am Ende

therapie // depression

Letztens bekam ich mit, wie der Ehemann der besten Freundin der Frau vor dieser Balzte, und wie die Frau sich nicht dazu äusserte. Ich erwähnte diesen Umstand schon einmal, und mir wurde versichert, dass es sich um eine Fehlinterpretation meinerseits handle.
Als wieder ein zusammentreffen der Frau und dem Ehemann ihrer besten Freundin in meinem Beisein anstand, und mir die Frau anbot darauf zu verzichten, fragte ich etwa stören würde.
In der folgenden Diskussion rollten wir unter anderem auf, dass Familie wir wie sie leben für mich ein Horror ist, und ich es nur ertrage, weil ich die Frau liebe und ihr Beisein schätze.
Wir werden eine Paartherapie beginnen. Ich rechne damit, dass am Ende unsere Trennung stehen wird. Ich weiß nicht, wie ich dann weiterleben kann.

Möglichkeitsantrieb

Auf dem Weg nach Haus erfuhr ich, dass Frau und Kind im Naturhistorischen Museum sind, also stellte ich die Weichen meiner Strecke entsprechend.
Ich traf sie im Betätigungsbereich Deck 50. Kirby und ein Kind aus seinem Kindergarten, der mit seinen Eltern dort unterwegs war, bauten sie mit Magnetbausteinen. Ich baute mit. Dabei unterhielten wir uns über die Geschwindigkeit von Hubschraubern; die notwendige Schubkraft um der Erdanziehung zu entkommen—zum Glück war ein Triebwerk eine Trillion schnell; die Einheit wurde mir nicht gesagt—; und was ein Satellit an Ausrüstung braucht, um Planeten zu erforschen. Nebenan saß ein älteres Kind, welches alleine vor sich hin konstruierte, und nach einer Zeit nach Bausteinen fragte. Kirby und Kollege verstanden ihn nicht, weil er Englisch sprach, also sprang ich ein. Dabei kamen wir ins Gespräch, und ich war begeistert von der Vorstellungskraft des fremden Kindes. Seine mobile Raffinerie mit angeflanschtem 3D-Drucker war großartig. Woher die Energie für das Ding herkommt? Der Möglichkeitsantrieb! Der bietet die Möglichkeit, die Energie zu erzeugen die für die jeweilige Aufgabe gebraucht wird. Und das war nur eine von den Ideen die er in der Viertelstunde die wir noch dort waren zusammengestellt hatte; ich sah jedoch seine Erwachsenen nicht, was Schade war, denn er suchte nach Anschluss, den er wegen der Sprachbarriere wohl nicht fand. Dabei sprach der ein schön geschliffenes Englisch—für meine Ohren.
Hoffentlich fühlte sich Kirby nicht von mir vernachlässigt. Zuerst rede ich in einer anderen Sprache mit einem anderen Kind, und dann scheiße ich ihn auch noch an, weil er mit seinem Kollegen fangen spielen wollte. Es gab einen Schaumbecher für den Weg nach Hause.

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Mein Kollege setzte mich in einen der neuen Stapler um eine Palette Arbeitsmittel zu transportieren. Die neue Steuerung der Hebeanlage verursachte mir Schmerzen im Gehirn. Es gibt keine Hebel mehr, oder einen Joystick; nun hat man einen Multifunktionsschalter, auf dem man alles steuert: Hubmast—Höhe und Neigung—sowie die Gabelträger. Ich kannte das bisher nur über separate Schalter oder Hebel. Die Position der «Handbremse» wurde dafür sinnvoll angepasst. Die Fahrtgeschwindigkeitsregelung «versteckte» man dafür; um ein unbeabsichtigtes Ausschalten zu vermeiden?
Ich war überrascht davon, wie ich den Stapler samt Ladung unfallfrei durch ein … Tor operierte—die Bezeichnung «Tor» gilt in dem Fall nur, weil es breiter war, als eine Tür.

