Vorurteilsfrei

vaterfreuden

Und so begab es sich, dass wir uns auf den Weg zu dem Heilsversprechen von Bildungsanstalt machten, die nahe gelegen und pädagogisch optimal sein sollte—letzteres hörten wir von einer von Kirbys momentanen Pädagogen.
Ich kannte die Schule bereits aus der Verwandtschaft, und im Gedächtnis blieb sie mir über die Jahre, weil es damals eine Klosterschule war, und ich noch nie so viele Nonnen auf einem Fleck sah, wie bei einem Schulfest, zu dem wir von der Verwandtschaft eingeladen wurden. Inzwischen wird die Schule nicht mehr durch das Kloster verwaltet, und die Meinungen diverser befragten waren, die Religion spiele keine so übergeordnete Rolle wie damals.
Gleich über dem Eingang prangt ein Banner mit einer Zeichnung, die jemand zeigt, der mit geschlossenen Augen und einem Unwohlsein vermittelnden Gesichtsausdruck auf dem Boden liegt. Neben dem Liegenden kniet eine Person, die in aussehen und Kleidung an das Mitglied der heiligen Dreifaltigkeit erinnert, der ein kanonisches Aussehen—einen Stylesheet—hat und über dem «Ein Christ ist …» stand. Gegenüber dieser beiden Figuren befand sich eine Dritte, welche sich mit schnellen Schritten, gehüllt in einen nicht akkuraten, runden Schatten, davonstiehlt. And den Wänden die typischen Kinderhandarbeiten: ausgeschnittne Blätter, Schneemänner, Jesus am Kreuz. Hier wird einem ordentlich das Gehirn rasiert, sagte ich. Die Frau meinte, sie sehe das nicht so, was mich stutzig machte.
Die Direktorin bat uns und die anderen Eltern, Ihr in einen anderen Raum zu folgen. Auf den Gängen und Türen überall das Gleiche: Heiligenbilder, Kreuze, Handarbeiten die Szenen aus der kinderfreundlichen Fassung der Bibel zeigten.
Während des Vortrags der Direktorin las ich die von ihr erwähnte Schulordnung, wobei mir der Kragen platzte: verpflichtende Teilnahme am Religionsunterricht, in den kreativen Gegenständen wird für den Religionsunterricht und für die Messen gearbeitet. Und in Naturkunde wird die Evolutionslehre negiert? Aber: sobald fünf Schüler einer Religionsgemeinschaft Schüler sind, erhalten sie Unterricht in dieser—der allerdings nur ausserhalb der Schulzeiten stattfinden kann. Kann man nichts machen.
Die Kinder wurden zur Überprüfung ihrer Schulreife in den Raum nebenan gebracht, und wir durften uns mit beim ausfüllen Formularen vergnügen. Dabei sagte ich der Frau, Ich will nicht, das Kirby hier zur Schule geht. Ob ich eine Alternative habe, fragte sie. Da wurde ich unfreundlich. Ich sagte das dies hier ebenso keine Alternative ist, der Brennpunkt hier, ist die Natur der Schule als Indoktrinationseinrichtung, für den Lehrkörper bin ich der Mensch im nicht akkuraten Schatten, der seinen nächsten im Stich lässt. Als die Frau versuchte mich zu beruhigen wurde ich noch ungehaltener. Klar, wenn ich meine Meinung sage, dann bin ich peinlich oder habe Unrecht, aber das ich vor elf Jahren schon sagte, dass wir nur Schulen in der Umgebung haben die Scheiße sind, fällt Euch allen plötzlich nicht mehr ein, sagte ich.
Als die Kinder zurückkamen, setzte sich einer der Prüfer zu uns und erzählte von Kirbys motorischen und mathematischen Defiziten. Spannend, ich konnte vor meinem Schulantritt keine Zahl lesen, und jetzt sollen Fünfjährige sie identifizieren können. Motorisch ist er mit diversen Motopädagogen unterwegs—wir haben die im Bekanntenkreis—und von denen meint jeder dass er nur botschert[1] bzw. unaufmerksam ist. Und wie er Menschen zeichnet … so sind halt Buben, das gewöhnen wir ihm schon ab. Ich biss mir zu dem Zeitpunkt bereits auf die Zunge. Meine Vermutung besteht darin, dass man Kirby nach seiner Meinung zu Gott fragte, und wenn er uns diese Frage stellte, sagten wir ihm, vielen Menschen ist eine gute Beziehung zu Gott wichtig, wir glauben nicht an ihn und kümmern uns nicht darum, was er über uns glaubt. Wenn er eine Version davon wiedergab—was durchaus im Bereich des möglichen ist, schließlich sagte er mir letztens, das Abendessen tangiere ihn nur Teddybär, was er sich bei meinem Vater abhörte—, dann buchen die ihn natürlich in die Vorschule, um ihm mit stilisierter Ikonographie und Geschichten vorzubereiten—dasselbe passierte in meiner Schulzeit im Religionsunterricht. In dem Gespräch mit dem Prüfenden, erwähnte dieser auch seine Abneigung gegenüber des Bildungssystems und verabschiedete sich damit, dass es eine große Ehre war, Kirby kennenzulernen. Da schrie ich innerlich. Was führte diese Person mit meinem Kind auf—ich vertraue offen Gläubigen weniger, als nichtgläubigen, vor allem wenn sie diese Aura um sich tragen, nach der man sich mit Stacheldraht die Hände waschen möchte um das Gefühl, mit Schleim überzogen worden zu sein los wird.
Auf Anfrage welchen Religionsunterricht er den besuchen würde, reagierte man abweisend auf unsere Bitte, ihn wenn schon einmal in alle hineinschnuppern zu lassen.
Auf dem Weg zum Ausgang viel mir auf: für die mehrfache Erwähnung der interdisziplinären Religionsausübung, fanden sich keine anderen als die christlichen Symbole auf den Gängen, dafür ein Fehlwortspiel mit biblischen Ereignissen. Erst auf einer Kreidetafel waren andere Symbole aufgezeichnet. Flexibel halt. Die Buddhisten haben dann halt ausgeschissen, wenn sie unter fünf ausübenden sind, und müssen auf Christ umsatteln. Ist ja praktisch dasselbe.

