Sie brauchen kein Saxophon

Ungefähr 2014 hatte ich regen Kontakt mit einem britischen Skate Fotografen. Als der einmal bei uns unterwegs war, hing ich mich an seine Fersen und verbrachte ein paar Stunden mit Ihm und ein paar Skateboard Enthusaisten die er für ein Zine1 fotografierte. Ich fühlte mich in der Runde nicht wohl. Auch wenn die meißten Leute in meinem Alter waren, wirkten die alle viel … cooler. Deswegen war ich reservierter als sonst; fotografierte wenig aber hörte zu. Im Laufe der Gespräche fragte mich einer der Enthusiasten ob ich jemals auf einem Board stand. Ich erzählte davon wie es mich in einer Turnstunde von einem Board schmiß—wir schlichen uns aus dem Turnsaal, und fuhren die mahe gelegene Brücke hinunter; als mir eine Gruppe Schüler entgegenkam erschrack ich, ind viel vom Board—, was mir mein Wetterempfindliches Knie bescherte. »Aber reizen würd es mich schon.« gab ich zu. »Manchmal muss man sich erlauben an den Klippen zu zerschellen, wenn die Sirenen rufen. Verheilte Knochen sind stärker.« bekam ich als Antwort.
Seitdem steht ein ungenutztes Longboard neben dem Skateboard der Frau. Das an den Klippen zerschellen wäre zwar schlimm—das Gefühl vor dem letzten Sturz sitzt mir heute noch in den Knochen—, aber die eingebildete Meinung der Öffentlichkeit wäre es … und dass »ungestörtes« Fahren in Wien praktisch unmöglich ist. Außer Nachts.

Als ich mir einbildete, Saxophon lernen zu wollen, holte ich mir Rat im Fachhandel, und hätte mir eines zugelegt—bis der Verkäufer die wichtigste Frage stellte: »Wohnung oder Haus?«
»Wohnung«
»Sie brauchen kein Saxophon.«
Seitdem denke ich über ein digitales Schlagzeug nach … die ältere Nichte machte da Ernst. Sparte darauf, kaufte sich ein digitales Schlagzeug und nimmt Unterricht. Um dem Schulstress entgegenzuwirken. Und der muss enorm sein, da Sie wieder trainiert, und mir inzwischen mit einer Watschen den Kopf abtrennen kann.

Was für ein langer Anlauf um zu sagen, dass OlliOlli WorldAdventure Time auf Skateboards—bald verfügbar ist, aber es mich wohl stören wird, dass es kein »zielloses« Open World Skate Spiel gibt; ich bei beinahe nichts »aus meinem Kopf herauskomme« und Menschen beneide, die dies schaffen. Und trotz Papabauch oben ohne Skateboard fahren.

https://youtu.be/-OrHNwx6Yik&w=550;encrypted-media

/ 2022-01-2
/ 1.. Zine = kurform von Magazin; »handgemachte« Publikationen in kleinen Auflagen.
/ #journal #videospiele

153 :: König Sidam

Zuerst etwas positives: die ersten drei Staffeln von Midnight Diner1 sind auf Netflix verfügbar! Jetzt noch die Filme und es ist beinahe perfekt.

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ich werde an dem Sprecherseminar nicht teilnehmen. Mir fehlt es an Selbstbewusstsein, um vor anderen Menschen zu sprechen/vorzulesen—selbst mit Skript im Gwandkasten fällt es mir schwer—, und ich möchte mir nicht schon wieder anhören können, Talentbefreit zu sein bzw. Lob für etwas bekommen, dass mich nirgens hinführt.
Außerdem ist mein Kind jung und braucht das Geld.

ich kann meine Schwiegermutter hören…aber sie versteht auch nicht: es ist ein Kraftakt für mich, aus dem Bett aufzustehen. Und neben der Aufgabe, eine Stunde zum Kursort zu fahren, sich dort zu konzentrieren und wieder zurückzufahren, fürchte ich mich vor den anderen Kursteilnehmern—vor deren Sozialisierung.
„Und was machst du so?“
„Das Wetter ist schon…“
„Coronafall in der Familie gehabt?“
„Politik blablabla“
„Also ich…“
usw.
ich möchte im Moment so wenig menschlichen Kontakt wie möglich haben…

