Uuuudoooo

journal

Frau und Kind starteten ihre Wochenendpläne. Ich war alleine zu Hause. Nein, ich war einsam, alleine sein ist ok. Das wortlose Miteinander fehlte mir.

Ich ließ die Wäsche waschen; erzählte meinem Rechner wie ich meine Speicherstadt gerne organisiert hätte—der Kopiervorgang wird wieder «ewig» dauern—; hörte mich durch Stop Making Sense von Talking Heads; schaute Philadelphia nach; las mich durch ein paar Hefte Batman – Superman: World’s Finest; entdeckte zwei Texte über Death Stranding in einer Liste von Universitätsveröffenichungen; und blätterte durch die ersten Seiten eines Buches, in dem Hideo Kojima über die Medien schrieb, aus denen er Inspiration zog.

Apropos: Hideo Kojima bringt ein neues Spiel—leider Microsoft exklusiv—, zusammen mit Regisseur Jordan Peele: OD. Udo Kier ist im Trailer zu sehen und hören, und ich habe keine Ahnung was los ist; und das ist gut so, denn dann habe ich etwas in dem ich mich vergraben kann. OD ist eine Abkürzung für Overdose, ich denke einmal es wird weniger mit Drogen zu tun haben als man annimmt, aber in einer Form wohl referenziert werden. Oder das Spiel heist ODU—nach Udo Kier—und der Designer vergaß auf das U?

Dabei habe ich Death Stranding gerade einmal … drei Stunden gespielt.

Der neue Drucker brauchte einen neuen Platz. Das Stromkabel ist dicker bzw. rund anstatt flach, und konnte nicht hinter den Regalbrettern durchgeschummelt werden. Die Lösung gefällt mir, jedoch bin ich unsicher über die Meinung der Frau.
Die Einrichtung war unkompliziert. Ein Systempassworts ist wohl heutzutage eine Notwendigkeit—wie sagte der Liebhaberkollege: «Warte aufs smarte Brotmesser, und dessen open-source Varianten.»

Gestern dachte ich, mir würde beim niesen die Nase explodieren, heute fühlte es sich an, als würden die Nebenhöhlen ausgerissen.

Abends hörte ich eine Aufnahme ab, für die ich das Geofon auf dem Geschirrspüler anbrachte. Im Hintergrund hört man unsere Stimmen als dumpfen Hall, der die Front des Gerätes zum schwingen brachte.

Das Gefühl für die Menge an Wäsche, die man auf unserem Wäscheständer aufhängen kann wurde von mir wieder zu großzügig geschätzt.

Meine Mutter spürt nun zum ersten Mal die Nebenwirkungen ihrer Injektionen zur Behandlung der Hypercholesterinanämie: Gelenksschmerzen. Es erinnerte mich daran, wie alt meine Eltern inzwischen sind. Wie viel Zeit wir hatten, und wie viel uns wohl noch bleibt.

Endlich kam mir eine Idee für die Weihnachtskarten für die Nichten. Puh, ich dachte schon, es wird nix mehr.

Narben

Im Wartezimmer des Hausarztes saßen vier Patienten, deren Gegenwart mir bereits seit ein paar Wartezeiten auf die Nerven ging—dieses Mal so, dass ich darüber schreiben muss. Die Gruppe beglückwünschte sich auch diesmal gegenseitig zu deren Fleiss; Rechtschaffenheit; Weisheit; und Menschlichkeit. «Die Jungen, was bilden die sich eigentlich ein? Wollen nix hackln[1] und wollen nur verdienen; und sie müssen deswegen 70 Stunden in der Woche ruachln[2]. Dem Arbeitslosen gegenüber, dem bleiben 400€ über! Wie geht das?» Um ein paar Sätze frei zu zitieren.
Ich hatte mein Smartgerät vergessen und konnte mich nicht mit lesen ablenken…
Ich verstehe nicht: wenn die Leute solche Barabara[3] sind, an denen die Nobelpreise ungerechtfertigt vorbeigetragen wurden, wieso sind sie ohnehin Mittellosen 400€ neidig? Heutzutage springt man damit nicht mehr weit. Ich wünschte ich könnte in der Vita dieser Leute rühren, denn ich denke deren Äusserungen waren nicht zur Gänze ihre Eigenen—basierend auf den Erfahrungen mit vielen Aussagen und Gedanken für die ich mich dieser Tage oft korrigiere. Sicher rennt einiges schief und benötigt Korrektur, aber inzwischen verstehe ich, dass auch einiges in uns schief rennt und Korrektur braucht, besonders die diversen Wunden die uns bewusst oder unbewusst vererbt wurden.
Und jetzt bin ich deprimiert, weil ich wieder etwas fand, dass ich Kirby nicht ersparen kann.

