Zweifel

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Auf Kirbys Anfrage sahen wir uns nach Bildnissen von Donnergöttern, und waren uns einig, das z.B. die Darstellung von Indra aus einem Superheldencomic stammen könnte.
Wieso Menschen an Götter glauben ist momentan eines von Kirbys Themen, und es ist nicht einfach ihm die diversen Gründe zu vermitteln.

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Im professionellen Alltag arbeiten wir momentan an einer Veranstaltung, welche die Notwendigen Maßnahmen traf um sich ein grünes Gütesiegel anheften zu können erfüllt. Im Kollegium wird die Scheinheiligkeit dieses Siegels unentwegt diskutiert, und durch entsorgen von Dosen im Altpapier und PET Flaschen im Restmüll zum Ausdruck gebracht. Der ab 2025 fällige Dosenpfand wurde auch heiß diskutiert. Nun müssen sich die armen Kaufleute und Kunden mit dem Dreck den sie verursachen auseinandersetzen, wo kommen wir denn dahin? Es bräuchte mehr zivilen Ungehorsam, einigte man sich.

Ich sehe schwarz für die Zukunft.
Reicht es, auf einer Demonstration zu skandieren, man finde Faschismus blöd, wenn die Leute mit gegenteiliger Meinung in den Gemeinden und den Regierungen immer mehr Macht erlangen? Wenn es Fotos von leitenden Personen der Exekutive und Judikative gibt, die mit Szenegrößen abseits der Demonstrationen für die Rückkehr in die guten alten 30er Jahre tratschen? Haben wir nicht bereits verloren, aber damit es nicht so deppat ausschaut lässt man uns die Illusion der Möglichkeit?

Der ältere Schwager versucht seinen Teil zu leisten, in dem er Gesprächsrunden in seinem Gräzl—Kietz—organisiert und moderiert, in dem die Menschen sich Luft machen können, und der Organe der Bezirksverwaltung beiwohnen. Solche Veranstaltungen besuchte ich bereits in meiner Kindheit und Jugend, subjektiv warte ich heute noch auf Umsetzung von Vorschlägen, die nichts mit Hundeschutz zu tun haben.

Und nach einem Zusammentreffen mit einem … Menschen der mich um Geld bat, kann ich verstehen, wieso es Menschen gibt, die ohne den Wahnsinn dessen zu hinterfragen, von einer »starken Hand« regiert werden möchten. In der Nähe eines Zentrums für Hilfsbedürftige sprach er mich in gebrochenem Deutsch an, gratulierte mir zu meinem blendenden Aussehen, wie großartig es sei dass ich ihn anhöre, der Himmel hätte mich geschickt. Ich hatte es eilig—weil Dienstbeginn und Harndrang—also sagte ich ihm wir können uns den Tanz sparen und drückte ihm einen Fünfer in die Hand. Der Fünfziger wäre mir lieber, sagte er mir darauf. Mir auch, antwortete ich und setzte meinen Weg fort, doch er stellte sich mir in den Weg. Meine Reaktion verblüffte mich »Und auf das bekommst du von mir nichts mehr.« sagte ich, und ging an ihm vorbei.
Man muss verzweifelt sein um so etwas zu tun, aber es ließ mich in dem Moment an meinem Engagement für Hilfsbedürftige zweifeln, wenn sich mir diese in den Weg stellen und Geld fordern. Mache ich nicht genug, oder keimt die Saat nicht?

6 Kommentare zu „Zweifel

  1. Es steht dem Hilfsbedürftigen ja nicht zu, etwas zu fordern. Jeder kann ja so helfen, wie es ihm taugt und niemand ist verpflichtet zu helfen. Finde das sehr frech von dem Mann. Mich würde sowas ärgern.
    Die Gründe, warum Menschen an Gott glauben, zu erklären, stelle ich mir schwierig vor. Hauptsächlich glaube ich, Gott taucht dann auf, wenn man keine Erklärung mehr hat, als Not-Erklärung sozusagen.

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    1. Es ist wirklich eine harte Nuss, Glauben zu erklären. Kirby fragte ja auch wieso man an Gott glaubt, aber nicht an Batman.
      Es ärgert mich, aber ich wüsste nicht, was ich in der Situation machen würde.
      Wir haben einen syrischen Kollegen der—hoffentlich—im Spaß meinte, er hätte sich zu Hause erschießen lassen sollen, anstatt mühsam für die verlogene Hilfe in Österreich zu flüchten.

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      1. Das mit dem Batman ist natürlich ne gute Frage. Gott ist wohl der Batman von vor Tausenden von Jahren. Der christliche Gott hatte früher ja auch verschiedene Eigenschaften, der hat sich auch erst langsam so entwickelt, wie er heute gesehen wird.
        Das mit dem erschießen lassen ist ja ein krasser Scherz. Wahrscheinlich kann er Dir gegenüber halt auch so offen reden. Ja, es ist schwer sich da rein zu versetzen, wenn man ganz existenziel auf Hilfe angewiesen wäre. Da geht auch jeder Mensch anders mit um in einer Notsituation. Ich wüsste natürlich auch nicht, was ich da täte.

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      2. Batman fiel ihm ein weil ich statt „Mein Gott“ „Mein Batman“ sage.
        Der Kollege ist leider nicht sehr gut von der Republik behandelt worden. Bei uns versprach man ihm zB eine Gehaltsanpassung, und als es soweit war, und er fragte wieso er sie nicht bekomme, sagte man ihm das wäre nicht vereinbart gewesen. Da musste die Gewerkschaft streiten gehen. Wir Österreicher sind aber ein linkisches Volk.

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      3. Na ich denke, dass sowas auch in Deutschland passieren könnte, nur kenn ich da kein Beispiel. Bei uns auf der Arbeit gibt es solche Probleme jedenfalls nicht.

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      4. Bei uns hat man oft das Gefühl die Leute bekommen auf dem Klo nicht einmal die Backen auseinander, weil sie zu viel verlieren könnten…

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