Stuhlaufbewahrung

Es gibt großartige Aufbewahrungssysteme für Schlüssel; keine hat eine Erinnerungsfunktion, dass man sie auch mitnimmt…

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Bei einem Aufbau fragte mich jemand von der Catering Crew, ob ich mir eines der Geräte ansehen und gegebenenfalls reparieren könnte; wenn ich ihm das notwendige Werkzeug leihe, hätte er daran gebastelt. Da die Crew spät dran war, und das Unterstützungspersonal dessen Alter entsprechend erfahren war—Satz des Tages «Where can i get an Artie.»—, bot ich ihm an die Reparatur zu übernehmen—deren eventuelle Folgen der Versicherer meines Arbeitgebers nicht abdeckt. Stellte sich heraus: das Anschlusskabel war abgewetzt und die Kupferlitzen der Einzelleiter berührten einander. Während ich schraubte unterhielten wir uns über Sprachbarrieren. Er unterhielt z.B. zwei Jahre eine Beziehung zu einer portugiesisch sprechenden Frau mit der Verwendung von Übersetzungssoftware. Es endete, weil er als Brite mit seinem Humor für mehr Irritationen als Harmonie sorgte.
Kann sein, dass er mich mit kaltem Tee anschüttete, ich glaube es fürs erste.
Eine Industrierührmaschiene ist um einiges schwerer als ich dachte, und ich dachte sie mir schon schwer.

Traf auf dem Weg den Bekannten der vor einer Woche Frau und Kind verließ, um ein paar Stunden später wieder auf der Türmatte zu stehen weil er ja etwas mit seinem Kind ausgemacht hatte. Der redete derart viel Blödsinn, dass ich ihm hätte sagen sollen «Du hast Stuhl im Mundwinkel.» Ich hielt unsere gemeinsame Zeit kurz—Gruß und Dank an die Wiener Linien—, und fragte die Frau ob ich ihn auf seine Scheiß Art hätte ansprechen sollen—offiziell weiß ich von nichts. Sie sagte, seine Schwiegerleute würde ihm im Lauf der Woche den Kopf waschen.

ritterlich

Ich besuchte ein Ritterfest—nicht freiwillig, aber als Kirby erfuhr, dass ich kurzfristig Zeit bekam, fragte er ob ich mitkommen könnte. Wenn dein Kind dich an der Hand packt, während es dich mit Hoffnung im Blick anschaut, verschwindet das Wort «Nein» aus dem Sprachschatz.