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Die Frau und ich schauten das heurige Doctor Who Segment für Children in Need, und kamen zu demselben Ergebnis: es wirkte als wären Moffats und Chibnalls Serien nie passiert. In den Jahren steckte das Franchise doch eher tendenziell mit dem Kopf im eigenen Arsch, aber in dem Moment wo David Tennant den Kopf aus der Tardis steckt, sichtbar gealtert aber sein Schauspiel schien unverändert, ist es wieder 2006[1].
Wie schwer wird es Ncuti Gatwa als 15ter Doctor haben? Tennant legt die Limbostange nicht hoch an, Russel T. Davies und die BBC Produzenten wurden nicht auf der Nudelsuppe angespült, und die Specials die Gatwas Premiere vorbereiten müssen den Karren auf eine andere Straße bringen.
Und da ärgert mich, dass Russel T. Davies nicht schon mit Jodie Whitaker zurückkehrte; oder schon bei Peter Capaldi. Die waren Beide für die Rolle gemacht, und wurden verheizt. Andererseits kann ich verstehen das Davies sich Zeit ließ, wenn man bedenkt wie selbstzerfleischend er im Berufsleben funktioniert—er führte Tagebuch darüber, welches als The Writer’s Tale veröffentlich wurde; und von mir gelesen wurde.

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Darth Vader gets therapy.

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Ein wenig gute Ambient Musik: Affection – Affirming – Robert Fripp


[1] … Wobei ich gerne erfahren würde, wie Christopher Eccelston die Figur entwickelt hätte. Der war damals nicht in der besten Verfassung, aber dies, seine unbequeme Art, und Russel T. Davies wären eine interessante Mischung gewesen—ungeachtet der Beliebtheit des Ergebnisses.

Irrwege

Das Erstgespräch mit einem Therapeuten hat stattgefunden. Die Praxis befindet sich in einem Gebäude mit komplizierter Architektur, die logisch wird, sobald man die Bezeichnung der Stockwerke versteht. Ich wünschte, man hätte die Anschrift nicht nur am Ende der Webpräsenz vergraben, sondern auch auf das Schild neben dem Zugang geprägt—ich kam in der Annahme an, dass es schon auf dem Klingelschild oder im Aufzug oder im Treppenhaus angeführt sein wird.

Das Haus selbst ist allerdings passend für die Beherbergung einer psychotherapeutischen Praxis. Wenn man die Verbindungstür zum Treppenhaus in den «Wohnungstrakt» durchschreitet, meint man die Dimension gewechselt zu haben. Ich hoffe diese Beschreibung ergibt Sinn: Man betritt eine Halle, deren Dach und eine Front verglast ist. Das Dach wird von Säulen gestützt, welche auch die Wege zu den Wohnungen tragen. Und diese Wege verlaufen versetzt zueinander. Ich dachte mir erst, es sei eine Trainingseinrichtung fur Parkourenthusiasten.

steve-ditko-doctor-strange-landscape
zu der Architektur fielen mir Steve Ditko’s Landschaften aus Doctor Strange ein

Die Therapeutin verwirrte mich weiter. Ich schätze Sie jünger als mich ein, und Sie trug einen dieser … Meditationspyjamas—und das sah so entspannt aus und passte gut zur Einrichtung der Praxis, und bedingt durch die leichte Überforderung durch die Architektur dachte ich, es wäre in Ordnung für mich nun eine Stunde ein offenes Selbstgespräch im Vorzimmer der Praxis zu führen. Gegen Bezahlung natürlich.
Ich hasse es, wenn Therapeuten einem die Möglichkeit mehrerer Sitzplätze bieten. Dahinter steht—wahrscheinlich—keine Absicht, aber mir erscheint es wie der erste Test. Rattansessel mit dem hellgrünen Polster auf dem Flokatiteppich—in der Kindheit Bettnässer gewesen, leichter Fußfetisch mit Schwerpunkt auf Fußgewölbehöhen der so lähmend ist, dass soziale Interaktionen auf die notwendigsten reduziert wurden. Es dauerte eine gefühlt lange Zeit, bis ich mich für einen Sitzplatz entschied. Die Frage nach dem favorisiertem Platz der Therapeutin half auch nicht.

