9mar20

[update 14mar20: Bild zu Ginseng Roots no.1 (2019) hinzugefügt]

Zwei Jahre Vaterfreuden.

professioneller Alltag

Das Verhältnis zwischen Angst, Schutz und wirtschaftlichem Verlust hat nun auch meine Küste erreicht. Wir sind „Too big to fail“ wie man im Neusprech der Sakkohalter sagt – doch siehe da: sind wir nicht.

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Und als wäre das nicht schon Grund genug sich umzudrehen und nach Hause zu gehen, hat man noch einen Grund draufgelegt: eine Diskussion zu dem Thema „Ist es wirklich immer notwendig sich nach der Benutzung der Toilette die Hände zu waschen?“ Weil wenn man nur Ludelt, und dabei das Pissoir trifft, greift man ja nix an – außer die Türgriffe, sein Brunzgeschirr[1]…und wahrscheinlich hat man Urinspritzer an den Händen. Aber wir reden von einem Betrieb in dem man ein Geschäft zwar riecht, aber man danach nur die Klospülung hört und die Leute lange Fingernägel kultivieren.

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Bei einem Internethändler haben wir durch Zufall einen Verkäufer gefunden, der Blue Tape zu einem guten Preis hat, und den Spitznamen eines ehemaligen Kollegen trägt.
So, jetzt wirds grauslig: der Spitzname ist aus einem Aufnahmetest dieser Person heraus entstanden. Der hat einem im vorbeigehen die Popofalte entlanggestreichelt, und wenn er gut aufgelegt war über den Anus gestreichelt. Ich dürfte mit meinem „Fur olle Leit? Du Sau gfoist ma.“ bestanden haben. Bis zu seiner Pensionierung hat er nichts über mich kommen lassen.
Ein Liebhaberkollege hat vorgeschlagen zu bestellen, und dann eine Beschwerde an das Verkaufsportal zu schicken: Haben uns bei der Transaktion nicht belästigt genug gefühlt.

: Comics

Kirby hat sich beim Mittagsschlaf ausnahmsweise in meine Armbeuge anstatt quer über mich gelegt, und mir somit die Zeit gegeben ein wenig zu lesen.

:: X-Men/Fantastic Four no.1+2 (2020)

Bei Marvel’s Mutanten hat sich seit dem letzten Sommer ja ein wenig was getan: Man hat erneut einen Inselstaat gegründet, sichert sich politische Macht mit wundersamen Medikamenten und lässt Jean Grey, Scott Summers und James Howlett deren Dreiecksbeziehung offen ausleben[2].
Und jetzt hätte man gerne den Franklin Richards[3], einen Omega Mutanten[4], unter den Inselbewohnern.
Natürlich folgt auch diese Serie der klassischen Überschneidungsgeschichte zweier Comicfranchises: erst wird gepöbelt, dann wird geprügelt, nach den ersten Schlägen beginnt die B-Handlung. Soweit sind wir einmal. Die B-Handlung bringt die Streitparteien wieder zusammen, weil sie den eigentlichen Antagonisten in die Geschichte bringt. Trotzdem hat mich etwas an der Geschichte getroffen: da steht plötzlich jemand mit seinem
Hofstaat – alle bewaffnet – vor der Tür, und fragt, ob man ihm nicht sein Kind mitgeben möchte.
Und das ist etwas das mir in der Kritik der aktuellen X-Men Titel nicht angesprochen wird: die drehen den Spieß gerade um. X-Men ist ein Titel, dessen Popularität in der Tatsache liegt, dass es ein Hafen für die Ausgestossenen ist. Und mit Chris Clairmont’s Arbeit als Autor, hat der Titel eine Lebendigkeit erhalten, die er im alltäglichen Leben und Interaktionen der Figuren verankert hat. Die Helden wurden zu Personen. Mit Johnathan Hickman am Steuer war mir schon klar, dass eine Kälte Einzug halten wird – das ist einfach seine Art, aber er schafft es auch, die Temperatur wieder zu erhöhen wenn es notwendig ist –, aber die Art wie er die Mutanten hier agieren lässt – eiskalt – hat mich überrascht. Das Chip Zdarsky in dieser Heftreihe anscheinend die Aufgabe hat zu zeigen, wie weit zu gehen man gewillt ist, hat mich ebenfalls überrumpelt, und wie so oft in diesen Tagen, als Vater getroffen.

X-Men/Fantastic_Four_no_1_2020
aus X-Men/Fantastic Four no.1(2020)
Bildrechte liegen beim Inhaber

:: Ginseng Roots no.1 (2019)

Craig Thompson…Blankets[5] hat mich vor ca. 20 Jahren unter anderem davon überzeugt, das Comics mehr können. Ich habe zwar davor schon Sachen aus dem Vertigo Verlag gelesen, aber hier hat ein Autor/Illustrator es geschafft, mir einen Teil seines Lebens nachvollziehbar zu vermitteln – sogar die Gefühlsebene.
Und das Selbe hat er hier wieder geschafft. Es beginnt mit dem verwendeten Papier – wobei ich mir nicht sicher bin, ob er bei der Auswahl davon Einfluss genommen hat –, welches die richtige Stärke hat um ein leichtes Oberflächenprofil zu besitzen und…fest und doch weich wirkt. Es passt zum Inhalt: ein Blick in die Kindheit Craig Thompson’s und dessen Bruder, in der sie zusammen mit ihrer Mutter auf einem Ginsengfeld in Wisconsin die Familienkasse aufbessern. Die harte Arbeit ermöglicht es den Kindern, Comics zu erwerben, welche sie wiederum zum träumen an ein anderes Leben, als das der Eltern bringt. Das Papier hat mir am meisten dabei geholfen, eine Verbindung zu dem Werk herzustellen – ich halte ein Objekt in Händen, es hat Struktur und ist fest und vermittelt mir eine Gegenwart, aber es ist auch so leicht, als würde ich die Gedanken eines Menschen in Händen halten. Die Hefte zwei und drei liegen auch schon zu Hause, und ich freue mich schon darauf mehr über Thompson’s harte Zeit auf den Ginsengfeldern der USA zu erfahren.