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Sequart veröffentlichte einen Essay Band über Moon Knight.
Müsste bei deren diversen Titeln einmal aufholen. Habe die meisten begonnen, aber las bisher nur die Bücher in denen es um Grant Morisson ging auch zu Ende.

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Musik: Der Soundtrack der NES Version von Burai Fighter[4]

[1] … hackln/hackeln = Arbeiten; wird meist im Zusammenhang mit körperlicher Arbeit benutzt.


[2] … ruachln = Schwer arbeiten um finanziellen/materiellen Erfolg zu erreichen bzw. Lebenswandel zu erhalten.


[3] … Barabara = Von barabern; körperlich Arbeiten, Schwerarbeiter.


[4] … Weil Paul Kautz es in seinem Podcast,Game not over, besprach. Das Modul kugelt noch irgendwo herum, bräuchte ein NES zum nachholen—auf zum Emulator, mein Bruder hat es sicher in seiner ROM Sammlung.

wenn alle stinken

Ein einmonatiger Arbeitsmarathon nähert sich seinem Ende. Freie Tage? Mehr als vier Stunden Schlaf? Wertschätzung? Vielleicht in einem anderem Universum—die Ausrede ist gerade dabei aus der Mode zu fallen.
Ich fühle mich jedenfalls weniger gut als üblich. Nicht nur wurde mein Zeitgefühl unverlässlich, es gab auch einen viertägigen Zeitraum in dem ich Körperhygiene und Stoffwechsel ausfallen ließ, weil ich nur zum schlafen nach Hause kam, und wir alle in der Werkstatt stanken.
Im Zuge einer Veranstaltung wurden Beduftungsgeräte aufgestellt, deren «Tannenwald» Aroma von einem Reporter mit «Riacht wia Schädlwäh»—«Riecht wie Kopfschmerzen.»—treffend beschrieben wurde.

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Nach den Strapazen der letzten Monate entschied die Frau, dass wir mit Kirby ins Kino gehen um Paw Patrol: The mighty movie zu schauen.
Wir hatten ihn bisher von den Fellfreunden ferngehalten, bis auf die Figur die er von einem Arzt nach einer Blutabnahme bekam; zwei nicht-Pixie Bücher; und einer Blind Bag Figur die er von mir bekam weil … ich kann mich nicht mehr an die Ausrede erinnern. Dann hörte ich aber von einem Filmkritiker dessen Meinung ich schätze, dass man seinem Kind im Kino Besseres, aber auch viel Schlimmeres antun kann als den Paw Patrol Film. Das gab ich der Frau so weiter, und einen Tag später verstand sie meine Anspielung, und schlug den Kinobesuch vor. Wir können die Populärkultur nicht ewig aus Kirbys Leben heraushalten, vor allem wenn in der Bibliothek des Kindergartens bereits Bücher z.B. über Minecraft stehen. Aber wir können ihn darauf vorbereiten—und in dem Aufwischer auch gleich darüber aufklären: Nur der Olympionike bekommt pro ausgefallenem Zahn zehn Euro von der Zahnfee; welche ohnehin nicht zu uns kommt.
Es war ein Krampf den Kinobesuch nicht zu erwähnen, musste mir ein paar Mal selbst auf die Füße steigen.
Kirby verhielt sich überraschend «unkinderhaft» während der Vorstellung. Selbst seine Beschwerde über den Dora Kurzfilm davor war ein «Ich mag Dora, aber kann die Paw Patrol endlich kommen?» Ansonsten wies er Skye an, nicht alleine zu dem Meteoriten zu gehen, und kommentierte den später auf die Erde stürzenden Meteorit mit «Das ist jetzt nicht gut.»
Durch die süße Jause im Kindergarten; die Erdäpfel die es zum Mittagessen gab; und das Popcorn im Kino nahmen wir an, dass Kirby Abends Zeit brauchen würde, um die notwendige Bettschwere für eine erholsame Nachruhe zu erreichen. Dann legte er sich hin, drehte sich um, und schlief ruhig durch die Nacht.