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ich habe Raina Telgemeiers Guts2 gelesen. Liest sich wie ein Teil meiner Vita. In dem Comic beschreibt die Autorin/Zeichnerin, wie sie in ihrer Kindheit auf ihre Angsterkranung aufmerksam geworden ist, und mit der Zeit einen Umgang damit gefunden hat. Man kann es als Werk für Kinder abtun, aber da können sich auch Erwachsene etwas abholen. ich verstehe jetzt, wieso die Frau so eine große Leserschaft hat, denn ich kenne nichts, dass derart mit dem Thema und dem Leser umgeht.
Ein wichtiger Satz darin ist: Sei dir und anderen gegenüber ehrlich.
Dann bin ich das einmal:

ich habe permanente Angst davor, mein Magen oder mein Darm würden sich spontan entleeren.
ich schäme mich für die Geräusche und Gerüche die meine Verdauung erzeugen. Ein Faktor, der mir Angst vor Essen macht.
Der Umgang der Ärzte und meiner Eltern mit der in meiner Familie vorhandenen Stoffwechselerkrankung, was mir auch Angst vor dem Essen bereitet.
Verdauen macht mich langsam, was mir in der Arbeit und jetzt mit Kind Schwierigkeiten bereitet. Niemand scheint begreifen zu wollen, dass ich nach dem essen zuminderst eine halbe Stunde ruhig sitzen oder liegen möchte.
ich finde es wiederlich, andere beim essen zu sehen, aber besonders sie dabei zu hören.

Seit sechs Jahren ist es schlimm.
ich lebe von Käse Sandwiches. Manchmal—zwei Mal im Jahr—ein Stück Paprika.

ich habe das Pech, kein Vertrauen zu meinem Therapeuten zu haben, und wie ich oben erwähnt habe: derzeit scheint mir ich wäre eine Art Verkehrter König Midas: alles was ich berühre wird scheiße.

Laut Urban Dictionary gibt es den Sidam Touch3 sogar.

1 —netflix.com
2 —goodreads.com
3 —urbandictionary.com

153-2019 | 153-2018

148 :: schälen

Die Frau hat den Test auf Covid19 verhaut—ist negativ ausgegegangen.
Der Weg bis zu diesem Ergebnis war ein steiniger. Die Reifen durch die man da springen muss bzw. durch die Andere für einen Springen, haben unsere Selbstwahrnehmung verzerrt, von Patient zu Delinquent. Das liegt weniger an der Art wie mit einem umgegangen wird, sondern an dem bürokratischen Wahnsinn, der durch die Unterteilung der Verwaltungsräume und deren Interaktion ensteht. Zum Glück hat die Frau einen Vorgesetzten und Geschäftsführer, die dem Personal den Passierschein A381 besorgt haben, damit die morgen in Ruhe wieder zum Dienst antreten könne.

Wenn die schriftliche Bestätigung da ist, darf ich auch wieder werken.

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Im Badezimmer ist unser Albtraum wahr geworden: auch die neue Farbe beginnt sich von den Wänden zu schälen.
Jetzt kommt einmal die Lüftungsfirma vorbei, und überprüft die Funktion des Dunstabzugs—seit sich der Drehzahlgeber verabschiedet hat, hat sich die Wandfarbe noch schneller verabschiedet und Schimmelbildung war zu erkennen.
Dumm ist nur, durch die nun weiße Wandfarbe, wirkt die Zimmerbeleuchtung mit ihren 2700 Kelvin Lichtfarbe2 unvorteilhaft gelb.
Da ich aber gerade dabei bin, die Kiste mit den Ersatzlampen aufzufüllen, werde ich einmal kühlere Lampen ausprobieren—in der Hoffnung, dass die den Raum nicht zu sehr nach Spital wirken lassen.

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Kirby hat sich von mir die Haare waschen lassen. Wenigstens etwas das funktioniert.

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ich weiß nicht wie es weitergehen soll.
Ein Lehrling gibt mir seit ein paar Tagen motivierende Ansprachen für den Sprecherkurs—ich bin mir aber nicht im klaren darüber, ob ich in diesen Zeiten mit zehn Fremden in einem Raum eingesperrt lange Reden halten möchte. Außerdem: mir fehlt das Selbstbewusstsein, um vor Menschen sprechen zu können. Wieso habe ich der Kursteilnahme zugesagt?

Mir fehlt das Selbstvertrauen um auf die Straße gehen zu können, ohne angespannt zu sein. Das könnte dem Überfall geschuldet sein, und dem Demographieumbruch in der Nachbarschaft—man hat Drogenhandel entlang einer Straßenbahnlinie durch verstärkte Polizeipräsenz ein paar Stationen weiter geschoben. Und wenn man mit Kind unterwegs ist, ist man eine Projektionsfläche für die Probleme aller Menschen. Den Radfahrern verwöhnt man die Kinder zu sehr, den Hundebesitzern sind die Kinder zu wild und unberechenbar, alte Frauen wissen alles besser und andere Eltern testen die Hackordnung aus.

Was ich hier im Internet fabriziere ist nichts weiter als Speicher- und Zeitvernichtung. Und sicher spricht da der Neid aus mir, aber ich habe Fotos in meinem Portfolio, die andere Menschen zu Geld machen, und Ideen, von denen Andere nachweislich profitiert haben, und ich denke es ist besser beides aufzugeben.

