ritterlich

Ich besuchte ein Ritterfest—nicht freiwillig, aber als Kirby erfuhr, dass ich kurzfristig Zeit bekam, fragte er ob ich mitkommen könnte. Wenn dein Kind dich an der Hand packt, während es dich mit Hoffnung im Blick anschaut, verschwindet das Wort «Nein» aus dem Sprachschatz.

Aber gerade fällt mir ein, ich hatte davor noch ein anderes erstes Mal, Bouldern, was die Unterlage für das Ritterfest bildete. Ich hole aus:
Seit Monaten will die Frau wieder klettern, und eine Kollegin erzählte ihr von einer Boulderhalle, die von uns aus leicht erreichbar ist, relativ günstig ist und einen Kinderberreich hat. Als wir Kirby fragten ob er einmal klettern will, war er davon begeistert—hätte mich gewundert, wenn dem nicht der Fall gewesen wäre.
Was Kirby nicht mag: Veränderung. Da gehört auch das verlassen der Wohnung dazu—besonders wenn ich dabei bin.
Wir schafften es zur Halle, bei der neben dem Zu-/Ausgang eine Kühltruhe mit Eis steht. Damit war der Blick durch die große Glasfront auf die Kletterlandschaft vergessen, es war Eiszeit.
Davon ließ er sich mit einem «Auf dem Weg nach Hause.» abbringen.
Beim anziehen des passenden Schuhwerks trafen wir dann auf den Tropfen, der das Fass zum platzen bringen würde: einen Wuzzler—Tischkicker. «Machen wir vor dem Eis.» wurde zwar von Kirby gehört, aber nicht verinnerlicht. Nach einmal im Kinderbereich zum Zugang der Rutsche hochklettern und Rutschen war es für Kirby gelaufen, es war Zeit für Wuzzeln und Eis.
In dem Moment kamen andere Kinder hinzu, die wir beim Schuhtausch aufwärmen sahen, welche den Raum mit Enthusiasmus ausnutzten. Und wie Kirby auf die reagierte, ließ mich daran zweifeln, dass es sich bei dem Menschen um mein Kind handelte. «Ich bin Kirby. Ich bin stark. Habe viel trainiert.» stellte er sich vor. Die Kinder stellten sich «sozial verträglicher» vor. Kirby schien enttäuscht, und versuchte seinen Worten Taten folgen zu lassen. Er machte das gut, es fehlte ihm nur an einer entsprechend trainierten und vorbereiteten Muskulatur, was ihn so frustrierte, dass sein Klagen nach Benutzung des Wuzzler immer lauter und unfreundlicher wurde.
Ich versuchte ihn zu motivieren, und kletterte ein wenig im Raum herum. Später erzählte mir die Frau, sie zweifelte daran, dass dies mein erstes Mal «an der Wand» war. Einmal musste ich den Rücken gegen die Zimmerdecke drücken, um den rechten Arm wegen eines Krampfes zu entlasten—natürlich turnte ich mit meinem chronisch eingeklemmten Nerv im Schulterblatt herum. Es nutzte aber alles nichts, Kirby hatte Bouldern für heute durchgespielt. Und als wäre seine Vorstellung nicht genug gewesen, brach er in Tränen und Schuldzuweisungen aus, als einem der anderen Kinder ein Schaumstoffwürfel aus der Hand glitt, und ihn an der Brust streifte. «Da hat einer olympische Arschlochambitionen.» war mein erster Gedanke. Ich ließ mir einen Würfel an den Kopf werfen, um nachvollziehen zu können wie fest die denn tatsächlich sind, und gebe zu, es ist keine angenehme Erfahrung, rechtfertigte Kirbys Reaktion allerdings nicht. Auch wenn er sich erschreckte, kam das andere Kind sofort mit einer Entschuldigung angerannt.
Wir holten ihn also erst einmal aus der Situation heraus, und reichten eine Jause. Natürlich spielten zu dem Zeitpunkt eine Gruppe voll Inbrunst an dem Wuzzler—konnte man das Ding nicht in eine schlecht beleuchtete Ecke stellen?!
Ich nutzte die Zeit und sah mir das Publikum an. Lauter kompetent und sicher wirkende Leute, die voll im Saft zu stehen schienen. Meist hilft es, mir vorzustellen ich sei körperlich nicht anwesend, um so eine Situation auszuhalten, dieses Mal nicht. Ich wollte da auch weg.
Nach ein paar Kletterversuchen von Kirby gaben wir auf.
Und Wuzzelten eine Runde.
Aber Eis gab es keines.
Und dafür ließ er uns den Rest des Tages büßen.
Aber: ich zeichnete eine gelungene Portion Spaghetti—so gut es mit meiner Fähigkeit, Dinge zu zeichnen möglich ist.