Der Film war tatsächlich nicht so schlimm wie man annimmt; besonders zwei aufeinanderfolgende Szenen waren besonders unterhaltsam. Zuerst wurden wir Eltern/Begleitpersonen direkt darauf angesprochen, dass sie wohl neues Merchandise kaufen dürfen wenn sie den Saal verlassen; was gleich darauf mit einem Witz über die Gefängnistoilette zerstreut wurde.
Bei den Vorschauen war ein Film dabei, der wohl zur aktiven Verblödung der aufwachsenden Gesellschaft beitragen könnte: Zwei Kinder verlaufen sich bei dem Versuch die Existenz von Außerirdischen zu beweisen in eine Rakete, und werden ins Weltall geschossen. Und das ärgert mich, weil die Geschichte absolut großartig klingt, aber wenn man sieht was man daraus macht, natürlich sind in der Rakete Anzüge in Kindergröße, natürlich überleben die Kinder den Start einer Rakete ohne Sicherung. Außerdem stehe ich heute Geschichten kritischer gegenüber, deren Protagonisten so lange herumstrudeln, bis sich ihr Glaube als Wahrheit herausstellt. Wahrscheinlich weil ich nun weiß, wie unkritisch Serien wie Akte X in den 90ern konsumiert wurden.

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Nach Mario Kart spielt Kirby nun Super Mario Wonder mit uns. Ich bin enttäuscht davon, dass es wohl inzwischen als Usus gilt zu wissen, wie man die Super Mario Spiele spielt. Andererseits, ich hatte beim ersten Super Mario Bros. auch keine Anleitung bzw. gar keinen Kontext.
Es ist großartig, was Nintendo da wieder geschaffen hat. Man denkt noch, wie das alles am Ende zusammenpassen kann, aber es passt einfach.
Ich kann nicht sagen, ob es dabei einen tatsächlichen Zusammenhang gab, aber seit wir Super Mario Wonder spielen, scheint er motorisch «geduldiger». Beim zeichnen kommt es mir so vor, als würde er klawunzige Details kreieren, die er sonst nur «andeutete»; und er legt detailreichere bzw. kompliziertere Aquabead Bilder—das sind Perlen, die man auf einer Matrize auflegt, und wenn man fertig ist mit Wasser benetzt; eine Stunde später kann man dann das Bild bzw. die Figur abziehen.

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Momentan ist Das NeinHorn sehr beliebt in unserem Haushalt. Ich finde das auch gut, weil es die Kinder auf Augenhöhe anspricht. Besonders die am Ende des Buches und Hörspiel genannten veränderten Tiernamen gefallen Kirby, und was uns dabei beeindruckt ist, dass er den Humor beim Großteil der Namen versteht. Da seufzt man erleichtert.

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Ein Kollege löste seine Audioausrüstung auf, und ich kaufte sein Geofon ab. Bevor der oben erwähnte Arbeitsmarathon begann, begann ich wieder damit, Töne und Atmosphären aufzunehmen. Manchmal hilft das ein wenig beim einschlafen.
Bei der Gelegenheit empfehle ich den Soundtrack des Films Enys Men.

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Ich entschied, mit meinem Optiker abzuklären, ob meine neue Brille nicht die Werte meiner alten bräuchte. Im Fernbereich «laufen» mir die Buchstaben beim lesen davon. Setzte ich die alte Brille auf, ist im Fernbereich alles scharf, nur fehlt mir der Gleitschliff für die Nähe.

