aus dem Äther

[ die Rückspultaste ep.58: Jenseits des Rauschens ]

In der aktuellen Episode der Rückspultaste tritt Simon als unser Ankerpunkt, eine dickensische Reise an—allerdings nur durch die Vergangenheit. Was diese Erzählung allerdings mit der Weihnachtsgeschichte verbindet, ist eine, auf die Medien bezogene, dreiteilige Erzählung über die Suche nach Wahrhaftigkeit; die Überschreitung, Ziehung und Bewachung von Grenzen; was passiert wenn die Menschen dazwischenfunken? Und wie Doctor Who das alles zusammenhält.

Einen Teil davon bekam ich zu meinen Lebzeiten mit, besonders die Diskussionen zum Thema „Darf man Das?“ wurde heftig über meinem Kopf—an mir vorbei—geführt.
Und inzwischen erwischte ich mich oft dabei „Gehört verboten.“ zu denken, und fürchte die Teilnahme an der aktuellen Diskussion bzw. was ich Kirby dazu vermitteln kann.

mit dem Arschloch sehen

– 15apr20 | 106 –

The haunted house of Baron Spider is sinking into
aus Ultra Q ep.9: Baron Spider (クモ男爵, Kumo Danshaku)

Kirby und ich sind unterwegs. Der Spaziergang ist über weite Strecken angenehm – aber wenn das Kind bockt, dann mit vollem Einsatz.
Während einer unserer Auseinandersetzungen kreuzt eine Radfahrerin unseren Weg. Sie telefoniert.
„Seit der Ausgangsbeschränkung kann ich endlich mit dem Rad fahren.“ erzählt sie ihrem Gesprächspartner.
„Und davor war sie zu Hause eingesperrt.“ sage ich mit abgeschaltetem Gedanken-Aussprache Filter.
Ein Mensch mehr der mich heute böse beäugt hat.

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Wie bereits erwähnt: Kirby und ich hatten Probleme mit dem Gegenüber. Zuerst passte das Gabelfrühstück nicht, dann wollte er sich von einer Straßenbahn überfahren lassen und dann wollte er unbedingt durch eine Ecke marschieren, von der ich keine Ahnung hatte – und wir sind ohnehin schon spät dran gewesen.
Dazwischen das übliche: trag‘ mich, ich will nicht dort hin und mein Favorit: Oh, das ist aber plötzlich interessant.
Nachmittags haben wir uns besser verstanden.

Abends ist Haare waschen auf seinem Programm gestanden – das ist im Moment nicht einfach. Ich habe mich zu Ihm in die Wanne gesetzt und wir haben ein wenig geblödelt und dann habe ich mir vor Ihm die Haare gewaschen – siehe da: als er an der Reihe gewesen ist, hat er halbwegs kooperiert. Immerhin.

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Mir ist zum heulen zumute. Ich muss mich im professionellen Alltag mit launischen Menschen herumschlagen, die ich Privat nicht einmal mit dem Arschloch anschauen würde, da ist es schon schlimm genug gewesen nebenbei auch noch versuchen ein Kind zu verstehen. Früher ist die Zeit in den öffentlichen Verkehrsmitteln eine Art „Ruhepol“ gewesen. Bis der Beidl[1] die Frau überfallen wollte – seitdem schaue ich mich auch anders in der Bim[2] um… ich finde nicht mehr zur Ruhe. Nicht einmal mehr in der Mittagspause. Da versuche ich nur aufzuholen.

Die Frau hat mir angeboten, Kirby ein wenig zu beschäftigen. Ich solle mich doch ausruhen. Ich würde wahrscheinlich den Abstellraum aufräumen, habe ich angemerkt. „Ist einmal etwas Anderes.“ hat die Frau dazu gesagt. Das hat mich getroffen. 14 Jahre Beziehung, und Sie versteht nicht, dass ich nur alleine wirklich entspannen kann, und mich zwei Stunden ohne Menschen nicht entspannen, sondern mir eine weitere Sanduhr hinstellen. Was muss ich für ein beschissener Lebenspartner sein?