Vorher erfuhr ich, dass der Frau die Schule ebenfalls nicht gefiel. Wieso konnte sie mir das nicht gleich sagen? Kompromisse? Naja, die Kinder lernen hier auch nichts außer wie super nicht die Christen sind—deren politischer Arm den Kindern zur McDonalds Diät rät wenn das Geld knapp wird—, aber es ist wenigstens keine Brennpunktschule.

Der Gedanke, dass ich mir dies hätte ersparen können, frustriert mich. Genau wegen solchen Dingen wollte ich keine Kinder haben, weil ich in der wenigen Freizeit die ich habe nicht noch die Entscheidung treffen will, mit welchem Hammer auf mein Kind eingedroschen wird, wenn z.B. mein Konsumverhalten ohnehin bereits anderen Kindern das Leben versaut…

[1] … Botschrt/Batschert = ungeschickt, undgelenk

es ist schlimmer

vaterfreuden

Ich soll nicht immer alles schwarz sehen, wurde mir gesagt. Es wird schon werden, wurde mir gesagt. Und was ist nun mit der Schuleinschreibung passiert? Genau, was ich vor zehn Jahren sagte: Wir werden unser Kind einmal nur auf die Brennpunkt Schulen in der Nähe unseres Wohnortes schicken können, oder uns eine Privatschule leisten müssen. Aber nein, das Schulsystem wird immer besser, und es gibt ja die Möglichkeit der Wunschschule, wurde mir gesagt.
Was ist passiert? Ich kann mir meine Stundenreduktion im Herbst aufmalen, weil wir uns die Privatschule sonst nicht leisten können.

Elternschaft ist schlimmer als ich es mir ausmalte. Meine einzige Hoffnung ist die Erfindung einer Zeitmaschine, die meinen tatsächlich gelebten Zeitstrahl beeinflusst, damit ich mir in der Krippe die Lichter ausschalten kann.

Bildungsstätten

Wir besuchten drei Schulen von denen wir uns vorstellen können, sie seien ein guter Ort für Kirbys Erstkontakt mit der nächsten Stufe des Bildungsbetriebs.

