Druckstelle: durchgeschwitzt

Seit ein paar Tagen sind nun die neuen Arbeitsschuhe meine primäre Fußbekleidung. Und zum Glück sind sie—bis auf eine Stelle—angenehmer zu tragen als mein letztes Paar. Dabei handelt es sich um dasselbe Fabrikat.
Aber ich darf mich nicht beschweren…zum Vergleich mit dem Zustand in dem die Schuhe vom Hersteller mit dem Laufvogel meine Füße hinterlassen haben, ist die eine schmerzende Stelle ein Witz.

Mir fiel aber nach dem ersten Anziehen wieder auf: in den Barfußschuhen ist man einfach freier und die Fortbewegung fühlt sich natürlicher an—und ich meine dies frei von jeglicher esoterischer Prägung.

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Ich sprach letztens von dem, mit neuen Aufträgen gefüllten Arbeitskalender. Das erledigte sich auch wieder. Nur bekommen wir die Stornierungen komischerweise nicht mehr in unserer Planungssoftware vermerkt, sondern müssen in die Detailansicht der Kalendersoftware. Dies ist unfair, man muss eventuell Kinder versorgt wissen.
Dazu schwenkte das offizielle Österreich wieder die Windmaschine, und anstatt „Licht am Ende des Tunnels“ heißt es momentan „Hoppala, das waren die Lichter des Gegenverkehrs.“
Was mich daran—den Stornierungen—enttäuscht ist, dass ich davon bereits im Juli sprach, und nur „Geh bitte, verschon uns mit deinen Schauergeschichten.“ als Antwort bekam. Nun fragen diese Leute, ob man mit unseren Kündigungen noch bis zum Ausgang der Gemeinderatswahlen im Oktober wartet, um unsere Gunst nicht zu verlieren. Ich habe das auch gedacht, aber ich wollte es nicht aussprechen.
Ein paar Sachen im Oktober wurden nicht storniert. Abwarten…
Ich trage die Arbeitsschuhe einmal weiter ein, bis ich diese eine Druckstelle durchgeschwitzt habe.

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„Wollen sie denn wirklich sterben?“
„Nein, aber ich kann nichts mehr geben und will nichts mehr nehmen. Was ist die Alternative?“

Ich habe mich wieder an das Verfassen einer Nachlassschrift gesetzt. Und einen Bestatter gefunden. Das Begräbniswesen ist eine komisch organisierte Branche, die sich vor neuem Schützt, aber langsam Risse in der Mauer bekommt.

geheimer alter Mann

[ Journal ]

Im Supermarkt hausen Vögel.
Es viel mir bisher nicht auf, dabei besuchen wir diese Filiale regelmäßig. Zuerst dachte ich, das zwitschern kommt aus der Beschallung—dann flogen zwei Vögel über unsere Köpfe. Ein zweiter Blick zeigte, in den Kabeltassen hatten die Tiere sich Nester eingerichtet. Ich kann nicht sagen ob die anderen Nester im Moment auch in Benutzung sind, und ob die Vögel geduldet werden, oder man einen Gewissen Punkt abwartet, um sie zu entfernen.

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Derzeit bin ich im „vollen Vater-Modus“. Ein großes Projekt der Frau startete, was für Sie mehr Zeit am Arbeitsplatz bedeutet. Gleichzeitig ist inzwischen geklärt, dass nicht nur Ihr Fußgewölbe eingestürzt, sondern inzwischen auch ein paar weitere Knochen sauber durchgebrochen waren.
Der von der Krankenkasse bezahlte Orthopäde möchte einfach nur die Schmerzen betäuben und Korrektureinlagen und ähnliches Verordnen, der privat zu bezahlende Arzt, riss uns zwar ein Loch ins Budget, riet Ihr aber zur billigeren Behandlung: für die nächste Zeit soll Sie jeden Schritt in festem Schuhwerk tätigen. Zum Glück haben wir nur unsere Wanderschuhe, und Brüderlein Fein hatte noch die Schiene für sein Bein im Lager.
Aber es zeigte mir leider wieder auf: Kassenpatienten sind kein Teil des Gesundheitssystems, sondern eines bizarren Wirtschaftszweigs. Dabei würden die Leute mit der Schiene gut verdienen. Das Ding kostet 300,—…meinen Eltern wurde ein Teil meiner Wirbelsäulenkorrektur per Mieder von der Krankenkasse finanziert—wie würde das heute aussehen? Gäbe es einen vergleichbaren Sekundärmarkt wie für die Beinschiene?

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Nach einer Unterhaltung über Schuhe aus unserer Jugend mit meinem Schwiegervater nannte die Frau mich einen „geheimen alten Mann“. Weiß keiner mehr wer Garry Glitter ist? Und was der für Schuhe trug? Ich frage mich ob es eine Frage der Zeit oder der Gesellschaft ist, dass im Bekanntenkreis der jugendlichen Frau keiner „Hufeisen“ auf seine Stiefletten nagelte, um beim Mopedfahren eine Funkenspur zu ziehen.