Nach langem hin und her und mit Unterstützung der Frau bewegte ich mich zum Optiker um dessen Zufriedenheitsgarantie zu nutzen.
Kontext:
Im vergangenen Sommer war es wieder so weit: die Gläser meiner Brille waren «blind» genug, um eine neue zu rechtfertigen. Durch das Lob über ein bestimmtes Unternehmen, entschied ich etwas neues auszuprobieren und erteilte ihnen den Fertigungsauftrag.
Davor machte ich einen Kontrolltermin bei einem neuen Augenarzt aus; ich vergaß darauf, dass mein bisheriger sich ja bereits in den Ruhestand verabschiedete.
Die Praxis gefiel mir, weil sie in einem Altbau liegt, und ich mir in der Wartezeit gerne die Zeit mit dem einrichten der Räume vertreibe. Was mir auch gefiel war, dass Sehtest und eine Prüfung des Sehbehelfs von einem Optiker durchgeführt werden, der in der Praxis arbeitet. Das änderte sich, als ich besagten Optiker kennenlernte: einen Dampfplauderer. Während der Untersuchung sprach er die Empfehlung für eine Gleitsichtbrille aus, und interpretierte mein überraschtes «Aha.» als Reaktion als ein Ausdruck der Scham über mein Sehvermögen, woraufhin ich einen Vortrag über den natürlichen Verfall des Körpers bekam. Während des Vortrages fand noch ein weiterer Sehtest statt, der dann immer wieder durch den Vortrag unterbrochen wurde.
Der Arzt gab mir noch einmal eine Zusammenfassung über den Vortrag des Optikers zusammen mit dem Rezept für die Brille.
Da hätte ich mich schon nach einem neuen Augenarzt umsehen können…
Mit dem Rezept fuhr ich zum neuen Optiker und entschied mich für ein schmäleres Brillengestell und Gläser mit einer «Anfängerversion» des Gleitsichtschliffes—dieser reicht, weil die Differenz zwischen Fern- und Nahbereich nicht zu groß ist.
Nach der Abholung der neuen Brille, hatte ich die üblichen Gewöhnungseffekte, was sich aber nie auflöste, war das Gefühl des Ausfransens, besonders Zeichen, was mich beim lesen anstrengte.
Dazwischen kam sehr viel Arbeit, was mich immer wieder erfolgreich davon ablenkte, dass ich nicht gut sah.
In der Pause fiel mir beim stürdeln im Rucksack meine alte Brille in die Hände. Ich setzte sie auf—ja, ich nahm davor die andere Brille ab—, und las mein Buch weiter. Das war ein Erlebnis, die Welt wirkte wieder scharf und weniger ermüdend.
Spulen wir die Zeit vorwärts; ich sitze beim Optiker, und die engagierte Angestelle vermaß beide Brillen und meinen Augenabstand; ich fragte den Optiker der meine vorherige Brille fertigte nach dem Brechungsindex des benutzten Glases und ob es sphärisch sei; und wir machten einen Sehtest. Am Ende von knapp zwei Stunden kamen wir zu dem Schluss: der Nahbereich des Glases war viel zu tief eingeschliffen worden; der Brechungsindex des Glases und der asphärische Schliff war «zu Flach». Die neuen Gläser haben keinen Lesebereich mehr; die Gläser sind sphärisch; und der Brechungsindex der Alte.
Beim aussuchen einer neuen Fassung war ich «blind». Ich saß dann schon ewig herum, mit zehn Stunden Dienst in Aussicht, und hatte keine Lust mich durch die Kollektion zu arbeiten, besonders mit der Vorgabe, eine eher gebogene Fassung zu finden. Am Ende blieb wieder eine ganz andere Fassungsform als ich bisher trug über. Da sagte ich entkräftet «Ja.» dazu. Auf dem Weg zurück, rief mich die Optikerin an, weil ich die Brille wieder einsteckte, sie diese aber braucht um den Garantieaustausch durchführen zu können. Der muss ich zu Weihnachten etwas schicken, was die an Ermittlungsarbeit leistete und mir über Optik vermittelte war beeindruckend und nicht selbstverständlich.
Danach wollte ich nurmehr zurück ins Bett, Bettdecke über den Kopf ziehen und in Ruhe gelassen werden. Aber da war noch der Arbeitstag vor mir—der erst am nächsten Tag enden sollte—und auf dem Weg hatten die Frau und ich einen Hänger miteinander, weil … Kindererziehung, das wird vielleicht ein anderer Beitrag.
Hoffentlich funktioniert wenigstens die neue neue Brille. Jedenfalls lernte ich wieder, nichts Neues auszuprobieren, weil es nur Schwierigkeiten bereitet.