Man möchte sich meinen Darm genauer anschauen. Aber ich bin mir unsicher, ob ich das will. Stuhlgang ist etwas, dass für mich ohnehin mit Angst und Scham verbunden ist, und ich habe schon zwei endoskopische Ausflüge hinter mir, und die Vorbereitung ist salopp gesagt, ein Scheiß. Das ganze würde in einem Spital stattfinden, und da muss man wieder den Leuten erklären, warum man nicht bzw. nur bestimmte Lebensmittel isst, und dann kommt wieder der hauseigene Psychologe und und und…
Ja, ich habe eine Familie und sollte mich um meine Gesundheit bemühen, aber der Gedanke gestorben zu sein füllt mich mit Ruhe, und keine Untersuchung führte mich in letzter Zeit in irgendeine Richtung. Wenn der Gastroentologe schon beim Ultraschall sagt «Schaut alles gut aus.» erwarte ich mir vom zweiten Blick nichts weltbewegendes. Dem Kollegen der ein halbes Jahr schmerfrei sichtbar Blut im Urin hatte sagte man—zusammengefasst—«Keine Ahnung warum, aber solange es ohne Schmerzen passiert passt es schon.»

widersprüchliche Ansichten

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Egal wie es sich ließt, die Notizen müssen raus.

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Nach dem ausdünnen des Haupthaares erreichte ich die nächste Wegmarke auf meinem Weg zum Ende: eine Gleitsichtbrille. Seit einer Woche trage ich nun bifokale Gläser in einem schmäleren Gestell. Prinzipiell eine tolle Sache, vor allem wenn ich unter den ungünstigen Lichtverhältnissen in Kirbys Bett vorlese, da bessert der Nahbereich einiges aus. Bewusst benutze ich die Nahzone derzeit nur beim lesen und schreiben. Die Verzeichnung an den Rändern wurde mit der Zeit weniger störend, und wird inzwischen nurmehr von mir wahrgenommen, wenn ich daran denke—so wie jetzt, verdammt. Was aber noch immer ein großes Minus ist, ist die Gewöhnungszeit, die lag früher bei zwei Tagen; bei dieser Brille bin ich ab Mittag «optisch ermüdet». Ich bilde mir aber ein, dass es besser wird.
Jetzt brauche ich noch eine Arbeitsbrille—sage ich jetzt, wenn dann die ersten Fahrlässigkeitskratzer ‘drauf sind, schaffe ich sie an.

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#kirbyshaustier

Kirby möchte schon seit längerem ein Haustier. Eine Katze kommt wegen meiner Allergie nicht in Frage; ein Frosch kommt nur in Frage wenn er ohne Vater leben möchte—Kaulquappen hätte er schon gesammelt gehabt; Hunde sind keine Option; und ich bin nicht begeistert davon, Tiere einzusperren und … ich will mir nicht noch mehr Freizeitstress schaffen.
Die Frau setzte sich mich Kirby zusammen, und besprachen Möglichkeiten der Tierhaltung. Eine Patenschaft wäre mir sympathisch gewesen, aber es geht auch darum, Kirby Verantwortung spüren zu lassen.

Das letzte Aquarium mit dem ich zu tun hatte, fand vor 30 Jahren statt. Unser Cousin bekam eines, und mein Bruder und ich halfen beim einrichten. Jetzt verstehe ich, wieso dort regelmäßig ein Massensterben stattfand: Keiner von uns wusste was er tat, nicht einmal der Fachhändler. Der Prozess den wir seit drei Wochen am laufen haben—und noch nicht abgeschlossen ist—fand damals in zwei Tagen statt unter Einsatz von Chemie und «wird scho passn» statt.
Heute stellt man sich zum Beispiel eine Co2 Anlage neben das Aquarium um die Wasserqualität zu regulieren und die Flora zu unterstützen. Als die Frau fragte was denn mit dem Co2 wäre, sagte ich noch «Wieviel brauchst‘?» und atmete ein paar Mal schnell ein und aus… Jetzt steht da ein Edelstahlbehälter, in dem Zitronensäure mit Natron reagierte, und das dabei entstandene Kohlendioxid nun ins Wasser entlässt. Prinzipiell eine coole Sache, aber der Behälter steht unter 60 Bar Druck. Den wird es schon nicht zerreißen, aber zusammen mit den Litern an Wasser die neben unseren Büchern Platz nahmen, entstand eine Unruhe in mir, die im Hinterkopf einen Büroraum bekam.