Zurück zum Ritterfest:
Kirbys Verhalten setzte sich dort nahtlos fort. Als hätte man einen Schalter umgelegt, erklärte er den Anwesenden wie gut er nicht in Allem sei. Er bat mich, ihn zum Armbrust schießen zu begleiten, wo er ja alles treffen würde. Als er vor der kindergerechten Armbrust stand, war der Herr Polymath allerdings schon am Ende seiner Fähigkeiten, denn er schien beim Training gefehlt zu haben, als es darum ging die Sehne der Armbrust zu spannen. Und auf die Frage nach Hilfe gab es dann ein «Ich dachte du bist der beste Schütze.» von mir. Natürlich half ich ihm danach, und sah ihm danach ein paar Mal beim danebenschießen zu. Meine Lektion in «Schau dir einmal in Ruhe an, wie sehr das Ding verzieht, dann Ziele, und dann drück ab.» hörte er sich zwar an, und gemeinsam trafen wir ein paar Sachen, ermüdend war es trotzdem.
Er ist ein Kind, in einem Alter in dem sich einiges ändert. Die Älteren erzählen ihm Horrorgeschichten über die Schule weiter, die ihnen erzählt wurden, gegenüber den Jüngeren soll man sich abgrenzen, obwohl man das vielleicht nicht möchte—was bei Kirby—noch?—kein Problem ist.
Wie war ich in dem Alter? Ich traue mich nicht, eine Antwort zu geben bzw. meine Eltern zu fragen, weil die durch den Nebel der Erinnerung wohl keine klare Antwort geben können. Bei einer Unterhaltung mit meiner Mutter bat sie mich darum, nicht wie sie damals auf Angst als Erziehungsmittel zurückzugreifen. Ich musste jemanden erzählen, langsam den Glauben an eine gewaltfreie Erziehung zu bezweifeln. Damit meine ich nicht die körperliche Züchtigung, sondern nicht den verständnisvollen Papa spielen, der Versucht die Situation zu verhandeln—im glaube, mein Gegenüber möchte dies auch—, sondern ebenso auf Stur zu stellen und zu kommunizieren, dass es mir im Moment schwer fällt Sympathie zu zeigen.
Aber ich muss ihm zugute halten, dass er danach recht verträglich war. Die Vorfreude auf das an diesem Tag stattfindende Eis ließ ihn ausscheren, aber was solls, ich habe auch Scheißtage.

Das Ritterfest irritierte mich nicht nur durch die Masse an Menschen, Lärm und Gestank—den ich erst wahrnahm als ich Abends an meiner Garderobe roch—, auch das legere Führen von Waffen schürte meine innere Unruhe. Ich spreche da von Dolchen, Messern und Beilen in der Größe eines Unterarms. Viele von denen werden wohl nur zu Schauzwecken getragen, aber wenn da nur drei Häferl dabei sind, bei denen die Trümmer einsatzbereit sind … da verliere ich den Glauben in die Exekutive, die mich wegen meines Arbeitsmessers ermahnte—welches zum Zeitpunkt der Kontrolle damals bereits in schlechter Verfassung war—aber hier deutlich größeres Schneidwerkzeug mit einem «Schau dir den Feidl au.» kommentierte.
Und natürlich gingen mir die ganzen Leute in «historisch Akkurater» Kleidung auf die Nerven. Ja, das ist lieb, aber wenn die dann eine Sonnenbrille aufhaben … es ist schon schlimm genug, wie verklärt man selbst auf die Zeit blickt, und bei solchen Veranstaltungen in seiner Meinung bestätigt wird.
Aber ich gebe zu: die Turnierkämpfe waren interessant anzusehen. Die Teilnehmerinnen haben sich dabei amtlich verdroschen, und die Unterhaltungen der Schiedsrichter waren … angenehmes Klugscheißen.
Aja, und dann war da der Verkäufer am Wildschweingrill, der verkündete, dass der Verzehr seiner Waren sich positiv auf die persönliche Klimabilanz auswirke. Wieso werde ich wohl nie erfahren.

