Tradition

journal

Thish Murthas Fotos sind großartig, dementsprechend freute ich mich über diesen Band.

Bilde mir ein das schon einmal erwähnt zu haben, aber ihre Fotos wirken auf mich, wie Ausblicke in die Zukunft.
An der Stelle ein Tipp: Fotobücher so Zeitnah wie möglich kaufen…

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Ein Kollege beschwerte sich über den Verfall von Traditionen. Als er damit fertig war, galt sein Groll der Tatsache, dass man in Südkorea Hunde isst. Mein Einwand, dass dies eben dort so Tradition ist galt nicht.
Um mich herum nehme ich immer öfter wahr, wie man nicht nur körperlich, sondern auch geistig unflexibel wird; wie man immer vehementer an einer Illusion der Gegenwart festhält. Man muss sich für die Psychohygiene Dinge bewahren, aber wenn man Dinge herbeisehnt, die man selbst tertiär oder durch Erzählungen erlebte, wird das Verhalten bedenklich.

Dauerrotation

Kirby bekam die Musik von Heavysaurus zu hören; welche jetzt in konstanter Rotation läuft[1]. Sogar das letzte Mammut gefällt ihm — eh kloar, wenn Doro Pesch singt, ist ja mein Kind.
Nach ein bis zwei Mal ist er schon sehr textsicher, bin gespannt, ob ihm das bleibt; ich hoffe es jedenfalls.

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Vor ein paar Wochen begann es im Badezimmer zu brummen. Beim auslösen des FI Schutzschalters blieb das Geräusch erhalten, also war die Quelle kein elektrisches Gerät. Das Geräusch begann nach einem Tag zu wandern; vom Bad zum Klo zur Küche, und wieder retour.
Und jetzt wurde es leise. Und das ist unheimlich.

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Wieder einmal ein plötzlicher Schub. Vielleicht verstärkt durch berufliche Belastung.
Ich hadere noch mit meinem anstehenden Krankenhausaufenthalt. Da sind Phasen dazwischen, in denen ich sage «Ja, muss sein; Zähne zu und durch.» Dann habe ich einen Schub und der Text ändert sich auf «So wie es anfühlt ist es ohnehin bereits egal.» Wenn man etwas findet, mit dem man mein Ablaufdatum in etwas eingrenzen kann, und ich verweigere mich der Behandlung, habe ich nur noch mehr Stress und Schuld.

Dafür wurde ich dieser Tage wieder für meine Freude am Müßiggang kritisiert. Von den Kritikerinnen steht allerdings keine am Sonntag um drei — nicht 15 — Uhr im Büro, weil ein Stage Manager den Tagschlaf für sich entdeckte. Elf Monate des Jahres lebe ich einen Großteil des Tages fremdbestimmt, aber ich habe das Privileg, den 12ten Monat zum Urlaubsabbau zu nutzen. In dem geht ohnehin eine Woche für das Aufholen bei Reining, Reparaturen, und dem lenken in geordnetere Bahnen drauf — «Da war das Kleidungsstück die ganze Zeit.» wird sich da öfter gewundert. Und in der restlichen Zeit will ich nicht müssen; keine Pläne; Termine; Verpflichtungen; diesem und jener die Zeit vertreiben, ich will mich hinsetzen und von der Raufaser hypnotisieren lassen.

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Tish Murtha, eine meiner liebsten Fotografinnen, bekam eine Dokumentation — die man hoffentlich auch irgendwann bei uns zu sehen bekommt. Ihre Arbeiten wirken oft nur ein paar Stunden alt bzw. bilden sie für mich das Gefühlsleben der Gegenwart ab.

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Das Children in Need Special von Doctor Who rührte heuer in der Vergangenheit der Serie um—was diesmal sogar unterhaltsam ist, weil es nur fünf Minuten dauert und nicht gefühlte dreissig Staffeln.

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Bei der WRINT Episode zum Hitlerputsch fiel mir ein: Nie wieder ist ein frommer Wunsch.


[1] … Das Wort «Dauerrotation» lässt sich doch auch für wiederholende digitale Musik nutzen; die Daten müssen ja auch durch einen Wandler, und die Bewegung findet durch das elektrische Signal statt, dass in einem SchaltKREIS fließt.

Herrscher der Ruinen

[ Tish Murtha’s Fotografie ]

Die Schwiegermutter borgte mir ein paar Fotobücher, darunter Tish Murtha’s Elswick Kids.

Bildrechte liegen beim Inhaber

Auch wenn es eines der «heitereren» Bücher in der Reihe von Fotobüchern, welche ihre Tochter veröffentlichte, steckt darin ebenfalls das postapocalyptische Bild, das in Youth Unemployment allgegenwärtigdz ist.

Murtha dokumentierte in den 80er Jahren die Ergebnisse der britischen Politik. Würde man es nicht besser wissen, könnte man meinen der zweite Weltkrieg wäre seit ein paar Tagen vorbei, und nur ein paar Jugendliche und Kinder wären übrig geblieben, und erobern die Ruinen zurück.
Elswick Kids ist zwar im Ton leichter, doch weiß man als Leser wie die Geschichte verlief.
Es erscheint mir auch, als würden die Fotos die Gegenwart—zumindest eine, welche immer wahrscheinlicher wird—zeigen.

Die Bücher—Youth Unemployment, Elswick Kids und Juvenile Jazzbands—waren leider nur per Crowd Funding erhältlich. Außer man hat Glück und findet ein Gebrauchtexemplar. Wie meine Schwiegermutter.

Ein Teil der Arbeiten von Tish Murtha sind auf ihrer posthumen Webpräsenz zu finden.