Medienkonsum 8/2017

Man merkt: der Alltag stand in diesem Monat noch nicht in voller Blüte.

Gesehen

  • Castlevania (Netflix)
    Gefällt mir vom Stil her weniger; zu poliert und zu modern; hätte „mehr Handarbeit“ vertragen, aber das ohnehin schon „dreckige“ Szenario hätte einen sonst vielleicht erschlagen. Warren Ellis’s Handschrift ist sehr stark bemerkbar; zuerst einer der Gründe für die Serie, doch fühlt sich seine Werke inzwischen sehr uniform an, man wartet darauf das jemand ein Smartphone aus der Tasche zieht.
    Man kann ~80 Minuten auch unproduktiver verbringen; ansonsten auf Staffel Zwei warten.
    Hätte gerne eine Serie mit Simon Belmont aus Captain N geschrieben von Warren Ellis
  • Marvel’s The Defenders (Netflix)
    Das Äquivalent zu den MCU Avengers fürs Heimkino (oder in meinem Fall: dem Smartphone); und leider weiter entfernt von der zweidimensionalen Vorlage als die Rächer. Nach Iron Fist’s eher blechernen Einstieg in die dritte Dimension definitiv ein Schritt nach vorn, doch macht man am Ende wieder zwei zurück. Außerdem muss sich die Serie die Bezeichnung Daredevil 2.5 gefallen lassen; der es zwar schafft nicht wie ein ambulanter Schulterpolster aus den 90er Jahren zu wirken, aber im Kreis seiner Mitstreiter würde er im schwarzen Outfit stimmiger wirken.
    Das Ensemble ist in Spiellaune, Sigourney Weaver wird leider verheizt, eine gute Stunt Mannschaft lässt auch unerfahrene Kampfsportler gut aussehen (Stichwort: UFC-CEO), Elektra bekommt auch hier keine gute Geschichte, ich nehme an das Fing Fang Foom einen Cameo Auftritt hatte und der von mir erwartete eine Episode dauernde Korridorkampf wurde leider keine Realität. Mit acht Episoden angenehm „kurz“.
  • Ordinary Miracles (2009, Crunchyroll)
    Japanische Serie in der zwei einander Fremde Personen eine Dritte Person davon abhalten sich vor einen Zug zu stürzen. Das Ereignis schweißt die Drei zusammen, von denen jeder durch einen Schicksalsschlag schwer getroffen ist. Doch langsam setzt für Sie und die Menschen im Umfeld Heilung ein.
    Von der Beschreibung her wäre das etwas an das man nicht einmal denken würde; da die Handlung allerdings im Land der aufgehenden Sonne stattfindet punktet sie wieder mit dem Reiz der Fremde.
    Die Väter der Protagonisten hätten eine eigene Serie verdient; deren Doppelleben würde in einer europäischen Produktion wahrscheinlich mit weniger Charme gezeigt.
  • Bud’s Best – Die Welt des Bud Spencer (2012)
    Nachdem Sie nannten ihn Spencer meine (natürlich viel zu hohen) Erwartungen nicht erfüllen konnte dachte ich das die Vorhergegangene Dokumentation über Carlo Pedersoli mir einen Dampfhammer verpasst.
    Ich stehe noch.
    Man bekommt einen umfassenden Einblick in das bewegte Leben des Bombers und dessen Fans geboten, jedoch wirkt die Dokumentation bis auf ein paar Ausnahmen sehr steril. Es klingt blöd, aber eine Kombination aus den beiden Dokumentationen wäre für mich Ideal, da sie sich gut ergänzen und zeigen das Bud Spencer’s Schläge Gras zum wachsen bringen kann.
  • Ultraman Geed (Crunchyroll)