# Schule Eins

Ein moderner Bau in einem neu erfundenen Stadtteil. Toiletten in den Aussenanlagen, welche begrünt wurden. Die ersten Meter nach dem betreten des Schulgebäudes meinte man, in einem Bürogebäude zu sein; der Gang wird durch Runde Leuchtkörper in verschiedenen Durchmessern indirekt beleuchtet. Eine Fensterfront zu einem Innenhof, in dem ein paar bereits größer gewachsene Bäume eingesetzt wurden, geleitete einen in das Treppenhaus. Dort waren wir erst verwirrt, aber die Treppen sind so angelegt, dass egal wo man anfängt, man immer wieder den Weg ändern kann—ein Verweis darauf, wie Bildung funktionieren könnte bzw. das Konzept des Hauses, denn im Klassenbereich setzt es sich fort.
Vier Klassenzimmer befinden sich in je einer Ecke eines quadratischen Bereiches, der mit einem Balkon eingesäumt ist, der die Klassen miteinander verbindet. Die Klassenzimmer sind nicht größer, aber mit Regalen und Kästen versehen. Kein Bundespräsident oder religiöse Devotionalien an den Wänden, dafür Stifte, Drucker, Papier, Lärmschutzkopfhörer und eine Leseecke. Der Platz zwischen den Klassen ist eine Art Hauptplatz, mit Sitzsäcken, Stühlen und Tischen.
Auch der Unterricht ist freier. Du willst z.B. die Schreibübungen auf dem Boden machen? Probier’s aus. Kirby wurde in einer der Klassen die wir ansahen aktiv in den Unterricht einbezogen, und was mich völlig unerwartet erwischte, war die Offenheit der Kinder—was ich aber in allen Kindergärten und Schulen bemerke, die ich in den letzten Jahren besuchte. Man gilt nicht mehr als Fremdkörper in der Klassengemeinschaft; die Türe zum Klassenraum ist kein Hadrianswall mehr. Zu meiner Schulzeit, waren das schwere gepolsterte Türen, hier sind es Glastüren. Der Fairness halber muss ich aber erwähnen, dass wir auch eine Klasse erlebten, die ihre Freiheiten erst noch zu schätzen lernen könnten—wobei ich mir unsicher war, ob die streng wirkende Lehrerin, oder die testenden Kinder den größeren Anteil an der Ursache hielten; die Wahrheit liegt wohl in der Mitte.
Ein anderer Kritikpunkt sind die Bildschirme, die nun als Tafeln eingesetzt werden. Prinzipiell eine gute Sache: hell; kontrastreich; ersparen Overhead Projektoren und den Fernsehwagen. Aber der Verlust der Haptik ist mir nicht Recht.
Als wir die Schule verließen erkannten wir erst, dass der Tag der offenen Türe eigentlich erst am beginnen war, mit Ansprachen und Beweihräucherungen nach denen man vom Personal durch die Räume geführt wird.
Und die Turnsäle sind die größten, die ich je in einer Schule sah.

# Schule Zwei

Ebenfalls in einem in meiner Jugend neuen Stadtteil gelegen, handelt es sich um ein typisches Werk aus den späten 90ern des letzten Jahrhunderts. Die Front wirkt wie eine Festung, der Eingang wie ein Kühlergrill. Innen, viel Glas, hell, mit verteilten Lichthöfen als Akzente bzw. Leitlichtern. Denn während die Klassenräume sich entlang des Hauptganges befinden, liegen die Nebenräume in Nebengängen, die immer wieder unterbrochen werden um in den Hauptgang zu gelangen, und das Treppenhaus versteckt. Am Ende des Hauptganges in jedem Stockwerk befinden sich Gemeinschaftsbereiche: Lesebereiche, Spielbereiche, eine Terrasse. Wir erfuhren kurz nach unserer Ankunft: das ganze Gebäude wird in den Pausen zur Spielzone. Da wurde mit Bällen gespielt, gelaufen, geklettert, man war ausgelassen. Wieder etwas das mein Alter zeigt, für solches Verhalten in der Pause, hätten wir wohl mehrere Maßregelungen aufgefasst.
Die Klassenräume wirkten wie eine Mischung aus dem was ich kannte, und dem was ich in Schule Eins sah, gesehen durch die »Brille der 90er«: Holztür mit einem schmalen Fenster darin; Oberlichten statt Fenster; man fing wohl mit kahlen Wänden an, welche nun mit Regalen und Kästen aus verschiedenen Möbelreihen vollgestellt wurden. Dazwischen wurde die Höchstzahl der Schüler nach oben korrigiert, und nun wirken die Klassenräume wie manche Büroräume des öffentlichen Dienst, in dem sich Menschen mit verschiedenen Geschmäckern ihre Bereiche eroberten und schmückten.
Hier waren die Tafeln noch analog, aber mit einem Projektor nachgerüstet worden, der sie als Leinwand nutzt.
Und wieder war ich beeindruckt von der Offenheit der Schüler und des Turnsaals, welcher kleiner als in Schule Eins ist, aber dessen Hüter und Hauptturnlehrer Kirby zum mitmachen bei der Turnstunde einlud. Das musste man Kirby nicht zwei Mal sagen, und es schien, als wäre er schon immer Teil der Klasse gewesen.