Am einem Arbeitsplatz fiel uns ein zwar oft vermitteltes, aber von den Entscheidungsträgern konsequent heruntergespieltes Problem, auf die Füße. Kurzfristig fünf Kilometer 140mm2 aufstellen—wir verwenden in Europa ein Dreileitungssystem, plus Neutralleiter und Erde—, samt Aggregat und USV—nterbrechungungsfreie Stromversorgung—erschien uns erst unmöglich. Unser elektrotechnischer Dienstleister schaffte dies allerdings binnen zwei Tagen. Ich kann mir nur vorstellen, dass sich auf irgendeinem Werksgelände gerade jemand fragt, wo das Zeug dass eigentlich gerade auf einen Anhänger geschoben werden sollte, hingekommen ist.
War lustig wieder Kabel zu ziehen und herumzuklemmen. Beim anklemmen unter Spannung mussten wir die Leute vom Dienstleister übernehmen lassen. Aber wir lernten neue Technologie kennen: Schwungmassen, die bei Netzausfall den Motor, der sie davor noch antrieb übersynchron laufen lassen, ihn damit zum Generator machen aber mit beinah verschleißfreien, magnetischen Lagern verbunden sind. Da stehst du neben einem Ding das mit 5000 Umdrehungen in der Minute rotiert, und bemerkst nur ein leises Surren.

Und ich raufe wieder wegen der Kinderbetreuengszeiten. Der ewige Krampf…

Wieso sagte mir niemand, dass es neu gemachte Capatwin Future Figuren gibt? HL Pro brachte da welche heraus, allerdings ist der Preis durch den 1/5 Maßstab entsprechend happig—was vor den momentanen Alltagskosten kein Problem war.
Außerdem hat Bandai die Ultra Q Monster aus Shin Ultraman angekündigt, und die kennt Kirby auch, und die sind stabil und halten damit «toben» recht gut aus.

Weil ich gerade Pop-Kultur anriss: Die Debatte um den neuen Indiana Jones Film verstehe ich nicht. Natürlich ist der «scheiße», der ist auch nicht mehr für Leute gemacht, welche die ersten drei in ihrer Jugend sahen, sondern für ein neues Publikum.
Außerdem: wieso scheint es mir so, als muss alles plötzlich einen Kanon haben? Hatten die ersten drei auch nicht, weil es gegen die Ursprünge der Figur gehen würde: dem Groschenheft Abendteuerer, bei dem jedes Heft das erste ist, und Kontinuität nur existiert, wenn sie es muss. Man sah bei Star Wars wo das hinführen konnte … über welchen Blödsinn ich mich mit Leuten unterhielt. Lustig wars trotzdem, trotzdem, wenn die jüngeren Mitarbeitenden sich in Gesprächen über «Es ist unrealistisch, dass ein Drache XY kann.» verlaufen, erinnere ich sie daran daran «Es ist alles Bullshit, verlauft Euch nicht darin.» Nicht, dass sie nichts anderes vorzuweisen haben, als sich mit diesem besonders gut auszukennen, wenn sie in ihren 40er sind.

Da beneide ich gerade einen der ehemaligen Liebhaberkollegen momentan, der ist in meinem Alter, und macht sich gerade selbstständig—hat seinen Meistertitel gemacht und schaut jetzt einmal weiter. Könnte einmal nachfragen, ob er schon seinen Gewerbeschein hat. Ich arbeite momentan nur darauf hin, jeden Tag im Bett zu landen, mir die Decke über den Kopf zu ziehen, und so zu tun, als wäre ich alleine auf der Welt.
Und es fällt mir schwer, mit ehemaligen Kollegen Kontakt zu halten.

lustige Anekdote

[ journal ]