Aber gerade fällt mir ein, ich hatte davor noch ein anderes erstes Mal, Bouldern, was die Unterlage für das Ritterfest bildete. Ich hole aus:
Seit Monaten will die Frau wieder klettern, und eine Kollegin erzählte ihr von einer Boulderhalle, die von uns aus leicht erreichbar ist, relativ günstig ist und einen Kinderberreich hat. Als wir Kirby fragten ob er einmal klettern will, war er davon begeistert—hätte mich gewundert, wenn dem nicht der Fall gewesen wäre.
Was Kirby nicht mag: Veränderung. Da gehört auch das verlassen der Wohnung dazu—besonders wenn ich dabei bin.
Wir schafften es zur Halle, bei der neben dem Zu-/Ausgang eine Kühltruhe mit Eis steht. Damit war der Blick durch die große Glasfront auf die Kletterlandschaft vergessen, es war Eiszeit.
Davon ließ er sich mit einem «Auf dem Weg nach Hause.» abbringen.
Beim anziehen des passenden Schuhwerks trafen wir dann auf den Tropfen, der das Fass zum platzen bringen würde: einen Wuzzler—Tischkicker. «Machen wir vor dem Eis.» wurde zwar von Kirby gehört, aber nicht verinnerlicht. Nach einmal im Kinderbereich zum Zugang der Rutsche hochklettern und Rutschen war es für Kirby gelaufen, es war Zeit für Wuzzeln und Eis.
In dem Moment kamen andere Kinder hinzu, die wir beim Schuhtausch aufwärmen sahen, welche den Raum mit Enthusiasmus ausnutzten. Und wie Kirby auf die reagierte, ließ mich daran zweifeln, dass es sich bei dem Menschen um mein Kind handelte. «Ich bin Kirby. Ich bin stark. Habe viel trainiert.» stellte er sich vor. Die Kinder stellten sich «sozial verträglicher» vor. Kirby schien enttäuscht, und versuchte seinen Worten Taten folgen zu lassen. Er machte das gut, es fehlte ihm nur an einer entsprechend trainierten und vorbereiteten Muskulatur, was ihn so frustrierte, dass sein Klagen nach Benutzung des Wuzzler immer lauter und unfreundlicher wurde.
Ich versuchte ihn zu motivieren, und kletterte ein wenig im Raum herum. Später erzählte mir die Frau, sie zweifelte daran, dass dies mein erstes Mal «an der Wand» war. Einmal musste ich den Rücken gegen die Zimmerdecke drücken, um den rechten Arm wegen eines Krampfes zu entlasten—natürlich turnte ich mit meinem chronisch eingeklemmten Nerv im Schulterblatt herum. Es nutzte aber alles nichts, Kirby hatte Bouldern für heute durchgespielt. Und als wäre seine Vorstellung nicht genug gewesen, brach er in Tränen und Schuldzuweisungen aus, als einem der anderen Kinder ein Schaumstoffwürfel aus der Hand glitt, und ihn an der Brust streifte. «Da hat einer olympische Arschlochambitionen.» war mein erster Gedanke. Ich ließ mir einen Würfel an den Kopf werfen, um nachvollziehen zu können wie fest die denn tatsächlich sind, und gebe zu, es ist keine angenehme Erfahrung, rechtfertigte Kirbys Reaktion allerdings nicht. Auch wenn er sich erschreckte, kam das andere Kind sofort mit einer Entschuldigung angerannt.
Wir holten ihn also erst einmal aus der Situation heraus, und reichten eine Jause. Natürlich spielten zu dem Zeitpunkt eine Gruppe voll Inbrunst an dem Wuzzler—konnte man das Ding nicht in eine schlecht beleuchtete Ecke stellen?!
Ich nutzte die Zeit und sah mir das Publikum an. Lauter kompetent und sicher wirkende Leute, die voll im Saft zu stehen schienen. Meist hilft es, mir vorzustellen ich sei körperlich nicht anwesend, um so eine Situation auszuhalten, dieses Mal nicht. Ich wollte da auch weg.
Nach ein paar Kletterversuchen von Kirby gaben wir auf.
Und Wuzzelten eine Runde.
Aber Eis gab es keines.
Und dafür ließ er uns den Rest des Tages büßen.
Aber: ich zeichnete eine gelungene Portion Spaghetti—so gut es mit meiner Fähigkeit, Dinge zu zeichnen möglich ist.

Zurück zum Ritterfest:
Kirbys Verhalten setzte sich dort nahtlos fort. Als hätte man einen Schalter umgelegt, erklärte er den Anwesenden wie gut er nicht in Allem sei. Er bat mich, ihn zum Armbrust schießen zu begleiten, wo er ja alles treffen würde. Als er vor der kindergerechten Armbrust stand, war der Herr Polymath allerdings schon am Ende seiner Fähigkeiten, denn er schien beim Training gefehlt zu haben, als es darum ging die Sehne der Armbrust zu spannen. Und auf die Frage nach Hilfe gab es dann ein «Ich dachte du bist der beste Schütze.» von mir. Natürlich half ich ihm danach, und sah ihm danach ein paar Mal beim danebenschießen zu. Meine Lektion in «Schau dir einmal in Ruhe an, wie sehr das Ding verzieht, dann Ziele, und dann drück ab.» hörte er sich zwar an, und gemeinsam trafen wir ein paar Sachen, ermüdend war es trotzdem.
Er ist ein Kind, in einem Alter in dem sich einiges ändert. Die Älteren erzählen ihm Horrorgeschichten über die Schule weiter, die ihnen erzählt wurden, gegenüber den Jüngeren soll man sich abgrenzen, obwohl man das vielleicht nicht möchte—was bei Kirby—noch?—kein Problem ist.
Wie war ich in dem Alter? Ich traue mich nicht, eine Antwort zu geben bzw. meine Eltern zu fragen, weil die durch den Nebel der Erinnerung wohl keine klare Antwort geben können. Bei einer Unterhaltung mit meiner Mutter bat sie mich darum, nicht wie sie damals auf Angst als Erziehungsmittel zurückzugreifen. Ich musste jemanden erzählen, langsam den Glauben an eine gewaltfreie Erziehung zu bezweifeln. Damit meine ich nicht die körperliche Züchtigung, sondern nicht den verständnisvollen Papa spielen, der Versucht die Situation zu verhandeln—im glaube, mein Gegenüber möchte dies auch—, sondern ebenso auf Stur zu stellen und zu kommunizieren, dass es mir im Moment schwer fällt Sympathie zu zeigen.
Aber ich muss ihm zugute halten, dass er danach recht verträglich war. Die Vorfreude auf das an diesem Tag stattfindende Eis ließ ihn ausscheren, aber was solls, ich habe auch Scheißtage.

