jedem Anfang

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Kirby gefiel das HeavySaurus Konzert. Wir fanden es auch überraschend gut. Trotz der gedrosselten Lautstärke klang der Ton sauber und abgesehen von den offensichtlichen Elementen der Präsentation, dürfte niemand »Scheiß drauf, die Kinder werden’s schon nicht merken.« gesagt haben. Kirby war das einzige Kind das in einem Dinosaurierkostüm dort war, was ich schade fand. Gut, hat jetzt nicht jeder zu Hause herumkugeln—aber auffällig viele Slayer Leiberl in Kindergröße sah ich, was mich ein wenig störte. Ich würde Kirby nicht als Werbefläche für meinen Musikgeschmack nutzen—andererseits, wenn er die Radio D#$&ey Version von Angel of Death mag, rechtfertigt das wohl ein Leiberl.

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Mein Bruder war zu Besuch. Er fürchtet, dass seine momentane Freundin mit dem Neffen im Ausland bleibt, was seine Bemühungen, ihr einen legalen Verbleib in Österreich zu ermöglichen zunichte machen würde. Natürlich konnte ich sein Leid nachvollziehen, gleichzeitig ist dies nun die dritte Frau, mit der er dieses Spiel spielt. Mir fehlt das Mitleid bzw. der einzige Rat dem ich ihm geben kann ist »Wenn du bemerkst das dein Penis das denken übernahm, ist es meistens zu spät.« Auf die Antwort auf seine Frage wie es mir ginge bekam ich auch nur »Fang doch endlich mit Alkohol an.« zu hören. Sehe ich als Rechtfertigung für meine Gleichgültigkeit.

Erbe

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Am Wochenende hatten wir ein virtuelles Treffen mit der ExEx Freundin meines Bruders. Die ist gerade in einem Streit über die Verteilung der Obsorge mit dem Vater ihrer Tochter—der jungen Nichte. Der ist chronisch … geistig unterversorgt, und meint nun, wenn er seine—damals freiwillig niedrig angesetzte—Obsorgezeit und Befugnisse erhöht, entkommt er der Zahlung der Alimente. Die Umsetzung hätte er von der ExEx Freundin meines Bruders ohne Probleme haben können, wenn er nicht vor zwei Jahren für eine Woche mit der jungen Nichte verschwunden wäre. Das Kind kam unbeschadet zurück, hatte aber damals noch kein Smartphone und glaubte ihrem Vater, dass ihre Mutter damit einverstanden war. Er gab an, keinen Mobilfunkempfang in der Gegend gehabt zu haben, und ohnehin zu wenig Zeit mit seinem Kind zu verbringen—was durch Aufzeichnungen widerlegt wurde. Die anderen Anpatzversuchen spare ich aus, frage mich aber wieso man weiterhin auf Mediatorinnen und Verhandlung setzt, wenn alle bisherigen Vorwürfe der Kindeswohlgefährdung widerlegt wurden, bevor diese ausgesprochen waren.
Seine neueste Idee zeigte mir wieder, dass dem Mensch einer in den Schädel scheißen müsste, damit irgendwas drin ist: Die junge Nichte möchte Tierärztin werden. Er kennt den in seinem Ort ansässigen Tierarzt und bekam eine Zusage für eine Lehrausbildung für die Nichte, in dem festen Glauben, das Studium auf der Veterinäruniversität wäre unnötig; in der Lehre bekommt man alles mit, und das Diplom holt man bei Google bzw. wird gekauft.

Zu Gute muss man ihm halten: Er versucht seine Bildung nicht zu vererben.

Uuuudoooo

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Frau und Kind starteten ihre Wochenendpläne. Ich war alleine zu Hause. Nein, ich war einsam, alleine sein ist ok. Das wortlose Miteinander fehlte mir.

Ich ließ die Wäsche waschen; erzählte meinem Rechner wie ich meine Speicherstadt gerne organisiert hätte—der Kopiervorgang wird wieder «ewig» dauern—; hörte mich durch Stop Making Sense von Talking Heads; schaute Philadelphia nach; las mich durch ein paar Hefte Batman – Superman: World’s Finest; entdeckte zwei Texte über Death Stranding in einer Liste von Universitätsveröffenichungen; und blätterte durch die ersten Seiten eines Buches, in dem Hideo Kojima über die Medien schrieb, aus denen er Inspiration zog.

Apropos: Hideo Kojima bringt ein neues Spiel—leider Microsoft exklusiv—, zusammen mit Regisseur Jordan Peele: OD. Udo Kier ist im Trailer zu sehen und hören, und ich habe keine Ahnung was los ist; und das ist gut so, denn dann habe ich etwas in dem ich mich vergraben kann. OD ist eine Abkürzung für Overdose, ich denke einmal es wird weniger mit Drogen zu tun haben als man annimmt, aber in einer Form wohl referenziert werden. Oder das Spiel heist ODU—nach Udo Kier—und der Designer vergaß auf das U?