Ich freue mich auf das Ende der Weihnachtszeit. Die Adventskalender, Weihnachtslieder und Basteleien stören mich heuer gewaltig. Die Frau räumte Kirbys Medienwiedergabegerät randvoll mit saisonalen Klängen, und auch wenn da kontemporäres Zeug dabei ist, kann ich es nicht mehr hören.
Dazu kommt der Aufwand wegen des Adventkalenders…als wir uns über Erziehung unterhielten, untermauerte ich, dass ich die kirchliche Indoktrination bei Kirby verhindern will. „Auf jeden Fall.“ war die Antwort der Frau — und jetzt kommt der Nikolaus, Adventskalender, Christkind, Weihnachtslieder, das komplette Programm. Es ist frustrierend. Und wenn man fragt, ob man die Musik abschalten könnte, bekommt man „Da musst du ja nicht so aufgebracht fragen.“ als Antwort. Muss ich — ich erinnere mich daran, dass wir entschieden, genau diese Intensität an Feiertagsirrsinn nicht zuzulassen, entsprechend enttäuscht reagiere ich.
Die Menschen um mich sehen es wohl als lustige Anekdote, dass ich an meinem 18ten Geburtstag gleich nach dem Aufwachen meinen Pyijama gegen Straßenkleidung tauschte, um als Erster bei der Bezirksverwaltung vorzusprechen, um den Austritt aus der Kirche auf den Weg zu bringen. Ich will mein Leben frei von Religion und damit verbundener Tradition verbringen. Und da werde ich wohl weitere Mauern aufstellen müssen…dabei haben wir auch ohne diese keinen Platz.

Etwas, dass ebenfalls ein Witz für die Menschen in meinem Umfeld zu sein scheint, ist meine seit neun Monaten andauernde Kurzarbeit. „Du bist ja ohnehin im bezahlten Urlaub.“ ist eine Aussage welche ich unterschreiben würde, nur fühle ich mich seit 2013 nicht mehr, als hätte ich einen freien Tag gehabt. Und seit Kirby in meinem Leben ist, gibt es keine Freizeit mehr. Außerdem, bezahlter Urlaub: das Geld das ich gerade bekomme, kommt aus dem Steuertopf in dem ich vorher 18 Jahre einzahlte, das fehlt hintenraus!
Mir fehlt die Zeit zum abschalten. Früher fand diese auf dem Weg an und zurück vom Arbeitsplatz statt; seit dem Überfall und der erfolgreichen Verlegung des Drogenhandels in die öffentlichen Verkehrsmittel fiel diese Option weg. Dazu der fleischgewordene Wahnsinn am Arbeitsplatz…ich bin Menschen überdrüssig.

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Wir werden an den Massentests teilnehmen. Unser beider Arbeitgeber hat uns freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass es durch unsere Tätigkeiten durchaus gern gesehen wäre sich zu beteiligen.
Und Sankt Sebastian kann sich sein Narrativ ohnehin so forumlieren, dass er am Ende gut dasteht. Sind die Teilnehmerzahlen zu nieder, kann man Lockdown 3 damit rechtfertigen; nehmen genügend Menschen teil und die Zahlen sind gut, können wir Einkaufen und Skifahren, und gehen dann in Lockdown 3 weil alle Anderen undiszipliniert waren; nehmen genügend Menschen teil und die Zahlen sind schlecht, kann die Regierung schlimmeres verhindern — endlich.
Das stört mich derzeit: ich denke nicht mehr kritisch genug über meine Verschwörungstheorien nach. Ich denke, ich ließ den Pessismismus endgültig von der Leine.

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Ich besorgte Bücher für die Instagram Wichtelgruppe. Das Thema war „Überraschen mit Fantasy und Science Fiction, bzw. Sci-Fi Bücher die uns gefallen könnten“. Ich entschied mich für In Calabria von Peter S. Beagle — eine „lockere“ Fortsetzung von The last Unicorn. Ich laß es im vergangenen Sommer, und das Buch hatte einen entspannenden Effekt auf mich. „Den könnte es doch auch auf meine Wichtel haben.“ dachte ich mir — und ich hatte sonst einen Haufen Ideen, fühlte mich aber mit keiner Sicher1. Das Bücher ist außerdem schmal genug, um als Keil für wackelndes Mobiliar zweckentfremdet zu werden. Die Kosten für Besorgung und Versand haben mein Budget für diesen Monat geschmälert…ich hätte aber auch vermitteln können, dass ich heuer keinen großen Spielraum habe. Um auf den Punkt zu kommen: ein Wichtel teilte mir mit, dass Ihr Gesschenk für mich es wohl nicht schaffen würde noch 2020 anzukommen, denn sie hat mir ein Bild von dem Zeichner Mitch Gerards besorgt.
Ich möchte gar nicht wissen wie teuer das war.
Und fühle mich schlecht, weil ich wegen der Buchkosten mit den Zähnen knirsche.

