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Zuallererst möchte ich mich für die Sorgen, die ich manchen Besucherinnen dieses Blogs bereitete entschuldigen. Das Blog war aus einem banalen Grund für die URL derhopkins.com nicht erreichbar: chronischer Geldmangel. Gestern wurde noch eine Rechnung beglichen, und damit der Domainprovider davon überzeugt, doch bitte wieder auf das Blog zu verlinken. Die ursprüngliche URL lautet derhopkins.wordpress.com, die sollte »immer« funktionieren.
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Ich war beim Internisten. Der war wenig begeistert von meinen Cholesterinwerten, dafür sehr angetan vom Zustand meiner Halsschlagader; lediglich an einem Verteilerstück sind kleinste Ablagerungen sichtbar, die allerdings auch eine Verdickung der Gefäßwand sein könnten. Bei der Untersuchung lernte ich auch, dass der eher flach und schwach wirkende Blutfluss zum und vom Gehirn kein Grund zur Sorge ist; das Gehirn braucht eine konstante Versorgung mit Sauerstoff um fehlerfrei zu funktionieren—man könnte meinen, immer mehr Leute atmen immer weniger, um sich die momentane Weltlage zu erklären—, und um die Blutgefäße nicht zu stark zu belasten, findet der Transport bei geringer Stärke, dafür konstant statt.
Wir sprachen über meine bisherigen Erfahrungen mit Blutfett senkenden Medikamenten, wobei nurmehr ein Medikament in Frage kam, welches ich probieren solle, bevor ich »die Spritze« bekomme; nicht die »man erspart ihm viel Leid« Spritze, sondern ein Medikament, welches man sich in einem bestimmen Rhythmus—bei erblich bedingter Ursache wie bei mir wohl alle 14 Tage—verabreicht. Zur Bewilligung der Kostenübernahme durch die Krankenkasse muss man vorher durch ein paar Reifen springen und vor einem Facharzt »Sitz« machen, wobei mir versichert wurde, die Fachärzte, welche die letzte Entscheidungsinstanz sind, wollen die Dinger am liebsten gleich verschreiben, weil sie sich praktisch von selbst finanzieren, und mit dem anstehen der nächsten Generation des Medikaments—welches mit einer bis zwei Injektionen im Jahr einen ähnlichen Effekt erzielen soll—die Preise ohnehin von der Alm abwandern. Und Generika gibt’s auch noch.
Fürs erste nehme ich das letzte Standardmedikament in geringer Dosis—damit die Muskelschmerzen nicht so schlimm werden wie beim letzten Mal, sollten sie denn auftreten—, und setze mich im Februar auf ein geeichtes Ergometer der Praxis um zu festzustellen wie schlecht es um meine Gesundheit steht.
Zu meiner Ohnmacht meint der Internist, dass diese eine natürliche Reaktion auf den Schmerz in Kombination mit meiner Angst war. Der Schmerz wurde wahrscheinlich durch eine Entzündung ausgelöst, nur meint auch er, dass eine Kolioskopie1 der sicherste Weg sei, um den Grund zu eruieren; oder man prüft die Entzündungshinweise im Stuhl, wobei diese Methode nur zum Erfolg führt, wenn der Zustand akut ist, wohingegen eine Gewebeprobe immer ein aussagekräftiges Ergebnis liefert.
Beim Psychiater bekam ich die Empfehlung für die ambulante Reha ausgestellt. Daran beunruhigt mich allerdings die sehr genaue Nachfrage, wie ich zur Erhaltung meines Arbeitsplatzes stehe—auch wenn ich nicht mehr von meinem professionellen Alltag angetan bin, es bezahlt die Miete—, im Text der Empfehlung wird gesondert darauf hingewiesen, dass eine Erhaltung des Beschäftigungsverhältnisses erwünscht ist. Jetzt wo ich die Worte tippe, erscheinen sie mir schmuddelig. Es steht ja noch ein Termin bei der Beratungsstelle für … »Leute mit gesundheitlichen Problemen im Berufsleben« an, vielleicht können die mir da ein wenig Sicherheit vermitteln.
Im Unternehmen möchte man nämlich strenger gegen Krankenstände vorgehen; was spannend wird, wenn das nächste Mal Jemand von einer Tribüne stürzt und sich einen Wirbel bedient—und dann diverse Therapien vom Unternehmen bezahlt bekam, um zu Verschweigen, dass die für die Arbeiten übliche Schutzkleidung und Gegenstände bis zu diesem Vorfall als »Luxusgut« deklariert wurden.
