auf eine Melange

2021-09-4/Journal/bücher/filme

Die ersten beide Dune Kritiken landeten in meinem Orbit—Slashfilm, rogerebert.com.
Schaut gut aus, aber ich bleibe bei meiner Meinung: Finanziell wird der Film enttäuschen—besonders durch die Möglichkeit den Film zeitgleich auf HBOmax sehen zu können. Kann man mit Datenträgern noch Geld verdienen? Ich begann in letzter Zeit wieder damit, manche Dinge auf Datenträger zu erwerben, aber die Norm ist das gefühlt nicht mehr.
Aber vielleicht sagt Warner «Ja, der Film bescherte uns rote Zahlen; nein, der zweite Teil kommt trotzdem.»

Aber um wieder zum Wüstenplaneten zurückzukehren: Nun ist dies schon die zweite «Übersetzung» des Buches, und eines der Probleme die dem Original anhaften, ist das «weißer Retter» Narrativ, welches im Film—in welcher Art auch immer—behandelt werden soll. Als ich das las fragte ich den leeren Raum «Ist der Timothée Chalamet nicht Kaukase?» und «Gibt es eigentlich Remakes von Büchern?». Oder gelten Bücher als unverrückbare Artefakte für uns?

Zum Abschluss ein Dune Witz:
Kennst du Dune?
Ja, ich bin ein großer Fan.
Das glaube ich nicht. Zähl 21 Figuren auf.
Duncan Idaho.

Run!

[gelesen] The Writer’s Tale: The Final Chapter – Russel T Davies, Benjamin Cook

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Bildrechte liegen beim Eigentümer

vom Buchrücken:
»For this new edition of The Writer’s Tale, Russell T Davies and Benjamin Cook expand their in-depth discussion of the creative life of Doctor Who to cover Russell’s final year as Head Writer and Executive Producer of the show, as well as his work behind the increasingly successful Torchwood and The Sarah Jane Adventures spin-offs. Candid and witty insights abound throughout two years‘ worth of correspondence, covering David Tennant’s last episodes as the Doctor and the legacy that Russell and David leave behind as a new era of Doctor Who begins.«

2007 hatte Journalist Benjamin Cook eine Idee für einen Artikel für das Doctor Who Maagzine: Headwriter/Producer/Showrunner Russel T. Davies—der die Serie 2005 wider Salonfähig machte—könnte doch den Prozess des Drehbuchschreibens Dokumentieren; die dritte Weihnachtsfolge würde sich anbieten.
Davies willigte ein, allerdings stoppte die Korrespondenz der Beiden nicht nach der Ausstrahlung der Weihnachtsepisode, sondern erst mit der Ablöse von Davies durch Stephen Moffat.

»The Show must go on.« ist ein Credo in der Unterhaltungsindustrie, nur sprechen die wenigsten davon, was dies den Beteiligten kostet. Davies beschreibt die Kosten offen, allerdings selten mit Wehklagen. Sein Schreibprozess beinhaltet Raubbau an seiner Gesundheit, aber er fürchtet, dass er ohne diesen nicht mehr die gewohnte Qualität abliefert. Dazu gesellen sich versäumte Zusammenkünfte mit Familie und Freunden, welche mit Kollegen, Journalisten und Fremden ersetzt wurden.
Oft spricht er von der Notwendigkeit dieser Opfer, weil der kreative Prozess der Mittelpunkt seiner Person ist; das Auge des Sturms.
Nach der Lektüre meine ich besser zu verstehen, wieso diverse Entscheidungen getroffen wurden: Budgetänderungen, die Finanzkrise von 2008, Terminänderungen, Davies‘ Biografie und der menschliche Faktor.

Es wird nicht nur von Dramen und durchgerauchten Nächten gesprochen. Die Freude am Prozess des Schaffens, der Übersetzung einer Idee in eine für Andere erlebbare Form, bleibt immer Präsent.

