5mar20

ich habe aus versehen eine Superman Figur aus der ersten Reihe der McFarlane Figuren bekommen—wollte die animierte Version—, und muss zugeben: so schlecht ist der gar nicht.

Es ist eine Mischung aus Freude und Schrecken, die man verspürt wenn man sieht, wie der Nachwuchs eine Türklinke ergreift um die daran angebrachte Tür zu öffnen. Zuerst kommt die Euphorie mit „Jaa, jaa, streck Dich, genau so, Du hast sie! Und jetzt, jaaaaa, und geschafft!“ gefolgt von „Scheiße…“


Vaterfreuden

Bleiben wir beim Thema der Einleitung: Aus Gründen habe ich den ganzen Tag Kinderdienst übernommen. Und das ist ebenfalls erfreulich und erschrekend, denn ich brauche mehr Erfahrung im alltäglichen Umgang mit Kirby. Das Kind macht es einem leicht
Die Sache ist diese: ich bin mir bei allem was ich tue sehr unsicher, wenn es andere Menschen betrifft oder andere Menschen mich beim tun beobachten. Das geht so weit, dass mir die Hände zittern wenn am Arbeitsplatz eine Gruppe hinter mir auf die Beendigung meiner Arbeit warten.
Der Kindergarten ist für mich ein Minenfeld. Da sind die Eltern und die machen ihren Smalltalk—und obwohl wir ein Elternpaar kennengelernt haben, mit dem man sich über mehr unterhalten kann, als diesen Thriller aus den 90ern, in dem die aktuelle Virenthematik in nostradamischer Präzision bereits geschilder wurde, beschert mir deren Präsenz schwitzende Hände.
Schon auf dem Weg zum Kindergarten denke ich mir, dass die anderen Menschen mich Kirbys Entführer halten. Eine kleine Vogelscheuche die von Ihm gezogen wird.
Mir ist bewusst, vielleicht verlaufen sich die Gedanken eines Menschen zu uns, trotzdem fühle ich mich beobachtet.

Mittags haben Kirby und ich zusammen gerastet und nachmittags habe ich Ihn zu einem Ausflug ausgeführt.
Auf dem Rückweg ist es dann passiert. Es hat Verkehrsbedingte Verzögerungen bei der Busfahrt gegeben, welche mich dazu veranlasst haben, den Rest der Strecke zu Fuß bzw. Kinderwagen zurückzulegen. Kirby wollte unbedingt getragen werden, um einen besseren Überblick über die Gegen zu haben—ein Wunsch den ich Ihm aus körperlichen Gründen nur in kurzen Abständen erfüllen konnte. Und als er da einmal laut geweint hat, habe ich Ihn einen „egoistischen Scheißkerl“ genannt. Dabei habe ich mich gemeint—ich bin nicht einmal dazu in der Lage mein Kind zu tragen und einen Wagen zu schieben.

Natürlich habe ich mich entschuldigt und Ihn den Rest des Weges getragen. Zu Hause habe ich der Frau davon erzählt, und wir haben uns mit Ihm hingesetzt und zumindest versucht Ihm zu erklären woher es gekommen ist. Unsicherheit im Umgang mit Kirby, generelle Überforderung und Neid auf andere Väter, die Ihre Rolle mit einer Hand im Arsch zu spielen scheinen. Die Unterhaltung ist auch in Kirbys Tagebuch.
Dieser Jähzorn…auf eine Art wird Kriby den auch in sich tragen. Ich verstehe nicht, dass mir in solchen Situationen entkommt, dass er mich nicht ärgern möchte, sondern sich einfach nicht helfen kann. Er möchte die Welt erleben und wird gerne von mir getragen. Ich bekomme dabei ein Bussi oder bekomme das Schlüsselbein massiert. Und ich mache ja auch die unmöglichsten Sachen wenn ich mich zu Hause von der Decke hängen lasse und Ihn dabei in seine Schaukel setze—woher soll er wissen wo meine Grenzen sind?

Als ich Ihn nachts besucht habe, weil er am Babyphon wimmernd zu hören war, hat er mich angeschaut und „Papa“ gesagt—mit einer Freude die ich nicht verdiene.
Den Rest der Nacht habe ich bei Ihm verbracht. Er ist wieder ein aktiver Schläfer gewesen— dabei verliert er oft die Orientierung und Fassung, wenn er beim erreichen einer Barriere aufwacht.

Während des Abendessens hat er gespannt gelauscht, als ich ihm Cove[1] vorgelesen habe. Wir haben die Leseeinheiten in englisch vernachlässigt.
Nur könnte ich lustigere Bücher finden, als welche über Kayakfahrer die vom Blitz getroffen werden.