Beim Psychiater ergab sich ein Patientenrückstau, was zu einer interessanten Situation führte: eine geistig eingeschränkte Person fragte einen anwesenden Lehrer—der Schularbeiten korrigierte—über dessen Job aus. Mit seinen Antworten, bestätigte der Lehrer leider alle Klischees, welche diesen Berufsstand seit Jahren als »Systemschmarotzer« kennzeichnen, was die anwesende Philosophin »für mich« ansprach, und damit ein Gespräch darüber begann, wie schnell momentan Lehrer und Schüler abstumpfen. Damit vergingen die 60 Minuten Wartezeit ein wenig schneller, leider ergab sich keine offensichtliche Lösung, denn zum Mangel an Geld kam in den letzten Jahren auch der an Personal dazu. Und wenn genug Personal da wäre, würde das Geld nicht reichen und umgekehrt.
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Mit Kirby besuchten wir ein Konzert der »Kinder Metal« Band Heavysaurus2. Die sahen wir schon im letzten Jahr, und heuer schaute ich zufällig durch meine e-Mails, als der Veranstalter die Information ausschickte, die verbliebenen VIP Tickets wurden verbilligt, und man braucht nur eine für die Kinder, nicht für Begleitpersonen.
Die Überraschung war Kirby nicht recht. Er freute sich darüber, den Veranstaltungsort in Ruhe besichtigen zu können, nicht über die als Dinosaurier verkleideten Musiker, die für Fotos und Tratsch ebenfalls da waren. Das Problem kenne ich aus der eigenen Kindheit. Wir nahmen abseits Platz, die Managerin brachte uns unaufgefordert den VIP Turnbeutel mit allerlei Tand zur Erinnerung—sehr aufmerksam, man muss der Produktion zu Gute halten, dass die Kinderunterhaltung ernst nehmen, bis auf zwei Ausnahmen, aber mehr dazu im Lauf des Textes— an unseren Rückzugsort, und wir beobachteten aus sicherer Distanz das Treiben. Dann machte ich mich auf, um zumindest ein Foto mit Kirbys Lieblingssaurier zu bekommen—wozu ich mich auch überwinden musste—, damit er eine persönliche Erinnerung an den Tag mitnehmen konnte. Mit meinem Mut, schoss auf Kirby eine Portion ein, und er machte das Foto, und posierte dann selbst für eines, aus sicherem Abstand. Während das stattfand, brachte sich der Schlagzeuger in Stellung, und erschreckte uns beim umdrehen, was Kirby aber lustig fand.
Das Konzert selbst war wieder super; nur die Zwischeneinlagen dauerten dieses Mal länger, was ich mit der größeren Tour, und alleine vier ausverkauften Shows in Wien rechtfertigte, die Leute sind nach einem
Nachmittag in den Kostümen wahrscheinlich erledigt wie nach einer Woche regulärer Tour.
Zu den zuvor erwähnten Kritikpunkten:
• Bier bei einer Kinderveranstaltung auszuschenken ist, für mich, eine Gemeinheit. Bzw. dachte ich nicht darüber nach, bis ein Vater hinter uns seinen Spezi fragte, ob er auch noch eins haben möchte, und der antwortete »Ich hatte schon zwei, und muss noch mit dem Auto die Kinder nach Hause bringen.«.
• Trotz Schallpegelmessgerätes neben dem Tonpult, fuhr der Techniker das Konzert knapp im roten Bereich. Meine Messungen3 ergaben zwischen 90 und 100 db(A); im letzten Jahr warens bei 70db(A). Man nimmt zu Konzerten einen Gehörschutz mit—das lernte ich viel zu spät—und wir hatten Kirbys dabei, und er auch auf den Ohren, aber die Produktion sollte die verminderte Lautstärke aus der Werbung auch umsetzen—worauf ich sie auch aufmerksam machte, und eine nette Antwort bekam … Umsetzung wäre mir lieber gewesen.
So, wer bis jetzt durchgehalten hat, vielen Dank für die Aufmerksamkeit; zum Ausklang gibts Kaugummi; der ist Mega.
- Darmspiegelung ↩
- Ursprünglich eine finnische Gruppe aus Heavy Metal Musikern Rund um den Schlagzeuger von Thunderstone, schuf Sony das deutsche Pendant dazu, welche den Großteil des finnischen Liedguts nun auf deutsch vorträgt. Leider auch mit einer Coverversion des »Volks Rock’n’Rollers«, obwohl man bei den Konzerten versichert, die Kinder gegen diese Art der »Unterhaltung« schützen zu wollen. ↩
- Durchgeführt auf dem Smartphone mit Decibel X. ↩