:: gelesen | film ::

Stan’s Soapbox

[gelesen] True Believer: The Rise and Fall of Stan Lee

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Cover
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Vom Buchrücken:
»The definitive, revelatory biography of Marvel Comics creator Stan Lee, an artist and entrepreneur who reshaped global pop culture—at a steep personal cost.«

Natürlich las ich das Buch mit der Erwartung, dadurch weitere Munition für «meinem Feldzug» gegen den Status der Person Stan Lee zu erhalten. Und obwohl ich diese geliefert bekam—in seinen späten Jahren gab es mehr als nur eine Fragwürdige Entscheidung, welche bei einer Klärung vor Gericht mit «Aber ich bin doch nur ein alter Mann.» beantwortet wurden—erfuhr ich unter anderem etwas, das ich schändlicherweiße vergaß: Stanley Lieber war ein komplizierter Mensch in ebensolchen Umständen.

Das Buch beschreibt die Verwandlung von Stanley Lieber zu Stan Lee—vom Zeugen der großen Depression der seinem Leben in ein besseres entkommen wollte, und sich am Ende damit eine weitere Zelle schuf, aus der er nicht mehr ausbrechen konnte. Die Steine für dieses Gefängnis gewann er durch die Abrisse der Brücken zu Menschen, welche ihn unterstützten. Und den Schlüssel vertraute er Menschen an, die mit seinem Verbleib in dieser Zelle Geld verdienten/noch immer verdienen.

Der Text spart nicht mit Details—vor allem im letzten Drittel, in dem sich hauptsächlich juristische Vorgänge im Fokus befinden—wird aber nie zur reinen Auflistung der Ereigniskette, sondern platziert einen durch die Interviews mit Beschuldigten und Betroffenen in die Situation, lässt einen daran teilhaben, wie die Leiter eine Sprosse nach der Anderen nach unten geklettert wurde.
Und das ist die große Stärke des Buches, dass es eine Führung durch die Biografie ist, und kein Vortrag der Fakten.

Leseprobe auf der Webpräsenz des Autors | abrahamriesman.com

zum Thema passend:
Marvel Comics: The Untold Story – Sean Howe | amazon.com
Kirby: King of Comics – Mark Evanier | amazon.com

:: comics | gelesen ::

halblustiger Platzhaltername

:: journal ::

Ich hatte einem der Liebhaberkollegen bescheid gegeben, dass die eine Buchhandlung auf unserem Weg an den Arbeitsplatz die 40 Jahre Ausgaben aus dem Taschen Verlag verbilligt anbietet. Er kaufte eines für sich und eines für seine Frau; und lernte dabei noch etwas:

»Hopkins, ich muss mich bei dir entschuldigen.«
»Darf ich erfahren wieso?«
»Ich hab gedacht, ’Ai Wei Wei’ wäre einer deiner halblustigen Platzhalter für vergessene Namen; dabei heißt der ja so. Mitzi hat sich im Taschen Verkauf ein Buch über ihn mitgenommen.«

lustige Anekdote

[ journal ]

Ich freue mich auf das Ende der Weihnachtszeit. Die Adventskalender, Weihnachtslieder und Basteleien stören mich heuer gewaltig. Die Frau räumte Kirbys Medienwiedergabegerät randvoll mit saisonalen Klängen, und auch wenn da kontemporäres Zeug dabei ist, kann ich es nicht mehr hören.
Dazu kommt der Aufwand wegen des Adventkalenders…als wir uns über Erziehung unterhielten, untermauerte ich, dass ich die kirchliche Indoktrination bei Kirby verhindern will. „Auf jeden Fall.“ war die Antwort der Frau — und jetzt kommt der Nikolaus, Adventskalender, Christkind, Weihnachtslieder, das komplette Programm. Es ist frustrierend. Und wenn man fragt, ob man die Musik abschalten könnte, bekommt man „Da musst du ja nicht so aufgebracht fragen.“ als Antwort. Muss ich — ich erinnere mich daran, dass wir entschieden, genau diese Intensität an Feiertagsirrsinn nicht zuzulassen, entsprechend enttäuscht reagiere ich.
Die Menschen um mich sehen es wohl als lustige Anekdote, dass ich an meinem 18ten Geburtstag gleich nach dem Aufwachen meinen Pyijama gegen Straßenkleidung tauschte, um als Erster bei der Bezirksverwaltung vorzusprechen, um den Austritt aus der Kirche auf den Weg zu bringen. Ich will mein Leben frei von Religion und damit verbundener Tradition verbringen. Und da werde ich wohl weitere Mauern aufstellen müssen…dabei haben wir auch ohne diese keinen Platz.

