Leiji Matsumoto ist verstorben

Kannte ihn nicht persönlich, aber mit Captain Harlock hat er etwas geschaffen, das mich mein Leben lang begleitet hat – durch meinen Opa, der mir die VHS Versionen auf dem Flohmarkt kaufte –, und hoffentlich weiter wird – ch konnte damals nicht alle der Harlock Manga Nachdrucke kaufen.
Da war auch noch das deutsche Intro, und den Bootleger aus den USA, dem ich ein DVD Set der Serie abkauftte bevor er dicht machte, auf dem er die japanischen Episoden mit dem diesem ersetzte.

Und an Interstella 5555, die Musikvideos zum Daft Punk Album Discovery, arbeitete er auch.

Ersatzhandlung

Unser Drucker… Den schufen wir um 2010 auf Empfehlung des älteren Schwagers an – dessen Expertise ich vertraue, weil bei der als Teilselbstständiger ein Kenner verlässlicher Bürohardware ist. Mit dem Ende der Garantie- und Gewährleistungsperiode begannen die klischeehaften Probleme, die so ein Drucker eben macht: Papierstau obwohl er gar kein Blatt einzog, oder die Duplexeinheit – für beidseitigen Druck – bemühen muss; Kommunikationsschwierigkeiten per Kabel und übers Netzwerk; plötzlich steigender Tintenverbrauch. Letztes Problem konnten wir kurioswrweise mit einem Wechsel zu Tintenpatronen von einem Dritthersteller lösen – der das Leergut reinigt und neu befüllt. Das Kommunikationsproblem erledigte sich eines Tages von selbst; was inzwischen zu einem permanenten Problem wurde, ist der eingebildete Papierstau. Eine Reinigung der Walzen änderte nichts, und der Kundenservice konnte sich da auch keine Erklärung zurechtzimmern.
Oft schlug ich der Frau vor, doch ein neues Gerät anzuschaffen, was immer mit einem »Können wir machen.« kommentiert wurde, aber wenn es dann darum ging eine Entscheidung zu treffen, gab es keine Antwort, und auch keine Nachfrage wie es denn nun um den neuen Drucker steht. Deswegen entschied ich, meine Druck- und Kopierbedürfnisse im Copy-Shop zu erfüllen. Die haben aber Öffnungszeiten, ich habe ausserhalb dieser zu erledigendes Druckwerk, und am Ende stehe ich mit Blick auf den Boden gerichtet vor der Papierstaumeldung, und beruhige mich mit dem Gedanken, den Drucker mit einer Walze zu überrollen – in meiner Vorstellung schreit er Dinge wie »Mein Gott, sterben tut so weh.« An einem Donnerstag um fünf Uhr früh war wieder einer der Momente, in denen die Zeiten sich nixht überlappten. Aber die Frau bot mir an, mir etwas auszudrucken, und da riss mir die Hutschnur »Ich will dass Du aufhörst dieses Gerät zu verteidigen!« kam mir daraufhin aus. Eine Glanzstunde – ich verzweifle daran, keinen Druckauftrag mehr erledigen zu können. Die Statistik bevorzugt zwar die Frau als erfolgreiche Auftraggeberin, aber das ist auch keine Garantie dafür, dass es immer funktioniert.

Meine Antwort war eine Ersatzhandlung für die Enttäuschung darüber, dass die Frau es nicht ernst nahm, als ich sie um eine Vermittlung an einen Kollegen für eine Austestung auf Autismus bat. In vielen Gesprächen über ihre Patienten finde ich stärkere Versionen mancher Verhaltensweißen wieder. Die Frau wieß mich mit scharfem Ton ab. Ich würde nur gerne wissen, wieso ich so bin.

Allgemein fühle ich mich in unserer Beziehung momentan nicht wohl – mehr wie ein gedulteter Mitbewohner, als ein Ehepartner.

Eigentlich …

wollte ich darüber schreiben, wie unnötig ich mich fühle, und hoffe, dass es eine Art kosmisches Bewusstsein gibt, welches sich über meine Depression amüsiert. Sonst wäre der ganze Scheiß – ich – noch unnötiger als er ohnehin ist.