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Ultra Q ist ein Anker… Während wir mit dem lokalen Fernsehangebot zu der Zeit noch „in Kuhfladen gestochert haben“, haben die Japaner cienastische Special Effect Sendungen produziert.
Vielleicht war unser Radioprogramm besser.


vorbeigelaufen

#156: The Survivors (TNG 3.03) –trekamdienstag.de
Trek am Dienstag sollte mich in brennende Gebäude flüchten lassen, aber die Burschen schaffen es, trotz Ihrer positiven Art, mich zu unterhalten.
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Playstation 4: Sony verschenkt „Journey“ und „Knack 2“ –futurezone.at
Journey ist super! Nach Möglichkeit holen!
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Corona App nicht praxistauglich –argedaten.at
Owa geh[3].


[1] Beidl = Schwanz Kosename für Betrüger, sittenlose Personen und generell unsympathische Menschen verwendet.
[2] Bim = Tram, Straßenbahn
[3] owa geh = sarkastisch bzw. besserwisserisch gemeintes „Wirklich?“

106-2019 | 106-2018

die Medien im April 2018

Lost in Space
Staffel 1| Netflix

Nach dem Versuch die Serie in den 90ern mit einem Film wieder ins globale Bewusstsein zu rufen, stand ich der Idee die Serie abermals aus der Gruft zu locken mit Vorbehalten gegenüber.
Die erste Staffel ist nicht so schlimm geworden wie befürchtet, aber gut würde ich es auch nicht nennen.
Es ist eine Serie die man sich aufdrehen kann wenn man etwas braucht das nicht gut, aber “mit den besten Absichten” produziert wurde. Die Eskalationen werden mit der Zeit zum Klischee, kleine moralische Fragen werden gestellt aber dann ESKALATION! Aber dann kommt der Bub und sein Roboter um die Ecke und das Sci-Fi Kind in mir ist wieder glücklich.
Parker Posey als Dr. Smith gefällt mir sehr gut. Schon lange hat es mir nicht so viel Freude beschert eine fiktionale Figur zu hassen.

Krypton
Staffel 1|Episoden 4-6|SyFy

Krypton hat viele Probleme, aber ich kann nicht wegschauen. Ich hoffe wohl noch darauf den klassisch inspirierten Adam Strange zu sehen. Das geht mir nicht ein: Ja, man kann aufgrund des Zeta Strahls Adam Strange verwenden; aber dann hat man Booster Gold im Portfolio, der reist ständig durch die Zeit und passt von der Darstellung besser. Das Auftauchen von General Zod kam unerwartet.
Ich möchte am Ball bleiben, weil es mir vorkommt als würde die Serie nicht weit kommen, dazu bewegt sie sich gefühlt zu schnell. Oder es wird wirklich dieses große Stück Serie welches mit dem Suppenschöpfer aus den Vorlagen schöpft.
Was ich an Krypton großartig finde ist, das man von Marvel’s Inhumans gelernt hat wie man es nicht macht.
Und der Helm der Voice of Rao lässt mir die Haare zu Berge stehen.

krypton-voiceofrao-helmet

Barry
Staffel 1|Epsioden 1-5|HBO

Bill Hader spielt einen Profikiller der in einer Sinnkrise steckt und meint, sein Heil in der Schauspielerei gefunden zu haben.
Mit einem Wort: großartig. So gut habe ich mich lange nicht amüsiert. Sicher werden allerlei Klischees bedient, aber Darsteller und Drehbuch nutzten dies zu deren Vorteil.
Außerdem kann man meist nur lächeln wenn man Henry Winkler sieht. Fonzie ist alt geworden…

Mister Miracle no.8
2018|DC-Comics

Nurmehr vier Hefte bis die Serie ein Ende hat. Wir wissen das etwas nicht stimmt, aber mit keinem Wort wurde bisher erwähnt was. Langsam bekomme ich das Gefühl das diese Serie nur die Ouvertüre zu etwas anderem ist. Und obwohl all diese Punkte mich eigentlich zu einem Trade Waiter -einer Person welche auf die gesammelte Ausgabe wartet- machen sollte kann ich nicht davon ablassen.
Hier sehen wir den ambivalenten Alltag der Familie Barda-Free. Die moderne Familie aus gottàhnlichen Außerirdischen teilt sich die Pflichten auf: einer der Beiden führt die Armeen von New Genesis gegen die von Apokolips während der Andere zusammen mit dem Funky Flashman das Kind hütet. Besonders Funky Flashman wurde mit den kleinen Seitenhieben auf Stan Lee am Original gehalten, und der Umstand das der Sprössling Jacob heißt machen seine Ausführungen dem Kind gegenüber für Kenner noch unterhaltsamer.
Das nächste Heft erscheint in dieser Woche. Viel zu spät. Die Manie und der Druck des Titels sind beinah nicht mehr auszuhalten.

