Zweiter Geburtsvorbereitungskurs. Auf dem Weg dorthin beobachten wir ein Eichhörnchen.
Dieses Mal sind auch alle Väter anwesend. Die Stimmung ist im allgemeinen lockerer. Selbst der Vater des in der Entwicklung gebremsten Kindes wirkt offener. Aber man sieht dem Elternpaar an das sie auch nur Kreuzschmerzen auf der Liste ihrer Probleme haben möchten. Auf der anderen Seite des Raumes wird eine der letzte Woche alleine Teilnehmenden Mütter von ihrem Freund massiert; ihr Gesichtsausdruck dabei ist ihn meinem internen Lexikon unter „Schwangerschaftsleuchten“ hinterlegt. Die Frau blickt zwar auch mit Glück im Blick auf ihren Schwangerschaftsbauch; ich weiß das Strahlen hebt sie für die Momente nach der Geburt auf.
Während des Vortrages stellt sich in mir immer wieder ein gewisses Gefühl der Hilflosigkeit ein. Man bespricht zwar was der Partner bei der Geburt tun kann um die Frau zu unterstützen, doch fühlt es sich trivial an im Gegensatz zu ihrer Anstrengung.
„Was erwartet ihr von den Ärzten und Hebammen?“ werden die Herren gefragt. „Fehlerfreie Arbeit.“ ist eine Antwort. „Wo gearbeitet wird passieren Fehler.“ werfe ich reflexartig ein. Es wird nicht näher darauf eingegangen. Und doch frage ich mich wie hoch das Ross sein kann auf das ich steige, sollte mein Kind durch einen Fehler des Personals schaden nehmen.
In der Männerrunde fühle ich mich unwohl. Wahrscheinlich hält man mich für jemanden in den frühen zwanzigern; vom Gefühl her gehöre ich zu den Ältesten; wenn ich nicht sogar der älteste Teilnehmer bin.
Aber die Zeit vergeht schnell und während meiner Reise in diese Zukunft habe ich ein Stück Schokolade im Vorratsfach meines Rucksacks vergessen welches mir in der Mittagspause die Nerven stärkt.
Auf dem Rückweg liegt ein totes Eichhörnchen auf der gegenüberliegenden Straßenseite von der, an der wir vor ein paar Stunden noch ein lebendiges gesehen haben.