Tschecherant in Ausbildung

Alkohol: Wie trinken lernen geht – derstandard.at

Eines ist klar: Erwachsene haben eine starke Vorbildwirkung. „Wie daheim mit Alkohol umgegangen wird, prägt Kinder sehr“, weiß Wessely.

Wir trinken wenig Alkohol. Und die Menge die konsumiert wird, trinkt die Frau wenn sie sich einmal mit den Studienkollegen trifft. Unsere Eltern sind unseres Wissens nach nicht einmal Genußtrinker. Als Kind war es ein Highlight für mich wenn mein Vater sich sein monatliches Bier aufgemacht oder an seinem Geburtstag ein Glas Wein getrunken hat. Seit seinem Zusammenbruch trinkt er gar keinen Alkohol mehr.

Der Artikel trifft mich wegen der Kinder eines Kollegen und eben weil bei uns die Vermittlung mit dem „Kulturgut“ Alkohol ansteht.
Der Kollege erzählt stolz davon wie seine Kinder den Wocheneinkauf unaufgefordert verräumen; und es freut mich weil die Geschichte seiner Familie meist einen traurigen Unterton hat der in diesen Sätzen gefehlt hat. Aber dann kam die Fortsetzung. Eines seiner Kinder hat ihm eine Glas Whiskey serviert. Der traurige Unterton hat den Kollegen in den letzten Jahren in bodenlose Gläser schauen lassen. Und ich kenne genug Menschen deren Gläßer der Physik trotzen, ebenfalls aus meiner Kindheit. Ein Onkel der vom Alkohol auf Heroin umgestiegen ist und seinen letzten Atemzug auf dem Klo genommen hat, die Nachbarn welche sich Nachts dicht gemacht haben und dann gestritten haben inklusive Einrichtungszerstörung, die vielen Brandtweiner aus denen ich ehemalige Kollegen nach der Mittagspause geholt habe und der ältere Kollege der vor zwei Jahren seine Tochter verloren hat und seinen Spiegel braucht um die Trauer unter Kontrolle zu halten.
Vielleicht kommt daher meine Abneigung gegenüber alkoholischer Getränke; ich habe viele Menschen gesehen welche von der Flasche getrunken wurden.

Ich verstehe das Kulturgut Argument. Aber dieses stammt noch aus Zeiten in denen wir nicht zum nächsten Supermarkt gefahren sind um es zu erwerben. Und ich verstehe wie achtsamer Umgang gegen das menschliche Naturell läuft.
Aber was rede ich, ich betäube mich damit Geld auszugeben.
Ich fürchte nur die Tatsache das ich das Kind nicht davor schützen kann dem Sirenengesang zu wiederstehen.

Tschecherant = Gewohnheitstrinker

[Änderung 2017-1-4]
Quelle zum Link hinzugefügt.

13 Kommentare zu „Tschecherant in Ausbildung

  1. Da ist schon was Wahres dran. Wenn die Eltern (oder ein Elternteil) an der Flasche hängen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind dem Alkohol ebenfalls verfällt, sicher größer. Es wird ihm halt entsprechend vorgelebt und Grenzen werden von solchen Eltern meist nicht gesetzt. Mein Vater hat gern Bier getrunken, war auch öfter mal angetrunken, aber dann lustig und nicht aggressiv oder gar gewalttätig. Meine Mutter hat so gut wie nie Alkohol getrunken. Meine Schwester hat ein Alkoholproblem, schon lange. Ich selbst würde mich als Genußtrinker bezeichnen. Ich trinke unter der Woche gar nicht, aber dafür am Wochenende. Wobei ich merke, dass ich schon länger nicht mehr so viel vertragen kann, wie noch vor 10 Jahren.

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    1. Könnte zwischen dem Problem und der Gewohnheit Deines Vaters ein Zusammenhang bestehen? Ist es eventuell ein Gesellschaftlicher Makel das man Alkoholgenuss als anerkannte Methode zur Bewältigung des Alltags bewirbt?

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      1. Meine Schwester hat noch weitere (psychische) Probleme. Glaube nicht, dass es am „Vorbild“ meines Vaters liegt.

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  2. Wieder ein wunderbares österreichisches Wort, vielen Dank dafür. Umgang mit Alkohol und anderen „Konsumgütern“ wird ganz sicher von der Umwelt vorgelebt und geprägt. Ich kann deine Angst bzgl des eigenen Kindes gut verstehen, denke aber, dass ihr ihm in der Hinsicht auf jeden Fall keine schlechten Vorbilder sein werdet. Man kann ein Kind ja auch nicht vor allem abschirmen, irgendwann muss es den Umgang damit auch lernen. Aber durch deine reflektierte Art wirst du es bestimmt unterstützen können.

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    1. Danke für Deine aufbauenden Worte! Ein wenig Angst haben wir davor das Kind eventuell wie ein Konsumgut zu behandeln. In gewisser Weise ist es ja auch ein gemeinsames Werkstück :-)

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  3. Ich durfte die ersten paar Schlucke Alkohol zu Hause mit meinen Eltern trinken, das erste Mal glaube ich mit ca. 12 Jahren. Sekt, Wein, Bier und Martini waren das im Laufe der Zeit – selten und immer nur ein kleines bisschen. Im Nachhinein denke ich, das hat den Alkohol entmystifiziert und ihm den Nimbus des Verbotenen genommen. Das macht das Trinken weniger spannend und aufregend.

    Ich denke wie phoebe, dass ihr einen überlegten Umgang damit habt und das Kind davon lernen wird. Viele Grüße!

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    1. Danke!
      Mein Vater hat mich einmal ein Bier kosten lassen; da war es für mich auch entmystifiziert weil es grauslich war.
      Was mich so stutzig macht ist, das die Leute nicht einsehen was sie da eigentlich machen wenn sie sich regelmäßig wegtrinken. In meiner Schulzeit gab es da ein paar Leute die zwei bis drei Mal in der Woche bis zum Blackout gesoffen haben und meinten sie brauchen das einfach. Das war aber nicht wie man meint ein Problem einer bestimmten Schicht, nur das Material mit dem gearbeitet wurde war ein anderes.

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      1. Solche Blackout-Säufer waren auch in meiner Klasse. Die waren meist z.B. im Schützenverein und bewunderten die etwas älteren, wenn die sich wegtranken. Ich weiß noch, wie eine Klassenkameradin montags immer berichtete, wie witzig der völlig betrunkene XYZ war und wie lustig er z.B. in irgendwelche Löschteiche getaumelt oder in Vorgärten gefallen war. Super… :-/

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      2. Die klassischen Geschichten. Wäre interessant die tatsächliche Zahl der ganzen „Zwischenfälle“ wie in den Löschteich fallen zu erfahren.

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