Die ersten Bewohner bezogen das Aquarium ohne unser Wissen. Da waren wohl ein paar Schneckeneier bei den Pflanzen, jedenfalls zählten wir am Tag nach dem aufstellen drei Schnecken. Eine Gruppe Garnelen zog vor ein paar Tagen ein. Mit denen stieg die Wasserqualität noch einmal eine Stufe, und in den nächsten Tagen wird es wohl Zeit, sich nach Fischen umzuschauen.

Kirby ist derzeit begeistert dabei, sich um den separaten Lebensraum im Wohnzimmer zu kümmern. Sogar die Tätigkeitslisten führt er gewissenhaft. Bei der Regulierung der Co2 Anlage schaue ich ihm noch über die Schulter, deren Ventil verändert den Gasfluss bereits wenn man es länger betrachtet—ich gehe sogar so weit, dass es in diesem Moment, wo ich es erwähne wieder ein Stück weiter öffnet, und dass es jedes Mal wieder geschieht, wenn diese Worte gelesen werden.

Den Effekt eines Aquariums kann ich nicht abstreiten. Man setzt sich hin, schaut den Pflanzen dabei zu, wie sie sich in der Strömung des Filters wiegen, und lässt die Gedanken ziehen. Eine Aquascape, eine Wasserlandschaft, wäre mir lieber als ein klassisches Aquarium; ein kleiner Ort, den man zwar einrichtet, aber trotzdem komplett unbekannt wirkt und in dem die Natur vor sich hinwächst.
Mit Gedanken der Entspannung wird mir aber auch eingespielt, wie man die Garnelen aus deren Becken im Zoohandel fischte. In den letzten Monaten ersetze ich die Tiere in diesen Situationen mit Menschen.
Sagt der Mann, der eine Jahreskarte für den Zoo hat…

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Blasphemous 2, ein Videospiel auf das ich mich schon lange freue—erschien vor kurzem. Man rauft sich dabei durch eine Welt, in der ein «Wunder» vieles durcheinandergewüefelte, und seitdem keiner mehr ein komplettes Teeservice im Kasten hat—nebst allerlei körperlichen Nebenerscheinungen. Genau gemacht für Leute wie mich, die ihr Geschirr vor langer Zeit veräusserten.

Bildrechte liegen bei den Inhabern.

Mangel an Koordination

Frau Brüllen fragt wieder, was man denn so macht; ich antworte mit.

Der Wecker ratschte um 4.30. Von der Anzahl der Stunden an Schlaf die ich bis dahin akkumulierte, hätte ich erholt aus dem Bett tänzeln sollen, in dieser Realität schleppte ein langsam aufklärender Geist seinen trägen Körper unkoordiniert zum Esstisch.
Zum Glück gibt es Routinen die man auch ausführt, wenn man nicht vollständig im Sein angekommen ist. Als ich dann war, erinnerte ich mich daran, das Babyphon einzuschalten.

Die Frau folgte um 5.00. Wir unterhielten uns über das anstehende Wochenende, an dem ich Idiot wieder nicht »Nein« sagen konnte, und jetzt mit Autofahrten und Tätigkeiten und schrecklich und ich will nicht konfrontiert bin. Dann möchte ich die Scheiße zumindest geplant haben.

Kirby rief im Schlaf laut »Nein!«. Gutes Kind, weiter so.

Die Straßenbahn fuhr mir davon. Die Nächste kam tatsächlich nach den angekündigten acht Minuten. Den Bus erwischte ich, und irgendwie schaffte ich es, zur gewohnten Zeit am Arbeitsplatz zu sein.

