wenns heller blitzt


[ journal ]

Meine Schwägerin, angestellt im Gesundheitswesen, macht gerade Werbung gegen mRNA Impfstoffe weil man damit durch 5G kontrollierbar wird.
Am Arbeitsplatz waren ein paar Kollegen begeistert darüber, dass sie am Samstag wohl mit Hilfe der anwesenden Polizei, die Regierung hätten stürzen können; wenn man sich denn getraut hätte.
Eine Bekannte verlor die Fassung, weil sie zwar Skifahren darf, aber keine Strumpfhose fürs Kind kaufen kann.
Sankt Sebastian macht wieder alle Anderen dafür verantwortlich, dass seine Regierung letzten Sommer keine Vorbereitungen für z.B. eine zweite Welle trafen. Wie oben erwähnt: 10.000 Menschen riefen am vergangenen Samstag nach seiner Absetzung, da war ihm
wohl auch anders zumute. Abseits erklärt er in einem Interview, dass am 8.02. nicht unbedingt Lockdown Ende ausgerufen werden muss—was in der momentanen Entwicklung ja logisch erscheint, aber den Souverän wohl nicht friedlicher stimmen wird.
Die Caritas in Oberösterreich meldet einen Anstieg an häuslicher Gewalt von 49%.

Ich habe mehr Angst vor dem ersten Stein, als vor Sars-Cov2—bitte nicht als Verharmlosung verstehen, ich habe einen Verwandten der momentan mit den Folgen ringt. Wir reden von Gesellschaft und Zivilisation, aber im Moment sieht man wieder: wenn es heller blitzt, sind wir bereit Jungfrauen zu opfern, damit es aufhört.
Ich fürchte, wir werden uns nicht mehr aus dem Haufen schaufeln können. Vielleicht werden wir wieder in der Rolle eines Gemeinschtsmitglied funktionieren, in die Augen werden wir uns aber nicht mehr schauen können.
In den Spiegel wohl auch nicht.

aufzeichnen


[ journal ]

Den Vater des Jahres kann ich mir schon jetzt aufzeichnen. „Was heißt ‚entführen‘?“ wollte Kirby wissen. „Das man jemanden stiehlt.“ war meine Antwort.
Die letzten Nächte träumte er davon, entsprechend unruhig.
Es macht Ihn schon fertig genug, dass ich mich bedingt durch Schübe öfter auf den Boden legen musste.

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Ich durfte im Computer der Frau herumschrauben. Wieder erwarten musste ich nicht löten—das wäre der sichere Todesstoß für das Gerät gewesen, meine Augen sind… ich seh‘ die Scheiße schon mit Spekuliereisen beinahe nicht mehr. Stressbedingt, sagte mir der Augenarzt.

In dem Star Trek Buch, das ich gerade lese, schraubt man dem Geordi ein paar neue Gucker in die Höhlen—ich will die auch! Der kann sich damit in Zeiten der Muse Strahlungsspektren anschauen, die man mit den Fleischspiegeln nicht mitbekommt.
Was mich daran erinnert, bei manchen Kameras kann man den Infrarot Filter ausbauen…

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Ich steige in den kommenden Tagen endtgültig bei WhatsApp aus. Es ist spannend wie der professionelle Alltag darauf reagierte. Die Leute dort meinen, das wird Konsequenzen haben, denn man müsste mich ja erreichen können. Die Firmen e-Mail Adresse reicht anscheinend nicht. Auf nachfragen wurde mir gesagt, dass es ohnehin nicht weiße sei, Firmeninterna über WhatsApp zu beschreiben; und bei meinem privaten Telefon bestimme ich—haha—was draufkommt, und für ein Diensttelefon stehe ich nicht hoch genug im Organigram.

Die Familie rennt auch im Kreis weil sie mir keine SMS schreiben will. Die Verwandtschaft außerhalb der Landesgrenzen schreibt ohnehin nur jeden zweiten Vollmond, und dem Rest ist es egal weil sie entweder meinen, nichts zu verstecken zu haben oder ohnehin bereits eine Alexa/Siri oder ein anderes IoT Gate die Jalousien spazierenfährt wenn der Nachbar einen fahren lässt.
Vielleicht hilft der Schritt, mir Ruhe zu verschaffen.
Und man findet mich ohnehin auf Signal und ThreeMa.
Natürlich denke ich darüber nach, eine Art „Burner Phone“ zu unterhalten auf dem WhatsApp alleine seine Daten Sammeln kann, da bin ich mir allerdings wieder unsicher, was die Modelauswahl angeht.