Ich erzählte alles, dass mir in den Sinn kam. Beim zweiten Satz meldete sich schon die innere Stimme mit «Öha, wird jetzt schon kompiziert.», und dies war auch Ihr Resümee. Aber Sie fand den Fall spannend und mich sympathisch, und würde deswegen gerne den Kuddelmuddel weiter mit mir anschauen, und dann endgültig entscheiden, ob wir miteinander arbeiten.
Es war schön zu hören, zumindest sympathisch zu sein.

2021-09-11/#Journal #therapie

roter Alarm

[ journal ]

„Der Eindruck unnütz zu sein, wird durch die Ignoranz meiner Person verstärkt.“

„Wie äussert sich diese Ignoranz?“

„Zum Beispiel wurde mir von meiner Frau ein Arzt empfohlen, der auch gleich den Ionisierer und Atomverdichter um einen Fetzen1 aufs Rezept schreibt.“

„Und das ist so schlimm?“

„Ja. Was einem hilft ohne Andere zu verletzten ist ok, aber nach 15 Jahren Beziehung sollte man wissen wie ich auf so etwas reagiere.“

—Hier kommt der Punkt, an dem ich die Sitzung hätte Abbrechen sollen. Vier Jahre Therapie…—

„Das mag schon sein, aber es gibt da diesen Fotografen, der Worte wie „Liebe, Krieg, Freundschaft“ auf Gefäße mit Wasser darin schrieb, es einfror, und dann die Eiskristalle fotografierte. Und die Form der Kristalle, erinnert an das Wort, welches auf dem Gefäß stand.“


1.. Ein Fetzen = Tausend Euro

159 :: temporaler Irrtum

Kirby wurde in der Nacht auf heute unruhig. Ein paar Mal rief er nach uns, schlief aber umgehend wieder ein. Um 5h bekam er mit, wie ich nach Ihm schaute, und so startete unser Tag.
Essen wurde inzwischen zu einem Problem. Kirby möchte ständig essen, scheint aber an der Auswahl zu verzweifeln. Es liegt an der Angst, unter die Wachstumskurve zu fallen—die durchfährt Kirby hart am Limit—, dass wir immer etwas für Ihn dabei haben. Mit Geduld und Bewusstsein für die Situation, wird sich neues Verhalten etablieren. Wenn da nicht diese Verzweiflung wäre…

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Therapie mit Atemschutz ist anstrengend. Bisher musste ich noch keine Stunde mit Maske reden.
Es ist wieder Zeit geworden, die Krankenkasse um eine Unterstützung zu fragen—und damit stehe ich wieder vor der Entscheidung, ob ich „Auf Wiederschauen“ sagen soll. Aber dann muss man sich nach etwas neuem umschauen, und der Teufel den man kennt, blablablabla.

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Mein Vater rief unerwartet an, weil seine Mediationen über ein Bastelproblem ein Ergebnis produzierten, dessen Umsetzung den gewünschten Erfolg erzielen sollte. Was den Anruf allerdings erwähnenswert macht ist, dass mich ein Passant währenddessen fragte, wie spät es sei, und ich mich um eine Stunde in der Zeit irrte—was man Vater korrigierte. Ich drehte um und klärte meinen temporalen Irrtum auf—was gut war, denn der Passant plante die falsche Zeit auf einem Parkschein zu vermerken.

Der wait, what? Podcast bespricht unter anderem die Situation des Direct Markets1 in den USA. Das System2 dahinter wurde auf Gatsch gebaut, da war es eine Frage der Zeit, bis es da einen so hinstreut, dass ein paar mitgerissen werden.
Woran es mich allerdings auch erinnerte, ist die Aussage eines Liebhaberkollegen:
„Wie bei uns gewirtschaftet wird, findet in der Welt da draußen mit größeren Summen statt.“
Wenn man das Gehörte für bare Münze nimmt und entsprechend skaliert, stellen sich einem die Nackenhaare auf.

Eine Frau klagt alle Homosexuellen in den USA. Wieso? Weil der Fantasiefreund das so will.

1 —waitwhatpodcast.com
2 —en.wikipedia.org
3 —boingboing.net

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