Jetzt da dies aus dem Weg ist: neues ElectroBOOM Video ist da! Der half mir schon durch ein paar schlaflosen Nächte – und erinnerte mich an Sachen, die ich wissen sollte.

Zuversicht

Ein Kollege von den Allgemeinarbeiten wollte in unsere Abteilung wechseln. Der hat Gefühl und Hirn und ist ein angenehmer Kerl, aber ihm gefiehl unsere Arbeitsweiße nicht. Der braucht ein Tempo und Temperament im professionellen Alltag, das wir nur in geringen Dosen liefern können. Schade, aber es muss ihm auch gefallen; Kollegen die einen Fotz ziehen haben mir genug – mich eingeschlossen.
Das merkte er wohl auch, dass unsere Abteilung eine Schlangengrube ist, dass man darauf wartet, bis er sich müdegestrampelt hat, und sich unter der Masse an Tieren seinem Schicksal ergibt; aber es ist nicht der Körper der von den Schlangen gefressen wird, sondern nur die Menschlichkeit, zurück bleibt ein Reptil, das hungrig danach ist, anderen dasselbe anzutun. Aber mit jedem neuen Opfer erinnern sich die ehemaligen Opfer daran, wie es war bevor sie in die Grube fielen, und man versucht aus der Grube zu klettern.
Ich habe alle Unterlagen zusammengestellt, und werde um Elternteilzeit ansuchen. Zwei Jahre wären da noch drinnen, und durch die Dauer meiner Anstellung, sollte ich finanziell nicht zu viel verlieren. Aber ich gewinne Zeit. Zeit mit meinem Kind. Meine Begeisterung für Kirbys Einfluss auf mein Leben ist nicht groß, aber ich sehe die Kollegen, und beginne zu verstehen, was es mit einem macht der sich vor dem Leben am Arbeitsplatz versteckt. Man kalzifiziert. Zuerst geistig, und dann körperlich. Man braucht keine Uhr mehr, sondern einen Kalender. Zuerst misst man in Tagen, dann Wochen, und am Ende in Jahren, weil man Veränderung aktiv bekämpft. Man verlernt zu Sprechen, erst von der Zukunft, dann von der Gegenwart. Das Ende des Jetzt fand unbemerkt statt. Das Jetzt beendete die Beziehung, und wandte seine Aufmerksamkeit jemanden zu, der sich dafür interessiert, der sich wenigstens darum bemüht es zu verstehen. Gelegentlich sieht es einen, grüßt, und bereut dies, weil es nur hört mit welch Zuversicht nan in die Vergangenheit schaut.
Ob Zellverbände ihrer Zeit als Einzeller nachtrauern? Sagten Bronzezeitler Dinge wie «In der Kreidezeit war die Welt noch in Ordnung.»?

Ausflug beendet, wenn jeder Pinkeln war, treffen wir uns beim Bus wieder.

Höhlengleichnis

Zu den Symptomen: Ich verliere ab und an die Stimme; für gefühlt eine Stunde. Meine sonstige Sprechstimme ist belegt. Und da ist ein permanenter, einmal mehr, einmal weniger wahrnehmbarer Schnupfen.
Mir geht zwar nicht schneller die Luft aus, die durch die Elternschaft bedingte Erschöpfung wurde belastender.
Beim Denken zerfranst nicht mehr alles so schlimm , eher muss ich darum bitten, dass Gesprächspartner etwas wiederholen bzw. nachfragen ob ich es richtig verstanden hätte.
Oft suche ich nach Worten, das Gefühl ist allerdings nicht … Sie liegen mir nicht auf der Zunge, sondern sind in einem Zimmer, dessen Schlüssel ich nicht finde.
Aber es wird besser.