    Für die meisten Freunde japanischer Tokusatsu Filme und Serien, welche sich durch ihre Spezialeffekte Auszeichnen und hierzulande durch die Godzilla Filme bekannt ist, ist Ultraman ein Fixstern am Firmament der begrenzten Auswahl für nicht japanisch sprechende Menschen. War die letzte Ultraman Serie, Orb eines meiner Genre Highlights, scheint Geed einen extra Scheit ins Feuer zu werfen. Die acht bisher erschienenen Episoden (Crunchyroll veröffentlicht die aktuell in Japan ausgestrahlte Episode zeitgleich mit englischen Untertiteln) haben mich alle gut unterhalten; außerdem scheint es als würde man versuchen ein für mich derzeit interessantes Thema zu behandeln: Väter und Söhne. Der Protagonist Riku machte in den Trailern zur Serie einen eher nervigen Eindruck auf mich, wenn man ihn kennenlernt lernt man ihn allerdings mögen; sein positives Wesen ist durchaus mehr als nur „unser letzter Held war ein Grantscherm, drehen wir diesen einfach um“. Der Ton der Serie erinnert an Kamen Rider Fourze, welche ursprünglich den Generationenkonflikt zum Thema hatte, jedoch durch die Ereignisse rund um Fukushima von den Autoren geändert wurde. In diesem Fall entsteht der Konflikt durch die mögliche Verwandtschaft des Helden mit dem Erzschurken, Belial. Und da ist noch Ultraman Zero, der einen verunfallten Büroangestellten rettet indem er in seinen Körper mit dem des zu rettenden teilt (eine Handlung welche ein Fixpunkt im Ultraman Canon ist). Der Schauspieler steht nun vor der Herausforderung den selbstbewussten Zero und den eher „feigen“ Leito darzustellen. Auch wenn dies für das Zielpublikum verständlich übertrieben dargestellt wird vermittelt er eine Spielfreude.
    Wenn auch nur am Rande werden auch die Folgen eines gewaltsamen Zusammentreffens zweier 50 Meter hohen Lebewesen in einer urbanen Umgebung gezeigt. Die Kämpfe in der Modellbau Umgebung wirken außerdem dynamischer; nur mit den Kostümen werde ich nicht warm. Besonders Ultraman Zero Beyond welcher Erinnerungen an Kamen Rider Decade und Fourze.
    Ein Fixpunkt auf der wöchentlichen Watchlist.
  • Voltron-Legendary Defender Staffel 3 (Netflix)
    Wahrscheinlich liegt es daran das man zwei Staffeln lang verwöhnt wurde; diese sieben Episoden fühlen sich unfertig an. Wie bei Castlevania gilt abermals: man hat seine Zeit schon mit blöderem verschwendet; aber es fühlt sich an als würde man das Spiel für absehbare Zeit sicher spielen. Gerade beim neuen Gegenspieler habe ich mir eine progressivere Vorgehensweise erwartet (Erwartungen sind eine Wurzel allen Übels) und ein paar Handlungswendungen scheinen ein wenig zu früh stattzufinden.
    Visuell bleibt die Serie großartig.
    Und für Freunde des klassischen Löwen Voltron gibts den Auf- und Abtritt eines alten Bekannten.
  • Kaiju Club (via Overti.me)
    Blue Blazes war vor ein paar Jahren eines meiner Highlights; basierend auf der fiktionalen Manga Biografie von Kazuhiko Shimamoto. Kaiju Club schlägt in eine ähnliche Kerbe: in den 70er Jahren trifft eine Gruppe von Japanern verschiedenen Alters zusammen um ein Magazin zu erstellen. Jede Ausgabe behandelt dabei eine Episode aus der Ultraman Reihe. Der Hauptdarsteller, Ryōta, wird dabei von dem jeweiligen Monster begleitet und lernt eine passende Lektion.
    Die Serie ist jetzt nicht so unterhaltsam wie Blue Blazes aber Ausstattung und die Periode machen das wieder gut. Die Gruppe legt immer ein paar ruhige Minuten ein um die Episode welche in der kommenden Ausgabe besprochen wird vor deren geistigen Auge zu betrachten, einmal bringt ein Mitglied die Tonspur einer Episode mit welche er mit seinem Kassettenrekorder aufgezeichnet hat. Genau so wie ich es in meiner Kindheit gemacht habe.

