liebt mein Baby mich?

:: in Kinderbüchern gefundenes ::

Wer kauft so ein Buch aufgrund des Werbespruchs?
Eine meiner Tanten; aber wer liest das und denkt sich: Na dann kann es ja nur gut sein. Contergan schon vergessen?

Die ganze „Ich hasse mein Baby“ Geschichte ist schlimmer als man annimmt, habe ich in den letzten zwei Jahren festgestellt. Die einzigen Werbevektoren scheinen „Du bist nicht gut genug für dein Kind.“ und „Also wenn du das jetzt nicht kaufst, dann verbaust du deinem Kind die Zukunft.“
Ich kann mir schon vorstellen, dass es Menschen anspricht, die z.B. in der Schwangerschaft über die Strenge geschlagen haben.
Aber auch wenn es Eltern gibt, die vielleicht erst „die Liebe zum Kind entwickeln müssen“, solche Sprüche müssten die dafür Verantwortlichen auf jedes einzelne Exemplar per Hand schreiben – am besten mit deren eigenen Blut.

Spannend ist, dass ich eigentlich sofort auf so einen Spruch mit einem Kaufreflex anspringen müsste – mit meinen Vaterkomplexen. Stattdessen springt der Bullshitradar an, und ich rege mich auf.

Wetter, Virus, Hodenfäule

– 5apr20 –

Wir haben unseren Tagesrhythmus genutzt, und sind gleich nach dem Frühstück aus der Stadt in ein großes Stück weniger berührter Natur gefahren. Tatsächlich sind um die Zeit nur ein paar Hundehalter und Sportler unterwegs gewesen. Auf dem Rückweg haben wir gemerkt das der Rest der Nation munter geworden ist.

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Das Handgelenk ist gefühlt am abfaulen. Die Stützmanschette verstärkt…über den Tag fühlt es sich an, als würde sich im Gelenk eine Feder spannen. Nach einer Zeit wird diese Spannung unangenehm, dann greife ich die Hand an der Handfläche hinter dem kleinen Finger, und drehe sie gegen den Uhrzeigersinn. Dann krachts und grammelts als wäre eine Sehne abgerissen und schlägt die Einrichtung zusammen – ohne Schmerzen.
Da könnte wohl Fachpersonal einmal drüberschauen.

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…ich würde gerne alle potentiellen Gratulanten darum bitten meinen Geburtstag im stillen Gedenken an mein vergangenes Lebensjahr zu begehen. Es ist Krisenzeit und ich weiß nicht, ob ich an einem Tag mehr als zwei Leute anlügen kann.
Geht’s dir gut? Was macht der Job? Wetter, Virus, Hodenfäule.

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Kirby hat mich heute mit seiner Sehkraft beeindruckt. Vor ein paar Monaten habe ich versehentlich die nicht-kartonierte Version eines Kinderbuches gekauft, dessen kartonierte Version die Frau ebenfalls mitgebracht hat. Ich habe meinen Kauf im Regal untergestellt, und die vier Zentimeter die aus dem Regal ragen hat Kirby heute entdeckt. Zum Vergleich hat er sich sogar die kleinkindgerechte Fassung zum Vergleich aus seinem Regal geholt.
Der Stoffhase den er bei meinen Stofftieren gefunden – wegen der Männlichkeit sitzt da auch ein Stoff Cthullu dabei – und an dem er gefallen gefunden hat, habe ich „Hasan aus Hasastan“ getauft.
Das Reimen muss aufhören…

23mar20

Verdünnen. Auftragen. Polier…trocknen lassen.

Das Kollegium macht sich Sorgen – man hat schon zwei Tage keine Informationen darüber bekommen, wie es weitergehen könnte.
Dazu wird die Meldung bestätigt, dass Daimond Distribution kommende Woche keine Comics ausliefern wird. Die digitale Situation ist noch nicht geklärt.

Ja, es gibt schlimmere Probleme um die man sich kümmern könnte – aber auch da sind wir dran: wir schneidern Atemschutzmasken.

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Kirby hat bei einem seiner Wieso? Weshalb? Warum?[1] Bücher eine Klappe eingerissen, und ich habe mich endlich daran erinnert, dass ich deren Reperatur angedacht habe. Zufällig habe ich in unserer Bastelkiste noch Yamato Kleber[2] gefunden. Den habe ich mit Wasser verdünnt – im Verhältnis 3:1 –, mit einem Pinsel aufgetragen und das Buch eine Stunde rasten lassen. Das Ergebnis ist besser geworden als ich angenommen habe. Allerdings haben wir die Klappe bisher sehr vorsichtig betätigt.