Das Ritterfest irritierte mich nicht nur durch die Masse an Menschen, Lärm und Gestank—den ich erst wahrnahm als ich Abends an meiner Garderobe roch—, auch das legere Führen von Waffen schürte meine innere Unruhe. Ich spreche da von Dolchen, Messern und Beilen in der Größe eines Unterarms. Viele von denen werden wohl nur zu Schauzwecken getragen, aber wenn da nur drei Häferl dabei sind, bei denen die Trümmer einsatzbereit sind … da verliere ich den Glauben in die Exekutive, die mich wegen meines Arbeitsmessers ermahnte—welches zum Zeitpunkt der Kontrolle damals bereits in schlechter Verfassung war—aber hier deutlich größeres Schneidwerkzeug mit einem «Schau dir den Feidl au.» kommentierte.
Und natürlich gingen mir die ganzen Leute in «historisch Akkurater» Kleidung auf die Nerven. Ja, das ist lieb, aber wenn die dann eine Sonnenbrille aufhaben … es ist schon schlimm genug, wie verklärt man selbst auf die Zeit blickt, und bei solchen Veranstaltungen in seiner Meinung bestätigt wird.
Aber ich gebe zu: die Turnierkämpfe waren interessant anzusehen. Die Teilnehmerinnen haben sich dabei amtlich verdroschen, und die Unterhaltungen der Schiedsrichter waren … angenehmes Klugscheißen.
Aja, und dann war da der Verkäufer am Wildschweingrill, der verkündete, dass der Verzehr seiner Waren sich positiv auf die persönliche Klimabilanz auswirke. Wieso werde ich wohl nie erfahren.

Am einem Arbeitsplatz fiel uns ein zwar oft vermitteltes, aber von den Entscheidungsträgern konsequent heruntergespieltes Problem, auf die Füße. Kurzfristig fünf Kilometer 140mm2 aufstellen—wir verwenden in Europa ein Dreileitungssystem, plus Neutralleiter und Erde—, samt Aggregat und USV—nterbrechungungsfreie Stromversorgung—erschien uns erst unmöglich. Unser elektrotechnischer Dienstleister schaffte dies allerdings binnen zwei Tagen. Ich kann mir nur vorstellen, dass sich auf irgendeinem Werksgelände gerade jemand fragt, wo das Zeug dass eigentlich gerade auf einen Anhänger geschoben werden sollte, hingekommen ist.
War lustig wieder Kabel zu ziehen und herumzuklemmen. Beim anklemmen unter Spannung mussten wir die Leute vom Dienstleister übernehmen lassen. Aber wir lernten neue Technologie kennen: Schwungmassen, die bei Netzausfall den Motor, der sie davor noch antrieb übersynchron laufen lassen, ihn damit zum Generator machen aber mit beinah verschleißfreien, magnetischen Lagern verbunden sind. Da stehst du neben einem Ding das mit 5000 Umdrehungen in der Minute rotiert, und bemerkst nur ein leises Surren.

Und ich raufe wieder wegen der Kinderbetreuengszeiten. Der ewige Krampf…

Wieso sagte mir niemand, dass es neu gemachte Capatwin Future Figuren gibt? HL Pro brachte da welche heraus, allerdings ist der Preis durch den 1/5 Maßstab entsprechend happig—was vor den momentanen Alltagskosten kein Problem war.
Außerdem hat Bandai die Ultra Q Monster aus Shin Ultraman angekündigt, und die kennt Kirby auch, und die sind stabil und halten damit «toben» recht gut aus.

Weil ich gerade Pop-Kultur anriss: Die Debatte um den neuen Indiana Jones Film verstehe ich nicht. Natürlich ist der «scheiße», der ist auch nicht mehr für Leute gemacht, welche die ersten drei in ihrer Jugend sahen, sondern für ein neues Publikum.
Außerdem: wieso scheint es mir so, als muss alles plötzlich einen Kanon haben? Hatten die ersten drei auch nicht, weil es gegen die Ursprünge der Figur gehen würde: dem Groschenheft Abendteuerer, bei dem jedes Heft das erste ist, und Kontinuität nur existiert, wenn sie es muss. Man sah bei Star Wars wo das hinführen konnte … über welchen Blödsinn ich mich mit Leuten unterhielt. Lustig wars trotzdem, trotzdem, wenn die jüngeren Mitarbeitenden sich in Gesprächen über «Es ist unrealistisch, dass ein Drache XY kann.» verlaufen, erinnere ich sie daran daran «Es ist alles Bullshit, verlauft Euch nicht darin.» Nicht, dass sie nichts anderes vorzuweisen haben, als sich mit diesem besonders gut auszukennen, wenn sie in ihren 40er sind.

