der ewige Kreis

#kirbyshaustier

Die Garnelen sind vermutlich an ​einer Co2 Vergiftung gestorben. Die Schnecken schienen ok. Aus welchem Grund auch immer, war das Ventil des Co2 Tanks komplett offen.
Die Frau sagte es Kirby nicht. Sie wolle es ihm später mitteilen. Wie ich vermutete, wir zaudern.

Mich stört, dass wir ohnehin Tiere von einer, in die andere Gefangenschaft, und jetzt auch noch in den Tod überführten.
Mir ist bewusst, dass jeder meiner Atemzüge, mein Immunsystem, meine Lebensweise und meine Fortbewegung den Tod von unzähligen Mikroorganismen, Insekten und den Kindern bedeutet, die in Asien Kleidung herstellen—seien wir uns ehrlich, solange wir die Zertifikatshalter nicht persönlich besuchen und uns eine Tour geben lassen, sind es Schrödingers Fair Trade Betriebe, und im Kapitalismus gewinnt meist Geld, selten Ethik—bedeutet, hier habe ich aktiv Leben ins Haus geholt.
Genau deswegen wollte ich keine Tiere mehr in unserem Haushalt…

Mangel an Koordination

Frau Brüllen fragt wieder, was man denn so macht; ich antworte mit.

Der Wecker ratschte um 4.30. Von der Anzahl der Stunden an Schlaf die ich bis dahin akkumulierte, hätte ich erholt aus dem Bett tänzeln sollen, in dieser Realität schleppte ein langsam aufklärender Geist seinen trägen Körper unkoordiniert zum Esstisch.
Zum Glück gibt es Routinen die man auch ausführt, wenn man nicht vollständig im Sein angekommen ist. Als ich dann war, erinnerte ich mich daran, das Babyphon einzuschalten.

Die Frau folgte um 5.00. Wir unterhielten uns über das anstehende Wochenende, an dem ich Idiot wieder nicht »Nein« sagen konnte, und jetzt mit Autofahrten und Tätigkeiten und schrecklich und ich will nicht konfrontiert bin. Dann möchte ich die Scheiße zumindest geplant haben.

Kirby rief im Schlaf laut »Nein!«. Gutes Kind, weiter so.

Die Straßenbahn fuhr mir davon. Die Nächste kam tatsächlich nach den angekündigten acht Minuten. Den Bus erwischte ich, und irgendwie schaffte ich es, zur gewohnten Zeit am Arbeitsplatz zu sein.

Dort war mir viel zu viel los. Der Großteil des Kollegiums verabschiedete sich zu einer Schulung, aber ein Kollege, den ich eigentlich mag, hatte einen der Tage, an dem er anderen Druck machen muss weil er selbst Fürchtet, nicht schnell genug zu sein. Ein Kollege und ich entgingen dem Vortrag damit, ohne Ankündigung unserer Arbeit nachzugehen. Ein Umbau steht an, und das dafür bestellte Material wartete auf foliierten Paletten darauf, sortiert zu werden. Beim durchschauen erkannten wir, wie groß das Projekt wird. Bisher hieß es noch »Das ist alles Plug-and-Play, keine Sorge.« Ich hätte es besser wissen müssen — wenn die Leute aus der Bauabteilung Plug-and-Play sagen, bedeutet es kleiner Umbau notwendig; hängen sie keine Sorge dran, bedeutet es man wird Umbauen, aber der Umfang ist ungewiss. Es wird spannend, wo wir die diversen Ersatzteile lagern, in den Häusern die wir betreuen werden wir ohnehin bereits beschimpft.

Auf dem Weg zum Frühstückskauf wurde ich beinahe von einer Radfahrerin getroffen. Die Schuld lag bei mir, mein inneres Reh übernahm das Steuer als ich sie bemerkte, und stieg auf die Bremse. Sie akzeptierte meine Entschuldigung — ich hätte es zumindest so interpretiert.

Nachmittags folgte das große Gespräch wegen des Umbaus. Die Kollegen die nichts damit zu tun haben — wollen — hatten wieder die meisten Ideen. Ich verließ die Runde, und arbeitete meine Wartungsliste ab. Momentan können wir ohnehin nur das Material verarbeiten, von dem wir sicher sind wo es wie verbaut wird, und das reicht aus, bis der Projektbetreuer wieder zurück ist. Es frustriert mich, wenn man in der Gruppe versucht Entscheidungen zu treffen, die uns nicht zustehen.
Während der Arbeit hole ich bei Podcasts auf:

Auf dem Weg nach Hause erledigte ich die Befundbesprechung der klinischen-psychologischen Diagnostik. Ich bestehe anscheinend nurmehr aus meiner Depression.