Und: Nein, der Geschenkeaustausch findet nicht unter dem Weichnachtlichen Deckmantel statt, wir feiern den Colorist Appreciation Day — nur um 11 Monate zu spät. Coloristin Jordie Bellaire brachte Einen von uns darauf, als er ein Heft von Ihr signieren ließ.

1.. Meine Ideen:
The Black Company
Lord of Light
Dune
The Godmakers
2001 – A space odyssey
The shadow of the Torturer
Kenobi
Let the right one in
The Time Travellers Wife
The amazing adventures of Kavalier & Clay

Steingärten

Wer an dem Versuch, eine Art privaten MyTagebuch Kanal zu basteln teilnehmen möchte, der schreibe mir seinen WordPress Usernamen, und ich werde eine Einladung verschicken.
Man kann mir gerne auch eine e-Mail schicken, oder mytagebuchprojket.wordpress.com direkt besuchen.

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Ich bin momentan alleine.
Und nach der vergangenen Wochen ist dies wie ein warmes Bad am Abend. Natürlich macht sich ein Schub bemerkbar—aber der kündigte sich auch schon sein ein paar Tagen an.

Ich nutzte die Zeit bisher, um die Hausarbeit gründlich zu erledigen. Einerseits ist dies immer eine meditative Tätigkeit—so wie manche Leute Steingärten mit dem Rechen bearbeiten um deren Zen Status zu erreichen. Das Problem dabei ist nur: mir fallen andere Arbeiten auf/ein. Und daran verzweifle ich.

…ich fürchte das wir „wie die Tiere“ wohnen. Zum Beispiel gibt es gibt unsere Sesselleisten nicht mehr—nur ähnliche Modelle, die wie ein gebrochener Finger herausstechen würden—, und ein Stück davon hinter dem Eiskasten fehlt.
Und ich schäme mich dafür.
Und ich fürchte, dass es bei uns komisch riecht. Nicht, dass es stinkt, aber bewohnte Plätze haben einen eben einen eigenen Geruch—und bevor ich „meine“ Wohnung bezog, irritierte mich der Geruch eines Haushaltes beim ersten Betreten. Die Plätze stanken nicht, sie waren nur mariniert in…Seifen, Hautzellen, den Umweltfaktoren und all den anderen Dingen die Gerüchte formen.
Puh, und während ich dies Tippe fällt mir ein, das Tiere noch viel besser riechen als wir, weil deren Gehirne „einfacher“ arbeiten, wenn wir die alle olfaktorische Informationen auch noch mit voller Leistung verarbeiten würden, würde es uns wohl die Birne zerreißen.

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Die zweite Staffel der Serienumsetzung der Umbrella Academy ist scheiße. Langsam stehe ich Produkten von Plattformen wie Netflix skeptisch gegenüber.
Mir ist schon klar, das man das Comic nicht 1:1 in bewegte Bilder mit „echten“ Menschen übersetzen kann, und dass sich die Produktion ohnehin weit aus dem Fenster lehnt—ein Großteil der Seher stieg wahrscheinlich bei der ersten Staffel aus, weil es einfach etwas ganz anderes ist—aber nachdem ich die Comics kenne, ist mir die Serie einfach zu generisch. Und zu feige.
Technisch bekommt man den Bauch gepinselt, keine Frage. Die Produktion tat ihr bestes, um uns die pastelligste aller 4K Versionen unserer Vorstellung der USA der frühen 60er Jahre zu vermitteln. Die lizensierte Musik bog manchmal in komische Gassen ein, aber aus dem Spiel bin ich schon zu lange draußen um spüren zu können, was gut ist.