Wenn uns die Krawattenständer aus der Bekanntschaft erzählen, wieviel Geld sie in den letzten Monaten nicht gespart haben—Kurzarbeit kennen die nur aus dem Lexikon—, und ich die Nachrichten lese…wie egal der Bevölkerung ist, dass sie von Saint Sebastian und seinen JüngernInnen verarscht werden…verzweifle ich.

ich denke ich bin fertig mit der Welt.
Therapieplätze sind im Moment nicht leicht zu bekommen bzw. nicht leistbar, und auch wenn ich eine Alternative finde, es reicht mir. ich habe mich aus dem Bett herausgekämpft, mit Sturheit und mehr Glück als Verstand, und ich bin müde geworden.
Und man lässt mir keine Zeit um mich einmal hinzulegen.
Und ich will mir den ganzen Therapiesermon nicht noch einmal anhören.


1. —youtube.com
2. —de.wikipedia.org

148-2019 | 148-2018

27feb20

Den ganzen Tag über mache ich mir Sorgen. Nicht wegen der allgemeinen Hysterie—alle paar Achterl „Es is Nix.“ in die Mikrofone zu rülpsen erweckt einen gegenteiligen Eindruck—, sondern was den Menschen einfällt.

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Ich habe mich aus ästhetischen Gründen dafür entschieden, wieder den Geviertstrich[1] als Gedankenstrich zu benutzen—auch wenn dies nur z.B. in der englischen und spanischen Sprache so gemacht wird.

Vaterfreuden

Es ist schön zu sehen wie schnell Kirby mit anderen Kindern in Kontakt tritt bzw. andere Kinder mit Ihm.
Im Kindergarten habe ich festgestellt, dass es schon eine Gruppe an Kindern verschiedenen Alters und Geschlecht gibt, in der Kirby „mitgliedert“.

Raus aus dem Teller

Ein Gespräch mit einem andern Vater im Kindergarten hat mir wieder gezeigt, wieso ich nicht für ein Arbeitsleben im Großraumbüro—neben der Zwangsmitgliedschaft in der Ö3 Gemeinde—geschaffen bin. Dieser hat zusammen mit seiner Frau einen „Abendteuerurlaub“ gebucht und predigt gerade, dass man Raus aus seiner Komfortzone muss. Der ganzen Welt fehlt die Spontanität, und die Leute müssen an die Grenzen gehen, dann spürt man sich wieder selbst und die Welt ist ein Stück besser. Sie setzen das mit einem Aufenthalt in einem dieser Ressorts, in denen man den ganzen Tag nur mit Haltegurt und Helm unterwegs ist um. „Was machst Du so im Büro?“ hat er mich gefragt. „Letzten Montag habe ich in 20 Meter Höhe eine Lampe getauscht. Tragegeschirr habe ich keines dabei gehabt, weil es an dem Ort ein Fallgitter gibt. Das war allerdings sehr löchrig, deswegen hat mich ein Kollege am Gürtel festgehalten und seine Füße gegen den Rand gestemmt und ich habe mit dem Rücken zum Boden gearbeitet.“ „Stimmt, du bist ja Handwerker.“ ist ihm darauf eingefallen.
Das soll nicht abschätzig wirken, ich schätze Büroarbeit—falsches sitzen macht einen genau so kaputt wie falsche Bewegung—, nur weiß ich nun wo dieser Fitness- und Optimierungswahn unter anderem herkommmen könnte.

Angeschafft

Nachdem mir der Film gefallen hat, habe ich mir Doctor Sleep auch in Buchform geholt.
Stephen King’s Sprache gefällt mir. Er schreibt kurz und präzise. In den Dark Tower Büchern schert er oft aus, jedoch nicht in einer holistischen Art wie ein Tolkien es im Lord Of The Rings praktiziert hat.

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Ein befreundeter Spielzeugsammler hat mir den aktuellen Optimus Prime aus Hasbro’s The War For Cybertron: Earthrise Reihe geschickt. Weil ich mich bei der ersten Version über die Kotflügel—hahahahahhahahaha—an den Unterarmen echauffiert habe.
Aber in dieser Version schaut der Anführer der Autobots seinem G1 Model so ähnlich, dass man meinen könnte eine Masterpiece Version in neuem Maßstab in Händen zu halten. Das Gewicht raubt einem die Illusion wieder.
Ich lache immer noch wegen der Kotflügel.

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Eigentlich wollte ich ausrücken und eine Hose kaufen.
Dann habe ich einfach das Model, dass ich momentan trage, beim Hersteller bestellt. Um so etwas im Geschäft zu machen fehlt mir das Selbstbewusstsein. Besonders jetzt wo ich sogenannte Skinny Jeans trage.


fußnoten

[1] Geviertstrich | de.wikipedia.org