Der Umgang mit der Gesundheit meiner Großmutter frustriert mich.
Aber es zeigt auch ein großes Problem meiner Familie auf: wir sind Feiglinge, die nicht einmal untereinander streiten können. Wenn wir aber außer Hörweite sind, dann können wir unsere Meinung eloquent wiedergeben.
So wie in unseren Blogs.

wie tief liegt dein Kopf?

[ journal ]

Anscheinend wurde ich in den letzten Wochen zu Kirbys primärer Bezugsperson. Mama soll weggehen, Opa soll weggehen, Oma soll weggehen, alle können weggehen. Wenn sie es tun, werden sie zum umdrehen aufgefordert. Aber für einen Mittagsschlaf ohne Papa braucht es Geduld.
Und er hat in den letzten Tagen das Kuscheltier für den Mittagsschlaf gegen ein Buch ersetzt—ohne Sich oder mich zu verletzten.

Dinosaurier sind im Moment sehr wichtig. Fleischfresser machen Ihn jedoch fertig. Aber er klärt uns schon über die Essgewohnheiten diverser Ausführungen auf. „Stegosaurus, Pflanzenfresser; Tyrannosaurus, Fleischfresser; Troodon, Eiderdieb.“ Ich versuche Ihm, die Begriffe Herbivor und Carnivor zu vermitteln.

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Der nächste Covid19 Test stand auf dem Programm. Dieses Mal der erste, bei dem ich während des Abstrichs nur „Du Scheißkübel, zieh‘ das g’schissene Staberl raus.“ dachte. Meine Begleitung meinte ich wirkte ruhig und gefasst.
Den Antigentest mussten wir erst einmal machen lassen, weil ein Kollege plötzlich positiv auffiel. Dessen Familie legte Weihnachten und Silvester an einen Abend im neuen Jahr zusammen—blieben aber unter zehn Leuten und blieben die Tage davor in „Quarantäne“. Vor dem Zusammenkommen, war die Familie geschlossen schnelltesten; alle Ergebnisse negativ. Am nächsten Tag testete man einen Teilnehmer am Arbeitsplatz, und die Prüfung wurde bestanden. Erster Kontrolltest beim Kollegen fiel negativ aus, und er wurde arbeiten geschickt. Zweiter Routinetest bei einem Auftraggeber fiel wiederrum positiv aus. Zu dem Zeitpunkt tänzelte er schon seit zwei Tage ohne Maske—weil allein—in den Werkstätten.
Abwarten…

Seit sechs Tagen liefert mein Darm mir Schübe. Ich will es aber mit den Entzüdungshemmern nicht übertreiben…

Ich machte mich bei allen „2021 wird alles besser“ Leuten die ich kenne unbeliebt. Wo sind die Aufträge? Dort wo sie auch im letzten Jahr waren… Ich wurde allerdings für Sting im Sommer gebucht. Meine Hoffnung für ein stattfinden des Konzerts ist gering. Wäre mein fünftes Sting Konzert, vielleicht grub er inzwischen den namensgebendenen Sweater aus. Zeit dazu wäre ja gewesen.

Die „Bei uns kann das nicht passieren“ Leute mögen mich auch nicht mehr.
Ich frage mich in welchem Pelz der lokale Schamane mit radikalen Tendenzen zum politischen Umbruch aufmarschiert.

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Auf keinen Fall, keinen Fall, sollte man sich die Bee Gees Dokumentation auf HBOmax anschauen. Ich habe ständig das Best of im Kopf laufen.

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neben der Platte

[ journal ]

