nach den Kerzenschluckern

vaterfreuden // die liebe familie

Die letzte Alternative für Kirbys Einschulung ist der esoterische Albtraum vor dem ich ihn bewahren wollte. Aber plötzlich entdeckte die Frau ihr Verständnis für die römisch katholische Lehre.
Ich denke ich habe das Handtuch geworfen, die Frau soll ihr Leben und das ihres Wunschkindes nach ihren Vorstellungen gestalten, und ich meines ebenso—erst einmal ohne Frau und Kind.

3mar20

Nachts habe ich die medizinische Hotline angerufen. Vor ein paar Wochen habe ich mit einer Produktion aus China zusammengearbeitet—die hatten alle den typischen Tourschnupfen. Trotzdem wollte ich auf Nummer sicher gehen. Man wartet derzei 25 Minuten auf eine Verbindung. Kürzer als in anderen Teilen Europas. „Der Kontakt mit Menschen aus einer betroffenen Region soll mich nicht stören. Hausarzt wird das schon machen. Gute Nacht.“ Ich mache mich deswegen nicht wahnsinnig—intensive grippale Infekte gehen seit zwei Jahren herum, im Hinterkopf hämmert allerdings die Angst davor meine Familie und Kollegen mit etwas anzustecken.

Vaterfreuden

Wir haben den ehemlagien Stillsessel an Brüderlein fein weitergegeben und Kirby dafür einen Tisch besorgt. Im Kindergarten sitzt er an einem, und es scheint Ihm zu gefallen.
Und zu Hause scheint es ebenso zu sein. Gestern hat er sich zum Malen am Tisch niedergelassen. Ein Paar der übrig gebliebenen Spiegelfliesen haben wir am Regal gegenüber angebracht, er stellt sich gerne Gegenstände vor seine „Spiegelwand“ und scheint sie simultan von „beiden Seiten“ zu beobachten.

die liebe Familie und deren Bildung

Die große Nichte hat noch immer Softwareprobleme. Das Problem ist nur, dass sie sich immer erst nachts meldet. Gestern bin ich auf dem Weg zur Nachtruhe gewesen, als Sie Sich nach der Einbettung von Medien in Ihre Präsentation erkundigt hat. Wieso will deren Lehrer ein Referat in einem bestimmten Format gehalten haben, aber niemand setzt sich mit den Kindern hin, und erklärt Ihnen wie die Software funktioniert und wie die Rechtslage bei der Verwendung von externen Materialen ausschaut? Aber alle Schüler bekommen jetzt Tablets, weil Digitalisierung und was das Bullshitbingo noch so hergibt. Verwendet das System endlich um den Menschen die Werkzeuge in die Hand zu drücken, die sie brauchen um sich bilden zu können—um die Welt und sich erkennen zu können.
Ich sage bescheid wenn die große Nichte Ihr Referat fertig hat, dann können wir damit beginnen, das System zu stürzen.

Verwechslungen und Überforderungen

Beim Tischkauf sind wir an einer Buchhandlung vorbeigekommen. Wir hatten Zeit, die Frau wollte sich über populäre Kinder- und Jugendliteratur bilden und ich dachte mir ich schaue nach, ob die noch das Akira-Set im Regal stehen haben—haben sie nicht mehr.
Beim stöbern bin ich einem Irrtum erlegen. Ich dachte erst, dass man eine Biografie von Majel Barrett[1] geschrieben bzw. übersetzt hat, dabei war es Margaret Atwood auf dem Cover, den Vulkanischen Gruß zeigend. Einer der Liebhaberkollegen versucht mich immer davon zu überzeugen, endlich The Handmaid’s Tale zu lesen oder zu schauen—ich bin mir aber unsicher, ob das meine Depression nicht entgültig übernehmen lassen würde. Ich habe stattdessen das Buch gekauft[2]—und weil es etwas deutsches ist, habe ich mir Maker Of Patterns von Freeman Dyson[3] auch mitgenommen.