Dort war mir viel zu viel los. Der Großteil des Kollegiums verabschiedete sich zu einer Schulung, aber ein Kollege, den ich eigentlich mag, hatte einen der Tage, an dem er anderen Druck machen muss weil er selbst Fürchtet, nicht schnell genug zu sein. Ein Kollege und ich entgingen dem Vortrag damit, ohne Ankündigung unserer Arbeit nachzugehen. Ein Umbau steht an, und das dafür bestellte Material wartete auf foliierten Paletten darauf, sortiert zu werden. Beim durchschauen erkannten wir, wie groß das Projekt wird. Bisher hieß es noch »Das ist alles Plug-and-Play, keine Sorge.« Ich hätte es besser wissen müssen — wenn die Leute aus der Bauabteilung Plug-and-Play sagen, bedeutet es kleiner Umbau notwendig; hängen sie keine Sorge dran, bedeutet es man wird Umbauen, aber der Umfang ist ungewiss. Es wird spannend, wo wir die diversen Ersatzteile lagern, in den Häusern die wir betreuen werden wir ohnehin bereits beschimpft.

Auf dem Weg zum Frühstückskauf wurde ich beinahe von einer Radfahrerin getroffen. Die Schuld lag bei mir, mein inneres Reh übernahm das Steuer als ich sie bemerkte, und stieg auf die Bremse. Sie akzeptierte meine Entschuldigung — ich hätte es zumindest so interpretiert.

Nachmittags folgte das große Gespräch wegen des Umbaus. Die Kollegen die nichts damit zu tun haben — wollen — hatten wieder die meisten Ideen. Ich verließ die Runde, und arbeitete meine Wartungsliste ab. Momentan können wir ohnehin nur das Material verarbeiten, von dem wir sicher sind wo es wie verbaut wird, und das reicht aus, bis der Projektbetreuer wieder zurück ist. Es frustriert mich, wenn man in der Gruppe versucht Entscheidungen zu treffen, die uns nicht zustehen.
Während der Arbeit hole ich bei Podcasts auf:

Auf dem Weg nach Hause erledigte ich die Befundbesprechung der klinischen-psychologischen Diagnostik. Ich bestehe anscheinend nurmehr aus meiner Depression.

Zu Hause zeigte mir Kirby seine Schreibübungen. Als Linkshänder bereitet das C ihm Probleme — als Perfektionist ebenfalls, denn es ist »ein nicht fertiger Kreis«.
Ich darf ihm noch ein paar Bücher vorlesen. Dabei bemerke ich wieder wie Recht die Augenärztin mit ihrer Feststellung hatte. Ich werde mir wohl einen Vorschuss holen und in eine Gleitsichtbrille investieren.

Vor dem einschlafen gab es wieder die üblichen Themen: wie schauen Macrophagen aus; wieso kämpfen Pokemon; die Notrufnummern. Und dann wurde es schwierig.
»Papa, bist du alt?«
»Manche Leute sagen ich bin zu alt Papa geworden. Ich fühle mich alt als Körper, und jung als Geist.«
»Weißt du wann du stirbst?«
»Niemand weiß wann er stirbt.«
Daraufhin hielt er meinen Arm fest, und schlief ein.
Er freute sich schon auf morgen, ich hoffe, der geplante Ausflug kann stattfinden.

Ein Kollege bringt mir etwas aus seiner Zeit in Tokyo mit. Die Frau verdrehte daraufhin spielerisch die Augen »Der nächste Dealer.« sagte sie laut, damit er es über sein Telefon am anderen Ende der Erde hören konnte. Morgen Abend kommt er in Wien an.

Während ich darauf wartete, dass die Speicherstadt — unsere diversen Datengräber — ihre Sicherungen durchführte, spielte ich mich durch Teenage Mutant Ninja Turtles – The Arcade Game aus dem Jahr 1989 [Longplay], und stellte dabei fest, dass auch mein Geist sein Alter nicht mehr verstecken kann. Wie haben wir das damals gespielt?!

Um 22:30 lasse ich mich koordiniert im Bett nieder, um niemanden zu wecken.