Meiner Oma geht es nicht gut. Die Gruppe an Nebenwirkungen ihrer Medikamente haben inzwischen eigene Krankheitsbilder gemalt, und die Medizin gab uns bisher das Gefühl, dass kein Grund mehr dafür bestünde, etwas an dem Zustand zu verändern.
Man fragte uns nach Ideen. Seit Jahren versuchen wir Ärzte zu empfehlen… Meine Oma und auch meine Eltern—welche Sie momentan hauptsächlich unterstützen—haben ein „altes Bild“ von Medizin. Da geht man zum Arzt, der sagt „Aha“, ordnet eine Folgeuntersuchung an, und aufgrund dieser gibts eine Tablette; maximal zwei Wochen später ist es wieder gut. Und jetzt hat man 18 Präperate die jeden Tag eingeommen werden möchten. Das wird durch das Verhalten meiner Großmutter nicht einfacher. Sie räumt gerne herum, und inzwischen vergisst sie, wohin sie die Dinge geräumt hatte. Bei den Medikamenten schaut das so aus, dass die Überverpackung weggeworfen wird, die Tabletten aus den Blistern entfernt in Gläsern gelagert, und für die tägliche Einnahme zerkleinert werden. Und oft vergisst sie, ob ein Medikament genommen wurde; und im Zweifel nachgereicht.
Dazu kommen die defekten Hüftimplantate. Ich lernte, dass man 1997 Kunststoff in Menschen verbaute. Diese halten um die zehn Jahre; und inzwischen sagt man supergescheit „Na, de hätt ma ja scho längst tausch’n soin. Owa jetzda is des hoit a nimma ohne.“
Ich habe keine Idee mehr, was man noch tun oder wen man un Hilfe bitten könnte. Ich fürchte nur, dass man jetzt jemanden auf den Leim gehen könnte.

Mein an Covid19 erkrankter Verwandter ist nach einem weiteren Rückfall und Erholung von diesem, aus dem Spital in die häusliche Pflege entlassen worden.
Und dort wieder hohes Fieber bekommen… Man soll weitere Symptome beobachten.

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Kirby schockierte mich. Der hörte in den letzten Monaten so gut zu, dass er sie beim vorlesen mitsprechen kann.

Er verbrannte sich zum ersten Mal; am Klassiker: die Herdplatte. Zum Glück war sie schon etwas ausgekühlt, und er berührte die Fläche neben der Platte. Wir hatten Ihm noch gesagt er solle nicht hingreifen, und in dem Moment, in dem wir seinen Kochstuhl verschoben, streckte er sich danach.
Sein Blick wird mich verfolgen. Da war Verständnis drin, und Überraschung und „Scheiße, das tut weh.“ „Finger grantig.“ sagte er. Kühlung und Wundsalbe halfen ihm, und zwei Stunden später hingen wir wieder an den Ringen und schwangen herum.

Er arbeitet übrigens als Automechaniker.
Und ich repariere Taschenlampen.

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Apropos arbeiten: Da übernahm unser Chef den Dienst am 25ten, und dann hat der Kontakt mit einer Covid19 positiven Person. Es war schön zu sehen, wie alle Leute in der Messenger Gruppe die Nachricht zwar lasen, aber wie im Western darauf wann sie ziehen sollen. Ich habe es dann einfach übernommen. Zum Glück war es ein einfaches Service, für das ich alle Teile und Werkzeuge bei der Hand hatte. Stand ich einfach statt 4:30 um vier auf, war um 5:30 am Arbeitsplatz, und sperrte um acht wieder die Haustür auf. Die leeren Straßen und die einsame Fahrt waren beinah erholsam.

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Den 24ten verbrachten wir als Familie—Eltern und Kind. Der Besuchswahnsinn fehlte mir nicht. Wie bereits erwähnt, die Dekoration bräuchte ich auch nicht. Es war ein verspielter Tag, nur mit einer kleinen Tanne im Hintergrund—die in dieser Woche wieder in ihren Wald zurückkehrt.

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Von der Impfung bin ich inzwischen doch eher überzeugt. Meine Schwiegermutter hat sich näher informiert, da in ihrem Unternehmen die Impfung in den kommenden Tagen bzw. Wochen ansteht.

Der politische Umgang mit der Pandemie frustriert mich.
Es wirkt auf mich, als möchte man in dem Aufwischer ein paar Visionen von gestern umsetzen.
Ich hoffe auf das Verfassungsgericht.

kein Lösungsvorschlag

[ journal ]

Kirby entdeckte die Vorteile eines frühen Start in den Tag für sich. Prinzipiell kein Problem, solange er jedoch nicht die Mindesthöhe, Geschicklichkeit und Verstand dafür hat die Küche zu bedienen und sich halbwegs still zu beschäftigen, ist sein Start auch unserer.
Und vier Uhr früh ist auch für mich ein wenig zu zeitig. Auch wenn ich an einem Servicetag nur eine halbe Stunde später aufstehe. Andererseits werde ich diese Tage erst gegen Mitternacht bettschwer.
In unserer Verzweiflung unternahmen wir den Versuch, Kirby erst eine halbe Stunde später zu Bett zu bringen; und rissen damit zwei Stunden mehr schlaf heraus.
Vorerst.
Die finale Evaluierung wird nach fünf Nächten stattfinden.