Zu Hause zeigte mir Kirby seine Schreibübungen. Als Linkshänder bereitet das C ihm Probleme — als Perfektionist ebenfalls, denn es ist »ein nicht fertiger Kreis«.
Ich darf ihm noch ein paar Bücher vorlesen. Dabei bemerke ich wieder wie Recht die Augenärztin mit ihrer Feststellung hatte. Ich werde mir wohl einen Vorschuss holen und in eine Gleitsichtbrille investieren.

Vor dem einschlafen gab es wieder die üblichen Themen: wie schauen Macrophagen aus; wieso kämpfen Pokemon; die Notrufnummern. Und dann wurde es schwierig.
»Papa, bist du alt?«
»Manche Leute sagen ich bin zu alt Papa geworden. Ich fühle mich alt als Körper, und jung als Geist.«
»Weißt du wann du stirbst?«
»Niemand weiß wann er stirbt.«
Daraufhin hielt er meinen Arm fest, und schlief ein.
Er freute sich schon auf morgen, ich hoffe, der geplante Ausflug kann stattfinden.

Ein Kollege bringt mir etwas aus seiner Zeit in Tokyo mit. Die Frau verdrehte daraufhin spielerisch die Augen »Der nächste Dealer.« sagte sie laut, damit er es über sein Telefon am anderen Ende der Erde hören konnte. Morgen Abend kommt er in Wien an.

Während ich darauf wartete, dass die Speicherstadt — unsere diversen Datengräber — ihre Sicherungen durchführte, spielte ich mich durch Teenage Mutant Ninja Turtles – The Arcade Game aus dem Jahr 1989 [Longplay], und stellte dabei fest, dass auch mein Geist sein Alter nicht mehr verstecken kann. Wie haben wir das damals gespielt?!

Um 22:30 lasse ich mich koordiniert im Bett nieder, um niemanden zu wecken.

Trotzdem: zach


[ journal ]

Das Begräbnis meiner Oma wäre erledigt. Wider erwarten war die Rede beim … ersten Hören ideologiebefreiter als ich annahm. Beim „nachhören“ erkannte man, dass der Text locker genug gestrickt war um der jeweiligen Färbung Platz zu machen. Dazu war der Trauerredner gut, und zusammen mit dem Ritus wurde ich daran erinnert, wie tröstlich ein Begräbnis sein kann. Da ich meine Oma im Sterbebett sah, hatte ich hier erst den Eindruck, ein leerer Sarg wurde betrauert; erst als der Sarg im Grab lag realisierte ich „Hier liegt meine Oma.“
Und dabei musste ich an den Fahrer aus der alten Firma denken—der arbeitete als Friedhofsgärtner, und erzählte davon, dass er regelmäßig auf LSD versehentlich in offene Gräber fiel. Oder im Winter vor den Krähen flüchtete.
Was mir aber immer wieder vor die Aufmerksamkeit rutscht, ist die Tatsache, dass Kirby nicht unsterblich ist, und ich nur hoffen kann, dass er am Ende einen lieben Menschen an seiner Seite hat.
Meine Oma hatte kein leichtes Leben—sie profitierte vom Aufschwung in den 60er Jahren, aber die westliche Definition von Luxus wurde Ihr nie zuteil. Und am Ende starb sie alleine in einem
Krankenhausbett. Es war am Ende egal, wie aufopfernd und liebevoll Sie war, sie ertrug Ihr Leid mit stählernem Willen und starb alleine. Es schien, als hätte es im Schlaf stattgefunden, und um jemand von der Familie davon verständigen zu können, hätte einer Ankündigung bedurft, was wahrscheinlich mit mehr Leid als Sie ohnehin schon ertrug verbunden gewesen wäre.
Die Rede gestern erinnerte mich daran: Auch wenn ich nicht an ein Leben nach dem Tod glaube, die DNA meiner Oma lebt in mir, sie lebt in Kirby, in meinem Bruder, und in der älteren Nichte. Ihre Spuren verschwinden aus dem Sand, aber vorerst, bleibt Sie im Meer.

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Natürlich wuchs der Umfang des Umbaus am aktuellen Arbeitsplatz. Prinzipiell kein Problem, nur wird die Arbeit umständlicher durchzuführen sein, weil die Kollegen die leichtere Route nahmen. Aber ich muss Ihnen auch zugute halten: Sie erledigten den Großteil der Umbauarbeiten. Trotzdem: zach. Man hätte es ja gleich modular bauen können.

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Kirby singt seit kurzem alle Lieder nach, welche wir mit Ihm beim Zähneputzen sangen. Natürlich, er hörte sie ja beinahe jeden Abend. Trotzdem glaubt man es im ersten Moment nicht.