By The Power Of Grayskull

Die Frau sagt sie baut es zusammen.


fußnoten

[1] Cove – Cynan Jones
–amazon.de
[2] Mega Construx GGJ67 – Masters of the Universe Castle Grayskull Bauset mit 3508 Bausteinen
–amazon.de

3mar20

Nachts habe ich die medizinische Hotline angerufen. Vor ein paar Wochen habe ich mit einer Produktion aus China zusammengearbeitet—die hatten alle den typischen Tourschnupfen. Trotzdem wollte ich auf Nummer sicher gehen. Man wartet derzei 25 Minuten auf eine Verbindung. Kürzer als in anderen Teilen Europas. „Der Kontakt mit Menschen aus einer betroffenen Region soll mich nicht stören. Hausarzt wird das schon machen. Gute Nacht.“ Ich mache mich deswegen nicht wahnsinnig—intensive grippale Infekte gehen seit zwei Jahren herum, im Hinterkopf hämmert allerdings die Angst davor meine Familie und Kollegen mit etwas anzustecken.

Vaterfreuden

Wir haben den ehemlagien Stillsessel an Brüderlein fein weitergegeben und Kirby dafür einen Tisch besorgt. Im Kindergarten sitzt er an einem, und es scheint Ihm zu gefallen.
Und zu Hause scheint es ebenso zu sein. Gestern hat er sich zum Malen am Tisch niedergelassen. Ein Paar der übrig gebliebenen Spiegelfliesen haben wir am Regal gegenüber angebracht, er stellt sich gerne Gegenstände vor seine „Spiegelwand“ und scheint sie simultan von „beiden Seiten“ zu beobachten.

die liebe Familie und deren Bildung

Die große Nichte hat noch immer Softwareprobleme. Das Problem ist nur, dass sie sich immer erst nachts meldet. Gestern bin ich auf dem Weg zur Nachtruhe gewesen, als Sie Sich nach der Einbettung von Medien in Ihre Präsentation erkundigt hat. Wieso will deren Lehrer ein Referat in einem bestimmten Format gehalten haben, aber niemand setzt sich mit den Kindern hin, und erklärt Ihnen wie die Software funktioniert und wie die Rechtslage bei der Verwendung von externen Materialen ausschaut? Aber alle Schüler bekommen jetzt Tablets, weil Digitalisierung und was das Bullshitbingo noch so hergibt. Verwendet das System endlich um den Menschen die Werkzeuge in die Hand zu drücken, die sie brauchen um sich bilden zu können—um die Welt und sich erkennen zu können.
Ich sage bescheid wenn die große Nichte Ihr Referat fertig hat, dann können wir damit beginnen, das System zu stürzen.

Verwechslungen und Überforderungen

Beim Tischkauf sind wir an einer Buchhandlung vorbeigekommen. Wir hatten Zeit, die Frau wollte sich über populäre Kinder- und Jugendliteratur bilden und ich dachte mir ich schaue nach, ob die noch das Akira-Set im Regal stehen haben—haben sie nicht mehr.
Beim stöbern bin ich einem Irrtum erlegen. Ich dachte erst, dass man eine Biografie von Majel Barrett[1] geschrieben bzw. übersetzt hat, dabei war es Margaret Atwood auf dem Cover, den Vulkanischen Gruß zeigend. Einer der Liebhaberkollegen versucht mich immer davon zu überzeugen, endlich The Handmaid’s Tale zu lesen oder zu schauen—ich bin mir aber unsicher, ob das meine Depression nicht entgültig übernehmen lassen würde. Ich habe stattdessen das Buch gekauft[2]—und weil es etwas deutsches ist, habe ich mir Maker Of Patterns von Freeman Dyson[3] auch mitgenommen.

Auf dem Weg sind wir an einem Comichändler vorbeigekommen. Beim Überschreiten der Schwelle in den Verkaufsraum habe ich meine Entscheidung bereut. Anscheinend habe ich meine Fähigkeit verloren, meine Konzentration bei lauter Musik zu wahren. Mein Gehirn ist nur dabei gewesen die Daten über das Lied herauszufinden. Der Frau ist es ebenfalls aufgefallen. „Du brauchst dich nicht hetzen, wir haben noch Zeit.“ hat sie zu mir gesagt. „Das ist gut, weil ich habe keine Idee was ich hier will.“
Es ist unfair das die deutschen Ausgaben vieler US-Comics übergroße Hardcoverausgaben bekommen.


vorbeigelaufen

[1] Majel Barrett
–en.wikipedia.org
[2] Aus dem Wald hinausfinden: Ein Gespräch mit Caspar Shaller
–amazon.de
[3] Maker of Patterns: An Autobiography Through Letters
–amazon.de


Danke Hoardworld, wieder ein paar philosophische Beschäftigungsmöglichkeiten für die schlaflosen Nächte.