Auf dem Weg sind wir an einem Comichändler vorbeigekommen. Beim Überschreiten der Schwelle in den Verkaufsraum habe ich meine Entscheidung bereut. Anscheinend habe ich meine Fähigkeit verloren, meine Konzentration bei lauter Musik zu wahren. Mein Gehirn ist nur dabei gewesen die Daten über das Lied herauszufinden. Der Frau ist es ebenfalls aufgefallen. „Du brauchst dich nicht hetzen, wir haben noch Zeit.“ hat sie zu mir gesagt. „Das ist gut, weil ich habe keine Idee was ich hier will.“
Es ist unfair das die deutschen Ausgaben vieler US-Comics übergroße Hardcoverausgaben bekommen.


vorbeigelaufen

[1] Majel Barrett
–en.wikipedia.org
[2] Aus dem Wald hinausfinden: Ein Gespräch mit Caspar Shaller
–amazon.de
[3] Maker of Patterns: An Autobiography Through Letters
–amazon.de


Danke Hoardworld, wieder ein paar philosophische Beschäftigungsmöglichkeiten für die schlaflosen Nächte.

1mar20

Frisch erglatzt, habe ich mir noch zur ausfallenden Haarpflege gratuliert—und Nachmittags bei einer Aussenarbeit bereut, meine Haube abgenommen zu haben. Man zeigt nicht auf wenn gefragt wird, wer sich um den Übertragungswagen kümmert.

Vaterfreuden

Ich habe es schon einmal erwähnt, aber ich werde es noch einmal machen: Ein Kindergarten ist ein Arbeitsplatz für Kinder—nicht im Sinne von Turnschuhe zusammenkleben. Gehirnentwicklung bzw. denken verbraucht Kalorien. Besonders hat man es an diesem Wochenende bemerkt. Kirby hat nach langem nicht einmal seine Jacke zu uns gebracht—sein Zeichen dafür, dass er nach draußen möchte.

Schuldmangel durch Zeitgefühle

Gestern Abend meldet sich die ältere Nichte bei mir, weil ein Programm einer Software Sammlung eines großen Unternhemens nicht funktioniert. Die Software von denen konnte man einmal kaufen, installieren, registrieren und man hatte seine Ruhe. Jetzt braucht man bei denen ein Konto, und dann muss man ein Familienkonto einrichten, und dann ein Kinderkonto—sonst akzeptieren sie nicht das vorgeschriebene Foto von je einer Urin- und Stuhlprobe alle drei Tage. Außerdem wollen die bereits so viel von einem Wissen bzw. telefonieren die Programme so freizügig mit deren Meistern, dass man gleich die equivalente eines Suchmaschinenanbieters benutzen kann.
Es war dumm gewesen, dass ich zu dem Zeitpunkt in Amt und Würden war und auch der Rest der Woche mit Arbeit verplant ist. In solchen Momenten stört mich, dass Brüderlein fein mir immer einen Vortrag von den Freuden der Vaterschaft und eigenen Familie hält, sein Kind aber nur jedes zweite Wochenende sieht und Onkel und Tante bei EDV und Bildungsproblemen einspringen. Da kann ich auch ein Loblied auf die Vaterschaft singen…
Hoffentlich lässt sich das Problem über eine Fernwartung beheben. Ich weiß ansonsten nicht, wann ich mir Zeit freischaufeln kann.
Im professionellen Alltag hat erst die Diskussion darüber stattgefunden, dass ich nicht mehr die Flexibilität von Einst praktiziere, weil ich mehr Erinnerungen an meine Familie schaffen als an meinen Arbeitsplatz haben möchte.
Lange Rede…mir wird gesagt: Achte auf dich. So, wenn ich jetzt auf mich achte und sage „Zeit ist etwas, das ich mir nicht mehr leisten kann, also mache ich erst gar kein ‚Minus‘.“ muss man mir auch erklären, wer sich um die Nichte kümmern soll. In meiner Familie bin ich der Systemadministrator—es verlässt sich ein jeder auf mich. In der Schule der Nichte hat man sich elegant aus der Affäre gezogen indem man gesagt hat „Wir verlangen Dies und Das, aber kümmern müssen sich Andere.“ Komisch, mir hat die Firma die Software zur Verfügung gestellt, und ich kann meine EDV Anschaffungen von der Steuer als Werbekosten absetzen bzw. wir haben Computer am Arbeitsplatz.
Wer braucht schon Schlaf? ich werde an einem Abend hinschauen—und dann eine passiv-aggressive e-Mail an den Softwareanbieter formulieren.