Mangel an Koordination

Frau Brüllen fragt wieder, was man denn so macht; ich antworte mit.

Der Wecker ratschte um 4.30. Von der Anzahl der Stunden an Schlaf die ich bis dahin akkumulierte, hätte ich erholt aus dem Bett tänzeln sollen, in dieser Realität schleppte ein langsam aufklärender Geist seinen trägen Körper unkoordiniert zum Esstisch.
Zum Glück gibt es Routinen die man auch ausführt, wenn man nicht vollständig im Sein angekommen ist. Als ich dann war, erinnerte ich mich daran, das Babyphon einzuschalten.

Die Frau folgte um 5.00. Wir unterhielten uns über das anstehende Wochenende, an dem ich Idiot wieder nicht »Nein« sagen konnte, und jetzt mit Autofahrten und Tätigkeiten und schrecklich und ich will nicht konfrontiert bin. Dann möchte ich die Scheiße zumindest geplant haben.

Kirby rief im Schlaf laut »Nein!«. Gutes Kind, weiter so.

Die Straßenbahn fuhr mir davon. Die Nächste kam tatsächlich nach den angekündigten acht Minuten. Den Bus erwischte ich, und irgendwie schaffte ich es, zur gewohnten Zeit am Arbeitsplatz zu sein.

Dort war mir viel zu viel los. Der Großteil des Kollegiums verabschiedete sich zu einer Schulung, aber ein Kollege, den ich eigentlich mag, hatte einen der Tage, an dem er anderen Druck machen muss weil er selbst Fürchtet, nicht schnell genug zu sein. Ein Kollege und ich entgingen dem Vortrag damit, ohne Ankündigung unserer Arbeit nachzugehen. Ein Umbau steht an, und das dafür bestellte Material wartete auf foliierten Paletten darauf, sortiert zu werden. Beim durchschauen erkannten wir, wie groß das Projekt wird. Bisher hieß es noch »Das ist alles Plug-and-Play, keine Sorge.« Ich hätte es besser wissen müssen — wenn die Leute aus der Bauabteilung Plug-and-Play sagen, bedeutet es kleiner Umbau notwendig; hängen sie keine Sorge dran, bedeutet es man wird Umbauen, aber der Umfang ist ungewiss. Es wird spannend, wo wir die diversen Ersatzteile lagern, in den Häusern die wir betreuen werden wir ohnehin bereits beschimpft.

Auf dem Weg zum Frühstückskauf wurde ich beinahe von einer Radfahrerin getroffen. Die Schuld lag bei mir, mein inneres Reh übernahm das Steuer als ich sie bemerkte, und stieg auf die Bremse. Sie akzeptierte meine Entschuldigung — ich hätte es zumindest so interpretiert.

Nachmittags folgte das große Gespräch wegen des Umbaus. Die Kollegen die nichts damit zu tun haben — wollen — hatten wieder die meisten Ideen. Ich verließ die Runde, und arbeitete meine Wartungsliste ab. Momentan können wir ohnehin nur das Material verarbeiten, von dem wir sicher sind wo es wie verbaut wird, und das reicht aus, bis der Projektbetreuer wieder zurück ist. Es frustriert mich, wenn man in der Gruppe versucht Entscheidungen zu treffen, die uns nicht zustehen.
Während der Arbeit hole ich bei Podcasts auf:

Auf dem Weg nach Hause erledigte ich die Befundbesprechung der klinischen-psychologischen Diagnostik. Ich bestehe anscheinend nurmehr aus meiner Depression.

Zu Hause zeigte mir Kirby seine Schreibübungen. Als Linkshänder bereitet das C ihm Probleme — als Perfektionist ebenfalls, denn es ist »ein nicht fertiger Kreis«.
Ich darf ihm noch ein paar Bücher vorlesen. Dabei bemerke ich wieder wie Recht die Augenärztin mit ihrer Feststellung hatte. Ich werde mir wohl einen Vorschuss holen und in eine Gleitsichtbrille investieren.

Vor dem einschlafen gab es wieder die üblichen Themen: wie schauen Macrophagen aus; wieso kämpfen Pokemon; die Notrufnummern. Und dann wurde es schwierig.
»Papa, bist du alt?«
»Manche Leute sagen ich bin zu alt Papa geworden. Ich fühle mich alt als Körper, und jung als Geist.«
»Weißt du wann du stirbst?«
»Niemand weiß wann er stirbt.«
Daraufhin hielt er meinen Arm fest, und schlief ein.
Er freute sich schon auf morgen, ich hoffe, der geplante Ausflug kann stattfinden.

Ein Kollege bringt mir etwas aus seiner Zeit in Tokyo mit. Die Frau verdrehte daraufhin spielerisch die Augen »Der nächste Dealer.« sagte sie laut, damit er es über sein Telefon am anderen Ende der Erde hören konnte. Morgen Abend kommt er in Wien an.

Während ich darauf wartete, dass die Speicherstadt — unsere diversen Datengräber — ihre Sicherungen durchführte, spielte ich mich durch Teenage Mutant Ninja Turtles – The Arcade Game aus dem Jahr 1989 [Longplay], und stellte dabei fest, dass auch mein Geist sein Alter nicht mehr verstecken kann. Wie haben wir das damals gespielt?!

Um 22:30 lasse ich mich koordiniert im Bett nieder, um niemanden zu wecken.

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