Veränderung macht dem Kind zu schaffen. Ganz der Vater.
Aber er ist mir in einem Vorraus: Anstatt seine Spielzeug U-Bahn durch den Raum zu schmeißen—das hat er inzwischen ganz gut draussen, Dinge kräftig und präzise zu werfen—drückte er sie der Frau in die Hand, und bat Sie darum, die U-Bahn in das „Pausenregal“ zu stellen.
Bei mir wäre der Scheißdreck geflogen.
Kirby ist jetzt schon weiter als sein Papa.

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Im Kindergarten dreht das Personalkarussell momentan eine Runde nach der Anderen — ein Kommen, Gehen und Schwangerschaften verlangen dies. Dazu kommt der Umstand, dass—und folgender ist der korrekte Terminus—die Scheißhäuser aus Niederösterreich momentan Fachpersonal per Bonuszahlung in deren Häuser lockt. Zuvor waren die Geschäftsräume der Kindergartenträgerorganisationen aus der Hauptstadt beliebte Ausbildungsorte, für frisch aus der Grundausbildung gekommene niederösterreichische Pädagoginnen1. Nach zwei Jahren in den wiener Schützengräben, setzte man sich die Veteranen in die Eignen.

Und dies lässt Wien momentan mit vielen Gruppen bzw. Häusern zurück, in denen es kein Personal mit deutscher Muttersprache gibt. Was man besonders in den Teilen der Stadt bemerkt, in denen auch die Muttersprachler förderbedürftig sind—wir wohnen in einem dieser Gebiete.
Deswegen rumort es im Momentan bei der Elternvertretung. Die Förderbedürftigen fürchten um die Bildung Ihrer Kinder, die weniger Bedürftigen ebenso, und die Leitung rauft sich die Haare und kann es niemanden Recht machen. Nebenbei wollen auch die Quarantänen und Verdachtsfälle und die Einhaltung der Hygienevorschriften jongliert werden.
Es ist eine blöde Situation, bei der auch ich keinen Lösungsvorschlag parat habe. Derzeit können nur die Eltern versuchen, so viel zu fördern wie möglich. Wir haben das Glück, das Kirby Bücher mag und sich vorgelesenes schnell merkt, und auch versucht, es anzuwenden.

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Ich habe ein Problem. Ich habe mir die gesamte erste Staffel Ted Lasso nach einer Empfehlung von nicht Fußballaffinnen Menschen, bereits drei Mal angeschaut.

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Wem Covid19 zu viel ist, der springe bitte zu den Fußnoten weiter.

Der Arbeitsplatz viel durch zwei schöne Gesten auf. Ich bin mir nicht sicher, ob wir diese auch verdienten; aber da ist der paranoide Teil meines Denkeisens daran Schuld. Ich ängstige mich davor, dass diese Gesten als Ablöse gewertet werden könnten, wenn es dann einmal um die Wurscht geht.

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Ein Nachbar feiert seinen Geburtstag. Laut. Menschen schlugen gegen Möbel, begleitet von brüllendem Gelächter.
Prinzipiell kein Problem—bis 22:00, es war ein Wochentag—, doch war der betroffene Nachbar einer von denen, für die wir unterstützen, weil sie aufgrund Ihrer Krankengeschichte so viel Zeit wir möglich zu Hause verbringen.
Hmm, das ließt sich wie eine Anklage, aber ich bin auch froh darüber, dass der Nachbar wieder einmal „die Sau“ frei laufen ließ. Wird sich über die letzten Monate genug Druck aufgebaut haben. Nur weil ich mich bis in den… März einmurmeln möchte, heißt das nicht, Andere sollen nicht draufhauen dürfen.
Der Zeitpunkt ist nur ein wenig deppat. Mit einem weiteren Lcokdown—Lockdown 3: Jetzt erst recht—ums Eck. Andererseits, dass war zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt; auch wenn die Nummern und der Platz zwischen den Zeilen darauf hindeutete.

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Bei einem Test—ich hatte Kontankt zu einer K1 Person, und hatte ein Ziehen in der Lunge—wurde mir gezeigt, wie man einen Nasenabstrich korrekt durchführt. Wird nicht weniger schlimm, aber es gibt einem ein gutes Gefühl. Einmal mit Profis arbeiten.

1.. Als geschlechtsneutrale Bezeichnung würde ich „Pädagogis“ nehmen.

353-2018 | 353-2017