Resident Alien – An Alien in New York no.1
2018|Dark Horse Comics

Endlich geht es mit Resident Alien weiter! Es ist eine langsame Reihe, aber sie geht so behutsam und gründlich mit ihrem Material um, das man diesen Umstand gerne in Kauf nimmt.
Die Geschichte dreht sich um einen Außerirdischen welcher auf der Erde strandet. Er verstößt gegen das Protokoll sich in solch einen Fall das Leben zu nehmen, und lebt als Arzt in einer amerikanischen Kleinstadt. Sein Aussehen kann er durch schwach ausgeprägte geistige Kräfte vor den Menschen verschleiern und wird ein wichtiges Mitglied der Gemeinde. Nebenbei löst er auch noch das ein oder andere Verbrechen.
Ich mag die Serie weil sie relativ unaufgeregt zu Werke geht. Bei An Alien in New York geht die Serie in die fünfte Runde.

Action Comics no.1000
2018|DC-Comics

80 Jahre Superman. Und hier ist das Geburtstagsgeschenk. Und es ist ein schönes Geschenk geworden, solange man nicht genauer hinschaut. Man hat eine Vielzahl an begabten Autoren und Künstlern dafür gewonnen Facetten des Man Of Tomorrow zu beleuchten. Leider fehlen ein paar in dem Mosaik an Interpretationen, z.B. der vorher erwähnte Man Of Tomorrow. Superman war eine Zeitlang auch superintelligent, und selbst Brian Bendis -einer der großen Namen im Geschäft-, welcher nun die Autorschaft über einen neuen Superman Titel übernommen hat verweigert sich mit seiner Einleitung von Man Of Steel diesem Aspekt. Stattdessen gibt es mehr vom üblichen und man Erleichtert sich wieder einmal auf Jor-El’s Grab.
Hätte man Bendis’ Geschichte sein gelassen würde das Paket ausgeglichener wirken. Nach der Konzentration auf die Vergangenheit der Figur ist es wohl als Zuckerl an die Leser geplant gewesen, das Fenster in die Zukunft einen Spalt zu öffnen. Nach den paar Seiten aber freue ich mich nur bedingt auf diese Zukunft.

beste TV-Serie 2017: Midnight Diner: Tokyo Stories

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Die Serie erzählt die Geschichten der Gäste einer Izakaya[1] in Tokyo, welche täglich von Mitternacht bis sieben Uhr früh geöffnet hat. Der Besitzer bereitet einem jedes Gericht, sofern er die Zutaten dazu hat/bekommt.
Und jede Geschichte beginnt mit einem Gericht welches entweder eine spezielle Bedeutung für den Kunden hat oder die Gäste zusammenbringt.

Die Serie hatte bereits zwei Staffeln, eine koreanische Version und einen Film auf dem Buckel welche ich jedoch erst jetzt untertitelt bekommen habe; aber diese Staffel, welche es durch Netflix auch im Westen verfügbar ist, ist meine Serie des Jahres.

Wunderbar unaufgeregt wird hier von den kleinen Dingen des Lebens erzählt. Nicht die Welt muss vor dem Untergang gerettet werden, sondern die Mägen der Menschen gefüllt sein damit sie die Energie haben dem Leben zu trotzen. Eingefasst in die Aura der Ruhe und Genauigkeit welche man als Aussenstehender mit der japanischen Kultur verbindet, stellt diese Serie einen Ruhepol für mich dar welchen ich bitter nötig hatte. Man fühlt sich mit diesen Menschen verbunden, es sind keine Schönlinge oder übermenschliche Persönlichkeiten sondern die Menschen im Kaffeehaus um’s Eck. Menschen mit Fehlern, Schwächen und Abgründen, aber mit intakter Menschlichkeit; selbst den Idioten und Arschlöchern schaut man gerne beim Sein zu.

Ein Kollege nannte die Serie „naiv und manchmal infantil“; und ich verstehe aus welcher Ecke seine Meinung kommt den ein Teil von mir stimmt ihm zu. Doch sobald eine Folge läuft ist dieser Teil still.

[1] Izakaya – Wikipedia


[Update 2018-1-1]
– Link zur Erklärung des Begriffs Izakaya hinzugefügt
– Das Ende des Texts wurde von mir nicht in den Wordpess Editor kopiert und wurde nachgereicht.