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Marc Maron’s Gespräch mit Stanley Tucci war … beruhigend. Wo bleibt der Muerte Film?

Vorbereitungszeit

[ journal ] Mein Chef scheint mir sehr zu vertrauen. „Ihr seid schon fertig?“ fragte er, nachdem wir einen Umbau statt in den geplanten zehn, bereits in vier Stunden erledigten. Er kam sogar vorbei, um sich von unserer Leistung zu überzeugen—er musste allerdings an Ort und Stelle etwas in die Wege leiten, also bleiben wir bei „Im Zweifel für den Angeklagten“. Ich bin sicherlich auch leichter reizbar, weil wir in der Kurzarbeit ständig Anrufe und e-Mails erhalten in denen wir zu den selbstverständlichsten Dingen angehlaten werden. In den kommenden Wochen ist wieder ein wenig mehr zu tun. Schauen wir einmal, ob es einmal wieder Theatervorstellungen und/oder Konzerte zu tun hat. Interessant wird, ob ich mich bei einem kommenden Auftrag daran erinnern werde, meine Erlaubnis zum betreten des öffentlichen Raumes nach 20 Uhr auch einstecken werde. +++ Das Temperaturelemelnt unseres Ofens hat sich verabschiedet. 12 Jahre hielt es tapfer durch. Inzwischen verwendeten wir ein extra Thermometer, um die langsam aufgetretenen Temperaturschwankungen—zwischen fünf bis zehn Grad Celcius—auszugleichen. Auf der Suche nach einem Nachfolgegerät verzweifelte ich. Inzwischen ist jeder Themenbereich für mich ein bodenloses Loch. Zum Glück bindet mir die Frau öfter ein Seil um, und bremst mich. Dem Rollenbild unserer Großeltern entsprechend, überließ ich Ihr das letzte Wort in der Entscheidung. Es wäre, wie oben erwähnt, wieder Zeit für ein paar Veranstaltungen, oder besser gesagt, das dadurch entstehende Einkommen. Vielleicht sollte ich auch endlich etwas anderes machen…aber ich bin kein Marktschreier und würde in meinen Interessensgebieten nicht funktionieren. +++ Im vergangenen Dezember sagte ich im Gespräch mit meinen Eltern über den Gesunheitszustand meiner Oma, dass wir uns auf Ihren Tod im Jahr 2021 vorbereiten könnten. Viel Vorbereitungszeit hatten wir nicht. Gestern früh verstarb Sie im Spital. Sie würde am Wochenende wegen starker Schmerzen und eines sehr besorgniserregenden Blutbefundes gleich dortbehalten. Zu Beginn der Woche wurde Sie in die Onkologie verlegt—der Blutbefund nahm es vorweg. Der Gesichtsausdruck Ihrer Leiche wirkte verkrampft, allerdings nicht schmerzhaft, sondern nachdenklich. Man sagte uns, sie hätte Schmerzmittel bekommen, aber es wird ohnehin eine Obduktion durchgeführt werden, welche die Todesursache abklärt. Zum Zeitpunkt unseres Eintreffens war Schichtübergabe am Pflegerstützpunkt, und die neue Schichtleitung war überrascht darüber, das Oma verstarb. Es macht mir Sorgen, wie effektiv ich in der Lage handelte. Ich füllte die Besucherunterlagen aus, fand die Station, erkundigte mich nach dem weiteren Vorgehen—dabei begleitete mich dann meine Mutter und ein Onkel. Aber ich konnte mich dem weinen nicht anschließen. Mein Bruder musste sich setzten, und als mein Vater erfuhr, dass es eine Obuktion geben würde rief er „Kann man die Frau nicht endlich in Ruhe lassen?“ Ich bin traurig, weil Kirby oft nach Ihr fragte, und wir Sie einmal zu den Schwiegergroßeltern mitnehmen wollten—wäre im vergangenen Sommer zwar möglich gewesen, Schwiegeropa ist allerdings Risikopatient, der auch ohne Pandemie wie ein Haftlmacher aufpassen musste. Und Kirby und Sie verstanden sich gut. Aber ich bin froh, dass Sie nicht mehr leiden muss. Bei meiner Urgroßmutter mussten wir zusehen wie sie im lokalen Pflegesystem verfaulte. Im Falle von meiner Oma, erlebten wir mit, wie die Medizin an ihre Grenzen geriet. Oder den Fall finanzieller Doktrin unterordnete? Ich könnte auch den Umgang meiner Verwandten mit deren Gesunheit und Medizin thematisieren, dass ist allerdings nurmehr für die Hinterbliebenen interessant, meine Oma hat nichts mehr davon. Und es war wieder interssant zu sehen, wie schnell Menschen wieder in zur Religion abbiegen. Sollen sie, aber wenn mir dann gesagt wird „Wir müssen das jetzt machen, weil sie schaut uns ja zu.“, muss ich einen Schritt zurück machen. In der Nacht davor, randalierte mein Bruder im Rausch, weil mein Vater dessen ex-Frau zuerst über Omas Zustand informierte. Die junge Nichte rief mich deswegen an, und fragte ob Sie die Polizei rufen sollte. Mit gut zureden brachten wir meinen Bruder zu einer Verhaltensänderung. Wahrscheinlich aber nicht zum überdenken seines Alkoholkonsums. Aber ich vergifte mich ebenso. +++ Ich kam in die Lage, auf Kirby und ein weiteres Kind aus seinem Kindergarten aufzupassen. Anscheinend machte ich meine Sache gut, denn als es abgeholt wurde, sagte es „Papa“ zu mir. Interessant zu beobachten war, wie besitzergreifend Kirby sein kann. Im Kindergarten scheint er nicht so zu handeln, aber wenn seine privaten Spielsachen betroffen sind, wird er laut und und handgreiflich.

