#318 (2017)

Ich grüble ja im Moment oft und lange über Sinn und Unsinn einer Erwerbstätigkeit. Ein Eintrag[1] bei Humans Of New York hat mir dabei nur bedingt geholfen.

Das ein Kollege ungefragt damit beginnt über seinen FKK Urlaub zu sinnieren frage ich mich was ich mir von dem Job noch erwarte. Dem Gespräch entziehe ich mich durch das Vortäuschen eines Defekts[2].

Zwei Kollegen aus dem Bürotrakt beflegeln sich via e-Mail über einen Zeitraum von mehreren Stunden. Ein Mitarbeiter der EDV weißt sie darauf hin vielleicht nicht die “Allen Antworten” Funktion zu nutzen und beendet den öffentlichen Austausch damit. Der Plan den Austausch zu rahmen und beim nächsten Kommunikationsseminar auszustellen wird formuliert.

Beim Verlassen des Arbeitsplatzes halte ich einer mir unbekannten Kollegen die Tür auf. Wir haben denselben Weg in einen anderen Trakt des Geländes. Ich rufe noch schnell meine Schwägerin an; sie hat mir angeboten mich auf dem Weg mitzunehmen und bewege mich deswegen langsamer. Die Türe zum anderen Trakt öffnet die Kollegin. Ich telefoniere noch, bedanke mich und schreite durch die Tür. Später erinnere ich mich das sie “Gentlemen first.” sagte.
Ich habe ein schlechtes Gewissen. Von der guten Kinderstube ist anscheinend nicht viel haften geblieben.


[1]I work at a disposable razor factory – Humans Of New York
[2] Ich habe kein Problem damit das sich Menschen an ihrer Nacktheit erfreuen; ich sehe meine Beziehung zu diesem Kollegen nur nicht nahe genug um solche Informationen hören zu wollen.