#206-2019

die liebe Familie | The People Of The Abyss | Ape Out

Meine englische Tante liegt im sterben.

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Habe damit begonnen The People Of The Abyss von Jack London[1] zu lesen. Fühlt sich 117 Jahre später -wieder- relevant an.

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Ape Out[2] ist ein Videospiel das mich länger als eine halbe Stunde gefesselt hat. Saul Bass Einflüsse im Design und ein „interaktiver jazz soundtrack“? Was will man mehr?

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fußnoten

  1. The People of the Abyss
    -en.wikipedia.org
  2. Ape Out – Official Site
    -apeout.com

#213-2018

Inzwischen ist der Schmerz nicht mehr dauernd präsent. Wenn keine Bewegung stattfindet, ist es nur ein Pochen im Hintergrund. Wenn ich mich bewege, geht der Spaß wieder los.

Ich habe ein Buch über Alkoholabhängigkeit gelesen. Buch ist übertrieben; ein 160 Seiten Essay des Autors über seinen Umgang mit Alkohol und dessen Wandel.
Ursprünglich war es meine Absicht die ganzen Gestalten in meinem Umfeld verstehen zu lernen; kann es ja nicht nachvollziehen weil man die Schluck Alkohol die ich bisher gemacht habe an drei Fingern abzählen kann. Nun ist der Text für mich allerdings so gedacht das man ihn auf alle Abhängigkeiten anwenden könnte. In dem
Text habe ich mich über weite Strecken selbst gesehen.
Natürlich werden für Fakten und Fachliches der eigentliche Bereich herangezogen; aber im großen und ganzen lernt man halt doch „Weil es toleriert wird.“ Wir als Gesellschaft haben das irgendwann still akzeptiert das z.B. Todkranke sich nicht zum Mediziner ihres Vertrauens mit dem Wunsch nach Erlösung wenden dürfen, wenn man sich allerdings die Gesundheit marode getrunken hat ist man ein armer Hund.
Einerseits hat die Lektüre etwas heilsam gewirkt, vorerst geht es dem Autor ja besser, aber es weckte auch die Gedanken an die Gesellschaftliche Schieflage und philosophische Fragen.
Am Ende liegt die Wahl des Weges bei jedem einzelnen.

vorbeigelaufen

  • Wie ausgebrannt die Kreativindustrie ist? MacGuyver funktioniert selbst nach einem Reboot des Remakes nicht, Warner Bros. hängt Harry Potter an die künstliche Lebenserhaltung und richtet die Ferngläser auf zurück nach Melmac.Remember ‘ALF’? He’s Back, in Reboot Form | slashfilm.com
  • Wieso redet keiner über solche Filme hier in Mitteleuropa? Oder bewege ich mich in der falschen Blase? Oder ist es durch unsere Kultur und Geschichte bedingt das wir noch die Wunden unserer Urgroßeltern lecken?
    Tigers are not afraid – review | slashfilm.com
  • Verstecken oder Erklären:Shazam vs. The Monster Society of Evil wird nicht neu aufgelegt; wegen der, für die Ära in der es entstanden ist leider üblichen, Darstellung von Afro-Amerikanern und Japanern.
    Ja, da muss was gemacht werden; nein, verstecken hilft meiner Meinung nach nicht[1].
    Es gibt das Vorwort und den Anhang, damit könnte man auch den letzten Dodl aufklären. Den ganz geblendeten kann man ohnehin nicht mehr helfen. Aber ich bezweifele das sich Interessenten für den kommenden Shazam Film kein Buch mit nachdrucken aus den Jahr 1943 bis 45 kaufen werden sondern die Neueinführung der Figur in die damals new52.
    Digital ist der Nachdruck ohnehin 24 Stunden lang abrufbar, also wieso nicht Aufklären?
    DC cancels racist Captain Marvel reprint | theouthousers.com

  • ….um beim Thema zu bleiben: Einerseits wird ein Buch, in dem die Darstellung der Menschen aus anderen Kulturen Geschmacklos ist, aus dem Verkehr gezogen; die Kiddies können allerdings noch den Teilen von irgendeinem zu früh abgestillten Spinner hören in denen er gemäßigt verwirrt ist.
    Spotify entfern Teile von rechtem Verschwörungspodcast | futurezone.at

fußnoten

  1. Man kann es an den Mengen von Menschen in meinem Alter und jünger sehen, welchen man die Bilder der Leichenberge aus den Konzentrationslagern erspart hat um ihre Psyche zu schonen, welche man nun im politischen Alltag am lautesten plärren hört.