weil ich schon dabei bin

journal // wmdedgt

Am fünften jedes Monats wird gefragt: Was machst du eigentlich den ganzen Tag? und hier ist meine Antwort.

Mein Sicherheitswecker ratschte um 04:30. Meinen Handgelenkswecker bekam ich nicht mit. Es wird wohl Zeit dafür, an Arbeitstagen wieder früher ins Bett zu gehen.
Nach dem Frühstück wollte ich einen Teil meiner Tagesnotizen erledigen, da höre ich Kirby über das Babyphon rufen. Als ich in seinem Zimmer ankomme fragte er mich, ob er weiterschlafen könne, was ich ihm versichere. Ob ich mich zu ihm legen könnte, fragte er weiter. Ich holte meine Armbanduhr und legte mich zu ihm. Kirby schlief gleich wieder ein, davor legte er sich meine Hand auf die Brust.
Während ich dalag, die durchs einfallende Streuchlicht fahl ausgeleuchtete Zimmerdecke hypnotisierend, meine Gedanken über mein kreatives Schreiben, meine Gesundheit und was ich alles lesen möchte kreisend, begann plötzlich etwas hörbar zu rattern. Zu der Zeit schief Kirby bereits wieder sehr ruhig, also wagte ich es, meine Hand zurückzuziehen, um die Ursache für das Rattern zu finden. Mein Smartphone war es nicht, es parkte auch kein LKW vor dem Haus—was auf dem Esstisch stehendes Geschirr manchmal rattern lässt. Die Ursache war viel kleiner, aber effektiv: die Uhr der Frau. Die lag in ihrer Ladeschale, schräg gegen eine nicht-Tuppedose gelehnt, gegen die sie beim rattern schlug. Beeindruckend.
Ich erledigte also die Aufgabe der Uhr, und weckte die Frau. Ihre innere Uhr war bereits dabei, sie auf natürliche Art zu wecken, es reichte die Tür zu öffnen um sie endgültig aus dem Schlaf zu holen.
Wir klärten ihren Plan für das Wochenende ab, ich schrieb mir eine Einkaufsliste und erledigte die Morgentoilette—mit einer Nasenspülung um dem drückenden Gefühl in der Nase entgegenzuwirken, was half.
Wir verabschiedeten uns für das Wochenende, und ich machte mich auf den Weg an den Arbeitsplatz.

Es überraschte mich wieder, wie »früh« ich am Arbeitsplatz ankam. In den letzten Tagen probierte ich eine neue Route aus, mit einem längeren Fußweg zum öffentlichen Verkehrsmittel, und einem längeren Fußweg nach der Fahrt. Trotzdem bin ich je nach meiner Schrittgeschwindigkeit zehn bis zwanzig Minuten früher da. Ich fürchte, die Magie könnte verloren gehen, wenn die Feiertage vorbei sind.
Mehr als die Begrüßungsformeln wurden am Arbeitsplatz nicht ausgetauscht. Sehr gut. Es ist der letzte Tag, an dem wir ein wenig Ruhe hatten, weil drei Viertel des Hauses nicht anwesend sind. Die kleinen Arbeiten erledigten wir bereits in den ersten Wochentagen, alles was bleibt, ist ein paar Positionen für Motoren im Bühnenboden zu markieren. Später erledigen wir das auch, und obwohl wir nur fünf Motoren aufhängen müssen, beschweren wir uns dabei, dass die Mischung aus älterwerden und mangelnde körperliche Betätigung sich langsam auswirkt. Früher hingen wir 20 zum aufwärmen—nein, wir waren fertig, aber der Körper vergaß die Anstrengung schneller. Und ich trainierte jeden zweiten Tag und aß ausgewogener.

Während meiner Pause laß ich Die Einsamkeit der ersten ihrer Art von Matthias Gruber zu Ende. Es ließ mich ein wenig enttäuscht zurück, aber die Reise bis dahin war überraschend unterhaltsam, und ich kenne die Figuren aus dem Buch aus meinem Leben. Das Buch war für mich eine Art Spaziergang durch meine Erinnerungen und Teile meiner Gegenwart, aber mit einer Trennwand dazwischen—ein Besuch im Zoo.

Mittags nahmen wir uns alle eine Gutstunde, und läuteten das Wochenende ein.
Auf dem Weg nach Hause besorgte ich Lebensmittel und hole ein Paket aus der Abholstation, Kirbys Hot Wheels Streckenteile. Ich bin gespannt was er damit macht. Es ist spannend wie gut ihm die Autos gefallen, davor war er ein Autobetrachter, jetzt spielt er Verkehrssituationen nach; nicht komplett akkurat, da ist schon einmal ein fliegendes Auto dabei. Ich würde ihm ja gerne weitere Teile kaufen, das Cupcake Haus vielleicht. Aber es war erst Weihnachten, da schenkte man ihm ohnehin bereits mehr als ausgemacht war—zusätzlich zu den Sachen die er ohnehin bereits hat—, und Geld ausgeben ist ein Zeichen dafür, dass es mir nicht gut geht. Das Monat war außerdem bereits teuer genug.