# Schule Drei

Schule drei liegt innerhalb des Gürtels, wo alles dichter bebaut wurde, was sich auch auf … das Gefühl auswirkt das die Räumlichkeiten vermitteln: Enge. Natürliches Licht erreicht die Räume in den ersten beiden Stockwerken nur über den Innenhof, im Sommer als indirektes Licht und Herbst und Winter wohl wenig bis gar nicht. Die Anordnung der Räume macht Sinn wenn man ein paar Minuten im Haus unterwegs war, nur die Zwischengeschosse brachten mich durcheinander. Zum Glück nahmen uns gleich nach dem betreten des Gebäudes zwei Schülerinnen an der Hand, und führten uns durchs Haus. Wer hätte es gedacht: wieder war ich von Kindern begeistert. Ich hätte mich angeschissen wenn man mir zwei wildfremde Leute samt Kind hinstellt—dazu kam Kirbys Desinteresse—, die man durch dieses Winkelwerk führen darf und die einem Fragen über das System und die eigenen Erfahrungen stellen. Aber die zwei haben das Kompetent gemacht—es wurde wahrscheinlich auch darauf geachtet, dafür geeignete Schüler auf die Besucher loszulassen.
Die beengte Lage wird von der Schule gut genutzt, es gab keinen »sinnlosen« Platz, wo er nicht notwendig war. Die Technik frisst dort dafür sehr viel Platz in den Klassenräumen. Es war bizarr anzusehen, wie eine Gruppe Kinder einen Sonnengruß ausführte, umgeben von diversen Zeichnungen; Schulbänken; den bunt zusammengewürfeltem Mobiliar samt Inhalt; im Schein des Leuchtstofflichts. Apropos Licht: Nicht nur, dass es ohnehin Jahreszeitbedingt dunkel war, war nur das Notwendigste an Innenbeleuchtung in Betrieb. Mit den Weltuntergangsbeigen Wänden und Holzelementen wirkte dies zusätzlich »drückend«.
Aber abgesehen von all dem war mir die Schule selbst sympathisch—die rote Linie ist die religiöse Prägung des Hauses, wird ja auch von einem Orden betrieben. Uns wurde gesagt, es spiele im Schulalltag keine Rolle, aber an jeder Ecke ließt man die entsprechenden Namen und Worte bzw. hat Zeichnungen der bekanntesten Akteure und Geschehnisse. Und im Speisesaal bedenkt der zweite Teil der Dreifaltigkeit einen mit gequältem Blick.
Aber beim Wutzler—Kicker—waren auch weiblich codierte Figuren an den Stangen, »erkennbar« durch lange, zusammengebundene Haare.

Spaßquarantie

:: journal ::

Die letzten Tage über „begleitete“ ich die jüngere Nichte in der Schulzeit. Einer Ihrer Mitschüler fasste meinen Eindruck über das Lernen auf Distanz treffend zusammen: »Leitln, mi zaht des do nimma.«—»Werte Anwesende, der momentane Zustand des Unterrichts erschwert mir die Aufrechterhaltung meiner Motivation, daran teilzunehmen.« Ständig flogen Teilnehmer aus der Sitzung, und riefen Mitschüler an, damit diese die Gruppe informieren, und dazwischen mitzuhören. Die Lehrerenden wirkten erschöpft, und dieser Zustand war auch bei der jungen Nichte zu beobachten. Sie hatte schon immer das „Problem“, dass Sie gerne in Gedanken auf Reisen ging, während man mit Ihr sprach; und dieses Mal erwischte ich mich dabei, Sie zu begleiten.
Als ich die Hausaufgaben durchsah, wurde ich an diese Reisen erinnert. In Mathematik waren da ein paar sehr einfache Aufgaben dabei; die zwar aktiv gelesen werden wollten, aber deren Begleittext eine Hilfe enthielten. Sie schaffte nur eine Aufgabe. Wir korrigierten die Aufgaben zwar, da waren sie aber schon abgeschickt. Ich hoffe nur, dass Sie es sich ernsthaft noch einmal ansah.
Der Englischunterricht drehte mir die Zehennägel zu den Schienbeinen auf. Die Aussprache des Unterichtenden war…anstrengend. Aber dass gerade in dem Fach eine solche Lustlosigkeit praktiziert wurde—bzw. im Allgemeinen wird, wenn ich mich so umschaue—, ist mir unbegreiflich. Die Sprache ist allgegenwärtig, aber mit Anglizismen um sich zu werfen, bedeutet nicht, Englisch zu sprechen.