Dabei habe ich Death Stranding gerade einmal … drei Stunden gespielt.

Der neue Drucker brauchte einen neuen Platz. Das Stromkabel ist dicker bzw. rund anstatt flach, und konnte nicht hinter den Regalbrettern durchgeschummelt werden. Die Lösung gefällt mir, jedoch bin ich unsicher über die Meinung der Frau.
Die Einrichtung war unkompliziert. Ein Systempassworts ist wohl heutzutage eine Notwendigkeit—wie sagte der Liebhaberkollege: «Warte aufs smarte Brotmesser, und dessen open-source Varianten.»

Gestern dachte ich, mir würde beim niesen die Nase explodieren, heute fühlte es sich an, als würden die Nebenhöhlen ausgerissen.

Abends hörte ich eine Aufnahme ab, für die ich das Geofon auf dem Geschirrspüler anbrachte. Im Hintergrund hört man unsere Stimmen als dumpfen Hall, der die Front des Gerätes zum schwingen brachte.

Das Gefühl für die Menge an Wäsche, die man auf unserem Wäscheständer aufhängen kann wurde von mir wieder zu großzügig geschätzt.

Meine Mutter spürt nun zum ersten Mal die Nebenwirkungen ihrer Injektionen zur Behandlung der Hypercholesterinanämie: Gelenksschmerzen. Es erinnerte mich daran, wie alt meine Eltern inzwischen sind. Wie viel Zeit wir hatten, und wie viel uns wohl noch bleibt.

Endlich kam mir eine Idee für die Weihnachtskarten für die Nichten. Puh, ich dachte schon, es wird nix mehr.

Pinkeln

Jwz’s Kritik zu Barbie ist wunderbar.

Barbie (2023):
I expected this to be good, but I was not prepared. I was not prepared for a movie about a plastic doll to be The Matrix meets Fight Club and a skewering of toxic masculinity, but, you know, for kids!

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Ein Tag am Arbeitsplatz reicht, um einem das Berufsleben für Wochen zu vermiesen. Zog mich zum Verzweiflungsweinen auf die Toilette zurück.

Das ist auch der einzige Ort an dem ich zu Hause momentan «ich selbst sein kann». Vor Kirby muss ich mich als Vater zeigen.
Am Wochenende trennte sich ein mit der Frau befreundetes Elternpaar—für ein paar Stunden. Jetzt sitzen sie in diesem belasteten Zustand, in dem man vor dem Kind den Wunschzustand spielt—was nicht funktioniert, Kinder sind jung, nicht dumm—während man unsicher ist, wie es weitergeht.
Was haben unsere Eltern anders gemacht? Wie haben die in diesem Hamsterrad aus Job, Kinder, Kronen Zeitung, Kaffee, Zigaretten und Kleingarten ergattern überlebt? Davor lagen die Geschichten aus der Kindheit; meiner Mutter kaufe ich ab, dass die schön war, bei meinem Vater … im Nachhinein hätte ich in seiner Lage meine Eltern nicht mehr besucht. Mein Bruder und ich waren und sind keine Guten, ich vergaß uns in das Hamsterrad zu setzen.

Manchmal kommt es mir so vor, als wären die Frau und ich getrennt, nur sind wir zu stur um zu gehen … obwohl, nein, da ist Liebe; ihre Brücke reicht nur so weit. Nicht weit genug für jemand, der mit seinem Alltag überfordert ist, und bei dem die Geburt seines Kindes nicht die erhoffte Wiedergeburt mit sich brachte.

Ich bin auf dem Klo.

untypische Bitte

Ich freue mich auf die Melancholie, die Wim Wenders Perfect Days bei mir auslösen wird.

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Zum ersten Mal verbrachte ich mehr als fünf Minuten mit meinem jüngsten Neffen, Pizza Pie. Er zeigte mir wie man an besten Stiegen hinaufklettert; als es ihm zu hoch wurde, ließ ich als Hubschrauber zum Start zurückkehren. Er schien sich uneins zu sein, ob die Geste ihm gefiel.

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Beim großen Einkauf bat Kirby darum, im Spielbereich bleiben zu können. Da war auch einiges los.
Als wir ihn abholten klärte sich seine untypische Bitte auf: während um ihn herum die Kinder tobten, saß er als einziger vor dem Fernseher… Brilliant von ihm eingefädelt, ein wenig enttäuscht war ich trotzdem. Nur wieso? Die Wahl zwischen Menschen und Bildschirm fällt bei mir gleich aus.

Außerdem hätte ich einen Experten in Gewaltfreier Kommunikation gebraucht; Kirby war sehr anstrengend…