Bei der jährlichen Blutuntersuchung stellte sich heraus, dass ich beim Herzinfarktrisiko an der Höchstpunktezahl kratze – das Spiel verliert man lieber. Es wurden Tabletten zur Senkung der Blutfette verordnet – ich bin da einen Verarbeitungsschaden geerbt –, ich nahm schon einmal ein anderes Präparat derselben Wirkstoffgruppe, setzte es wegen der Nebenwirkungen ab. Meine Beine schmerzten; mein damaliger Internist hatte das Selbe Problem, allerdings mit Kopfschmerzen. Mit der Einnahme werde ich warten, bis ich ein wenig flexibler mit meiner Zeit bin, damals hatte ich Momente an denen Bewegung nur unter Anstrengung möglich war.

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Auf dem Weg zum Arbeitsplatz sprach mich eine Straßenverkäuferin einer Obdachlosenzeitung an. Ich nahm eine Ausgabe ab, und da fragte sie, ob ich ihr Windeln für ihr Kind besorgen könnte. Im Markt kauften wir auch noch Zahnpasta und Zahnbürsten für die Kinder und Hygieneartikel für sie. Ich gab ihr auch noch das restliche Bargeld mit, dass ich eingesteckt hatte. Da bat sie mich um mehr, um die Miete zahlen zu können. Und in dem Moment dachte ich an mein Budget, das nicht üppig ist, aber ihres übersteigt, und sagte, dass sei alles was ich im Moment tun könne. Ich habe ein schlechtes Gewissen – das Gefühl, nicht genug getan zu haben.

Auf der Fahrt nach Hause von einem Job tratschte ich mit dem Fahrer über die österreichische Bürokratie. Da wurde er erst traurig, und erzählte mir davon, wie er beim Kauf einer Geschäftsimmobilie über den Tisch gezogen wurde, und die offenen Rechnungen des Verkäufers erbte, bevor er lauter wurde, und den Mord an dessen Nachkommen und deren Nachkommen versprach – mit einer Schusswaffe imitierenden Hand. Er versicherte mir, dass er zuversichtlich in die Zukunft schaue. Mehr als «Ich hoffe es.» fiel mir als Antwort nicht ein.

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Nach 26 Jahren Pause war ich Eislaufen. Natürlich vergaß ich dabei ein zweites Paar Socken mitzunehmen. Deswegen schien es zwar, als hätten die Leihschuhe versucht, mir die Füße an den Knöcheln abzunagen, bei der optischen Kontrolle am Ende waren es dann «nur» Druckstellen. Die Motivation dazu, sich wieder aufs Eis zu stellen kam von Kirby. Der ließ das letzte Jahr das Eislaufen aus, verlernte in der Zeit aber nichts.
Mir wurde der Trubel dann zu viel.

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Thomas Brezina ist 60. Vor dem hätte ich mich schon zu meiner Schulzeit in einem brennenden Haus versteckt. Man erzählte mir immer wieder wie toll die Bücher sind, und in einem Moment der Schwäche kaufte ich ein Buch der Knickerbocker Bande. Joa, eh; wenn man gerade nix wichtigeres hat, über das man sich aufregen kann ist es brauchbar. Wie gesagt, während der medialen Lobhudelei fragte ich mich immer wieder, wer den Geschmacksverwirrter ist/war – und was es mit dem Schmalz auf sich hat.
Ein Tom Turbo Buch kaufte ich, weil die Figur auf dem Cover mich an Samus Aran erinnerte.

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Die Zeit die ich alleine mit Kirby verbrachte war anstrengend. Als die Frau die Tür aufsperrte, fühlte ich, wie sich mein Hintern entspannte. Der war zwei Tage verkrampft, ohne dass ich es mitbekam.
Dabei ist das Kind pflegeleicht. Ja, wir schauten ein wenig mehr Pingu als üblich, aber wir bauten auch ein Schattentheater.

Momentan hat Kirby Angst vor Monstern. Dabei hat er begriffen, dass diese nur in seinem Kopf sind – sehr reflektiert für sein Alter, aber er kann nicht über seinen Schatten springen, obwohl er in diesem … «Höhlengleichnis» in dem er sich befindet weiß, dass er nur ein Schattenspiel beobachtet und der Ausgang vorhanden ist.
Aber da ist er wie ich. Es ist oft so schlimm, dass wir uns nicht abwenden können.