ginseng-roots-no1-the-thompson-brothers-look-fhrough-comics-while-the-ghosts-of-their-childhood-selves-observe-them
aus Ginseng Roots no.1 (2019)
Bildrechte liegen beim Inhaber

fußnoten

[1] Brunzgeschirr = setzt sich aus „Urinieren“ und „Geschirr“ zusammen, und beschreibt den Penis bzw. die Vagina als notwendige Hilfsmittel.
[2] Ein Plan der Summers Residenz hat da für Gesprächsstoff gesorgt.
Marvel is Seriously Thirsty For An X-MEN Love Triangle
–screenrant.com
[4] Mutants (Marvel Comics)
–en.wikipedia.org
[5] Blankets (comics)
–en.wikipedia.org

29feb20

Ausschnitt aus dem Cover von Ginseng Roots no.1 (2019)

Das Bauchmuskeltraining zeigt Wirkung.
Jedoch nicht im eigentlichen Sinne—ich spüre zwar, dass ich ein wenig mehr Leistung zur Verfügung habe, aber statt definierter Muskeln dürfte mein Bauchfell wieder beleidigt sein.
Dazu kommen meine hoffentlich psychosomatischen Beschwerden.

Anschaffungen

Jetzt habe ich auch eine elektrische Zahnbürste. Eine die „mit Schall arbeitet“. Selbst mit den „ultrasoftesten“ Bürstenköpfen bearbeite ich meinen Kauaparrat—unbewusst—wie ein Henker, und in Absprache mit einem Zahnarzt probiere ich jetzt einmal wieder einen Reinigungsautomat. Fühlt sich komisch, aber nicht unangenehm an—auf jeden Fall besser als die mechanischen Pflüge der anderen Hersteller. Bei den Anal-C Produkten denkt man, man hat einen Schlagbohrer in der Hand.

Vaterfreuden

Kirby hat eine Art besten Freund im Kindergarten. Mit den Eltern von dem Kind verstehen wir uns recht gut. Nur fehlt mir das Selbstbewusstsein zu denken, dass mich diese Menschen „ernst nehmen“. Das sind sehr gelassene, intelligente Leute, die neben dem Kind auch noch einen Weg nach oben im Leben—scheinbar erfolgreich—koordinieren. Da denke ich mir immer die sehen mich als lieben Blaumanträger, der nicht weiter als seine Fingerspitzen denkt—womit sie vollkommen richtig liegen. Wir haben ein Treffen in der Freizeit der Kinder arrangiert. Und ich fürchte mich davor, dass Die bei uns vorbeikommen, und das ganze Spielzeug sehen, und die Comics, und wie das ganze Teilweiße chaotisch geordnet ist, und ich daraufhin als trainierter Primat in deren mentalen Roledex abgelegt werde.
Jetzt steht einmal ein Elterntreffen an, da sind andere Menschen dabei. Da kann ich von mir ablenken. „Pssst, der Fabian bohrt in der Nase wenn er meint es schaut keiner hin.“ Wäre eine Lüge, ich mache das. Gebt mir nicht die Hand.

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Warum benutzen Einzelpersonen am Samstag, während des Übergangs zum Vormittag, den Spielplatz um gemütlich eine zu Rauchen. Es ist ein freies Land, und der Spielplatz ist groß genug, um Kirby die Rolle als unmittelbaren Passivraucher zu ersparen—aber was geht in dem Hirn vor? Der Park, der den Spielplatz beherbergt, ist menschenleer gewesen.
Wenigstens hat er uns nicht offensichtlich beobachtet. Hat sich sogar verabschiedet als er gegangen ist.

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Kirby hat „Papa und Ich“ gesagt als er ein Foto von mir angeschaut hat. Und „Tee“ auf die Frage, was ich zum Frühstück trinken möchte geantwortet.

professioneller Alltag

Es sind alle fertig gewesen: die Leute vom Haus, das technische Personal und auch das Publikum. Die Leute von der Produktion sind gut drauf gewesen.
Vampire?


vorbeigelaufen

Jay Springett hat eine spannende Gedankenkette die bei Dungeons & Dragons[1] beginnt, und dann einen sehr interessanten Weg in die Neuzeit nimmt. Im Standard habe ich als überschrift eines Interview die Kopfzeile ‚Colin Crouch: „Ökonomen vergessen gern, dass Menschen keine Güter sind“‚[2]—ob der Gary Gigax[3] dafür einen Grundstein gelegt hat?
Wahrscheinlich verstehe ich noch weniger als ich glaube.
301 – 2008 – Role For A Thought Leadership Check – permanentlymoved.libsyn.com


fußnoten

[1] Dungeons & Dragons – en.wikipedia.org
[2] Colin Crouch: „Ökonomen vergessen gern, dass Menschen keine Güter sind“ – derstandard.at
[3] Gary Gigax – en.wikipedia.org