Gelesen

  • Mister Miracle no.1 (2017)
    Zum 100 jährigen Geburtstag von Jack Kirby hat DC eines ihrer besten Autoren/Zeichner Duos an den Ausbau der Fourth World gesetzt: Tom King und Mitch Gerards. Der Fokus liegt dabei auf einer der schillerndsten Figuren aus dem Pantheon der New Gods: Mister Miracle.
    So wie bei all seinen bisherigen Arbeiten findet King eine neue Perspektive aus der er die Figuren beleuchtet und Gerards schafft es, sie in ihren klassischen Aussehen zeitgemäß zu illustrieren. Der Auftakt ist großartig, am 13ten September geht es weiter.
    Eine Kritik von mir in englischer Sprache gibt es auf Heliocentric Bullshit.
  • Autumn – Karl Ove Knausgård (2017)
    Was hat mich bloß geritten als ich für dieses Buch bezahlt habe? Ich finde die Idee gut; man erzählt dem ungeborenen Kind von der Welt und dem eigenen Umgang damit; verankert in den Jahreszeiten. Aber schon wie bei seinem „großen literarischem Projekt“ geht der Mann die Sache sehr, sehr trocken an. Ich habe das Buch fürs erste auf meinen „zu lesen“ Stapel gelegt. Vielleicht kommt seine Zeit noch.
  • Kirby 100 (2017)
    Wie bei Mister Miracle erwähnt hätte der „King Of Comics“ am 28ten August seinen 100sten Geburtstag gefeiert. TwoMorrows, welche auch das Magazin zum Künstler, den Kirby Collector publizieren haben 100 im Comic- und Animationsgeschäft tätige Persönlichkeiten darum gebeten einen Essay zu einer Facette des von Kirby geschaffenen zu verfassen.
    Eine großartige Sammlung, welche einem durchaus neues aus der „Feder“ des Königs zeigt ist es geworden welche zwar das erfolgreiche Schaffen des Mannes feiert, aber eben auch an die geringe Wertschätzung dessen erinnert.
  • Four World’s GreatestArtist’s Edition (2017)
    Und noch einmal Jack Kirby. Bei den Artist’s Editions aus dem IDW Verlag handelt es sich um hochwertige Faksimiles der Originalzeichnungen eines Comics. Dies erlaubt einen sehr intimen Einblick in das Schaffen der Künstler; zeigt es einem auch das die ganz großen nicht vor Fehlern gefeit waren.
    In dieser Ausgabe werden ein paar der wichtigsten Ausgaben aus Jack Kirby’s Arbeit an den Fantastic Four präsentiert. Man möchte jede Ausgabe in dieser Form sehen, denn durch die anderen Bände welche sich mit Kirby’s DC Comics beschäftigen weiß man das durch die Kolorierung sehr viele Details verschwunden sind.
    Es wäre spannend zu sehen wie Kirby mit Photoshop gearbeitet hätte und eventuell auf einen externen Tuschezeichner und Koloristen verzichtet hätte.
    Eine wunderschöne wenn auch sehr große, in finanzieller und räumlicher Hinsicht, Investition welche einem die Möglichkeit bietet dem künstlerischem Dialog während der Entstehung zu lauschen.
  • Mage-The Hero Denied no.1 (2017)
    14 Jahre ist es her das ich das Ende des zweiten Geschichtenzyklus aus Matt Wagner’s Mage gelesen hatte (im Wartezimmer meines damaligen Augenarztes). Zwar wurde The Hero Denied auf der letzten Seite angekündigt, doch habe ich die Hoffnung auf eine Veröffentlichung aufgegeben. Selbst sls der Titel auf der letztjährigen Image Expo angekündigt wurde sagte ich laut (ich weiß dies weil ich die Frau mit meiner plötzlichen und zusammenhangslosen Aussage erschreckt habe): ich glaube es wenn ich es in Händen halte.
    Hier ist es.
    Ist es gut? Jein. Vielleicht ist es beabsichtigt, aber es fühlt sich an als wäre die Zeit für und um den Helden, Kevin Matchstick, nicht vergangen. Da ändert auch die Halbglatze nichts daran; aber sie passt ihn optisch an das aktuelle Aussehen seines Schöpfers an, welcher die Serie als eine Biografie angelegt hat.
    Auch wenn es vielleicht nicht perfekt ist freue ich mich das es nun Realität geworden ist.

Gehört

  • Magic Sword Vol.1 (2017)
    Aufmerksam geworden durch die Verwendung deren Musik im Trailer zu Thor: Ragnarok habe ich mir das Album besorgt. Elektronische Musik welche an eine Mischung aus Yes, Magma, Daft Punk und The Sword erinnert und sehr gut passt wenn man versucht kreativ zu sein.
  • Arcadea – Arcadea (2017)
    Nach Crack The Skye war für mich der Ofen aus was die Band Mastodon angeht. Nun, Schlagzeuger und Bassist haben sich gedacht sie machen wieder einmal gute Musik und haben ein Mastodon ähnliches Album veröffentlicht bei dem die Gitarren durch Keyboards ersetzt wurden. Ist nichts das man spontan hören kann, aber das waren Mastodon für mich nie, aber wenn es passt dann ist es großartig.
  • Castlevania II – Belmont’s Revenge soundtrack (1991)
    Eines meiner liebsten Game Boy Spiele. Per Passwort konnte man einen Sound Test Modus entsperren was ich dazu nutzte den Soundtrack des Spiels zu hören. Die Nummer „Praying Hands“ ist mir dabei im Gedächtnis geblieben. Immer wieder gut zu hören.

  • DOOMian
    Ein Podcast moderiert von Fabu, den man vielleicht von Superlevel.de kennt. Die Sendung bedient sich dem Format der Call In Show, nur das der Schwerpunkt auf Videospielen den den damit verbundenen Medien/Kultur. Superlevel ist ja inzwischen eingestellt worden, DOOMian geht allerdings weiter, und zurecht; ich arbeite mich gerade durch die bisher veröffentlichten Episoden und wurde immer bestens unterhalten und auch zum denken angeregt. Außerdem ist es gut zu hören das andere Menschen ähnlich wie einer selbst denken.
    Den Feed findet man hier.