Yamato Kleber ist so eine colle Sache, dass ich mir zum einkleben von Ausschnitten einen derer Gluesticks bestellt habe. Die Tube die wir haben, hat mir Dean vor ein paar Jahren aus Japan geschickt. Hat man dem Inhalt nicht angemerkt.
Hach, waren das noch Zeiten als die Frau und ich eine Art Zibaldone[3] geführt haben.

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Beim Bau der nicht-Brio Strecken gehen mit die Ideen aus. Langsam stößt man auf die Grenzen, die einem durch die Anzahl an verfügbaren Streckenteilen vorgegeben wird. Aber; dadurch sind wir draufgekommen, dass wir Bücher als Trassenpfeiler verwenden können. Die heutige Strecke hat mich an die Tage erinnert, an denen wir mit Büchern und Möbelstücken Gelände für Warhammer 40k[4][5] Partien improvisiert haben.

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Scheiße, nach zehn Jahren ist meine Foto Festplatte vollends befüllt…


[1] Wieso? Weshalb? Warum?
–ravensburger.de
[2] Yamato Nori
–yamato.co.jp
[3] How to keep a Zibaldone
–atlasobscura.com
[4] Warhammer 40.000
–en.wikipedia.org

21mar20

Peter ist im Fernsehen

Kirby ist hungrig gewesen und demonstrativ in seinen Hochstuhl geklettert. Er hat den Lagerkoller nicht kompensieren können, also haben wir gedacht wir tun Ihm einen „Gefallen“ und er bekommt ein zweites Mal in dieser Woche Weißbrot. „Möchtest Du eine Scheibe Toast?“ fragte ich Ihn. „Mhmmm“ – seine Antwort wenn er etwas auch essen möchte. Beim Teller holen dachte ich mir „Probier es einfach.“ und fragte „Wie sagt man noch?“ Dann passierte, womit ich nie gerechnet hätte: Kirby sagte klar und laut „Bitte“.

Vormittags lassen wir die Frau in Ruhe arbeiten. Wir bauen eine Bahnstrecke, werken in der Puppenküche – so wie es scheint, muss ich einen funktionierenden Abfluss in das Möbel zimmern – und wir schauen uns Bücher an. Kirby kennt sie alle auswendig, aber er wird ihrer nicht müde – und ich seinem Enthusiasmus nicht. Bei den Büchern von Benji Davies gefallen mir die Illustrationen, da werde ich wohl noch welche auftreiben.

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Die Frau hat sich selbst Homeoffice erteilt. Ihr Arbeitgeber ist sehr wankelmütig in Bezug auf die Form der Weiterführung Ihrer Tätigkeit. Da viele Eltern nun mit Ihren Kindern – welche spezielle Bedürfnisse haben – zu Hause sitzen und überfordert sind, hat Sie sich hingesetzt und Aktivitäten zusammengeschrieben, Checklisten erstellt und Ihr Firmentelefon für Fragen aktiviert.

Es hat sich gut angefühlt, Sie bei der Arbeit zu sehen – hat mir ein Gefühl von Sicherheit gegeben.
Ich „sitze“ da und warte auf einen Anruf.
Je mehr Distanz ich zu meinem Job bekomme, desto absurder wird er. Jeden Tag fragen wir in der Messengergruppe wie es uns geht. Die Väter „schimpfen“ die Singles wegen deren Beschwerden über die aufkommende Langeweile, man scherzt über dies und das – doch am Ende bleibt immer die unausgesprochene Frage: wie lange kann es so weitergehen?
Bester Satz des Abends:

Hopkins, dei Oaschloch is im Fernsehn.

ein Liebhaberkollege

Dazu muss man wissen: als ich einmal das Wort „Anus“ vergessen habe, habe ich im Rahmen der Unterhaltung den Namen „Peter“ als Synonym benutzt. In den Nachrichten hat ein Peter geredet, und dem Liebhaberkollegen hat die Stimmung erdrückt.

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Beim Mittagsschlaf lässt Kirby mir den Platz zum lesen.
Ich habe mich für die letzten paar Hefte von Jason Aaron’s Thor entschieden. Die schiebe ich schon lange vor mir her.

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Der Guardian veröffentlicht ein Video, in dem eine Covid19 Patientin von Ihrem Leid berichtet. Sie ist jünger als ich.
Ein Video aus einer Intensivstation in Italien erreicht mich. Die Ruhe in dem Video ist schrecklich, nur die Maschinen sind zu hören. „We rage against the darkness.“ fällt mir ein – hat einer der Gitarristen in der Band gesagt.

Bei dem abendlichen Applaus für all die Menschen, die uns das moderne Leben erhalten, sind überraschend viele und laute Hände und Stimmen dabei.