gab es selbstgemachtes Ananaseis.

Nach einem Bad für Kirby, währenddessen ich die Tagesnotizen aufholte, kümmerten wir uns ums Aquarium. Bei den Pflanzen schienen Schneckeneier gewesen zu sein, anders können wir uns die Beiden ungeplanten Bewohner nicht erklären. Das Co2 Ventil stand wieder einen Deut zu weit offen, und die Zeitschaltuhr schaltete wieder nicht ein. Der Grund war schnell gefunden: ich bin zu blöd um eine Anleitung zu verstehen; man muss die Tage, an den die Uhr schalten soll sowohl für die Ein- UND Ausschaltzeit einrichten.
Die Wasserwerte waren überraschend gut, noch die Nitritspitze abwarten, dann der erste Wassertausch und wir können uns nach Fischen umschauen.
Hier muss ich erwähnen, wie Kirby mich mit seiner Geduld begeistert. Ich würde verstehen, wenn er jeden Tag fragen würde, wann denn nun die Fische kommen.

Der Nachmittag war dunkel und verregnet.
Kirby malte ein Bild für den Geburtstag meines Bruders. Ich verpackte ein ungelesenes Exemplar von Sterankos[1] Nick Fury – Agent of SHIELD für ihn.

Wir spielten ein paar Spiele — Schneckenrennen; Tierestapel; Kugelbahn, wobei jede Kugel eine Persönlichkeit hatte und von den Wäscheklammern gerettet wurden, wenn sie in eine Schachtel rollten —, und danach hockten wir Drei mit Buntsriften auf allen vieren vor einer «Endlosrolle» mit nautischen Ausmalbildern.

Ich erglatzte wieder.

Die Frau braucht ein Medienabspielgerät, ich habe noch ein wenig Spielgeld, und ließ damit ein Gerät reservieren; das sollte ich kommende Woche unbemerkt abholen können, und sie damit überraschen.

Als Kirby durch sein Vulkanbuch schaute, hörten wir uns im Schnelldurchgang eine Reportage über den Umgang mit den steigenden Stromkosten an. Die Experten sagen durch die Blume: Wechselt halt zum billigsten Anbieter, aber darauf achten, dass im kommenden Juni die Strompreisbremse ausläuft. Dann werden wir uns da wohl einmal durch die Preise und Modalitäten arbeiten … müssen.

Vor dem Abendessen lasen Kirby und ich ein paar Geschichten aus den Ariol Comics. Inzwischen kennen wir die einzelnen Geschichten schon so gut, dass wir diese durcheinander lesen als einen Band nach dem anderen.

Kirby brauchte ein wenig Zeit um einzuschlafen.

Die Frau und ich schauten uns die Disney Version von Robin Hood an. Weil wir den vor Ewigkeiten das letzte Mal sahen, und Filme für Kirbys «Kinonachmittag» suchen. Die Geschwindigkeit des Films wird ihm wohl zu gemütlich sein. Wir waren überrascht zu erfahren, dass Peter Ustinov Prince John im englischen Original, als auch in der deutschen Synchronfassung sprach.

Der Kaiju — das Kaiju? — aus der aktuellen Ultraman Blazer Episode[2] gefiel mir gut, die Ultra Monster Figur dazu … naja, ist halt keine X-Plus oder CCP Qualität für den Preis zu erwarten. Aber Canaan hat was.

Ich verlief mich in einem Fachartikel über den Umbau von Kopfhörern für symmetrische Ausgänge, der mich bis weit nach Mitternacht beschäftigte. Die Frau schlief neben mir auf der Couch ein.
Ich wollte noch bei Foundation aufholen, aber die Serie fühlt sich in der zweiten Staffel mehr Science Fantasy an. War das in den Büchern auch so? Ist schon lange her…

1 … Ja, ohne Jim Steranko wäre das Ding optisch weniger opilent gewesen, aber der Vollständigkeit halber möchte ich erwähnen: er arbeitete nach Jack Kirbys Layouts.

2 … Bitte nicht in der englischen Synchronfassung schauen. Die ist … freudlos.