Da beneide ich gerade einen der ehemaligen Liebhaberkollegen momentan, der ist in meinem Alter, und macht sich gerade selbstständig—hat seinen Meistertitel gemacht und schaut jetzt einmal weiter. Könnte einmal nachfragen, ob er schon seinen Gewerbeschein hat. Ich arbeite momentan nur darauf hin, jeden Tag im Bett zu landen, mir die Decke über den Kopf zu ziehen, und so zu tun, als wäre ich alleine auf der Welt.
Und es fällt mir schwer, mit ehemaligen Kollegen Kontakt zu halten.

Vernunft und Humanismus

– 10apr20 –

aus Ultra Q ep.6: Grow Up! Little Turtle (育てよ! カメ, Sodateyo! Kame)

Taika Waititi gibt mir Hoffnung, dass etwas besser werden könnte:

It’s so over the top now in the very best way. It makes Ragnarok seem like a really run of the mill, very safe film…this new film feels like we asked a bunch of 10 year olds what should be in a movie and just said yes to everything.

slashfilm.com

Fehlen nurmehr faire Löhne, Kapitalsteuern, ein universales Gesundheitssystem und vor allem Vernunft und Humanismus.

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Die Therapie ist heute ein Quell der Depression gewesen.
Seit Inkrafttreten der freiwilligen Ausgangsbeschränkung konferiere ich mit meinem Therapeuten über das Telefon. Zu Beginn habe ich das großartig gefunden – ich kann bei dem Gespräch liegen und den Plafond hypnotisieren. Aber heute ist es ein anstrengendes Gespräch gewesen. Die gefühlte Belastung wirkt in den eigenen Wänden – im eigenen Bett – schwerer. In der Praxis hat man die Möglichkeit des Ortswechsels im Hinterkopf…und jetzt fällt mir ein das ich das Gespräch beenden und den Raum hätte verlassen können. Jederzeit. Nicht einmal abheben hätte ich müssen.
Das Gesprächsthema war der Abschluss eines weiteren Lebensjahres, und wie ich in diesem – und den Jahren davor – nichts weitergebracht habe. Denn auch wenn es angenehm ist, Dinge für sich selbst zu machen – Podcasts, schreiben, lesen und Dinge besprechen –, den Großteil der Zeit verbringe ich in einem Job der zwar gut bezahlt ist, aber mich auffrisst.
Mein Therapeut meinte, ich sollte mich einfach für den Werkmeister anmelden, und meinen Arbeitgeber vor vollendete Tatsachen stellen. Kann man machen wenn man fixe Arbeitszeiten hat, und nicht von Tourplänen, Veranstaltern, Künstlern, anderen Technikern, C- bis Z-Prominenten und Lieferzeiten abhängig ist.
Oder bin ich einfach nur zu feige? Sollen sie mich rausschmeißen. So wie es im Moment aussieht, wird das ohnehin geschehen.
Was habe ich zu verlieren?

Nur ist es nicht der Meister den ich mir wünsche, sondern eine Tür die mich an einen Ort bringt, an dem ich mich nach mir fühlen darf.

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Kirby hat mich während des zu-Bett-bringen Rituals plötzlich umarmt – so fest, das ich mich einen Augenblick gefürchtet habe, seine Finger würden die Haut durchbohren und meine Rippen fassen.
Der Bub hatte einen müden Tag.
Ich auch.
Beim vorlesen hat es wieder viel Konzentration gebraucht, um sich wach zu halten.

Es gefällt mir, dass man schon eine Art Unterhaltung mit Ihm führen kann. Oft deuten wir, wass der Andere möchte, aber so lernen alle Beteiligten dazu.

Sein zweites Frühstück hat er ohne Aufforderung oder Erwähnung mit ein paar Enten geteilt.

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Seit ein paar Tagen lese ich Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein von Benjamin Maack, und es fällt mir schwer mir eine Meinugn dazu zu bilden. Mein Lesegerät sagt, das noch 30% Datei über sind, und ich bin gespannt darauf, ob sich in zehn Prozent mehr bei mir rühren wird.
Nein, jetzt wo ich darüber nachdenke fürchte ich, die Schilderungen sind ein Ausblick in eine mögliche Zukunft.