#14-2019

Kirby ist noch geschafft vom Wochenende gewesen. Schlaf bzw. Ruhe war da die Ausnahme. Nicht ganz; der Tagschlaf hat zumindest funktioniert.
In der Unterhaltung darüber was wir noch ohne Unterstützung versuchen könnten um ihm und uns eine angenehme Nacht zu bereiten und sind dabei auf ein paar andere Themen gekommen:

  • Wie sich ungefragte Erziehungsratschläge von scheinbar jedem der sich dazu berufen fühlt in der Gesellschaft durchgesetzt haben, und zur Norm geworden sind. Als erziehende Person fühlt man sich dadurch wie auf dem Pranger, selbst in den eigenen vier Wänden.
  • Wie die Klärung der Umstände des Todes meines Großvaters durch die Patientenanwaltschaft meine Großmutter –gefühlt– als verarschte Witwe zurückgelassen hat.
  • Wie eine –mir ebenso– Bekannte der Frau sich seit dem Tod ihres Ehemannes hat gehen lassen.
  • Wie sehr sich der Gesundheitszustand der Krebspatientin seit unserem letzten Treffen verschlechtert hat.

Ich habe mir eine Leseprobe von Castle in the Stars geholt; ein Comic in dem es um eine Welt geht welcher die Menschheit schon 1856 den Weg zu den Sternen zum ersten Mal beschritten hat. So schnell ich mit dem lesen begonnen habe, musste ich auch wieder aufhören. Der Protagonist der Geschichte hat den Namen Seraphim. Da ist mir die Vorfreude vergangen.

Deep Space Nine hat mir wieder einmal das Lulu aus den Tränendrüsen gedrückt. Staffel Vier, Episode Zwei –oder drei; je nachdem ob man die beiden ersten Episode als eine lange oder zwei getrennte präsentiert bekommt. Nennt sich im Original: The Traveller (Der Besuch). Captain Sisko wird in den Subraum gezogen und erscheint in den folgenden Jahren unregelmäßig im Standardraum; jedoch nur im Umfeld seines Sohnes. Während die Episode abgelaufen ist bin ich an The Time Travellers Wife (Die Frau des Zeitreisenden) –das Buch– erinnert worden. Da besucht der Zeitreisende auch seine Tochter in der Zukunft. Ich wünschte das ich das auch bewerkstelligen könnte; jedoch nicht als Folge eines dramatischen Ereignis. Schauen was aus Kirby wird. Mir ist inzwischen klar: ich kann mich von der Hoffnung, mein Kind fehlerfrei durchs Leben zu bringen bis ich das Rad loslassen kann, verabschieden. Und selbst wenn er meine Fehler nicht macht, er wird seine Fehler machen. An die Fehler der Anderen möchte ich im Moment nicht denken.
Ich möchte einfach nur ein Fenster in die Zukunft; die Möglichkeit mich mit ihm zu unterhalten wenn er alt ist. Ihn zu fragen was er von mir gebraucht hätte.
Und in der Verfilmung würde er sagen: Die Gegenwart meines Vaters.
Beim Schnitt zurück bin ich nicht in der Szene.
Schnitt. Totale auf Kirbys lächelndes Gesicht.
Abblende.
Nachspann.

Die neue Episode der zweiten Staffel 6 von The Orville war zwar emotional weniger anstrengend, aber die Serie wächst und bleibt für mich derzeit die bessere Alternative zu Star Trek Discovery.