Ich besorgte Ihr einmal ein Wörterbuch, nicht einmal das liegt bei Ihr auf Lager. »Gibt ja Google« sagten die Lehrenden. Stimmt; aber der Akt ein Wort nachzuschlagen ist doch ein Lernprozess! Man darf mich altmodisch schimpfen, aber ich bin überzeugt davon, dass das analoge Erleben eines Prozesses die Grundlage für den Umgang mit dessen digitalen Gegenstücks bilden sollte—soweit möglich. Aber wir drücken den Kindern nurmehr Geräte in die Hände, erzählen Ihnen es sei die Bibliothek von Alexandria und lassen sie damit allein—ohne zu erklären was es mit der Bibliothek von Alexandria auf sich hatte.
Die Schulausgabe des Langenscheidts überraschte mich positiv. Und laut Bericht der Schwägerin, die junge Nichte ebenso.

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Innerhalb von fünf Tagen wurden 60% von Kirbys Kindegarten dicht gemacht. Wegen COVID19 Infektionen. Die Information darüber, dass wir ebenfalls betroffen sind, erreichte uns bei einem Spaziergang—hui, waren wir schnell wieder unterwegs in die Heimat. Die Behörde war flott bei der digitalen Zustellung des Absonderungsbescheids.
Und dann sitzt man so da, und sorgt sich um die Gesundheit seines Kindes und der anderen betroffenen Kinder sowie des Personals, und stellt fest »Hoppala, das Kind hat Fieber.« Der Heimtest sagte zwar »Negativ.« auf die Frage ob Kirby an COVID19 erkrankte, an Ruhe konnten wir jedoch nicht denken. Ein paar Stunden später stellte sich heraus: es waren Feuchtplattern. Das machte es zwar nicht leichter—weil es die Quarantänezeit verlängerte—aber es nahm uns eine Furcht.
Vorläufig.

Was es uns nicht nahm, waren die Reifen durch die wir sprangen, um notwendige Freizeit zur Betreuung zu schaffen. Ich habs da leichter, aber ich muss zugeben, die letzten Wochen haben mir wieder bestätigt…man kennt den Text.
Aber jetzt ist es wichtiger, sich um Kirby zu kümmern.
Damit er sich nicht noch einmal einen Fremdkörper in die Nase steckt. Den brachten wir überraschend schnell und einfach wieder heraus; ein Schock war es trotzdem.

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Die vorbestellte Iron Fist Figur von Mezco erreichte meine Türschwelle. Ich vergaß, dass man beim posieren der 1:12 Collective Figuren darauf achten könnte, die Kleidung nicht zu sehr zu spannen. Der nach Protesten hinzugefügte Gürtel stört mich. Auch wenn er die Silhouette verbessert und die Form „aufbricht“, es ist ein weiteres Ding das beim posieren bedacht werden will…das sind Probleme.
Eine Instagram Bekanntschaft lobt Mezco’s Doctor. Fate; mir reist der allerdings nichts raus. Dabei mag ich Doctor Fate. Ein „schlichterer“ Brustharnisch hätte da vielleicht gepasst. Am besten fand ich immer noch Khalid Nassour’s erstes „Kostüm“—Hoodie und Turnschuhe.

• Feuchtplattern = Windpocken
a brief history of Iron Fist in the Comics | tor.com
Mezco one-12 Iron Fist | mezcotoys.com
Asokathegeek’s Doctor Fate Fotostrecke | instagram

kein Lösungsvorschlag

[ journal ]

Kirby entdeckte die Vorteile eines frühen Start in den Tag für sich. Prinzipiell kein Problem, solange er jedoch nicht die Mindesthöhe, Geschicklichkeit und Verstand dafür hat die Küche zu bedienen und sich halbwegs still zu beschäftigen, ist sein Start auch unserer.
Und vier Uhr früh ist auch für mich ein wenig zu zeitig. Auch wenn ich an einem Servicetag nur eine halbe Stunde später aufstehe. Andererseits werde ich diese Tage erst gegen Mitternacht bettschwer.
In unserer Verzweiflung unternahmen wir den Versuch, Kirby erst eine halbe Stunde später zu Bett zu bringen; und rissen damit zwei Stunden mehr schlaf heraus.
Vorerst.
Die finale Evaluierung wird nach fünf Nächten stattfinden.