Auf der anderen Seite endete die zweite Staffel von Doom Patrol eine Episode vor dem Finale, weil die Produktion wegen Covid19 eingestellt wurde—und niemand weiß ob und wann sie zurückkehrt. Und dabei ereilt die bewegte Doom Patrol ein ähnliches Schicksal wie das Comic dem sie entsprang: es scheint nicht genug Menschen zu interessieren—ob sich das ändern würde, wenn der Rest der Menschen wüsste, das Gerard Way, der Autor der Umbrella Academy Comics, derzeit auch der Autor der Doom Patrol ist? Bzw. war, bilde mir ein das Comic wurde wieder einmal abgesetzt—nicht ganz unbegründet wie ich finde.
Dabei hat genau diese Doom Patrol Staffel Themen aufgegriffen, die Umbrella Academy nur anschneidet: der Umgang mit Trauma, Missbrauch, Fehlern und Außenseitertum. Der Umgang damit, wenn man Menschen verletzt, missbraucht oder verdrängt. Sicher, beide Serien sind nicht dazu da, den Menschen zu analysieren, aber man kann in der…Andersartigkeit beider Programme einen Denkanstoß mitgeben, und das hat Umbrella Academy nicht geschafft, und wenn ich Pech habe, sehen wir das Ende von Doom Patrol nicht…Hauptsache Stargirl hat eine zweite Staffel bekommen.
Das ist auch so eine Serie…wie ein Verkehrsunfall. Man kann nicht wegschauen.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal so etwas denken könnte, aber könnten wir eine Pause bei der Weitervermaktung von Comics machen? Jedenfalls von den Superhelden und ähnlichem? Ich las erst gestern Paco Roca’s The House1, und das war wieder einmal etwas gemütliches, intimes, melancholisches über Menschen. Zehn gemütliche Episoden draus machen, und man hat Badewannenfernsehen.

Es ist immer wieder beeindruckend, was man mit digitaler Bearbeitung auf seinem Multifunktionstelefon alles zaubern2 kann.

1– amazon.de
2– youtube.com

115 :: Regionen kennenlernen

:: 24apr20 ::

Die Frau hat Kirby ein paar lokale, kindgerechte Hörspiele auf sein Medienwiedergabegerät gespeichert. Ja, die Hörspiele sind gut produziert—aber beim hören, ist es mir peinlich anwesend zu sein.
Und das von jemanden, der sich Zeichentrickserien ansieht, in denen einer per Zauberspruch seine Hose auszieht und Selbstbräuner aufträgt[1].
Dem war allerdings schon im Kindertagen so; wenn wir im Zuge einer Schulaktion im Theater waren, ist es mir peinlich gewesen anwesend zu sein. „Hoffentlich kennt mich keiner.“ war damals ein unpassender Gedanke.

Da fällt mir auch eine Führung durch Wien aus meinen Kindertagen ein. Unser Führer – badampf[2] – hat seinen Künstlernamen nach der Vorstellung erklärt, ich erinnere mich heute noch daran, dass ich im Boden versinken wollte.
Heute beneide ich den Mut, den diese Menschen hatten.
Puppentheater war auch immer stinkfad. Aber ich habe mit vier Jahren Robotech[3] gesehen—mein Hirn ist früh vergiftet gewesen.

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Mein Therapeut hat mir vorgeschlagen, die rektalen Regionen von entscheidungsrelevanten Personen des professionellen Alltags besser kennenzulernen.
ich hätte in dem Moment auflegen sollen.

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Japanische Bleistiftminen für mechanische Bleistifte sind besser als die lokaler Marken.
Dazu ein Kuru Toga Bleistift[4]…
ich habe gesprochen.