Für mich kam ein nicht-Transformer an: Magic Squares Deadly, der Perceptor aus dem Transformers Kanon ähnelt. Die Figur ist sehr klein, aber im Detail brobdinagisch. Die Benutzung des Wortes auf der Packung gefiel mir, und wird mich wie der Reifenstapel auf Kirbys Hot Wheels Garage lange verzücken. Die Figur ist allerdings wirklich gut. Kirby möchte deren nicht-Optimus Prime haben … und ich deren nicht-Hound und nicht-Jazz. Hach, und nicht-Ratchet weil ich schon dabei bin.


Weil ich an Perceptor denken musste, schaute ich Abends die Transformers Episode aus The Toys that made Us—verfügbar auf Netflix—, nur wegen der Szene am Ende, in der Hideaki Yoke, der Vater der Mechanik dahinter, ganz Stolz sein Ruhestandsgeschenk zeigt: eine Perceptor Figur, in dessen Mikroskop das Wort »Arigato«, japansich für Danke, gefräst wurde.

Auf dem Weg nach Hause leiß mich die Frau wissen, dass sie und Kirby nun auf dem Weg zu den Schwiegergroßeltern war. Kirby wollte bereits nach dem finalen aufwachen losfahren. Zwei Stunden später kamen sie an, und Kirby hatte, wie angekündigt, hörte nur Hörspiele während der Fahrt.
Wegen des Wetterberichts packten sie die anwesende Verwandtschaft zusammen, und besuchten einen Dinosaurier Park. Der war allerdings nicht an der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Themas interessiert, sondern hatte Dinos, die gegen Geldeinwurf ein Ei ausgaken und einer animatronischen Band die schlechter ist als HeavySaurus.

Ich hielt einen Nachmittagsschlaf.
Den Rest des Tages ließ ich ruhig angehen. Schaute Jules—der gut ist, aber sich am Ende zu sehr in seinem Twist verwickelt, und nicht mehr herausfindet.
Kümmerte mich um die Datensicherung, die ich seit Wochen aufschob. Es wird Zeit, »die Speicherstadt« endlich fertig zu bauen. Eine Festplatte fehlt noch. Dann könnte ich damit anfangen, Daten für die längere Aufbewahrung auf Blu-Ray zu brennen. Wann kommen denn nun die Speicherkristalle aus Star Trek?
Las weiter in Craig Mods Things become other Things, was mich ebenfalls an Menschen aus meinem Leben erinnerte, aber nicht in der Intensität wie Mod sie erlebte. Im Hintergrund liefen dazu irgendwelche deutschen Fernsehfilme, die entspannen mich, die sind sicher. Immer wenn mir etwas einfiel, erledigte ich eine Kleinigkeit, Dokumente zum Scannen vorbereiten, Dinge nachschlagen die ich mir notiert hatte, versuchte mein englisches Blog wieder in Betrieb zu nehmen. Dazwischen schaute ich die oben erwähnte Episode von The Toys that made Us.

Im Hintergrund baute sich dabei eine »Panikattacke« auf. Der Schlaf verschob sich deswegen weiter nach Mitternacht als gedacht. Davor laß ich ein paar der aktuellen Batman Comics von Autor Chip Zdarsky nach. Die sind gut, aber an seine großartigen ersten paar Hefte kommt er momentan nicht heran. Ich dachte gleichzeitig, dass trotz dieses Umstandes, das Gesamtwerk am Ende gut sein wird. War bei Grant Morissons Batman dasselbe, da stieg ich auch dazwischen geistig aus, und als ich es dann in seiner Gesamtheit nachlas, verstand ich nicht wieso.

15 Kommentare zu „weil ich schon dabei bin

    1. Ich schreibe darüber nicht gerne, weil es etwas ist, dass mich verletzt, wenn sie mich mit Resignation im Gesicht ansieht und ich mich frage, wieso ich an dieser Beziehung festhalte, wenn sie mit jemand Anderen ihr Leben genießen könnte.

      Gefällt 1 Person

      1. Ist jetzt schon wieder ne Weile her, dass ich es gelesen habe, aber du meinst die Metamorphose? Fand ich eigentlich ganz schön, weil so märchenhaft 🙂

        Like

      2. Genau. Das war mir als Ende zu wenig, aber dann hätte es wohl noch einmal 300 Seiten gebraucht, um alles wieder auf Schiene zu bringen :-)

        Gefällt 1 Person

      3. Irgendwann mir mal Schluss sein, richtig 😉 ich sehe es auch eher metaphorisch von wegen wie schwierig bis unmöglich es sein kann, seinen eigenen Platz zu finden.

        Like

      4. Besonders wenn man mit kaputten Karten spielt. Ich kannte/kenne leider viele der Figuren in dem Buch, und bei manchen war die Metamorphose leider ein Sprung ins „Zombie“ sein.

        Like

  1. Du musst ja nicht unrecht haben, aber weißt du was ich denke, was sie macht? Sie nimmt Abschied von dir, indem sie alles von dir aufnimmt, was sie kann. Du bist so ein liebevoller Papa, ebenso Ehemann, wo du kannst übst du dich in Rücksicht, und glaubst du, das wüsste sie nicht? So einen wie dich kann sie nicht einfach gehen lassen.
    Ich habe nämlich in der vorigen Nacht genau das geträumt, was ich seit einer Weile tue, und zwar meine geliebte voller Wehmut Abschied nehmend anzublicken. Dabei bin ich ja ganz, ganz nahe. Jeden Tag, jede Nacht – ich habe Angst.

    Like

Hinterlasse eine Antwort zu Kätzerin Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..