Veränderung macht dem Kind zu schaffen. Ganz der Vater.
Aber er ist mir in einem Vorraus: Anstatt seine Spielzeug U-Bahn durch den Raum zu schmeißen—das hat er inzwischen ganz gut draussen, Dinge kräftig und präzise zu werfen—drückte er sie der Frau in die Hand, und bat Sie darum, die U-Bahn in das „Pausenregal“ zu stellen.
Bei mir wäre der Scheißdreck geflogen.
Kirby ist jetzt schon weiter als sein Papa.

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Im Kindergarten dreht das Personalkarussell momentan eine Runde nach der Anderen — ein Kommen, Gehen und Schwangerschaften verlangen dies. Dazu kommt der Umstand, dass—und folgender ist der korrekte Terminus—die Scheißhäuser aus Niederösterreich momentan Fachpersonal per Bonuszahlung in deren Häuser lockt. Zuvor waren die Geschäftsräume der Kindergartenträgerorganisationen aus der Hauptstadt beliebte Ausbildungsorte, für frisch aus der Grundausbildung gekommene niederösterreichische Pädagoginnen1. Nach zwei Jahren in den wiener Schützengräben, setzte man sich die Veteranen in die Eignen.

Und dies lässt Wien momentan mit vielen Gruppen bzw. Häusern zurück, in denen es kein Personal mit deutscher Muttersprache gibt. Was man besonders in den Teilen der Stadt bemerkt, in denen auch die Muttersprachler förderbedürftig sind—wir wohnen in einem dieser Gebiete.
Deswegen rumort es im Momentan bei der Elternvertretung. Die Förderbedürftigen fürchten um die Bildung Ihrer Kinder, die weniger Bedürftigen ebenso, und die Leitung rauft sich die Haare und kann es niemanden Recht machen. Nebenbei wollen auch die Quarantänen und Verdachtsfälle und die Einhaltung der Hygienevorschriften jongliert werden.
Es ist eine blöde Situation, bei der auch ich keinen Lösungsvorschlag parat habe. Derzeit können nur die Eltern versuchen, so viel zu fördern wie möglich. Wir haben das Glück, das Kirby Bücher mag und sich vorgelesenes schnell merkt, und auch versucht, es anzuwenden.

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Ich habe ein Problem. Ich habe mir die gesamte erste Staffel Ted Lasso nach einer Empfehlung von nicht Fußballaffinnen Menschen, bereits drei Mal angeschaut.

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Wem Covid19 zu viel ist, der springe bitte zu den Fußnoten weiter.

Der Arbeitsplatz viel durch zwei schöne Gesten auf. Ich bin mir nicht sicher, ob wir diese auch verdienten; aber da ist der paranoide Teil meines Denkeisens daran Schuld. Ich ängstige mich davor, dass diese Gesten als Ablöse gewertet werden könnten, wenn es dann einmal um die Wurscht geht.

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Ein Nachbar feiert seinen Geburtstag. Laut. Menschen schlugen gegen Möbel, begleitet von brüllendem Gelächter.
Prinzipiell kein Problem—bis 22:00, es war ein Wochentag—, doch war der betroffene Nachbar einer von denen, für die wir unterstützen, weil sie aufgrund Ihrer Krankengeschichte so viel Zeit wir möglich zu Hause verbringen.
Hmm, das ließt sich wie eine Anklage, aber ich bin auch froh darüber, dass der Nachbar wieder einmal „die Sau“ frei laufen ließ. Wird sich über die letzten Monate genug Druck aufgebaut haben. Nur weil ich mich bis in den… März einmurmeln möchte, heißt das nicht, Andere sollen nicht draufhauen dürfen.
Der Zeitpunkt ist nur ein wenig deppat. Mit einem weiteren Lcokdown—Lockdown 3: Jetzt erst recht—ums Eck. Andererseits, dass war zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt; auch wenn die Nummern und der Platz zwischen den Zeilen darauf hindeutete.

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Bei einem Test—ich hatte Kontankt zu einer K1 Person, und hatte ein Ziehen in der Lunge—wurde mir gezeigt, wie man einen Nasenabstrich korrekt durchführt. Wird nicht weniger schlimm, aber es gibt einem ein gutes Gefühl. Einmal mit Profis arbeiten.

1.. Als geschlechtsneutrale Bezeichnung würde ich „Pädagogis“ nehmen.

353-2018 | 353-2017