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Von der siebten Staffel Clone Wars bin ich bisher nicht sonderlich begeistert gewesen—aber in der zehnten Episode haben sie etwas geschafft, dass den Star Wars Animationsserien bisher nicht sonderlich geglückt ist: Sie vermittelt den Eindruck von Masse bei einem Lichtschwertkampf[5]. Wir sind noch nicht ganz „da“, aber mit jeder Serie wird es besser.
Aber es wird wohl nix das letzte Kenobi/Maul Duell schlagen[6]


[1] He-Man transformation – I Have The Power –youtube.com
[2] Comedy drum fill –youtube.com
[3] Robotech –en.wikipedia.org
[4] The most advanced pencil –youtube.com
[5] Ahsoka vs Maul Final Fight –youtube.com
[6] Darth Maul vs Obi-Wan –youtube.com

115-2019 | 115-2018

17mar20

Ein Liebhaberkollege schickt eine Audiodatei in unseren Slack-Klon. Den Monolog den Will Smith in der Verfilmung von I am Legend[1] per Funk ausschickt.Da ist es mir kalt den Rücken hinuntergelaufen – ich habe bei der Suche nach einem Buch für Brüderlein fein erst die Vorlage in Händen gehalten und ein paar Zeilen des Endes gelesen. Muss man den Film gesehen haben? Ich kann Will Smith nicht mehr sehen…[2]

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Brüderlein fein hat neben einem Buch auch noch ein paar Vorräte gebraucht. Da hat jemand nicht ganz verstanden, was Quarantäne bedeutet, und Brüderlein fein teilt den Zustand nun mit ihm.
Jedenfalls verstehe ich nun einen Satz aus einem Werbecomic für Ginseng Roots:

Yet I still feel defined by my upbringing; uneducated, unsophisiticated, working class.

aus dem Werbematerial zum Comic Ginseng Roots
Bildrecht liegt beim Besitzer

Beim einkaufen der Vorräte ist meine Depression gefüttert worden. Auch heute haben die Menschen nach deren Öffnung die Nahversorger leergekauft. Wir haben uns ins Auto gesetzt und sind weiter raus gefahren. Dort haben wir alles bekommen, um Brüderlein fein für 14 Tage versorgen zu können. Bier hat er in weißer Voraussicht schon vor längerer Zeit eingelagert.
Später haben wir erfahren, dass unser Grätzl einer der Brennpunkte der Hamsterei ist.

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Beim Mittagsschlaf hat Kirby sich ausnahmsweise nicht quer über mich gelegt, sondern hat mir genug Platz zum lesen gelassen.

Der Kleine ist tapfer. Man merkt Ihm an, dass er die Spannung in der Umgebung wahrnimmt, und die Gefühle nicht ganz einordnen kann – aber sein Bestes gibt um seinen Frust zu nutzen. Um zu bauen, um mit uns zu turnen oder um zu zeichnen.

Bei einem kurzen Spaziergang hat er sich mit mir niedergelassen, und wir haben den Vögel beim kreisen zugesehen.
Der Anblick von Bussen, LKWs und Müllautos sind immer ein Höhepunkt für Ihn – wenn sie sich auch noch bewegen dreht er durch –, und als wir den Krähen beim gleiten zugeschaut haben, habe ich darüber nachgedacht, wie das wohl werden wird, wenn er die Antwort auf die Frage „Wie fährt ein Auto?“ bekommt? „Wir nehmen die Energie aus kontrollierte Explosionen und bewegen damit Kolben, welche wiederum eine Achse drehen[3][4].“ Verbrennungsmotoren sind die ersten die mir eingefallen sind, schauen wir einmal wie es sich entwickelt. Bei Hybriden kommt ja noch der Elektromotor dazu, der beim Bremsen zum Generator wird, und zu dem man parallel einen Verbrennungsmotor laufen lassen kann usw..

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Beim Spaziergang ist uns wieder aufgefallen: So richtig ernst, scheint man es mit dem sozialen Distanzieren nicht zu nehmen. Meist haben wir für den geratenen Meter Abstand gesorgt, und viele Gruppen mit mehr als fünf Personen, nutzten das warme Wetter, um sich im Grünen zu treffen. Gut, es sollen immer maximal fünf Personen aus einem Haushalt sein, das würde sich ausgehen.

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fußnoten

[1] I am Legend (novel)
–en.wikipedia.org
[2] Nicht weil ich selektiv blind bin, aber wie bei Tom Crusie habe ich das Gefühl, dass der Herr Smith in der Küchenlade sitzt, und darauf wartet, mir Werbung ins Gesicht halten zu können sobald ich sie öffne.
[3] Ottomotor
[4] Wankelmotor
–de.wikipedia.org