Etwas, dass ebenfalls ein Witz für die Menschen in meinem Umfeld zu sein scheint, ist meine seit neun Monaten andauernde Kurzarbeit. „Du bist ja ohnehin im bezahlten Urlaub.“ ist eine Aussage welche ich unterschreiben würde, nur fühle ich mich seit 2013 nicht mehr, als hätte ich einen freien Tag gehabt. Und seit Kirby in meinem Leben ist, gibt es keine Freizeit mehr. Außerdem, bezahlter Urlaub: das Geld das ich gerade bekomme, kommt aus dem Steuertopf in dem ich vorher 18 Jahre einzahlte, das fehlt hintenraus!
Mir fehlt die Zeit zum abschalten. Früher fand diese auf dem Weg an und zurück vom Arbeitsplatz statt; seit dem Überfall und der erfolgreichen Verlegung des Drogenhandels in die öffentlichen Verkehrsmittel fiel diese Option weg. Dazu der fleischgewordene Wahnsinn am Arbeitsplatz…ich bin Menschen überdrüssig.

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Wir werden an den Massentests teilnehmen. Unser beider Arbeitgeber hat uns freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass es durch unsere Tätigkeiten durchaus gern gesehen wäre sich zu beteiligen.
Und Sankt Sebastian kann sich sein Narrativ ohnehin so forumlieren, dass er am Ende gut dasteht. Sind die Teilnehmerzahlen zu nieder, kann man Lockdown 3 damit rechtfertigen; nehmen genügend Menschen teil und die Zahlen sind gut, können wir Einkaufen und Skifahren, und gehen dann in Lockdown 3 weil alle Anderen undiszipliniert waren; nehmen genügend Menschen teil und die Zahlen sind schlecht, kann die Regierung schlimmeres verhindern — endlich.
Das stört mich derzeit: ich denke nicht mehr kritisch genug über meine Verschwörungstheorien nach. Ich denke, ich ließ den Pessismismus endgültig von der Leine.

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Ich besorgte Bücher für die Instagram Wichtelgruppe. Das Thema war „Überraschen mit Fantasy und Science Fiction, bzw. Sci-Fi Bücher die uns gefallen könnten“. Ich entschied mich für In Calabria von Peter S. Beagle — eine „lockere“ Fortsetzung von The last Unicorn. Ich laß es im vergangenen Sommer, und das Buch hatte einen entspannenden Effekt auf mich. „Den könnte es doch auch auf meine Wichtel haben.“ dachte ich mir — und ich hatte sonst einen Haufen Ideen, fühlte mich aber mit keiner Sicher1. Das Bücher ist außerdem schmal genug, um als Keil für wackelndes Mobiliar zweckentfremdet zu werden. Die Kosten für Besorgung und Versand haben mein Budget für diesen Monat geschmälert…ich hätte aber auch vermitteln können, dass ich heuer keinen großen Spielraum habe. Um auf den Punkt zu kommen: ein Wichtel teilte mir mit, dass Ihr Gesschenk für mich es wohl nicht schaffen würde noch 2020 anzukommen, denn sie hat mir ein Bild von dem Zeichner Mitch Gerards besorgt.
Ich möchte gar nicht wissen wie teuer das war.
Und fühle mich schlecht, weil ich wegen der Buchkosten mit den Zähnen knirsche.

Und: Nein, der Geschenkeaustausch findet nicht unter dem Weichnachtlichen Deckmantel statt, wir feiern den Colorist Appreciation Day — nur um 11 Monate zu spät. Coloristin Jordie Bellaire brachte Einen von uns darauf, als er ein Heft von Ihr signieren ließ.

1.. Meine Ideen:
The Black Company
Lord of Light
Dune
The Godmakers
2001 – A space odyssey
The shadow of the Torturer
Kenobi
Let the right one in
The Time Travellers Wife
The amazing adventures of Kavalier & Clay